Thomas F. Ooler Rods Teil 2

Hot Rod-Eigenbauten im Maßstab 1:25


DIE THOMAS F. OOLER RODS


Teil II: Des Rätsels Lösung


Im ersten Teil dieser Geschichte war zu lesen, wie Ch. Eater die Achtzylindermotoren des Thomas F. Ooler auf einem Schrottplatz fand, außerdem wurde deren modellbauerische Umsetzung in den Maßstab 1:25 gezeigt. Am Ende wurde der geneigte Leser aufgefordert, sich ein eigenes Urteil zu bilden: Kann das alles wahr sein oder ist es erfunden?


Ihr haltet die ganze Story für wahr und glaubt, dass Thomas F. Ooler im Auftrag von Henry Ford tatsächlich Achtzylindermotoren aus den Vierzylindern des T-Modells baute? Schade!


Oder haltet Ihr die Geschichte von Anfang bis Ende für erfunden? Glückwunsch, denn damit liegt Ihr richtig!


Dann lassen wir mal die Katze aus dem Sack!


Erstens: Habt Ihr euch die Namen der beteiligten Personen ganz bewusst auf der Zunge zergehen lassen? Nehmen wir zuerst den "Thomas F. Ooler" und lassen einfach den Punkt weg. Die Vokabel "fooler" gibt es zwar im Englischen meines Wissens nicht, aber wenn man weiß, dass "fool" so etwas wie "Narr" bedeutet, ist doch wohl schon alles klar, oder? "Don't let yourself be fooled!"


Bei dem anderen Akteur der Story, also bei "Christopher Eater", ist es noch wesentlich klarer: Schreibt man Ch. Eater ohne Punkt, erhält man "cheater" und das heißt auf deutsch Betrüger oder Schwindler, also jemand, der faule (!) Tricks anwendet.


Zweitens: der Titel der angeblichen Zeitschrift "MENDACIA et CIRCUMDUCTIONES": Mandacium (lateinisch) bedeutet Lüge, Circumductio (auch lateinisch) Betrug. Zu Deutsch also etwa "Lug und Trug"! Ein schöner Titel für eine seriöse Zeitschrift, nicht wahr? Selbst wenn das Blättchen wirklich existiert hätte, ist klar, was von dessen Artikeln zu halten wäre, oder? Mit anderen Worten, die ganze Geschichte ist von vorneherein erstunken und erlogen!!!


Aber gut genug, um wahr zu sein, ist sie schließlich doch, oder?


Wirklich geboren wurde die ganze Idee, als der Autor ratlos vor einem Haufen übrig gebliebener Teile für bestimmt ein Dutzend Ford T-Motoren aus diversen Bausätzen saß und überlegte, was damit geschehen sollte. Wegwerfen? NEIN! Also etwas damit anfangen? Aber was??? Und irgendwann wurde dann berechnet, dass 4 plus 4 gleich 8 ergibt und schon ging es zur Sache. Karosserien, Achsen, Räder und was sonst so zu einem Auto dazu gehört, lagen in diversen Grabbelkisten noch genug herum und wo nicht, half der eine oder andere Evergreen-Streifen weiter.


Aber bleiben wir zunächst noch einmal bei den Motoren.

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, einen Motor mit acht Zylindern zu bauen. Warum sollte der alte Henry Ford weniger Phantasie gehabt haben als ein Modellbauer im 21. Jahrhundert?


Die drei Motoren vom Schrott


Der Flat-8

Eigentlich ist es schon recht unlogisch, einen Flachmotor in diese Runde mit einzubeziehen. Denn diese Konstruktion passt eigentlich nicht in die 1920er Jahre und schon gar nicht unter die schmalen Motorhauben dieser Zeit. Aber wenn der Phantasie schon mal freier Lauf gelassen wird, dann wirklich frei. Immerhin spricht die tiefe Schwerpunktlage für diese Konstruktion.


Der 60° V8

Das ist wohl die Version, acht Zylinder anzuordnen, die am ehesten Aussicht auf Erfolg gehabt hätte, wie man wohl heute mit der Arroganz der Nachgeborenen feststellen würde. Schließlich wissen wir mittlerweile, wie die Geschichte verlaufen ist.


Der 8-Zylinder Reihenmotor

Hier sind die zwei Motoren hintereinander montiert. Reihen Achtzylinder gab es damals unter den Hauben der automobilen Oberklasse recht häufig, auch wenn die acht Pötte schon recht viel Länge brachten. Aber lange Motorhauben passten eben perfekt ins Idealbild der damaligen Zeit.


Die Ausgangsbasis: Fort T-Motoren in 1:25

Amt bietet alleine drei verschiedene Versionen des Ford T-Vierzylinders. Da ist zum Ersten der Motor von 1923, der sich in allen Varianten des Ford ´23 T Modells findet, die amt in Schachteln gepackt hat, nämlich in den Lieferwagen, dem Depot Hack und dem Roadster.

Auch der Motor in der Version 1925 ist in zahlreichen Bausätzen vertreten: Ford T Roadster (Haupt-Unterschied zum ´23er: es gibt hier ein geschlossenes Verdeck), Coupe, Fruitwagon (Pickup/Obstverkäufer) und Paddy Wagon (geschlossener Lieferwagen in Polizeiversion).

