Drei Detektive

Berühmte Fahrzeuge aus Film, Fernsehen und Literatur im einzig wahren Maßstab 1:32


HEUTE: DREI DETEKTIVE


Nein, hier geht es ausnahmsweise nicht um Hitchcocks drei Fragezeichen! Dieser Beitrag der Serie befasst sich mit drei anderen Detektiven amerikanischer Machart und ihren fahrbaren Untersätzen. Zwei von ihnen bedienen sich natürlich auch der Fortbewegungsmittel, die das Amerika der nördlichen Hemisphäre hervorgebracht hat. Der dritte darf Ferrari fahren, wohl schon deshalb, weil er sich, geografisch gesehen, gar nicht so richtig in Amerika befindet.

Der Ferrari 308 GTS aus Magnum P.I.


Zu den typischen amerikanischen Detektiv-Serien, die einen gewissen Charme versprühen, gehört Magnum P.I. (Private Investigations). Wobei der grundsätzliche Witz schon darin besteht, dass sich der Held der Serie am liebsten für seine möglichst unauffällig zu erledigende Arbeit ausgerechnet des Ferraris eines nie körperlich in Erscheinung tretenden Gönners namens Robin Masters bedient. Daran kann auch „Higgy Babie“, die zweite komische Komponente der Serie, meist nichts ändern.


Das Resultat ist dann fast immer Ärger, der auch in der einen oder anderen Weise mit einem lädierten Ferrari zusammenhängt. Dies wiederum könnte erklären, warum im Laufe der Jahre (1980 bis 1988) in den verschiedenen Staffeln der Serie unterschiedliche GTS´se zu sehen sind. Mal vom ersten in grün abgesehen, sind aber alle rot und man könnte meinen, es handle sich immer um das selbe Fahrzeug. In Wirklichkeit handelt es sich um einen 308 GTS, einen 308 GTSi und sogar um einen 308 GTSiQV. Wenn man schon solchen Feinheiten hinterher forscht, entgehen dem aufmerksamen Kennerblick auch nicht die verschiedenen Zulassungskennzeichen. Bei der Umsetzung meines Magnum-Ferraris habe ich mich für die „Robin 1“- Variante entschieden; damit man auch weiß, wem er eigentlich wirklich gehört!


Aus der Sicht eines zu dieser Zeit noch Jugendlichen sammelt die in ein Hawaii-Hemd gekleidete USA-Ausführung des Gigolos allein wegen des Autos schon massig Bonuspunkte. Genial an der Serie waren auch die mit gesundem Mutterwitz aus dem Off zum besten gegebenen Kommentare von Detektiv Magnum, alias Tom Sellek himself (was wohl auch sehr geholfen hat, die Handlung auf ein vorabendtaugliches Format zu pressen).


Apropos auf Format pressen: Mit der um das 32 fache verkleinerten Variante des 308 GTS sieht es zappenduster aus. Revell hatte mal den Magnum-Ferrari und sogar den Island Hoppers VW-Bus im Programm, aber eben im falschen Maßstab. Kurioserweise tauchten vor gut 25 Jahren einige Wiederauflagen von Revell-Bausätzen unter dem Matchbox-Label auf. Das Gemeine daran war, dass der 308GTS auf der Schachtel irrtümlicherweise als 1:32er Modell angepriesen wurde - ich bin denen aber nur einmal auf den Leim gegangen!


Also hieß die Devise weiter warten und suchen. 2012 kam dann die Erlösung in Form eines Scalextric Rennwagens daher. Das traf sich hervorragend, da somit mein zweites Lieblings-Metier, das Slotracing, auch noch bedient wurde. Da ich in diesem Falle wirklich schon lange gesucht habe, ging der etwas kitzlige Umbau für meine Verhältnisse trotzdem rasch vonstatten.


Weil es sich beim Scalextric um ein Rallyeauto handelte, war natürlich relativ viel überflüssiges Zubehör dabei: Vorne eine Batterie Zusatzscheinwerfer, die knallbunte Bedruckung des Modells, eine Antenne auf dem Dach, das Dach selbst und ein nutzloser Beifahrer, der Zeitung oder so was ähnliches liest. Beide Insassen zu allem Überfluss auch noch behelmt!!


Bei Scalextric hat man sich bis zum heutigen Tage noch nicht dazu durchgerungen, den GTS auch in der standesgemäßeren Straßenversion anzubieten. Der Nebeneffekt ist, dass die Klappscheinwerfer des Modells ausgefahren sind und das Wägelchen beim Fahren auch noch leuchtet. Das sollte auch nach dem Umbau so bleiben.


Nach der kompletten Demontage des Renners und dem äußerst vorsichtigen Entfernen der nebenbei gesagt superb sitzenden Scheibe wurde am Dach die Säge angesetzt und der Ferrari Hawaii-tauglich gemacht. Die Kunst bestand darin, bei der Operation nicht den vorderen Scheibenrahmen zu zerstören. Selbstredend ist genau das passiert und fast wäre der GTS in die Ecke geflogen; aber man wird eben doch älter...


