1957 - 1959 Imperial

Imperial-Modelle von 1957 bis 1966 als AMT-Annual-Kits oder Promotionals im Maßstab 1:25


IMPERIAL – THE FINNED YEARS


Teil 1: 1957 bis 1959


Dank des damals noch jungen Herstellers AMT lassen sich die besten Jahre der Chrysler-Marke Imperial lückenlos in Form von Bausätzen oder Werbemodellen nachvollziehen... Die Vorbilder 1957: In Deutschland waren die Trümmer des 2. Weltkriegs weitgehend aufgeräumt und das Wirtschaftswunder nahm langsam Fahrt auf. Noch bewegten sich die meisten Normalbürger mit dem Motorrad oder bestenfalls einem Kleinwagen fort, während sie vorläufig von einem VW Käfer, einem Opel Rekord oder dem Ford 15M nur träumen konnten.
Die Amerikaner waren da schon viel weiter: Ihre Wirtschaft sprang nach dem Krieg sofort wieder voll an und die “Großen Drei” (General Motors, Ford, Chrysler) bescherten ihnen vom Beginn der ´50er Jahre an riesige, phantasievoll gestylte Automobile, die in Europa einerseits ungläubiges Staunen hervorriefen, deren Formen andererseits jedoch in kleinerem Maßstab oft genug kopiert wurden.
Als kleinster der drei großen amerikanischen Automobil-Konzerne stand die Firma Chrysler und speziell deren Nobelmarke Imperial 1957 vor einem wichtigen Umbruch: Die bisherige Anlehnung des Imperial an den Chrysler New Yorker wurde zugunsten einer eigenen, unverwechselbaren Karosserie, die es erlaubte, ein e umfangreiche
Modellpalette anzubieten, aufgegeben. Folgerichtig erhob man Imperial außerdem zu einer eigenständigen Marke innerhalb des Chrysler-Konzerns und richtete ab 1959 ein neues Werk zur Fertigung der ambitionierten Fahrzeuge ein. Ziel dieser gigantischen Offensive war es natürlich, den bisherigen Spitzenreitern im Segment der Luxuswagen, Cadillac und Lincoln, ein Stück vom großen (und lukrativen) Kuchen abzujagen. 1957 befanden sich sowohl Cadillac als auch Lincoln am Ende eines Modellzyklusses, so dass die neue, atemberaubend elegante Imperial-Karosserie auf Anhieb ein Erfolg wurde.
Der verantwortliche Designer Virgil Exner hatte den von ihm 1955 kreierten “Forward Look” konsequent bis an die Grenze des Machbaren weiter entwickelt: Dank der neuen Fahrwerkstechnik mit Torsionsstab-Federung und einer geänderten Bodengruppe konnten die neuen Imperials so niedrig wie nie zuvor erscheinen, außerdem erlaubten die Fortschritte in der Glasbearbeitung erstmals die Verwendung gewölbter Seitenscheiben. In Verbindung mit der deutlich gewachsenen Außenlänge und den sensationell geschwungenen Heckflossen, deren Ansatz bereits hinter der vorderen Tür lag, war eine Form entstanden, die sich an Eleganz und Harmonie kaum mehr überbieten ließ. Die Verkaufszahlen von 1957 spiegeln dies eindrucksvoll wieder: Mit 37.946 verkauften Fahrzeugen schob sich Imperial erstmals vor Lincoln auf Platz zwei der Luxusklasse!
Nach dieser immensen Kraftanstrengung brachte das Jahr 1958 nur geringfügige Änderungen. So erhielten alle Imperials die 1957 noch nicht in ganz Amerika erlaubten Doppelscheinwerfer, einen feiner strukturierten Kühlergrill und eine massivere, einteilige Frontstoßstange. Lag es in einer Zeit der jährlichen Modellwechsel an diesen vielleicht zu geringen Untescheidungsmerkmalen zum Vorjahr, trug die 1958 herrschende Rezession das Ihre dazu bei oder jagte der komplett neue Lincoln Continental den Imperials wieder Kunden ab: Die Verkaufszahlen brachen um dramatische zwei Drittel auf nur mehr 16.000 Fahrzeuge ein und katapultierten Imperial wieder zurück auf Platz drei.
Auch für 1959 gab es nur Retuschen an der Grundform von 1957, diesmal allerdings deutlich auffälligere. Eine komplett umgestaltete Front erhielt tiefer gesetzte Scheinwerfer, eine massive Chromspange im Kühlergrill und einen nochmals
wuchtigeren Stoßfänger. Die seitlichen Zierleisten wurden am Ende der hinteren Radläufe herunter gezogen, so dass der gesamte untere Teil der hinteren Kotflügel mit Edelstahl ”beplankt” war. Schließlich fassten die Designer die beiden Öffnungen der hinteren Stoßstange zu einem lang gestreckten Oval zusammen, was die Heckansicht deutlich harmonischer wirken ließ. Lohn dieser Bemühungen war eine minimale Steigerung der Stückzahlen auf nunmehr etwas über 17.000 Fahrzeuge – in Anbetracht der spektakulären Neuheiten bei General Motors (insbesondere Cadillac) eigentlich kein schlechtes Ergebnis!


