1958 und 1960 Edsel Station Wagons

1958 Edsel Bermuda Wagon und 1960 Edsel Villager Wagon, Resin-Kits, Maßstab 1:25


„IM NAMEN DES SOHNES... "


Was wurde nicht schon alles über den Edsel geschrieben, spekuliert und gemutmaßt? Jeder, der sich für amerikanische Autos interessiert, kennt diese Stories: Schlimmste Pleite in der Automobilgeschichte, typischer Fall von Größenwahn usw... Dabei lässt sich das Ganze recht einfach erklären: Das falsche Auto zur falschen Zeit!

Anfang und Mitte der ´50er Jahre schwebte Amerika im siebten Autohimmel, denn die Fahrzeuge wurden den Händlern förmlich aus den Händen gerissen. Die Hersteller konnten die Nachfrage kaum befriedigen und alles, was vier Räder hatte, ließ sich bedenkenlos verkaufen. Beflügelt von den sich jedes Jahr auf´s Neue übertreffenden Verkaufszahlen war man bei Ford der Meinung, eine neue Mittelklasse-Marke auf den Markt bringen zu müssen, die zwischen Ford und Mercury angesiedelt sein sollte. Daraufhin wurde in einer beispiellosen, viele Millionen Dollar teuren Entwicklungsarbeit und mit Hilfe der bis dahin aufwändigsten Werbekampagne der Automobilgeschichte die neue Marke auf die Räder gestellt. Nur einen Namen musste man dafür noch finden. Nach langen Überlegungen und haarsträubenden Vorschlägen (unter anderem „Moongoose“) einigte man sich auf den Namen des sehr früh verstorbenen Ford-Sohnes Edsel (wenn das mal kein schlechtes Omen war...).


Als die neue Marke Ende des Jahres 1957 vorgestellt wurde, ging so ziemlich alles schief, was schief gehen konnte! Gerade in dieser Zeit und während des ganzen Jahres 1958 befand sich Amerika in einer Rezession, so dass viele Menschen einfach kein Geld hatten, um große Autos zu kaufen. Auch alle anderen Hersteller kämpften mit herben Verlusten - nicht umsonst rutschte Nash mit dem kleinen Rambler auf Platz zwei in der Verkaufszahlenliste! Aber auch der Edsel selbst war für das amerikanische Volk eine herbe Enttäuschung, denn das Design ging am Geschmack der Käufer völlig vorbei. Der senkrechte Kühlergrill wurde gnadenlos verrissen und mit einem Pferdekragen oder gar dem weiblichen Geschlechtsteil verglichen. Auch das Interieur war anders gestaltet: So besaßen die Edsels einen Walzentacho (Citroen ließ grüßen!) und eine Drucktasten-Automatik in der Lenkradnabe.


Aufgeteilt in vier Typen, nämlich Ranger, Pacer, Corsair und Citation, standen sich die Fahrzeuge bei den Händlern die Reifen platt: Von den angepeilten 100.000 Stück ließen sich nur ca. 63.000 Fahrzeuge verkaufen. Dies löste bei Ford eine mittlere Panik aus und so wurde das 1959er Angebot auf nur noch zwei Modelle, nämlich Ranger und Corsair, zusammen gestrichen. Auch das Design wurde entschärft und die Bedienung des Fahrzeugs geriet wieder konventionell. Ohne Erfolg: 1959 konnten nur noch 45.000 Autos verkauft werden. Als dann im September 1959 die ´60er Modelle als lieblos aufgedonnerte Ford-Derivate vorgestellt wurden, galt das Ende des Markennamens Edsel bereits als beschlossene Sache. So war dann im November 1959 nach nur 2800 gebauten Einheiten Schluss.


