Two Eleanors

TWO ELEANORS - Die Filmautos aus "Gone in 60 Seconds" Teil 1 und 2


Was sich wie der Name einer schönen Frau anhört, ist, wie Eingeweihte wissen, die Bezeichnung für ein zu stehlendes Automobil, das als blecherner Hauptdarsteller sowohl im ersten Teil als auch im Remake von "Gone in 60 Seconds" fungiert.


Im Jahre 1973 kam der erste Teil des Filmes "Gone in 60 Seconds" von H. B. Halicki in die Kinos. In Deutschland konnte das begeisterte Publikum den Streifen unter dem Titel "Die Blechpiraten" 1974 erstmals sehen.

Szene aus dem Film "Die Blechpiraten" von 1974


Eine Bande von Autodieben bekommt einen großen Auftrag: Innerhalb von 24 Stunden müssen 50 Luxusfahrzeuge geklaut und abgeliefert werden. Zur Tarnung erhalten alle Autos Frauennamen und als letztes steht schließlich ein nagelneuer Ford Mustang Mach I in Gelb mit mattschwarzen Rallyestreifen aus. Nach einer wilden Verfolgungsjagd, die ein Drittel des Films füllt und in deren Verlauf 196 Autos zertrümmert werden, ist auch Eleanor nur noch Schrott, kann aber dank einer überraschenden Wendung doch noch heil zugestellt werden.

Im Jahre 2000 kam ein im Vergleich zum Original eher laues Remake dieses Films mit Nicolas Cage und Angelina Jolie in den Hauptrollen in die Kinos. Als Eleanor diente diesmal ein 1967er Shelby Mustang GT500. H. B. Halicki konnte diesen Film nicht mehr genießen – er starb im August 1989 bei einem Stunt-Unfall während der Dreharbeiten zu seiner eigenen Fortsetzung "Gone in 60 Seconds 2".


ELEANOR I

Der Ertl-Bausatz des 1973er Mustang Mach I ist die Wiederauflage eines alten Matchbox/AMT- Kits, die sich mit etlichen Gussgraten und schlechten Passungen nur für Fortgeschrittene eignet.


Der sehr einfach gestaltete Unterboden wurde mit seidenmattem Schwarz lackiert und die Achsen sowie die Auspuffanlage farblich abgehoben. Der Motor erhielt das Ford-typische Blau und das Getriebe eine Alufarbe, während der Luftfilterkasten glänzend schwarz, das Umfeld des Motors dagegen seidenmatt schwarz lackiert wurde.

Im Innenraum herrscht ebenfalls seidenmattes Schwarz vor, der dünne schwarze Teppich stammt aus dem Modellbau- Zubehör. Die Einlagen im Armaturenbrett und das Lenkrad erhielten einen Anstrich mit hellbrauner Farbe, um den Holzeffekt zu erzielen. Sämtliche Zierleisten, die Ränder der Armaturen und die Schriftzüge des Innenraums ließen sich mit Chromfarbe hervor heben.


Bevor die Karosserie mit einer selbst angemischten gelben Farbe lackiert werden konnte, erfolgten etliche notwendige Spachtel- und Schleifarbeiten. So musste das vordere Stehblech, auf dem später die Motorhaube aufliegt, erst passgenau eingeklebt und anschließend von oben her abgeschliffen werden. Ansonsten kann es passieren, dass die Motorhaube nicht ganz schließt. Auch die vordere Stoßstange musste mit Hilfe des Bastelmessers und Schleifpapier exakt an die Karosserie angepasst werden. Nachdem der gelbe Lack getrocknet war, ließen sich die unteren fünf Millimeter der Karosserie, der breite Streifen auf der Motorhaube und das komplette Heckblech abdecken und anschließend mattschwarz lackieren. Nach gründlicher Aushärtung aller Farben erfolgte die "Verchromung" der Scheibenrahmen und der Türgriffe mit Hilfe von "Bare Metal Foil".


Da die Bausatz-Felgen keinerlei Ähnlichkeit mit denen des Filmautos aufwiesen, musste auf einen anderen Kit zurück gegriffen werden: Die Felgen des Ghostbuster-Autos ECTO-1 von AMT/ERTL passten nahezu perfekt. Nun mussten nur mehr die Schriftzüge auf den Reifenflanken weiß hervor gehoben werden.


Um einem zweiten Modell die Crash-Optik nach der Verfolgungsjagd zu verleihen, waren umfangreiche Zusatzarbeiten erforderlich. Sämtliche Beulen und Kratzer entstanden mit Hilfe einer Kerze, eines Bastelmessers und dem Fingernagel nach den Bildern des Originals von einem Video oder aus dem Internet. Hierbei war es besonders wichtig, trotz der massiven Beschädigungen durch zahlreiche Unfälle auf die Passformen der einzelnen Modellteile zu achten, um ein glaubwürdiges Crash-Fahrzeug zu erhalten.

