Gunze Sangyo 50s in 1:32

Sieben US Car-Bausätze von Gunze Sangyo, Maßstab 1:32


LITTLE FINS


Es muss nicht immer 1:25 sein: Auch der traditionsreiche Maßstab 1:32 bietet einige Highlights für die Freunde der amerikanischen Straßenkreuzer!


Die ersten US Car-Bausätze in der Geschichte des Plastikmodellbaus kamen von Revell und waren im Maßstab 1:32 gehalten (siehe auch "Early Fins"). An diese Tradition knüpft Gunze Sangyo mit einer Serie von sieben Modellen an, deren Vorbilder aus der Zeit zwischen 1955 und 1963 stammen.


Zunächst erweisen sich diese Curbside-Bausätze als sehr einfach und robust aufgebaut, da sie ursprünglich als Spielzeug mit Elektromotor vorgesehen waren. Auf den zweiten Blick lassen sich jedoch viele sehr liebevoll ausgeführte Details erkennen, die den Modellen bei entsprechender Ausführung durchaus die Qualitäten von Standmodellen verleihen.

Neben der sehr ansprechenden Detaillierung der Karosserien und der Innenausstattungen hat Gunze Sangyo den Kits diverse "Customizing Parts" beigelegt: So gibt es je nach Modell entweder Continental Kits, Fender Skirts, zusätzliche Heckflossen, Antennen, Überrollbügel oder Sidepipes. Drei der sieben Modelle dieser Serie verfügen über lenkbare Vorderräder, bei den Cabrios gehören offene und geschlossene Verdecke zum Inhalt der Schachtel und drei Kits enthalten zusätzliche Hardtop Coupe-Dächer.


Im Inneren der sehr schönen Schachteln finden sich neben den qualitativ hochwertigen Einzelteilen liebevoll gestaltete Farbtafeln, auf denen die jeweiligen Modelle in verschiedenen Ausführungen abgebildet sind. Die Karosserien der Bausätze weisen bereits ein hochglänzendes Finish auf, das selbst anspruchsvolle Modellbauer dazu verleiten könnte, auf eine Lackierung zu verzichten und es bei einer ausgiebigen Politur zu belassen. Im Gegensatz dazu müssen die obligatorischen Weißwandreifen bei allen Modellen per Hand auf die vorher mit Verdünnung gereinigten Reifen gemalt werden.

Der 1959er Cadillac Eldorado Biarritz


Mit dem offenen Cadillac Eldorado Biarritz von 1959 eröffnete Gunze die Serie im Jahre 1983. Die älteren Modellbauer und Sammler werden sich erinnern, dass es damals in keinem anderen Maßstab einen ´59er Caddy-Bausatz gab, so dass selbst eingefleischte 1:25er Fans zugreifen mussten – ja, es gab sogar ernsthafte Überlegungen in den einschlägigen Kreisen, den Gunze-Cadillac auf den Maßstab 1:25 "aufzublasen"!


Der erste ´59er Cadillac-Bausatz wurde nur als Cabriolet "Biarritz" mit offenem oder geschlossenem Verdeck ausgeliefert. Einer zweiten Serie aus dem Jahre 1985 lag zusätzlich ein Klarsichtteil als Hardtop-Dach für die "Eldorado Seville"- Version bei, außerdem tauchte dieser Kit gegen Ende der ´80er Jahre unverändert im Revell Programm auf.


Während die Ausführung von 1983 noch ohne Zusatzteile auskommen musste, lag der zweiten Version neben dem bereits erwähnten Klarsicht-Hardtop ein verchromter Gießast mit zusätzlichen Heckflossen und einem Continental Kit bei. Das Modell besitzt keine lenkbare Vorderachse, der übliche "Mabuchi"-Motor als Antrieb liegt dem Bausatz aber bei. Den größten Fehler des Kits stellt die Abdeckung des offenen Verdecks dar: Beim Original handelt es sich dabei um eine ganz flache, zweiteilige Kunststoff Abdeckung in Wagenfarbe. Das entsprechende Teil im Bausatz ist viel zu schmal und zu hoch geraten, so dass als Notlösung nur übrig bleibt, es auf wenige Millimeter Dicke abzuschleifen und in Wagenfarbe zu lackieren.

