Plymouth 426 HEMI Cuda Engine

Plymouth 426 HEMI Cuda Engine, Maßstab 1:6, Revell/USA


BEAUTY AND THE BEAST


Das waren noch Zeiten, als die Luft rein war und die Motoren schmutzig! Oder so ähnlich...? Jedenfalls gab es tatsächlich eine Zeit, in der sich niemand dafür interessierte, wieviel Abgase ein Motor produzierte, kaum einer fragte nach Lärmschutz oder solchen Dingen. Schon gar nicht auf der anderen Seite des großen Teiches, wo in den ´60er und frühen ´70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts die große Stunde der „Muscle Cars“ schlug...


Als Stammvater dieser Fahrzeuggattung gilt der legendäre Pontiac GTO. Die Idee hinter dem Konzept war eigentlich simpel: Man packte einfach das größtmögliche Monstrum von Motor in eine kompakte, relativ leichte Karosserie. Ein knapp fünf Meter langes Auto galt in jenen Tagen in den USA übrigens durchaus als kompakt! Nach dem Erscheinen des GTO im Jahre 1964 setzte unter den „Big Three“ (GM, Ford und Chrysler) ein massives Wettrüsten um immer mehr Motorleistung und immer bessere Zeiten auf der Viertelmeile ein. Gegen Ende der ´60er Jahre steuerte diese Entwicklung auf ihren Höhepunkt zu, um 1970/ 71 die absolute Spitze zu erreichen. Doch schon im Jahr darauf machten verschärfte Abgasbestimmungen zusammen mit drastisch gestiegenen Versicherungsprämien den PS-Monstern den Garaus.

Einer der berühmtesten Motoren aus jener Zeit war der legendäre Chrysler „Hemi“ V8. Seinen Namen verdankte er den halbkugelförmigen (HEMIspherical) Brennräumen, die Bezeichnung „426“ deutete auf den Hubraum des Achtzylinders hin, der in den USA früher stets in Kubikzoll (cubic inches) angegeben wurde. Die 426 ci des Hemi entsprachen also schlappen sieben Litern nach europäischer Rechnung! Als ebenso beeindruckend galten die 425 Pferdestärken, die Chrysler seinerzeit angab, wobei das eher noch untertrieben war, um die Versicherungsgesellschaften nicht zusätzlich zum Dreh an der Preisschraube zu animieren.

Angeboten wurden diese Motoren für die Muscle-Cars des Chrysler-Konzerns, also für die Marken Chrysler, Dodge und Plymouth. Im Grunde handelte es sich bei diesem Aggregat um einen für den Straßeneinsatz notdürftig gezähmten Rennmotor. Den Klang eines Hemis muss man sich als raues, metallisches Hämmern mit enormem Gänsehaut-Faktor vorstellen, denn es hat wirklich nichts von dem sanften Gurgeln, das man üblicherweise mit amerikanischen V8-Motoren verbindet. Die Verbreitung dieser Motoren hielt sich allerdings sehr in Grenzen, da der Aufpreis von rund 800 Dollar enorm hoch war. Der Grundpreis der Modelle, für die man die Option „426 Hemi“ ankreuzen konnte, lag nämlich deutlich unter 3000 Dollar. Der Hemi war also teuer, laut und natürlich durstig. Solvente Liebhaber dieser Fahrzeuge gibt es mittlerweile genug, so dass Muscle Cars mit Hemi-Motoren heute zu astronomisch hohen Preisen den Besitzer wechseln.

Bei Revell/USA gibt es ganz offensichtlich ebenfalls Leute, die ordentlich Benzin im Blut haben und die Modellbauer-Gemeinde mit Bausätzen von Motoren mit Kultstatus im Maßstab 1:6 beglücken, darunter auch der hier vorgestellte Hemi. Der musste natürlich sofort her...! Der Kit stellt die Version dar, wie sie im Plymouth Barracuda (im Volksmund meist „Cuda“ genannt) verbaut wurde und ist daher mit der charakterischen „Shaker Hood“ ausgestattet. Diese ist eigentlich nur der Luftfilter und hier wie beim Original mit dem Motor fest verbunden. Der Gag war dabei, dass er aus einem Ausschnitt der Motorhaube ragte, wobei die schüttelnden Lebensäußerungen des nicht allzu kultiviert laufenden V8 dem „Shaker“ schließlich seinen Namen bescherten.

Der Bausatz enthält über 100 Teile aus bereits farblich vorgefertigtem Plastik sowie einen ebenfalls vorlackierten Motorblock aus Metallguss. Die Montage gestaltet sich insgesamt unproblematisch, die meisten Teile werden geschraubt oder gesteckt. Hier und da kann etwas Klebstoff zur zusätzlichen Fixierung jedoch nicht schaden, speziell die Zündkabel geben sich durchaus widerspenstig und wollen ihre vorgesehene Position am Verteiler nur ungern einnehmen und behalten.

Das war´s aber auch schon mit den Kritikpunkten, denn selbst wenn man den Bausatz einfach aus der Schachtel heraus zusammen baut, kommt ein überaus ansehnliches Modell dieses herrlichen Motors zustande. Für die echten Freaks bietet sich darüber hinaus ein großes Betätigungsfeld zur weiteren Detaillierung der Maschine an. Für den Autor war es einfach mal ein Genuss, auf die Schnelle „was anderes“ zu bauen und auch noch großen Spaß dabei zu haben.

Kits wie dieser sind hervorragend dazu geeignet, die innere „Spannung“ zu lösen, wenn man an einem größeren Projekt arbeitet und mal ein wenig zur Ruhe kommen will, ohne dabei die Bastelwerkstatt zu verlassen. Fehlt eigentlich nur noch eine CD mit der originalgetreuen Geräuschkulisse...!!!


Text und Modell: Matthias Stanner, München
Fotos: Daniela Barth Photo Kunst Design, München

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