1966 Rambler Classic Station Wagon

1966 Rambler Classic 770 Cross Country Station Wagon


Jo-Han X-EL Promo, Maßstab 1:25


„Happy Birthday“

„Alles Gute zum Geburtstag!“ Mit diesen Worten und einem leichten Grinsen im Gesicht, drückte mir mein Freund Gerhard an meinem letzten Geburtstagsfest ein kleines Päckchen in die Hand.

Schon allein die Größe der Verpackung und unser gemeinsames Hobby ließen mich ungefähr erahnen, in welche Richtung das Geschenk gehen könnte.

Was ich dann aber nach dem Auspacken in den Händen halten durfte, hat mich fast umgehauen:

Ein wunderschönes und tadellos erhaltenes X-EL Promo eines 66er Rambler Station Wagons, ein Modell, nach dem ich schon sehr lange auf der Suche war. Volltreffer!



X-EL? Wer oder was ist das? Dazu eine kurze Erklärung:


Die Promo-Wiederauflagen von XEL


Als Ableger der Firma Jo-Han versorgte XEL (was immer das auch heißen mag?) die US Car-Sammler des Maßstabs 1:25 etwa 15 Jahre lang (1978 bis 1993) mit Wiederauflagen alter Jo-Han-Werbemodelle. Die ältesten dieser Wiederauflagen stammten aus dem Jahr 1955 (ein Pontiac Two Door Sedan), die jüngsten von 1979 (der Cadillac Coupe de Ville, auch als Snap-Kit erhältlich). Dazwischen bot XEL eine reiche Auswahl an Autos der späten ´50er und frühen ´60er Jahre an, viele davon in sehr sorgfältig ausgeführten Zweifarben-Lackierungen.

Die XEL-Wiederauflagen entstanden aus generalüberholten Formen und waren daher ausnahmslos von bester Qualität. Glatte, saubere Oberflächen sowie exakt definierte Zierleisten, Schriftzüge und Embleme machten diese Modelle, die es bis auf ganz wenige Ausnahmen nicht als Bausatz gab, zur perfekten Basis für Veredelungen und Verfeinerungen. Wer nur wenig Aufwand betreiben wollte, musste das Modell nur zerlegen - was problemlos ohne Beschädigungen zu bewerkstelligen war (na ja!...), den Innenraum farblich gestalten und die Zierleisten der Karosserie mit Bare Metal Foil belegen. Um dem Standard eines Bausatz-Modell näher zu kommen, war allerdings etwas mehr Arbeit vonnöten. Neben den genannten Maßnahmen galt es zusätzlich die Motorhaube (vielleicht auch den Kofferraumdeckel) auszuschneiden und die Motor- sowie Fahrwerksteile eines passenden Bausatzes darunter zu stricken. In einem eigenen Bericht werden wir an dieser Stelle detailliert auf solche Umbauten eingehen.

Die frühen XEL-Wiederauflagen (1955 bis 1957) besaßen noch keine Innenausstattung, was damals ein Problem darstellte, das sich heute dank der perfekten Modelhaus Resin-Innenausstattungen leicht lösen lässt. Die meisten XELPromos waren in vier Farben, darunter bei vielen die bereits erwähnten Zweifarben- Lackierungen, erhältlich.

Zu Beginn der XEL-Fertigung in den ´70er Jahren kosteten die Modelle einheitlich 10.- Dollar, am Ende der Herstellung im Jahr 1993 zwischen 15.- und 20.- Dollar. Der damalige deutsche Importeur der Jo-Han-Bausätze, die Firma Kager aus Heusenstamm, hatte die XEL-Modelle nicht in seinem Programm, so dass sie nur privat in Amerika bestellt werden konnten.

Im Jahr 1991 umfasste das XEL-Lieferprogramm etwa 36 verschiedene Modelle, die allerdings nie alle gleichzeitig erhältlich waren. Ebenso verhielt es sich mit den Farben: Wer sich für eine der im (schwarz-weißen!) Katalog aufgeführten Lackierungen entschieden hatte, erhielt meist den Bescheid, dass genau diese Farbe derzeit nicht produziert werde. Das alles zu jener noch internetlosen Zeit per Post, also mit den entsprechend langen Wartezeiten. Es galt dann eine andere Farbe zu wählen und zu hoffen, dass nach einer wiederum quälend langen Wartezeit (bis zu zwei Jahre sind verbürgt!) und natürlich Vorauskasse das gewünschte Modell einträfe.

Oft genug kam dann doch eine ganz andere Farbe, nicht selten auch auch ein völlig anderes Modell - die XEL-Sammler der frühen Jahre mussten eine gewisse Leidensfähigkeit besitzen!

