1961 Oldsmobile F-85 Station Wagon

Oldsmobile F-85 Station Wagon


RESTO-STATION


Jo-Han, Maßstab 1:25


Mit dem stetig steigenden Wert alter Bausätze gewinnen die Restaurationen alter, bereits gebauter und wieder zerlegter Modelle immer mehr an Bedeutung.

Wer jedoch kein absolutes Modellbau- Genie ist, muss bei einer Aktion dieser Art meist Abstriche an der Qualität der fertigen Replik in Kauf nehmen.


Der Oldsmobile F-85


Der kompakte Oldsmobile F-85 gehörte bei seiner Präsentation im Herbst 1960 zur „Second Wave“, der zweiten Welle der für damalige amerikanische Verhältnisse kleinen Fahrzeuge. Im Jahr zuvor waren bereits die Vorreiter der Kompaktklasse, der heckgetriebene Chevrolet Corvair, der konventionell konstruierte Ford Falcon und der ungewöhnlich gestylte Plymouth Valiant erschienen. Für das Modelljahr 1961 bereicherten nun auch der Oldsmobile F-85, der Pontiac Tempest (mit Transaxle-Getriebe!) sowie der Buick Special und der Mercury Comet die Palette der neuen „Kleinen“.


Zu seiner Präsentation erschien der Oldsmobile F-85 als zwei- und viertüriger Sedan sowie als viertüriger Station Wagon mit wahlweise sechs oder acht Plätzen. Erst für das Modelljahr 1962 gab es auch ein Cabriolet sowie verschiedene luxuriösere und sportlichere Ausstattungslinien. Von den beiden Versionen des Station Wagons konnten 1961 knapp 17.000 Exemplare abgesetzt werden, die meisten davon (10.087) als Achtsitzer.

Der Preis für diese Ausführung des F-85 lag damals bei 2.762 Dollar, bereits mit dem Standard-Achtzylinder-Motor, der 155 PS leistete.

Der Jo-Han-Bausatz des F-85


1961 war die Firma Jo-Han für die Werbemodelle (Promotionals) und die Annual-Bausätze der Fahrzeuge von Oldsmobile zuständig. Während die Annuals zu dieser Zeit noch keine Motornachbildungen und detaillierte Fahrwerke besaßen, legte Jo-Han zu Beginn der ´70er Jahre unter der Bezeichnung „USA-Oldies“ eine Reihe jener Kits in überarbeiteten Versionen noch einmal auf. Diese Bausätze besaßen abnehmbare Motorhauben, einen (Einheits-) Motor, vereinheitlichte Teile für eine sparsame Detaillierung des Motorraums sowie eine ebenfalls vereinheitlichte Bodenplatte mit Details der Radaufhängungen, des Rahmens und des Auspuffs.


Trotz dieser Bemühungen füllen knapp 25 Bauteile die Schachtel des wieder aufgelegten Oldsmobile F-85 Station Wagon nicht einmal zur Hälfte (siehe Abbildung). Spätere Auflagen dieser Kits aus den ´80er Jahren plagen den Modellbauer zudem mit massivem Formenversatz und Gussgraten, die stellenweise an einen Vacu-Bausatz erinnern. Außerdem bedauert der US Car-Fan natürlich, dass aus dem stilistisch so spannenden Jahr 1961 nur der Olds F-85 wieder aufgelegt wurde, gab es doch damals bei Jo-Han auch das viertürige Super 88 Hardtop Coupe als Annual, ganz zu schweigen vom ´61er Chrysler New Yorker, dem Plymouth Fury, dem Dodge Dart und dem Rambler American, um nur einige interessante Typen aus dem Jo-Han-Angebot zu nennen.

Resto-Freuden – das Modell des F-85


Das erste Leben des gezeigten Modells begann ca. 1975 mit dem Kauf der USA Oldie-Wiederauflage zum sagenhaften Sonderpreis von 9,99 DM (!!). Wie seinerzeit üblich, wurde der Kit nicht auf den großen (damals noch nicht vorhandenen) Haufen gelegt, sondern sofort gebaut. Das bedeutete 1975: Eine streifige und pickelige Pinsel-Lackierung, Zierleisten und Schriftzüge mit Ofensilber nachgezogen sowie jede Menge Kleberspuren an Scheiben und Karosserie.

Irgendwann – etwa 10 Jahre später – wurde das heute als „Bastelschrott“ zu bezeichnende Modell mit der Absicht, es irgendwann einmal besser zu machen, mit anderen „Leichen“ in eine große Kiste geworfen. Daraus wäre bis heute nichts geworden, wenn nicht die oben bereits angesprochene Verteuerung dieser Bausätze nachgeholfen hätte. Also kam die Karosserie in die Beize und alles andere wurde vorsichtig demontiert, nicht ohne dabei diverse Teile an schwer zu reparierenden Stellen zu zerbrechen.


Auch die Beize, in der die F-85-Karosserie lange Zeit ausharren musste, war der Farbe aus den ´70er Jahren nicht gewachsen. Während die glatten Flächen relativ schnell von den alten Farbresten befreit waren, funktionierte das System – wie könnte es auch anders sein? – an den Stellen mit Schriftzügen oder Zierleisten überhaupt nicht. Die anschließende Aktion mit einem feinen Stichel und Schleifpapier zeigte in erste Linie den Erfolg, dass die meisten Schriftzüge und in weiten Bereichen auch die Gravuren der Zierleisten fast irreparabel beschädigt

waren.


Über die Irrungen und Wirrungen der neuen Lackierung sollen an dieser Stelle keine überflüssigen Worte verloren werden – der Betreiber dieser Modellbau-Seite, Robert Eiber, hat schon oft genug beschrieben, welche Waterloos den bis dahin hoch motivierten Bastler nach einer misslungenen Farbgebung wieder auf den Boden der Tatsachen zurück holen können.

Um es kurz zu machen: Auch die Qualität der Lackierung ließ noch Luft nach oben und zeigte einmal mehr die Grenzen eines Resto-Projekts auf.


Dass dies alles letzten Endes doch nicht ganz umsonst war, mag der geneigte Leser den Bildern dieses Berichts entnehmen. Wahre Wunder wirkte ein Polishing Set aus Amerika, ganz viel Positives verdankt das Modell auch der neuen „Improved“ Bare Metal Foil.

An manche Stellen darf man halt nicht so ganz genau hinsehen, aber dieses Manko macht das Modell mit der Seltenheit seiner Vorbildwahl (wie viele Station Wagons gibt es sonst noch als Bausatz?) und seinem unbestreitbaren Charme leicht wieder wett!


Grünes Modell, Text und Bilder: Gerhard Hoffmann, Bachmehring

Blaues Modell: Robert Eiber, Feucht bei Nürnberg

Kommentar schreiben

Kommentare: 1
  • #1

    Gerhard (Donnerstag, 22 Juni 2017 15:19)

    Hey, der kleine blaue F-85 passt ja wie die Faust auf´s Auge zum zweifarbig Grünen! Jetzt fehlen uns nur noch der Buick Special und der Pontiac Tempest als Station Wagons, um diese exklusive Serie komplett zu machen - fühlt sich jemand angesprochen?