1960 Chrysler 300 F Convertible

1960er Chrysler 300 F Convertible, R+R Vacuum Craft-Resinbausatz, Maßstab 1:25


POWER FINS


Ein seltener und wunderschöner Vertreter der legendären "Letter Car"-Serie von Chrysler als Resin-Kit im Maßstab 1:25 – keine leichte Aufgabe, aber jede Anstrengung wert!


Chrome and Fins? Der 1960er Chrysler besaß von beidem genügend: Die Front prägte ein massiver, V-förmiger Stoßfänger, als Grill diente ein riesiges, aggressiv wirkendes Trapez, flankiert von waagrecht angeordneten Doppelscheinwerfern. Das Heck war etwas filigraner gestaltet, weil der Stoßfänger nicht ganz so wuchtig wirkte. Zudem verfügten diese Fahrzeuge über die schönsten und elegantesten Heckflossen ihrer Zeit, die in der Mitte der Türen begannen und so über mehr als die Hälfte der gesamten Fahrzeuglänge zum Heck hin anstiegen, um dann in wunderschönen, boomerangförmigen Rücklichtern zu enden. Die DeSoto-Fahrzeuge dieses Jahrgangs besaßen fast die gleichen Rücklichter, deren Eleganz bis heute unerreicht bleibt!

Ein besonderer Styling-Gag war die angedeutete Reserverad Attrappe auf dem Kofferdeckel, von respektlosen Kritikern auch als "Toilet Seat" ("Klodeckel") beschimpft. Die Karosserie selbst war 1960 bei Chrysler zum ersten Mal selbsttragend konstruiert, was diesen Autos schon bald massive Rostprobleme bescherte. Ab Werk erfolgte die Außenlackierung des 300 F nur in den vier Farben weiß, schwarz, rot und einem metallic-roten Farbton, in jedem Falle kombiniert mit einer beige-schwarzen Innenausstattung.


Die sogenannten "Letter Cars", also die 300er Modelle der Jahrgänge 1956 - 1965 mit den Buchstaben B bis L (1955 noch ohne Letter), waren technisch, in der Ausstattung und vor allem in Bezug auf den Motor das Beste, was es bei Chrysler zu kaufen gab. Serienmäßig schon mit 375 PS gut bestückt, konnten wahlweise auch 400 PS geordert werden, was mit dem optional erhältlichen Viergang-Schaltgetriebe für damalige Verhältnisse die ultimative Rakete ergab.

Die Ausstattung und das Interieur unterschieden sich ebenfalls von den normalen Baureihen "Windsor", "Saratoga" und "New Yorker". So gab es beim 300er eine durchgehende Mittelkonsole und vordere Einzelsitze, die sich beim Öffnen der Türen selbstständig nach außen drehten. Gerade das hier gezeigte Cabrio Chrysler 300 F ist als echtes Fahrzeug sehr, sehr selten, da insgesamt nur 248 Exemplare hergestellt wurden.


Eine kleine Rarität stellt auch dieser Bausatz dar. Es handelt sich um einen Resin-Kit von "R+R Vacuum Craft", der sowohl als Cabriolet wie auch als Coupe erhältlich ist. Wer die Kits von R+R kennt, weiß, dass man hier (beispielsweise im Vergleich mit "Modelhaus") die Qualitätsansprüche "etwas" herunterschrauben muss.


In diesem Fall mussten einige Blasen und Bläschen gespachtelt und verschliffen werden, außerdem war die Öffnung für den Grill zu hoch und zu schmal. Die Höhe passt immer noch nicht ganz, was sich aber nicht mehr ändern lässt. Auch der Chrom wurde an einigen Stellen mit "Bare Metal Foil" nachbehandelt, da er sich in der R+R-typischen, schlechten Qualität präsentierte.


Das größte Problem stellte jedoch die total verzogene Karosserie dar. Vor allem im Bereich des Vorderwagens war (ist!) eigentlich alles krumm und schief. In solchen Fällen hilft nur eine radikale "Kneipkur": Die verzogenen Teile in heißes Wasser legen, bis sie weich sind, danach vorsichtig in die gewünschte Form ziehen und mit eiskaltem Wasser abschrecken - funktioniert eigentlich immer!


Anschließend wurde die Karosserie grundiert, mit Weiß von Multona (0070) lackiert, nass verschliffen und poliert. Doch kaum war das erledigt, verwandelte sich die bis dahin gerade Karosserie heimlich, still und leise wieder in die vorherige, verzogene Form zurück. Zwar ist dieser Verzug nicht mehr ganz so schlimm wie zu Beginn, aber man sieht es deutlich, gerade am Übergang vom Windleitblech zur Motorhaube. Also wurde es zähneknirschend so belassen, denn nochmal von vorne anfangen - nein danke!

Anschließend musste das Interieur mit viel Dremel- und Schleifpapiereinsatz so hergerichtet werden, dass es in die Karosserie passte. Dann ließ es sich mit Revell-Farben in der typischen beige-schwarzen Farbkombination bemalen und mit Chromfolie vervollständigen. Das Verchromen des Innenraums war mehr Arbeit als das der Karosserie!


Auch die Bodengruppe erforderte eine intensive Anpassung (sie war zu kurz), bevor sie lackiert und eingebaut werden konnte. Die Reifen, die inneren Radhälften und die beiden Spiegel stammen von einem ausgeschlachteten DeSoto von Johan. Zum Schluss musste noch die Verdeckpersenning passend gefeilt und bemalt werden – fertig!


Was sich hier so einfach liest, war ein monatelanger Kampf mit allen Tücken und Problemen, die der Modellbau zu bieten hat. Die ganzen Flüche und Schimpfwörter, die ich dabei neu erfand, hier aufzuführen, würde den Rahmen dieser Seite sprengen. Dass das Modell überhaupt fertig wurde, ist auch meinen beiden Freunden Gerhard Hoffmann und Oliver Löbert zu verdanken, die mich immer wieder ermutigten, weiterzumachen.


Fazit: Wer sich an einen Kit von R+R ´rantraut, darf vor viel Arbeit keine Angst haben - so einfach mal was aus der Schachtel bauen, geht hier nicht. Außerdem sollte man bereit sein, bei qualitativen Einbußen ein Auge zuzudrücken. Das Ergebnis sind dann aber absolute Raritäten, da es viele tolle Modelle eben nur von R+R gibt. Also, auf geht´s! Ihr werdet´s nicht bereuen!

Modell, Fotos und Text: Robert Eiber, Feucht bei Nürnberg

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