1955 Mercury Custom

Umbau: 1955er Mercury Custom, Maßstab 1:25, Resin-Kit


CUSTOM MERC


Was tun, wenn sich ein seltener Resin-Bausatz aus den USA als totale Gurke erweist? Das Zauberwort für ein dennoch äußerst gelungenes Modell heißt "Extremes Customizing"...


Wie schon des Öfteren begann die wechselvolle Geschichte dieses Modells in Ebay/USA. Irgendwann um das Jahr 2001 wurde die sehr seltene 1955er Mercury Karosserie einschließlich der beiden Stoßstangen ersteigert. Als das Päckchen ankam, war die Enttäuschung groß: Ein viel zu hohes Dach, zahlreiche fehlende Details und eine schlechte Verchromung trübten die Freude an der Neuerwerbung ganz erheblich. Dabei soll aber nicht unerwähnt bleiben, dass es zu dieser Zeit die hervorragenden Modelhaus- oder Hendrix-Kits nach Vorbildern aus den Jahren 1955/56 noch nicht gab.


So wurde das Projekt also zunächst in die Ecke gestellt und immer wieder darüber nachgedacht, was man damit noch anfangen könnte. Es dauerte ungefähr ein Jahr, bis fest stand, dass daraus ein radikaler Custom-Umbau entstehen würde, weil die Basis für ein "Stock" (=Serien)-Modell zu schlecht war.


Die unendliche Geschichte dieses Modells begann mit dem "Choppen" (=tiefer setzen) des Daches. Auf diese extrem aufwändige Arbeit soll an dieser Stelle nicht näher eingegangen werden, weil es den Rahmen des Berichts sprengen würde. Es sei nur soviel dazu gesagt: Niemals wieder!


Es folgten die weiteren Karosserie-Umbauten wie die verlängerten Scheinwerfer Einfassungen im Stile des 1956er Lincoln Futura-Show Cars. Auch die selbst gebauten "Fender Skirts" (Abdeckungen der hinteren Radläufe) zählten zu den fixen Ideen, die unbedingt umgesetzt werden sollten. Diese Maßnahme streckt die Linie des Fahrzeugs und lässt es tiefer wirken.

Die Heckstoßstangen eines 1957er Thunderbirds von amt/Ertl (1:25) wurden einfach umgedreht und so modifiziert, dass sie mit dem Mercury-Heck harmonisch abschlossen. Den typischen Custom-Regeln folgend, wurden alle Flächen extrem geglättet und auf minimalen Zierrat reduziert ("Shaving").


Nach all diesen Karosserie- Modifikationen stand eine Grundierund Schleiforgie an, wie sie der sicher nicht verwöhnte Autor bis dahin noch nicht erlebt hatte. Im Anschluss daran ließ sich das dunkle Violettmetallic auftragen und mehrmals mit einem Klarlack aus der Dose versiegeln.


Währendessen wurden die beiden aufwändig geglätteten und grundierten Stoßstangen sowie die Abdeckung des Reserverads neu verchromt. Den in einem helleren Lilametallic lackierten Innenraum steuerte ein anderes 1:25er Modell bei.


Der Unterboden konnte recht einfach gehalten werden, da es sich ohnehin um ein Curbside-Modell handelte. Die Endmontage erfolgte nach dem Belegen der verbliebenen Chromteile mit "Bare Metal Foil" und dem Einsetzen der Scheiben. Die Frontscheinwerfer wurden tiefer in den Kotflügel gesetzt ("Frenching"), um den erwünschten "bösen Blick" zu erzielen. Als Rücklichter werden in der Custom-Szene gerne die raketenartigen Gläser des 1959er Cadillac genommen – sie finden sich hier pro Seite in dreifacher Ausführung!


Ein Custom Car muss natürlich noch eine ganz besondere Eigenschaft besitzen: Es liegt sehr tief und die Räder verschwinden fast ganz in den Radausschnitten. Nach den entsprechenden Fahrwerks- Modifikationen erhielt der Mercury die klassischen verchromten "American Racing"-Felgen in Tiefbettausführung sowie Weißwandreifen – mit dieser Kombination kann man nichts falsch machen! Sie gab dem Modell den letzten Schliff, sozusagen das "Tüpfelchen auf dem "i".


So repräsentiert der Custom Merc den typischen Stil der späten ´50er Jahre in der Kunst des "Customizings". Wie viele bereits erschienene Berichte auf dieser Seite beweisen, tendiert der Autor mehr zum originalgetreuen "Stock"-Nachbau seiner 1:25er Modelle. Als Abwechslung dazu und als kreatives Abschweifen von der Norm bereitete dieses Projekt aber trotz aller Probleme sehr viel Freude!


Text und Modell: Oliver Löbert, Ansbach

Bilder: Gerhard Hoffmann, Bachmehring

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