Einige Kratzer wurden silbern lackiert und anschließend mit Maskierfolie abgedeckt. Nachdem die Lackierung erfolgt war, ließ sich die Folie mit einem Bastelmesser leicht aufreißen und damit der Eindruck von gesplittertem Lack erzeugen. Die "gesplitterte" Frontscheibe wurde ebenfalls mit dem Bastelmesser realisiert.


ELEANOR II


Das Auto aus dem Remake des Jahres 2000, der 1967er Shelby Mustang GT 500 "E", entstand aus einem Kleinserien- Resinkit von Michael Gräber unter Verwendung des AMT-Bausatzes des 1967er Mustang GT 350 als Basis-Fahrzeug. Zur Not kann aber auch auf den Kit des 1967er Mustang Fastback oder den "Tokio Drift"- Mustang ausgewichen werden, da beide im Grunde identisch sind und die Karosserien ohnehin nicht benötigt werden.

Der Bau des Resin-Modells warf keinerlei Schwierigkeiten auf, da sämtliche Bauteile einschließlich der komplett neuen Karosserie eine Qualität aufwiesen, die manche Großserien-Hersteller nicht bieten können. Das Chassis und der Innenraum entstanden nach der AMT Bauanleitung, aufgewertet nur durch die Teile des Resin-Kits wie einen Extra-Drehzahlmesser, den "Go-baby Eleanor go"-Schaltknauf, ein eigenes Lenkrad und anderes. Die Chromleisten am Armaturenbrett und in den Türverkleidungen wurden mit "Bare Metal Foil" belegt.


Der Motor erhielt nach der blauen Lackierung die "Cobra"-Ventildeckel und den Luftfilter des Umbausatzes. Hierbei war darauf zu achten, dass diese aus Weißmetall gegossenen Teile mit Zweikomponenten Kleber fixiert werden mussten, da normaler Plastik-Kleber nicht halten würde. Schließlich wurden auch noch die Krümmer nach gründlicher Recherche im Internet mattweiß lackiert.


Eleanor II: Der Original-Motor

Besonderes Augenmerk galt dem Zusammenbau der Räder, da ein Rad immerhin aus sechs verschiedenen Teilen besteht: Reifen, Felgenkranz aus Alu, Felgenstern aus Resin, Bremsscheibe, Bremssattel und fotogeätztem Zentralverschluss. Der Felgenstern erhielt die Wagenfarbe, die erhöhten Speichen wurden hellsilber abgesetzt. Der Zusammenbau erfolgte auch hier mit Zweikomponenten-Kleber.


Nach gründlicher Reinigung mit Silikon-Entferner erhielt die Karosserie eine Grundierung aus dem Kfz-Bereich. Diese wurde mit 1000er Naßschleifpapier angeschliffen, bevor die Lackierung erfolgen konnte. Das Graumetallic stammte aus der Farbpalette von Mazda und musste zwei Tage lang gut durchtrocknen, bevor mit dem Abkleben der schwarzen "Shelby"-Streifen begonnen wurde. Dabei war besonders darauf zu achten, dass das Abklebeband randgenau an der Karosserie anlag, um keine unschönen Ränder zu erhalten. Nach der Sicherstellung dieser wichtigen Bedingung ließen sich die glanzschwarzen Streifen in zwei Durchgängen auflackieren. Das anschließende Entfernen der Abklebung legte schonungslos offen, ob vorher sauber gearbeitet wurde. Den Abschluss bildete eine Versiegelung der Karosserie- Lackierung mit zwei Schichten Future.

Noch einmal galt es, die Pinzette beim Einsetzen der Fotoätzteile für den Kühlergrill mit ruhiger Hand zu führen, bevor die Endmontage ohne weitere Schwierigkeiten ablief. Dieses Resin-Modell ist ein sehr schönes Beispiel dafür, wie detailliert und passgenau Kleinserien-Hersteller heute arbeiten können. Und die drei Eleanor-Modelle sind ein sehr schönes Beispiel dafür, wie interessant und vielseitig es sein kann, Filmautos zu sammeln!


Text, Baustufenbilder und Modelle: Florian Neumann, Kiefersfelden

Bilder der fertigen Modelle: Gerhard Hoffmann, Bachmehring

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Kommentare: 1
  • #1

    Kai Schmidt (Dienstag, 28 Januar 2014 15:20)

    Für mich als Filmodellbauer ist es ein Genuss Die Beiden Schwestern nebeneinander zu sehen.
    Auch wenn Die Felgen der ersten Eleanor nicht perfekt sind.

    Tolle Arbeit.