1960 Mercury Commuter

1960 Mercury Commuter Station Wagon

R+R Resin Kit, Maßstab 1:25

 

The Great Pretender

 

 

Immer wenn ich das Modell in den Händen halte, fällt mir der alte Platters-Song von 1955 ein: The Great Pretender.

Das Modell, so wie ich es gebaut habe, ist sehr wohl ein kleiner Betrüger, Schummler oder Aufschneider. Denn es schmückt sich mit fremden Federn, bzw. Chromteilen, die ihm gar nicht zustehen.

1960 gab es bei Mercury nur zwei Full-Size-Kombi-Serien, nämlich den „Commuter“, der auf dem Monterey basierte und auch dessen seitlichen Chromzierrat hatte. Die zweite Serie war der „Colony Park“ mit den gefakten Holzflächen an den Flanken.

 

 


Scheinbar hat der Hersteller meines Modells den Kit des Park Lane als Basis verwendet und einfach den Chrom drangelassen, was natürlich nicht richtig ist, weil einfach zu viel. Ich habe mich aber trotzdem nach langer Bedenkzeit dazu entschlossen, die herrlichen Chromteile dranzulassen, ganz nach dem Hoffmännschen Zitat: „Mehr Chrom schadet nie!“

Und recht hat er, die zusätzlichen Teile in den hinteren Türen, entlang der Radläufe und Schweller stehen dem Auto hervorragend.

 

Und wer weiß, vielleicht hat sich ja doch der eine oder andere Käufer den Park Lane Chrom an seinen nackten Commuter schrauben lassen was bis in die 70er Jahre gar keine so seltene Maßnahme der Händler gewesen ist.

Das Modell stammt wieder von R+R (wen wunderts?) und zwar in der gewohnten „Qualität“, die Radkappen und die Kotflügel-Ornamente sind von Modelhaus.

Zuerst mussten wieder unzählige Unebenheiten und Blasenlöcher verspachtelt und verschliffen werden. Das Lustige daran ist, dass man zwar glaubt, man hätte alle Fehler gefunden und behoben, dann aber nach dem Lackieren oder gar erst beim Verchromen feststellt, dass man doch viele Löcher übersehen hat.

 

 


Außerdem musste ich vor dem Lackieren eine Sache an der Heckklappe ändern, die selbst mir gegen den Strich ging.

Und zwar war auch der hintere Chrom des Park Lane dem Kit beigelegt, der aber die breite Zierleiste oberhalb der Stoßstange hat und beim Kombi durch ein lackiertes Blechteil ersetzt werden musste.

Also knipste ich das verkehrte Teil von dem Chromteil ab und setzte statt dessen ein Teil aus Plastik-Sheet ein. Dass mir das dann bereits fertig verspachtelte und lackierte Teil durch meine Schusseligkeit zweimal heraus gebrochen ist, sei nur am Rande erwähnt.

 

 


Lackiert habe ich das Modell in weiß und „Rosenholz-Metallic“ von Mercedes, was das originale „Mountain-Rose“ fast perfekt trifft.

Auch dabei habe ich für erhöhten Blutdruck gesorgt, da mir das lackierte Teil, gerade mal fingertrocken, aus der Hand fällt und mit der Oberseite nach unten auf dem nicht unbedingt sauberen Lackiertisch aufschlägt. Das Ergebnis waren unzählige Krümel und Einschlüsse im Lack.

Also rausschleifen und alles nochmal neu lackieren – toll!!

 

 

Das nächste Highlight waren die beiliegenden Scheiben. Die Windschutzscheibe passte ja noch einigermaßen, was die sich aber bei R+R bei den seitlichen Heckscheiben gedacht haben, ist mir schleierhaft.

Das sind wohl so eine Art Allerweltsteile, die jedem Station-Wagon-Kit von R+R beiliegen und entweder passen oder nicht. Bei mir natürlich nicht, mit viel Geduld und sanfter Gewalt habe ich das Teil auf der linken Seite halbwegs hinbekommen.

Das rechte Scheibchen war aber ca. 5mm zu kurz und deshalb unbrauchbar. Also habe ich mir aus durchsichtigem Plasiksheet selber eine Scheibe geformt, auch die Rundung ist mir fast gelungen.

 

 


Das Interieur wurde dunkelrot und grau bemalt und passte problemlos, ebenso der Unterboden, der lediglich an den Rahmenteilen etwas flacher gefeilt werden musste, da er sonst unter der Karosserie hervor geschaut hätte.

Auch die Chromteile waren von akzeptabler Qualität. Das mit dem Scheinwerfer Ausbohren und durch Klarsichtteile ersetzen habe ich mich noch immer nicht getraut. Statt dessen habe ich die Scheinwerfer mit Nagellack bemalt, was einen Glas-ähnlichen Effekt hervorruft.

 

 


Fazit: Es ist schon erstaunlich, dass R+R mit ihrer mittlerweile gewohnten Qualität so lange im Geschäft waren. Aber was hilft´s, wenn man seltene und ungewöhnliche Modelle haben wollte (musste), hatte man in den sauren Apfel zu beißen.

 

Und ehrlich gesagt: Sooo schlimm sind die Teile ja gar nicht... ;-)


Modell, Text und Bilder: Robert Eiber, Feucht bei Nürnberg

Kommentar schreiben

Kommentare: 1
  • #1

    Oliver Löbert (Mittwoch, 03 September 2014 16:18)

    Wieder einmal der Beweis das man auch aus Sch.... Gold ähem Silber machen kann, wenn man geschickte Hände und die richtige Phantasie dazu hat. Robert hat uns wieder ein Stück Modellbaugeschichte zum Staunen geschenkt. Ray Parson im Himmel und seiner ehemaligen Firma R&R sei Dank
    das es dieses Modell gibt (gab) und Robert auch für seinen unerschöpflichen Willen sich immer wieder sowas anzutun.