Nach der Reparatur mit Geduld, Spucke, Kleber und etwas Federdraht reifte weiters die Überlegung, zur Unterstützung der Frontscheibe die beiden Seitenscheiben lieber raufgekurbelt zu lassen. Sonne scheint jetzt von oben trotzdem noch genug rein. Bei soviel Offenheit kommt der Modellbauer nicht umhin, auch den authentischen Fahrer des Gefährts fertigen zu müssen. Zum Glück gibt es da noch, thematisch nicht ganz fremd, den wunderschönen alten Beach-Buggy-Bausatz vom Airfix samt Hippie- Besatzung. Wenn man dem Fahrer den Bart etwas stutzt, hinten die Haare schneidet, das Halstuch entfernt und zu guter Letzt noch ein Hemd draufspachtelt, hat man ihn auch schon: Magnum P.I. mit Schmalzlocke auf dem Kopf und Pornobalken im Gesicht.

Eventuell muss der Ferrari nicht lange alleine bleiben: T.C.s Hughes 500D (der Hubschrauber) im korrekten Maßstab von Revell und ein Hindernisfahrzeug von Carrera Servo (der VW Bus T3) stehen schon in den Startlöchern.


Wechseln wir jetzt die Szene ins schöne Kalifornien, genauer gesagt nach Malibu, wo ein Wohnwagen steht, in dem unser nächster Held wohnt:

Detektiv Rockford und sein Pontiac Firebird


Im Gegensatz zu Magnum, dessen Vergangenheit offensichtlich stark mit unerfreulichen Ereignissen aus dem Vietnamkrieg durchsetzt ist, handelt es sich bei der Vorgeschichte zu Rockford um einen längeren Knastaufenthalt, den er, das sei zu seiner Entlastung gesagt, wohl unschuldig verbüßen musste. Fassen wir also soweit zusammen: Wenn du in Amerika nichts wirst, ist Wirt hinter Detektiv nur die zweitbeste Berufswahl!


Die Episoden der Serie fingen immer mit einer auf Band gesprochenen Nachricht für unseren Detektiv an. Nachdem Rockford sich meldete, um den Namen des Anrufers, dessen Nummer und um den Grund des Anrufs bat - wobei ich nicht beschwören kann, ob er auch gleich seinen Tagestarif nannte - ging der Ärger nach einer meist harmlos klingenden Erklärung des Klienten auch schon los. Wow! Lebt im Wohnwagen und hat einen Anrufbeantworter, so was war bei uns zu dieser Zeit noch in weiter Ferne.


Als Detektiv strotzt Jim Rockford vor Einfallsreichtum und Redetalent, was auch in dieser Serie den Dialogen den nötigen Witz verleiht und somit auch die Waffe, die er nur selten trägt, fast überflüssig macht. Der Amerikaner würde sagen: „He outsmarts them all“. In Punkto out-smarten spielt natürlich auch sein treues Ross, der Pontiac Firebird eine tragende Rolle. Neben der oft zelebrierten Rockford-Wende (der 180°-Turn mit qualmenden Reifen), meist als Einleitung zur Verfolgungsjagd, bieten die Folgen der Serie genug vergnügliche Katz und Maus-Szenen für den Zuschauer.


Ähnlich wie bei Magnum kann man feststellen, dass der goldene Firebird (dessen Schwestermodell bei Chevrolet der Camaro war) zwar eine konstante Größe ist, sich aber über die Jahre, im Gegensatz zu Rockford, immer weiter verjüngt. Wenn man versucht, das Auto im Modell umzusetzen, stellt man fest, dass es den goldenen Farbton, den alle Rockford-Firebirds tragen, eigentlich nie gab. Da kann man es schon als genial bezeichnen, bereits zu Beginn der Serie mittels der Farbe und weniger anhand des Modells, das Auto zum Erkennungszeichen zu machen! Auch das Kennzeichen lautete konstant 853 OKG. Es stand für Oklahoma Garner und August 1953, der Beginn von James Garners Schauspielkarriere.


Bezüglich des 1:32er Modells bin ich wegen der Bausatzverfügbarkeit bei der 1978er Variante des Firebirds hängen geblieben, die trotz verhältnismäßig langer Kunststoffnase noch hübsch anzusehen ist. Die Basis für den Umbau ist das entsprechende Monogram-Modell, das hierfür gehörig zurück frisiert werden musste. Das betraf in der Hauptsache viel Schleifarbeit an Heck und Frontspoiler, sowie an den Ecken vor den Radläufen. Frustrierend ist das sinnlose Loch in der Motorhaube, durch das der dem Motor aufgepfropfte mechanische Lader samt Ansaugung herausgelugt hätte. Auch bei der Wahl der Felgen musste Understatement betrieben werden, wie übrigens mit dem wirklichen Filmfahrzeug auch.