Die Modelle

Der Modell-Hersteller AMT, 1947 von West Gallogly als “Aluminium Model Toys” gegründet, begleitete den jährlichen Modellwechsel der amerikanischen Automobil-Hersteller zunächst mit den so genannten “Promotional Models” (Werbemodellen) im Maßstab 1:25. Nach dem 2. Weltkrieg war der Ansturm auf neue Autos so groß, dass viele Händler kaum Ausstellungsstücke zum Vorzeigen bekamen. Galloglys Vision war es, anstelle richtiger Autos eben 1:25er Modelle in allen Farben auszustellen, damit sich die potentiellen Käufer ein Bild von ihrem neuen Fahrzeug machen konnten.
Die Idee schlug derartig ein, dass Gallogly bereits 1948 die Ford-Händler mit Promotional Models (Abkürzung: Promos) belieferte. Der rasante technische Fortschritt im Amerika der Nachkriegszeit erlaubte es schon 1949, auf den leichter zu verarbeitenden Kunststoff umzusteigen. Damit war die Massenproduktion dieser Modelle, die auch als Werbegeschenke und nicht zuletzt (mit Friktionsantrieb) als Spielzeug bei Kindern sehr beliebt waren, kein Problem mehr.
Im Jahre 1957 schlug der damals junge AMT-Mitarbeiter Budd Anderson vor, unmontierte Promos mit zusätzlichen Anbauteilen als “Customizing Kits” zu verkaufen. Im Gegensatz zu anderen Kit-Herstellern jener Tage wie Revell, Aurora oder Lindberg besaßen die AMT-Modelle den unschätzbaren Vorteil einer einteiligen Karosserie, was den Bau gewaltig erleichterte. Und so erschienen die ersten “3 in 1 Customizing Kits” im Jahre 1958, ausgestattet mit Chrom- und Klarsichtteilen, stabilen Metallachsen und jeder Menge Custom- Teilen wie Fender Skirts, Heckflossen verschiedener Größen, Hood Scoops, Louvres, Spotlights, Continental Kits sowie phantasievollen Decals.
Das Echo war gewaltig: Kinder und Erwachsene stürzten sich derart auf die neuen Bausätze, dass AMT zeitweise mit der Produktion kaum Schritt halten konnte. Mit der erweiterten Produktlinie von 1959, die jetzt bereits neun Modelle (Corvette, Chevrolet Impala, Lincoln Continental, Ford Galaxie, Mercury Park Lane, Imperial, Buick Invicta, Edsel und Thunderbird), jeweils als Convertible oder Hardtop Coupe enthielt, folgte AMT den Styling-Trends Detroits und erlaubte den Modellbauern, dank zahlloser Custom- oder Racing- Teile, ihre eigenen Vorstellungen zu verwirklichen – ein bis heute aktuelles Konzept, das seinen Reiz nicht verlieren wird, solange es kreative Menschen gibt!
Erfreulicherweise wurden die Bausätze jener Tage nicht wie die Promos aus einem verzugsfreudigen Acetat-Kunststoff, sondern bereits aus Styrene-Plastik gefertigt, das seine Form – richtige Lagerung vorausgesetzt – auch nach 50 und mehr Jahren behält. Verpackungsseitig gab es eine für alle Modelle gleiche Einheitsschachtel in den Hauptfarben blau und gelb, deren Deckel das Bild eines Phantasieautos mit den typischen Design-Merkmalen aller großen Automarken zierte. Das gleiche Fahrzeug ließ sich auf der einen Schachtelseite als Rennversion samt Starter und Tribüne bewundern, während die andere Schachtelseite eine Auswahl der im Kit enthaltenen Zusatzteile sowie das gesamte Lieferprogramm zeigte. Lediglich die Aufdrucke in den beiden schmalen weißen Feldern auf den Stirnseiten der Schachtel (meist sogar nur aufeiner) ließen erkennen, um welches Modell es sich genau handelte.


Der Imperial von 1957


Das dunkelgrüne Modell des ´57er Imperials basiert auf einem Resin-Kit. Dabei handelte es sich um einen Komplett-Bausatz, der die (einteilige) Karosserie, die Bodenplatte des Annuals, die Innenausstattung mit Armaturenbrett und Lenkrad sowie sehr schöne Chromteile und vacuumgezogene Klarsichtteile für die Front- und Heckscheibe enthielt. Naturgemäß erfordert ein Resin-Kit - selbst bei so guter Qualität – umfangreiche Vorbereitungs- und Anpassungsarbeiten, die in diesem Fall besonders bei den Klarsichtteilen trotz aller Anstrengungen nur ein unbefriedigendes Ergebnis zeitigten. Selbst der Ersatz der Vacuteile durch das Klarsichtteil der Model King- Wiederauflage des ´59er Imperials brachte keine grundlegende Besserung, da die Innenmaße der Resin-Karosserie mit denen eines Plastik-Bodys nicht überein stimmen. Dafür gab es keine Probleme bei der Lackierung, die mit einem handelsüblichen Autolack erfolgte – keine Empfehlung für
Annual-Bausätze, deren Kunststoff moderne Lacke nicht verträgt.