Der 1963er Thunderbird


Ebenfalls 1983 erschien das zweite Modell dieser Serie, der Ford Thunderbird von 1963. Dabei handelt es sich um ein äußerst variables Modell, das sich in drei verschiedenen Auführungen präsentieren lässt: Als offenes, viersitziges Cabriolet, als offener Zweisitzer, bei dem die Rücksitze mit einem so genannten "Tonneau Cover" in Wagenfarbe abgedeckt werden können und als "Hardtop Coupe" mit festem Dach. Auch dieser Kit erschien 1985 in einer zweiten, allerdings unveränderten Auflage, die es ebenfalls kurze Zeit bei Revell gab.


Wie bei allen Modellen der Serie muss die Gestaltung des sehr einfach gehaltenen Unterbodens durch eine differenzierte Farbgebung erfolgen. Der Thunderbird verfügt ebenfalls über eine starre Vorderachse und den Elektomotor; als Zusatzteile liegen Speichenfelgen, Fender Skirts, Heckflossen, ein Überrollbügel und ein etwas überdimensioniertes Continental Kit bei. Wer letzteres verwenden möchte, muss den hinteren Verschlussdeckel der Reserverad-Box von seiner Chromschicht befreien und in Wagenfarbe lackieren – das gilt auch für die sehr elegant wirkenden Fender Skirts, die bereits vor der Lackierung sorgfältig in die Karosserie eingepasst werden sollten.

Das 1959er Chevrolet Impala Sports Coupe


Aus dem Jahre 1985 stammt der ´59er Chevrolet Impala, der als offener Zweisitzer oder Hardtop Coupe entstehen kann. Irgendwie haben sich die Gunze Sangyo-Entwickler bei den Proportionen der Chevy-Karosserie verrechnet, denn ein normales "Convertible Boot" fände in dem viel zu kurz geratenen Raum zwischen den Rücksitzen und der Karosserie keinen Platz – folgerichtig liegt stattdessen eine große (Phantasie-)Abdeckung bei, die bis zu den Vordersitzen reicht. Auch hier bleibt die Vorderachse starr, die Nachbildung des Coupe-Daches übernimmt ein Klarsichtteil.


Wenn der beiliegende Mabuchi-Motor nicht zum Einsatz kommen soll, empfiehlt es sich, die dafür vorgesehenen Aussparungen und Öffnungen im Unterboden mit Plastik-Sheet zu verschließen und die Auspuffanlage, den Vorderachskörper sowie das linke Radhaus nachzubilden. Als Customizing-Teile liegen dem Kit – den es ebenfalls bei Revell gab – Speichenfelgen und ein völlig aus der Form geratenes Continental Kit bei.


Der 1959er Ford Fairlane Skyliner


Als aufwändigster Bausatz der ganzen Serie darf zweifellos der ´59er Ford Skyliner "Retractable Hardtop" gelten, der 1985 erschien. Hier gibt es erstmals lenkbare Vorderräder, außerdem verfügt das Modell über ein in den Kofferraum versenkbares Hardtop-Dach. Was sich in der Theorie gut anhört, erweist sich in der Praxis als schier unlösbare Aufgabe: Die zahlreichen Scharniere und beweglichen Gelenkstangen lassen sich kaum so installieren, dass das Hardtop perfekt sitzt und sich trotzdem versenken lässt.


Im Stil der ´50er Jahre lässt sich der im Vergleich zu anderen Modellen der Serie etwas zu klein geratene Ford Skyliner mit verchromten Fender Skirts und einem Continental Kit ausstatten. Das Verlängerungsstück zwischen der Karosserie und der Heckstoßstange befindet sich allerdings am Chromast – es muss an der Oberseite angeschliffen, grundiert und in Wagenfarbe lackiert werden.