Hier ein kleiner Abriss der 1991 verfügbaren XEL-Modelle, geordnet nach den Baujahren der Vorbilder:


1955: Pontiac Two Door Sedan

1956: Pontiac Four Door Hardtop, Plymouth Belvedere Four Door Sedan und Taxi,

DeSoto Four Door Sedan

1957: Oldsmobile Super 98 Four Door Hardtop

1958: Oldsmobile Super 98 Four Door Hardtop, Cadillac Fleetwood 60 Special

1959: Cadillac Fleetwood 60 Special, Dodge Custom Royal Two Door Hardtop,

Plymouth Fury Two Door Hardtop, DeSoto Fireflite Four Door Hardtop, Chrysler

New Yorker Four Door Hardtop, Rambler Station Wagon

1961: Dodge Dart Two Door Hardtop

1962: Oldsmobile F-85 Two Door Hardtop und Cabriolet, Rambler Classic Four Door

Sedan und Taxi, Studebaker Lark Hardtop und Cabriolet

1963 Oldsmobile Starfire Hardtop und Cabriolet

1964: Chrysler Turbine Car

1966: Rambler Classic Station Wagon

1968: Chrysler 300 Hardtop und Cabriolet, Cadillac Coupe de Ville Hardtop und

Cabriolet, Imperial Two Door Hardtop

1969: AMX

1975: Oldsmobile Cutlass Two Door Hardtop, Cadillac Eldorado Hardtop

1976: Cadillac Eldorado Hardtop

1978: Cadillac Coupe de Ville Hardtop

1979: Cadillac Coupe de Ville Hardtop.

Dass die Aufbereitung und Verfeinerung eines solch raren Modells natürlich sehr viel Sorgfalt verlangt, ist selbstverständlich. Nicht auszudenken, wenn da was schiefläuft und das Modell unrettbar zerstört werden würde.


Das Schwierigste bei diesen Promos ist der Zerlegen. Die Teile und hier vor allem die Verbindung von Interieur, Glas und Karosserie, sind oft nur mit viel Geduld, Dremel- Einsatz und manchmal sanfter Gewalt, voneinander zu trennen. Der Grund ist, dass die Teile mit kleinen Zapfen ineinander gesteckt wurden und dann zur besseren Haltbarkeit, die Zapfen mittels Hitze aufgeweicht und so die Teile miteinander verschweißt wurden. Leider lassen sich manchmal solche Schweißpunkte nicht mehr schadenfrei lösen, so mussten auch hier die Rücklichter in der Karosserie belassen werden. Sie wurden also mitlackiert und dann mit roter, transparenter Farbe bemalt.

Die Lackierung selbst habe ich dem Original entsprechend, wieder in rot mit schwarzem Dachteil, ausgeführt. Die wäre fast schiefgegangen! Ich hatte zuerst ein etwas helleres Rot eines anderen Herstellers lackiert, was aber nicht deckte. Also musste die Farbe mit viel Bauchschmerzen und einem furchtbar schlechten Gewissen wieder abgelaugt werden. Der zweite Versuch glückte dann mit anderem Lack zum Glück tadellos.


Auch das Interieur wurde in den beiden Außenfarben bemalt und mit Chromfolie verfeinert. Die Chromfolie kam natürlich auch an den Zierteilen der Karosserie zum Einsatz, wobei ich nicht gedacht hätte, dass ein solches Mittelklassemodell aus den 60ern noch so viel Chrom mit sich herumträgt.

Der Zusammenbau ging (fast) problemlos von statten, lediglich ein paar kleine Stellen an den bereits verchromten Stoßstangen mussten mit Folie ausgebessert werden, was aber bei dem Alter der Teile und bei Jo-Han selbst nicht ungewöhnlich ist.

Etwas Kopfzerbrechen bereitete mir dann doch noch die Dachreling, die schon bei der Übergabe an mich, an einer Stelle gebrochen war. Beim Zerlegen stellte sich dann heraus, dass das Teil noch an einer zweiten Stelle angeknackst war. So mussten also die drei Teile der Dachreling ganz vorsichtig miteinander verklebt und noch vorsichtiger auf das Dach geklebt werden.

Der Grund für diese oft auftretenden Schäden ist, dass der Abstand der Aufnahmelöcher im Dach für die Zapfen der Reling zu eng gebohrt sind und so die Relingstangen unter Spannung stehen, so gerne nachgeben und brechen.


Der Rambler ist ein weiteres, kleines aber feines Mitglied meiner immer weiter wachsenden Station-Wagon-Sammlung, das mir immer noch sehr viel Freude bereitet.

Und noch ein weiterer Kombi ist mittlerweile schon fertig gestellt, dazu aber später mehr.


Es bleibt spannend...   ;-)

Modell, Text und Bilder:

Robert Eiber, Feucht bei Nürnberg


Abhandlung zum Thema X-EL (danke!):

Gerhard Hoffmann, Bachmehring

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