1959 Cadillac

Bausätze und Fertigmodelle des 1959er Cadillac in den Maßstäben 1:24/25 und 1:32


FIN-MANIA


"Let there be fins, let there be chrome, let there be Rock´n Roll" – welches Automobil bietet mehr davon als der ´59er Cadillac? Eine äußerst flossenlastige Geschichte über Bausätze, Fertigmodelle und Eigenbauten des "Fin Kings"...


Die Bausätze in den Maßstäben 1:32 und 1:25


Einer der legendären Dialoge zwischen "Sepp" und "Effendi" aus Franz X.
Bogners bayerischer Kultserie "Irgendwie und Sowieso" lautete:
Sepp: "Beste Musik?" Effendi: "Rock´n Roll!"
Sepp: "Beste Zeit?" Effendi: "Unsere!" (Anmerkung: Die Serie spielt in den ´60er Jahren)
Sepp: "Bestes Auto?" Effendi: "´59er Cadillac!"


Dem ist nichts hinzuzufügen...


Die Modellbauer und Sammler mussten allerdings etliche Jahre auf eine Replik des "besten Autos" warten, obwohl es bei vielen kaum einen sehnlicheren Wunsch gab.
Und dann, quasi über Nacht, die Explosion!

Als erstes erschien im Jahre 1983 ein Bausatz des offenen 1959er Cadillac Eldorado Biarritz von Gunze Sangyo im Maßstab 1:32, dem zwei Jahre später die Hardtop-Version Eldorado Seville folgte (siehe auch "Little Fins" in dieser Rubrik).


Nur wenig später gelang es einigen findigen Sammlern, mit viel Geduld und nicht unerheblichem finanziellen Aufwand eine kleine Anzahl von XEL-Promos über den großen Teich zu holen. Diese Promotional-Wiederauflage, im Jahre 1959 nichts anderes als ein montierter Annual-Kit von Johan, stellte den Cadillac Fleetwood 60 Special dar, einen der äußerst raren Viertürer im Maßstab 1:25. Das Fertigmodell, das sogar über eine Innenausstattung verfügte – nicht selbstverständlich bei XEL - wurde seinerzeit in den vier Farben schwarz (innen dunkelblau), dunkelblau (innen schwarz), weiß (innen pink) sowie pink (innen weiß) angeboten und verschwand nach kurzer Zeit auf Nimmerwiedersehen von der Bildfläche.


1989 erschien das Filmauto aus den "Ghostbusters" (eine sehr erfolgreiche Komödie um ein Team von Geisterjägern), der ECTO 1A, als Bausatz im Maßstab 1:25 bei amt/ERTL – die Basis zahlreicher phantasievoller Umbauten, wie dieser Bericht noch zeigen wird.


Der Durchbruch auf breiter Front erfolgte schließlich im Jahre 1992, als Monogram das "1959 Cadillac Convertible" im Maßstab 1:25 auf den Markt brachte. Obwohl das Modell eindeutig als Eldorado Biarritz zu identifizieren ist, wurde diese Bezeichnung bei der ersten Auflage vermieden, möglicherweise aus Lizenzgründen. Wie auch immer: Die Modellbauer stürzten sich auf diesen sehr schön detaillierten und gut ausgeführten Kit, der schon bald zu den meistverkauften 1:25er Bausätzen von Monogram zählte und zwei Jahre später durch die Hardtop-Version Eldorado Seville ergänzt wurde.


Die Fertigmodelle im Maßstab 1:24

Nach der Bausatz-Explosion entdeckten auch die Hersteller exklusiver Fertigmodelle das Marktpotential des ´59er Cadillac. Den Anfang machte Franklin Mint mit einem offenen blauen Eldorado Biarritz, der bei seinem Erscheinen in der Mitte der ´90er Jahre einen echten Meilenstein darstellte. Bald darauf folgte ein rot-weißer Eldorado Seville, dessen unproportioniertes Hardtop jedoch das ansonsten positive Erscheinungsbild des Modells zerstörte.


Auch Hauptkonkurrent Danbury Mint blieb angesichts dieser Offensive nicht untätig: Zunächst erschien ein offenes rotes Series 62 Convertible mit echten Ledersitzen, dem schon bald das entsprechende Hardtop Coupe in türkismetallic/elfenbein folgte. Beide Modelle boten vom Start weg eine bessere Detaillierung und Ausführung als Franklin Mint und sind daher die erste Wahl bei den Sammlern dieser Fertigmodelle.