Der 1957er Cadillac Eldorado Brougham


Nach einigen Jahren schöpferischer Pause schickte Gunze Sangyo ab 1991 noch einmal drei 1:32er US Car-Kits in das Rennen um die Gunst der Modellbauer. Das Konzept als "Spielzeug" mit Elektromotor wurde beibehalten, allerdings lag der Mabuchi nicht mehr bei, sondern musste extra erstanden werden. Die daher vorhandenen Aussparungen in der Chassisplatte des ´57er Cadillacs müssen allerdings schon vor der Farbgebung verschlossen werden.


Die ansonsten sehr gelungene Karosserie des Eldorado Brougham besitzt an der Innen- und Außenseite der Heckflossen deutlich erkennbare Einsenkungen als Folge eines Gussfehlers. Vor der Lackierung müssen diese Vertiefungen verspachtelt und sorgfältig verschliffen werden, um glatte Flächen zu erzielen. Im Übrigen muss das Dach dieses Autos immer in hellem Silbergrau erscheinen, da es aus poliertem Edelstahl besteht. Die Ausarbeitung der Zierleisten mit "Bare Metal Foil" gestaltet sich darüber hinaus sehr schwierig, da an den Seiten teilweise keine Führungskanten vorhanden sind.


Das 1957er Chevy Sport Coupe


Unabdingbarer Bestandteil jeder Ami-Serie – egal, welchen Maßstabs - ist ein 1957er Chevrolet. Auch Gunze Sangyo unterwarf sich diesem Diktat und brachte 1994 den entsprechenden Bausatz auf den Markt – wiederum mit lenkbaren Vorderrädern und einem Continental Kit. Ein bisschen irritierend fällt die Gestaltung der Karosserie mit einem separaten Dach aus: Obwohl sich dadurch ganz leicht ein offenes Cabriolet realisieren ließe, erlaubt das Fehlen einer Verdeck- Abdeckung diese Version nicht.


Immerhin erleichtert die Teilung von Karosserie-Unterteil und Dach eine zeitgemäße Zweifarben-Lackierung ganz erheblich. Dabei sollte das Entfernen der Karosseriestütze aus Stabilitätsgründen erst nach der Lackierung, dem Einsetzen der Windschutzscheibe und dem Belegen des Scheibenrahmens mit Bare Metal Foil erfolgen. Neben der Detaillierung des Unterbodens mit dem Pinsel und den passenden Farbtönen trägt eine zweifarbige, auf die Karosserie abgestimmte Innenausstattung zur Authentizität des Modells bei.


Der 1955er Chevrolet Bel Air Nomad


Der 1955er Chevy Nomad bildet sowohl von seinem Erscheinungsdatum her als auch aufgrund der geringen Teilezahl das Schlusslicht in diesem Bausatz-Septett. Das Modell verfügt zwar über lenkbare Vorderräder, der Kit enthält aber keinerlei Nachrüst- oder Zusatzteile mehr.


Bei diesem Modell beansprucht die Arbeit mit Bare Metal Foil einen Großteil der Entstehungszeit. Erstmals sind die Schriftzüge und Embleme als Decals vorhanden – kein schlechter Ansatz, der aber dadurch zunichte gemacht wird, dass die Abziehbilder bereits bei der Abnahme vom Trägerfilm in mikroskopisch kleine Teilchen zerbröseln. Dagegen hilft auch der verschärfte Einsatz von "Mr. Mark Softer" nichts; wer das weiß, kopiert die noch kompletten, randnah ausgeschnittenen Decals auf neues Trägerpapier, um sie dann ohne Probleme verwenden zu können.


Wie die Bilder beweisen, eignen sich die amerikanischen "Spielzeugautos" von Gunze Sangyo bei entsprechender modellbauerischer Sorgfalt durchaus als ernstzunehmende Standmodelle. In Verbindung mit den Revell Multi-Piece- Oldies aus den ´50er Jahren und einigen anderen US Cars von Lifelike, Pyro, Aurora und Monogram entsteht so eine kleine, aber exklusive Chrom- und Flossensammlung – Modelle, von deren Existenz kaum jemand etwas weiß!

Text und Modelle: Peter Neumann, Kiefersfelden

Fotos: Gerhard Hoffmann. Bachmehring

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