1959 Buick Invicta Convertible

1959er Buick Invicta Convertible, amt-Annual Kit, Maßstab 1:25


LOTTA RED


Alles so schön rot hier – ein Traum in der Farbe der Liebe, zu neuem Leben erweckt aus einem bereits gebauten und wieder aufbereiteten Annual-Kit von amt im Maßstab 1:25.


Buick 1959


Das Jahr 1959 bedeutete für die General Motors-Division Buick einen radikalen Bruch mit den Traditionen der vergangenen Jahre. An die Stelle der schwerfälligen, massiven und chrombehangenen Karosserien traten lang gestreckte, flache und elegante Formen, die eindeutig von dem 1957 bei Chrysler eingeführten „Forward Look“ inspiriert waren. Selbst die seit vielen Jahren gängigen Modellbezeichnungen wie „Roadmaster“, „Century“ oder „Special“ verschwanden und machten den neuen Namen „Electra“, „Invicta“ und „LeSabre“ Platz.

Das auffälligste Styling-Merkmal der 1959er Buicks waren die „Delta Wings“, jene von der Windschutzscheibe aus extrem in die Breite gehenden Heckflossen, deren schräger, in Chrom gefasster Abschluss die runden Rückleuchten sozusagen „überdachte“. Das Design der Front nahm das „Delta Wing“-Thema auf und wartete mit schräg übereinander angeordneten Scheinwerfern sowie den entsprechenden Zierleisten auf. An das Styling des Vorjahres erinnerte nur mehr der Kühlergrill, der wiederum aus zahllosen einzelnen Chromquadraten bestand. Die außerordentlich flachen Dächer mit ihren riesigen Glasflächen betonten die Eleganz der Linien noch zusätzlich.


In der Buick-Hierarchie von 1959 war der „LeSabre“ das einfachste Modell, gefolgt vom „Invicta“ als mittlere Serie und dem „Electra“ als Top-Angebot. Über allem schwebte der „Electra 225“ mit verlängertem Radstand, der sich preislich schon nahe am billigsten Cadillac befand. So reichte die Preisspanne von 2.740 Dollar für den zweitürigen LeSabre Sedan über 3.620 Dollar für das im Modell gezeigte Invicta Cabriolet bis hin zu 4.300 Dollar für den luxuriösen viertürigen Electra 225 Hardtop Sedan. Das Vorbild des vom noch jungen Plastikmodell-Produzenten amt für die Werbemodelle und Bausätze nachgebildeten Buick Invicta Cabriolets entstand 1959 nur in 5.447 Exemplaren, das entsprechende Hardtop Coupe dagegen 11.451-mal.


Das amt-Modell

Die Geschichte des gezeigten Modells begann wie fast alle Projekte des Erbauers. Der originale Annual-Kit des gebauten 1959er Buick Invicta Convertibles wurde wiederum im US Ebay ersteigert. Dazu muss gesagt werden, dass die Wahrscheinlichkeit, solch ein Modell auf dem deutschen Markt zu bekommen, gleich null ist, da diese Annuals hier offiziell nie vermarktet wurden. Ein paar wenige Kits haben sich sicher auch nach Deutschland verirrt, wechseln jedoch nur in Fangemeinden unter der Hand den Besitzer.


Der Buick wurde erst einmal einige Jahre in der Box gelagert, bis er sein neues Leben begann. Der Zustand des Modells war bis auf ein paar unsaubere Klebestellen sehr gut, als einziger gravierender Mangel hatten die beiden Chromstoßstangen im Laufe der 53 Jahre ihren Glanz verloren. Dieses Problem ließ sich aber im Rahmen der jährlich wiederkehrenden Verchromungsaktionen von Modellteilen in Eigenregie beheben.
Das Projekt begann mit der Karosserie. Erst wurden die erwähnten Klebestellen nach dem Zerlegen repariert, danach der Body mit einer feinen Sprühgrundierung lackiert. Als nächstes kam der Feinschliff und damit bereits die Vorbereitung auf die Endlackierung in einer roten Unifarbe. Der rote Acryl-Sprühlack wurde zweimal aufgetragen, um eine gute Sättigung zu erreichen und so genug Lackstärke für die anstehende Polier-Aktion zu erhalten. Zum gründlichen Durchtrocknen wurde die Karosserie anschließend eine Woche zur Seite gelegt. Parallel dazu ließ sich der Unterboden mattschwarz lackieren und leicht mit verschiedenen Farben detaillieren. Allzuviel Arbeit wurde hier jedoch nicht investiert, da es sich ohnehin nur um ein Curbside- Modell handelt.


Mehr Energie musste stattdessen in die Detaillierung des Interiors gesteckt werden. Der Grund dafür liegt auf der Hand: Das offene Cabriolet stellt die ganze Pracht der verspielten ´50er Jahre mit zahlreichen Chromakzenten und farbigen Vinyl-Bezügen zur Schau. Für den Innenraum kam ebenfalls Rot zum Einsatz, da sich dank „World Wide Web“ ein paar sehr schöne originale Vorbilder in der Kombination rot/rot finden ließen. Um eine besonders realistische Fußraumgestaltung zu erreichen, wurde dieser beflockt. Die sogenannten „Viskose-Flocken“ können zum Beispiel über Rai-Ro in Deutschland bezogen werden.