Der Motor von 1927 schließlich taucht in nur zwei Bausätzen auf: Dem offenen Tourer (allerdings in diversen Ausführungen) und als Firetruck, einem kleinen, aber feinen Feuerwehrauto.

Umbaumaßnahmen zur Hot Rod-Engine


Vor dem Zusammenfügen zum Achtzylinder wurden zunächst die Hälften der Vierzylinder verklebt, danach mit Kreissäge und Schleifscheibe "passend gemacht" und in der gewünschten Anordnung zusammen geklebt. Als Getriebe kam jeweils eines der Originale zum Einsatz – vermutlich hätte auch Henry Ford diese Wahl getroffen!


Einige Anbauteile wie Steuerungsgehäuse, Wasserpumpe und ähnliches mussten aus Evergreen-Teilen neu gefertigt werden. Auspuffkrümmer und Einlass wurden aus Aludraht und -rohr scratch gebaut; teilweise kamen noch ein paar Stücke Evergreen Profil dazu. Die offenen Ansaugrohre sind Aderendhülsen aus dem Elektronik Fachhandel.


Die diversen Kabel entstanden aus den verschiedensten Materialien:
- Basteldrähte 0,5 mm in zwei verschiedenen Farben
- Angelschnur
- Fäden eines Stücks Schiffstau
- Diverse Kupfer- oder Messingdrähte
- Aluminiumdraht 1,5 oder 2 mm
und anderes mehr.


Die Motoren wurden einheitlich in einem selbst angemischten Graublau lackiert und nach dem Trocknen mit der dreckigen Verdünnung aus dem Sumpf des Pinsel Auswaschbehälters gealtert – großzügig über den gut ausgetrockneten Lack pinseln und trocknen lassen - , wobei dieser Vorgang wiederholt werden muss, bis das gewünschte Ergebnis erreicht ist.

Die Auto-Modelle


Nachdem die Motoren fertig gestellt waren, musste im nächsten Schritt um jeden Motor ein passendes Auto gebaut werden.


Ford T Modell 1923 Coupe mit 60° V8

Das Auffälligste an diesem Motor sind außer dem hochstehenden Ansaugtrakt die Auspuffrohre in Gestalt eines Kometenschweifs – so entdeckt in einem einschlägigen Magazin.


Die Karosserie dieses Modells besteht aus Resine, der Hersteller ist leider unbekannt. Lackiert wurde das Ganze in Revell Schwarz seidenmatt; die Kotflügel und das Dachteil erhielten noch einen Überzug mit gelbem Neonmetallic von Testors.

Die Kotflügel entstammen dem amt-Kit des 1925er Ford T-Coupes, während das Chassis größtenteils scratch aus Evergreen-Profilen gebaut wurde. Als Innenverkleidung dient eine Computergrafik, ausgedruckt auf Normalpapier. Die Kühlerfigur – maßstäblich umgerechnet ein 12,5 mm Bohrer – ist wohl beim Bau des Fahrzeugs "draufgegangen".

Ford T Modell 1923 Roadster mit 180° V8

Nachteil dieser Bauweise ist, dass der Motor eigentlich unter keine
zeitgenössische Haube passt – was bei Rods allerdings keine Rolle spielt!


Die weit ausladenden Zylinderbänke liegen jedoch recht exponiert für das Spritzwasser der Vorderräder – daher der heftige Rostbefall an deren vorderen Enden!

Das "Bucket", also die Roadster-Karosserie, stammt aus der 2010er Wiederauflage des gechoppten Coupes. Die Innenverkleidung und die Decken über den Sitzen sind Collagen aus US-Kennzeichen von der ACME-Licence Maker- Internetseite. Auch der Bodenteppich wurde am Computer "geknüpft".

Ford T Modell 1925 Coupe mit 8-Zylinder-Reihenmotor

Die Karosserie ist das gechoppte Coupe aus der 2010er Wiederauflage des alten amt-Bausatzes. Die Motorhaube stammt im Gegensatz dazu aus den Tiefen der Ersatzteilkiste; sie könnte von einem Mercedes- Modell im Maßstab 1:32 stammen und passte hier nach kleineren Anpassungsarbeiten ganz gut. Lediglich die Vergaser verlangten nach frischer Luft!


Der Kühler besteht eigentlich aus zwei Ford T-Kühlern hintereinander. Der hintere stammt direkt aus einer AMTSchachtel, der vordere entstand im Eigenbau aus einem zweiten, der mittig durchgesägt wurde.

Die vier Kotflügel wurden aus zwei "Altreifen" ausgeschnitten und mittels Verstrebungen aus 0,5 mm Stahldraht an ihrem Platz fixiert.