Um- und Eigenbauten im Maßstab 1:25: "Rambulance"


Die "Rambulance" (= "Racing Ambulance") entstand auf der Basis des amt-Ghostbusters-Kits. Im Wesentlichen wurden nur die Aufnahmen der ECTO-Dachaufbauten sorgfältig verspachtelt und verschliffen, außerdem die hinteren Radausschnitte vergrößert, um die breiten Reifen auf den verchromten Customfelgen aufnehmen zu können. Eine effektvolle Zweifarben-Lackierung und die "Ambulance"- sowie die Flammen-Decals aus dem Fundus rundeten dieses außergewöhnliche Modell ab.


Der "Fin – Train"


Frage: "Was ist besser als zwei Heckflossen?" Antwort: "Möglichst viele Heckflossen!"


Nach dieser Devise recken sich beim "Fin – Train" insgesamt acht Heckflossen in den Himmel: Zwei am Zugfahrzeug, zwei am Hot Wheels-Caddy im Laderaum, zwei am Anhänger und zwei am "Caddaclism"-Bike.


Als Basis für das Zugfahrzeug diente wiederum der Ghostbusters-Kit, ergänzt durch den (besseren!) Kühlergrill, die Räder, den Rückspiegel, die Scheibenwischer und die Rücklichter des Monogram-Cadillacs. Der Anhänger entstand aus zwei weiteren Ghostbusters-Bausätzen, die dafür gnadenlos geschlachtet wurden. Ein ganz seltenes Prachtstück, für das es keinen schöneren Platz auf dieser Welt geben kann, ist das "Caddaclism"- Motorrad, ein Resin/Weißmetall-Bausatz von Testors.


Das Coca Cola-Gespann

Auch das Coca Cola-Gespann basiert auf dem Ghostbusters-Bausatz, wiederum mit Monogram-Teilen verfeinert. Darüber hinaus wurde die Hecktüre aufgesägt und mit stabilen Scharnieren versehen, so dass sie sich öffnen lässt. Im Inneren befinden sich einige Coca Cola-Kisten in der richtigen Größe, die von einem Danbury Mint Cola-Laster stammen. Der Anhänger besteht aus einem 1:32er Fahrgestell von Gunze Sangyo sowie einer echten Cola-Dose.


Die Cadillac-Couch


Nach der anstrengenden Lektüre dieses Berichts gibt es zu guter Letzt noch etwas zum Ausruhen: Die Cadillac- Couch! Für die beiden Möbelstücke im Maßstab 1:25 mussten zwei Monogram-Cadillacs dran glauben, deren Heckteile für dieses Projekt zweckentfremdet wurden. Normalerweise räkeln sich mehrere leicht bekleidete 1:25er Models auf den Teilen – aus Gründen der Jugendfreiheit wurde an dieser Stelle darauf verzichtet!


Natürlich erhebt diese Aufzählung verschiedener ´59er Cadillac-Modelle keinerlei Anspruch auf Vollzähligkeit. Sie ist eher als Anregung zu betrachten, der eigenen Kreativität freien Lauf zu lassen und aus den Bausätzen des "besten Autos" weitere Eigenkreationen entstehen zu lassen – je mehr Heckflossen, desto besser!


Text und Modelle (außer "Rambulance" und Eldorado Seville): Günther Eberhardt, München
"Rambulance": Florian Neumann, Kiefersfelden
1959er Cadillac Eldorado Seville: Rainer Mill, Görlitz

Bilder: Gerhard Hoffmann, Bachmehring

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Kommentare: 1
  • #1

    Christian (Donnerstag, 25 Juli 2024 17:00)

    Sepp: "Beste Zeit?" Effendi: "Unsere!" - Genau das ist das Stichwort. Bis in die 80er, wo langsam die Zukunftsängste um sich gegriffen haben, war das die Linie und daher für Rückgewandtheit, vulgo Nostalgie, nur wenig Platz.
    Ergo gab es bei den Bausätzen zwar durchaus Klassiker der 30er Jahre, die schon in den 60ern durchaus hoch im Kurs standen, nur relativ aktuelle Autos. Darum hatte in meiner Jugend Wiens JoHan-Dealer vor allem den 1967er Jahrgang vorrätig. Alles davor war einfach alt, aber nachbestellt wurde offenbar auch erst, wenn die 1967er ausverkauft waren, weswegen die späteren Jahrgänge nicht verfügbar waren. Aber wir haben dankbar genommen, was es gab. Bestellung aus dem Katalog gab es, war aber umständlich, heute fast nicht mehr vorstellbar.
    Jedenfalls ist der vielflossige Motorradtransport ein all-time Favorit.