Damit das Auto besser zum Image des am Monatsende ausgebrannten Detektivs im Wohnwagen passte, sollte das Fahrzeug den zahmeren Esprit darstellen. Um trotzdem die Stunts glatt über die Bühne zu bringen, entschied man sich unter dem Blech bzw. der Kunststoffnase aber doch lieber für den Trans Am. Wäre die Serie nicht eingestellt worden, hätte meiner Meinung nach ein K.I.T.T nur in goldener Farbe eine Chance gehabt, obwohl es dazwischen auch noch mal einen schwarzen Trans Am von einem gewissen Bandit gab, aber das ist eine andere Geschichte - der war nämlich kein Detektiv!


Somit sind wir wieder beim Stichwort, einem anderen Vogel und einer weiteren Ikone des amerikanischen Automobilbaus:


Der Ford T-Bird von Dan Tanna aus der Serie VEGA$


Dazu ein weiterer Standortwechsel von Kaliforniens Gestaden am Meer in die Wüste Nevadas nach Las Vegas, wo ein knallroter ´57er T-Bird Anfang der ´80er Jahre auch schon eine nicht mehr alltägliche Erscheinung im Straßenbild gewesen sein dürfte. Besitzer des selbigen ist, wie uns schon das Nummernschild verrät, ein gewisser Dan Tanna (gespielt von Robert Urich).


Wieder einmal handelt es sich hier um den Archetyp des total unauffälligen Undercover-Fahrzeugs eines amerikanischen Detektivs. Hinzu kommt das Continental Kit, also die nach hinten verlängerte Stoßstange, der darauf befindliche Ersatzreifen und eine veritable Antenne auf dem Kofferraumdeckel. Der Grund dafür lässt Rockfords Anrufbeantworter wirklich blass aussehen: Herr Tanna hat ein Telefon im Auto, von dem er auch reichlich Gebrauch macht. Wenn „Anrufbeantworter“-Rockfords Gage 200 $ pro Tag waren, verbietet uns der Anstand danach zu fragen, was wohl „Autotelefon“-Tannas Tarif gewesen sein mag.


Die Umsetzung des T-Birds in´s Modell startete mit dem Erscheinen des 56er T-Birds von Carrera Evolution, also wieder ein „Sowohl als Auch“-Modell in der Sammlung. Nun ist es aber so, dass sich beim T-Bird die Modelljahre 56 und 57 doch sichtbar unterscheiden. Nachdem schon etliches an Spachtelmasse und Kleber an die Karosse und die Stoßstangen hin modelliert wurde, wirkte das Ganze noch immer nicht so richtig stimmig.


Die Erleuchtung kam dann mit dem Erwerb eines Snap-Modells von Revell, das wirklich das Modelljahr 1957 darstellt. Diese ist tatsächlich auch etwas länger. Konsequenterweise wanderte die Carrera Karosse mit der begonnenen Verjüngungskur in die Tonne. Das Fahrwerk wurde entsprechend verlängert und durfte die Revell Snap-Tide-Hohlraum-Theorie-Karosse deutlich aufwerten. Das Continental Kit und der Fahrer wanderten auch rüber in den ´57iger.



Lackiert wurde das Filmauto damals mit einem viel kräftigeren Rot als dem etwas bläßlichem original Ford-Farbton, damit es im Film besser zur Geltung kommt. Was damals recht war, ist heute nur billig und die ganze Angelegenheit wurde satt mit Feuerrot gestrichen - fertig war Dan Tannas rollende Telefonzelle. Übrigens: Sind in England die Telefonzellen nicht auch rot?


Text, Modelle und Fotos: Robert Martens, Karlsfeld bei München

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Kommentare: 2
  • #1

    Oliver Löbert (Montag, 27 Januar 2014 15:48)

    Sehr humorvoller und unterhaltsamer Bericht über seltene Modelle im heute noch selteneren Modellautomasstab 1:32.Danke!

  • #2

    ChV (Sonntag, 24 März 2019 21:24)

    Ach 1:32 hat schon was, obwohl mein Lieblingsmaßstab 1:24/1:25 ist. Aber durch die berühmten Airfix-Sackerln habe ich eine hübsche Sammlung in dem Maßstab, vor allem diverse Minis, die ich schon zum Teil restauriert habe. Höchst nostalgische Jugenerinnerungen. Außerdem kommen wir durch diverse Staffcars und Sonstige im Militärmaßstab 1:35 zu schönen Raritäten, die doch so halbwegs dazupassen, z.B. FIAT 500A, vulgo Topolino, bzw. Simca 5 etc.
    Apropos Filmauto, das erste Auto von Steven Spielberg wäre vielleicht auch noch ein lohnender Ansatz? Eine zum recht gekonnt Speedster modifizierte Autobianchi Bianchina. Aber, ob ich mich entschließe, meine (2.) Metro-Bianchina 1:25 dafür zu opfern? Immerhin liebe ich American Graffiti, wenn auch das der einzige Spielberg-Film auf meiner Cineastenliste ist.
    Herzliche Grüße, Christian