 

Der 1958er Edsel Bermuda Station Wagon, All American Models Resin-Kit

Als Basis für das Modell des seltenen Bermuda Station Wagons diente ein Resin-Kit von All American Models, einem Hersteller, der schon seit einigen Jahren nicht mehr existiert. Der Bausatz bestand aus der Karosserie, dem Interieur, den Chromteilen und den Gläsern. Der Rest wie das Fahrwerk, der Motor und die Reifen stammten aus dem altbekannten 1957er Ford-Bausatz von amt. Die Vorbereitung der Resin-Teile erfolgte nach dem gleichen System wie immer: Zunächst ein gründliches Abbürsten mit Verdünnung, um die Silikon-Reste zu entfernen, anschließend die Karosserie mit Auto-Grundierung lackierfähig machen. Nach ausgiebiger Trocknung wurde der Farblack im klassischen weiß-roten Schema auflackiert. Die Farben stammten aus dem Autozubehör von Multona.



Nachdem die Karosserie poliert war, konnte die Holzattrappe auf den Fahrzeugflanken und am Heck in Angriff genommen werden. Der Rahmen wurde in einem hellen Braun von Revell mit dem Pinsel angemalt, die dunklen Holzflächen mit DC-Fix-Folie beklebt. Anschließend mussten noch die Zierleisten mit Bare-Metal-Foil dargestellt werden. Das rot-weiß-schwarze Interieur ließ sich ebenfalls mit Revell-Farben bemalen und mit Folie verfeinern. Das Fahrwerk und der Motor des ´57er Ford wurden danach angepasst und eingebaut.

Hervorzuheben sind beim ´58er Edsel Bermuda Station Wagon die wunderschönen Bumerang- Rücklichter, die dem Kombi ein einmaliges Aussehen verleihen. Der hier gezeigte, 9-sitzige Kombi ist im Original mit nur 779 gebauten Fahrzeugen, aber auch als Modell im Maßstab 1:25 eine ausgesprochene Rarität. Alles in allem stellte dieser Resin-Kit eine leichte Aufgabe dar, das Problem ist nur, dass man ihn nicht mehr bekommt - und wenn mal einer angeboten wird, dann für sehr viel Geld!



 

Der 1960er Edsel Villager Station Wagon, R&R-Resin Kit

Die Basis zu diesem Modell bildete ein Resin-Kit von R&R Vacuum Craft, der mit Teilen des 1960er Ford-Kits von amt vervollständigt werden musste. Die untypisch gute Qualität dieses Resin-Kits von R&R machte in der Vorbereitung gar keine Probleme, so dass gleich mit dem Bau begonnen werden konnte. Wie immer standen das Reinigen mit Verdünnung sowie das Grundieren mit Autogrundierung und das Überlackieren mit Autolacken aus dem Multona- Programm am Beginn der Arbeiten. Auch hier fiel die Wahl auf das klassische Rot-Weiß. Nach der Lackpolitur wurden wiederum die Zierleisten mit Bare-Metal-Foil bearbeitet, wobei das Heck eine besondere Herausforderung darstellte: Das Verchromen der unzähligen Bögen und Winkel wollte erst nach einigen Versuchen halbwegs klappen.


Das Interieur wurde ebenfalls rot-weiß mit Revell-Farben bemalt und mit Chromfolie veredelt. Das einzige Problem an diesem Modell stellte das Fahrwerk dar, da das Resinteil nicht unter die Karosserie mit der Innenraumwanne passen wollte. So musste der Bereich der Sitzmulden aus dem Unterboden geschnitten werden, damit alles zusammen passte. Bis auf diese kleinen Unannehmlichkeiten gab es erstaunlich wenig Probleme, so dass der Kit auch Resin-Einsteigern empfohlen werden kann.



Mit nur 216 gebauten Einheiten (als 9-Sitzer gar nur 59 mal) ist der ´60er Edsel-Kombi im Original ausgesprochen selten. Der Bausatz lässt sich aber in den USA noch für relativ kleines Geld problemlos auftreiben. Gerade R&R bietet den Station Wagon-Fans eine Fülle an Bausätzen im Maßstab 1:25: Wie wär´s mit einem ´60er Mercury Wagon oder einem ´58er Chevy Brookwood oder, oder, oder...?

Text und Modelle: Robert Eiber, Feucht bei Nürnberg

Fotos: Gerhard Hoffmann, Bachmehring

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