Dieses Modell stellt eigentlich das Erstlingswerk in dieser Serie dar. Deshalb gibt es leider keine separaten Bilder vom Motor. Das Besondere an dieser Ausführung ist die Anordnung von Ein- und Auslass in der Mitte zwischen den Zylinderreihen. In Zeiten langer, schmaler Motorhauben war dies häufig die Anordnung der Wahl, wenn es darum ging, für einen V-Motor das Röhrengewirr so platzsparend unterzubringen, dass die Motorhaube nicht aus allen Nähten platzte. Die thermischen Probleme, bedingt durch die Nähe von Aus- und Einlassrohren in der schlecht belüfteten Nische zwischen den Zylindern machten sich sicherlich auch in der PS-Leistung der Motoren bemerkbar.


Nun, hier dürfte das wohl keine so große Rolle spielen, denn es gibt schließlich keine Motorhaube, die Sicht und Luft vom Motor fernhalten könnte.

Ford T Modell 1927 Tourer mit V8 90°

Die Auspuffkrümmer fanden sich in der Krabbelkiste; sie ließen sich über einer Kerzenflamme in die gewünschte Form biegen – nicht perfekt, aber es passt! Die Enden sind Teile aus Resin, die eigentlich für ein Flugzeug im Maßstab 1:48 gedacht waren, aber hier perfekt passen. Sinnigerweise tragen sie den Namen "Porcupine-Exhaust",
zu deutsch "Stachelschwein-Auspuff" – wie wahr!

Die Tourer-Karosserie stammt aus dem amt-Bausatz des Ford T von 1927 und wurde äußerlich nahezu unverändert übernommen. Als Sitze dienen Eigenbauten aus diversen Evergreen- Profilen, auch die Seitenverkleidung entstand im Eigenbau.

Im hinteren Abteil scheint gerade eine umfangreiche Restaurierung im Gange zu sein – Sandpapier und ein Handspachtel zum Abkratzen der alten Innenverkleidung werden einfach mal eben spazieren gefahren! An der Rückwand kleben noch ein paar Reste der alten (dunkelroten) Verkleidung, daneben finden sich Klebstoffreste – damit auch wirklich jeder versteht, was da abgeht, liegt gleich noch eine Restaurierungsanleitung in Buchform dabei.


Die Räder und Reifen entstammen dem gleichen Bausatz wie die Karosse – allerdings gleich sechs davon! Als Hinterräder wurden je zwei Originalräder nebeneinander geklebt, um ein breites Rad zu erhalten – schließlich dürfte die Motorleistung des V8 um einiges höher liegen als die des serienmäßigen Vierzylindermotors!

Bilder einer Ausstellung


Es würde doch zu gut passen, wenn Thomas F. Oolers Sohn, sein Enkel oder irgend ein x-beliebiger Schreiberling Wind von der Sache bekommen und die ganze Geschichte in Buchform verfasst hätte. Klar, dass man dann ein wenig Public Relations machen und die Fahrzeuge auf Austellungen um einen Verkaufsstand herum drapieren würde! Was könnte besser in unser gemeinsames Modellbau-Hobby passen, als die Fahrzeuge mit den selbst konstruierten Motoren zu einer exklusiven Ausstellung zusammen zu trommeln, Verkaufsstand inklusive?

Zum Abschluss sei noch der Werdegang des Artikels beschrieben ...


... oder wie man ein altes Papier neu herstellt. Als erstes musste natürlich der Artikel verfasst werden. Der nächste Schritt war, alte Annoncen der ´50er Jahre (oder solche, die aus dieser Zeit stammen könnten), aus dem Internet zusammen zu suchen. Dann wurden am Computer die Seiten des Artikels zusammen gestellt (Software: eine Uralt-Version von Corel Draw). Gedruckt wurde auf Normalpapier. Allerdings musste ein paar Mal probiert werden, bis Vorder- und Rückseite eines Blattes soweit deckungsgleich gedruckt waren, dass sich daraus das "Zeitschriftenblatt" ausschneiden ließ.

Nach dem Ausschneiden ging es ans Altern.


Schritt 1: Kurz in dünnem schwarzem Tee baden, vorsichtig herausnehmen und auf eine glatte Fläche zum Trocknen auslegen.


Schritt 2: Nachdem das Papier halbwegs getrocknet war, wurde an den Rändern mit dickem schwarzem Tee die Verfärbung aufgepinselt, aber nie zu viel auf einmal, sondern immer nur ein wenig! Dieser Vorgang musste so lange wiederholt werden, bis das gewünschte Ergebnis erreicht war.


Schritt 3: Das trockene Papier erhielt jetzt noch die Risse in der Mitte, wie sie vom Ausreißen der Heftklammer entstehen. Ein wenig Anpinseln mit Rostfarbe suggerierte ein langes Lagern bei gelegentlicher hoher Luftfeuchtigkeit.


Schritt 4: Jetzt wurde das Papier mit einem Lineal als Führungsschiene so zerrissen, dass es einigermaßen glaubwürdig aussah. Versuchen Sie es mal mit einem alten Heft: Die Blätter reißen nur zu selten genau am Falz auseinander, selbst dann, wenn man es so haben will.

Zum Schluss wurde das Papier dann nochmal richtig heftig zerknäult und wieder geglättet, damit auch wirklich alles glaubhaft "echt" aussah – Bluff gelungen???


Text und Modell: HotRodMike (Michael D.)

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