Der Imperial von 1958

Das dunkelrote ´58er Imperial Convertible entstand aus einem so genannten “Builder”: Ein in seinem ersten Leben meist völlig verhunztes, schlecht lackiertes und gebautes Modell, das erst durch langwieriges Abbeizen des alten Lacks und endloses, vorsichtiges Schleifen wieder in einen Erfolg versprechenden Rohzustand zurück versetzt werden musste. Eingedenk der Tatsache, dass die solchermaßen hoch empfindliche Karosserie keine Experimente mit ungeeigneten Lacken mehr überstehen würde, erschien eine Pinsellackierung nach alter Väter Sitte plötzlich wieder durchaus zeitgemäß.
Verwendet wurde Humbrol Dunkelrot glänzend Nr. 20, gut angewärmt und mit einem weichen Pinsel in Kreuztechnik (erst quer, dann längs) möglichst zügig aufgetragen.
Nachdem die originale Bodenplatte des ´58er Annual-Bausatzes keine Radhäuser besitzt und daher einen ungestörten Durchblick von der einen auf die andere Seite erlaubt, wurden mittels Plastik-Sheet passende Radhäuser gefertigt und eingebaut – möglicherweise ein Frevel, der die Originalität des Modells zerstört, letztlich aber einen sehr viel schöneren Anblick bietet...


Der Imperial von 1959

Das Erscheinen der Model King-Wiederauflage vervollständigte die Imperial- Reihe von 1957 bis 1959. Aus Solidarität mit dem Vorjahres-Annual wurden sowohl die hellblaue Lackierung der Karosserie als auch das seidenmatte Vinyldach mit dem Pinsel aufgetragen, während sich das Edelstahl-Dachteil mit Aluminium-Folie vorbildgetreu verwirklichen ließ. Das Belegen der Chrom und Edelstahlleisten mit “Bare Metal Foil”, das Schwärzen des Kühlergrills mit “Tamiya Smoke”, das Nachrüsten von Innen- und Außenspiegeln (die besten sind von Johan) sowie Kennzeichen gab diesem wie auch den beiden anderen Modellen den letzten Schliff. Und so sind sie alle drei zwar keine “Contest Winner”, geben aber diese hoch interessante Phase der Imperial-Geschichte
naturgetreu wieder.


Das Imperial-Promo von 1959


Vor den Bausätzen gab es die Werbemodelle, die den Interessenten eine Vorstellung ihres neuen Fahrzeugs vermitteln sollten und sich darüber hinaus hervorragend als Geschenke für deren Kinder eigneten – eine bestechende Marketing-Idee! Das hier gezeigte elfenbeinfarbene Promo des ´59er Imperials mit dem schwarzen Dach vermittelt noch heute einen Eindruck davon, wie genial dieser Schachzug war, denn wer das Modell sieht, will das Original sofort haben!
Unglücklicherweise stellen die Promos bis zum Jahre 1962 (so lange wurde der Acetat-Kunststoff verwendet) heute oft nur mehr eine völlig verzogene Karikatur des Originals dar. Legionen enttäuschter Sammler haben bereits versucht, mit Hilfe von heißem Wasser, einem Fön oder anderen Tricks den ungeliebten Verzug rückgängig zu machen – manchmal sogar mit kurzzeitigem Erfolg, doch letztlich fand der Kunststoff immer wieder in die alte, verzogene Form zurück.

Frühe Promos sind in Amerika dennoch ein hochpreisiges Sammelgebiet; hierzulande fristen sie ein Mauerblümchen-Dasein, weil sie die Form der Vorbilder oft nur mehr unzureichend wiedergeben. Das Werbemodell des 1959er Imperials zeigt im Bereich der vorderen Kotflügel und am lose eingesteckten Dachteil deutlich den angesprochenen Verzug, ohne dadurch allerdings seinen Reiz zu verlieren. Ein früher
Veredelungs-Versuch bescherte diesem Modell andere Felgen sowie Chrom und
Edelstahlleisten, die noch mit (im Vergleich zu Bare Metal Foil) sperriger Alu-Küchenfolie nachgebildet wurden. Die Bemalung des Innenraums wirkt zwar gut, entwertet das Promo aber in den Augen der Puristen endgültig – keine Wertanlage mehr, aber ein authentischer Zeitzeuge, der diese wunderbare Epoche am Leben erhält!

Herzlichen Dank an:


Christian Pamp, Stockport/England:           Bau des 1957er Imperials
Carsten Wojtenek, Essen:                          Basismodell des 1958er Imperials
Stefan Elsässer, Waldenbuch:                     Promotional Model des 1959er Imperials

Text und Bilder der Annuals und ungebauten Modelle: Gerhard Hoffmann, Bachmehring

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