Die Methode ist sehr einfach und funktioniert folgendermaßen: Die zu beflockende Fläche wird zunächst mit Email-Klarlack bestrichen. Danach lassen sich die Flocken mittels eines kleinen Küchensiebs durch Schütteln auf der noch frischen Lackfläche verteilen. Im Anschluss daran wird die Fläche einfach gewendet und das überschüssige Material durch Abschütteln zur Wiederverwendung aufgefangen. Nun muss das Ganze nur noch trocknen und fertig! Der Effekt lässt sich durch keine Farbe erzielen und der Prozess dauert nicht viel länger als das bloße Bemalen.


Ein weiterer kleiner Trick, um bei den Autos dieser Ära einen zusätzlichen realistischen Effekt zu erzielen, ist die Verfeinerung des Lenkrads. Die meisten ´50er Jahre Autos besitzen einen verchromten Hupenring, der maßstabsgetreu in Plastik so dünn aufallen müsste, dass er sofort brechen würde. Deshalb müssen die Bausatzhersteller diesen Ring so überdimensional darstellen, dass er am Modell viel zu grob wirkt. Die Lösung des Problems: Einfach den Hupenring aus Plastik entfernen und durch einen einmal um einen Kugelschreiber gewickelten Silberdraht ersetzen. Dieser neue Ring wirkt maßstäblich absolut korrekt, ein Effekt, der denkbar einfach zu erzielen ist! Außerdem erhielt der Innenraum des Buick weitere kleine Besonderheiten wie den Lenkradschalt- und andere Bedienhebel aus Stecknadeln sowie Brems- und Gaspedale aus der Teilekiste. Am Ende macht sich die ganze zusätzliche Arbeit im Innenraum eines Cabrio auf jeden Fall bezahlt!


Nachdem die Innenraumwanne fertig und der Karosserie-Lack gut durchgetrocknet war, konnte mit den Polierarbeiten begonnen werden, wobei das blaue „Unipol“ die beste Wahl für unifarbene Acryl-Lacke darstellt. Nachdem der Lack auf Hochglanz gebracht worden war, erfolgte das Belegen der Chromteile mit „Bare Metal Foil“. Vor dem endgültigen Zusammenbau wurde schließlich noch die mit dem Kühlergrill kombinierte Frontstoßstange verfeinert. Die Vollchromscheinwerfer ließen sich ausfräsen und durch einzelne Klarglasexemplare ersetzen, um mehr Realismus zu erreichen. Die Vertiefungen im Kühlergitter erhielten zusätzlich ein Washing, um mehr Tiefe darzustellen.


Beim Zusammenbau wurde zuerst die Scheibe eingeklebt, wobei nicht vergessen werden durfte, vorher noch schnell mit einem „Edding“ den Scheibengummi im inneren Drittel des Scheibenrahmen-Chroms zu simulieren - ebenfalls ein einfacher Trick, der nicht viel Zeit kostet! Danach wurde die Frontstoßstange fixiert und die Innenraumwanne sowie das Chassis eingeklebt. Nun mussten nur mehr die Rücklichter und die Heckstoßstange angebracht werden.


Ganz wichtig bei Automodellen dieser Art ist der Sitz der Räder in den Radhäusern. Dazu sollte man die Bilder von Originalfahrzeugen gut studieren, falls man „Stock“ bauen möchte. Die Räder müssen zentrisch und in der richtigen Höhe im Radhaus stehen und auch die Spurbreite hat einen sehr großen Einfluss auf das Gesamtbild. Bei diesem Modell musste die Hinterachse stark korrigiert werden, da sonst eine scheinbare Tieferlegung die Gesamtoptik gestört hätte.


Die Auspuffendrohre am Chassis waren sehr grob ausgeführt und ließen sich durch abgeschnittene Aderendhülsen aus dem Elektronikbereich ersetzen. Zu guter Letzt wurden noch maßstabsgetreue US-Kennzeichen angebracht, die tatsächlich von 1961 (!) stammen. Die Firma „Auto World“ stellte damals für diese Art von Bausätzen einen Bogen mit 56 selbstklebenden Kennzeichen vieler US-Staaten her, der noch heute vereinzelt im US-Ebay auftaucht.


Da stand er nun vor seinem Erbauer, der ungeheuer eindrucksvolle Buick mit seinen flügelähnlichen Delta-Heckflossen und der in Rot glänzenden, offenen Karosserie - ein Prachtstück in jeder Sammlung chromblitzender Straßenkreuzer der ´50er und ´60er Jahre! Wirklich schade, dass AMT dieses Modell nur noch einmal in den späten ´60er Jahren als Wiederauflage brachte und seither kein anderer Hersteller mehr wagte, dieses wunderschöne Fahrzeug als Bausatz im Maßstab 1:25 heraus zu bringen!


Text und Modell: Oliver Löbert, Ansbach

Bilder: Gerhard Hoffmann, Bachmehring

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