1957 Chevrolet 150 Handyman Station Wagon

1957 Chevrolet 150 Handyman Wagon


„West-Coast-Choppers“- Metallmodell, Maßstab 1:25


Re-Customized

„Du, ich habe da so einen 2-türigen 57er Chevy Station Wagon herumliegen, den könntest Du haben“.

So oder so ähnlich begann vor einigen Monaten ein Telefongespräch zwischen meinem Freund Gerhard und mir.

“Ist aber ein Lowrider mit Flammen und übergroßen Rädern aber ich denke, Du könntest da was daraus machen“.

„Naja“ dachte ich, „wird wohl einer der unzähligen Nomads sein?“

„Nein nein, einer mit wenig Chrom und vor allem geraden Dachpfosten. Ist halt ein Lowrider, aber der Body ist völlig stock“

Sollte es sich tatsächlich um einen „normalen“ Station Wagon handeln, die selbst als Resin-Kits nur noch auf abenteuerlichen Wegen zu bekommen sind. Mein Interesse war geweckt!

Um Gerhard aber noch etwas auf die Folter zu spannen, gab ich den Coolen: „Ja, bring ihn halt mal mit, dann schaun wir mal“.

Und er hat ihn dann auch mitgebracht und es war tatsächlich ein 150 Handyman Station Wagon, also die absolute Billigversion bei den 57er Station Wagons.

„Den kannst Du haben, ich brauch ihn nicht mehr“. Einfach so! Ich war happy!


Handyman hieß die Sparversion der 150er Reihe, mit fast keinem Chrom, einfacher Innenausstattung und nur einem Reihensechser als Grundmotorisierung. Die nächsthöheren Wagons hießen dann „Townsman, Beauville“ als 4-türer in der 210er Reihe und zusätzlich dann beim Bel Air der berühmte „Nomad“.


Wieder zu Hause ging es dann auch gleich ans Zerlegen, was erst mit dem geeigneten Werkzeug gelang, das ich mir im Baumarkt noch besorgen musste. Unzählige Schräubchen hielten die einzelnen Teile zusammen, oft an Stellen, an denen eigentlich kein normal Sterblicher Schrauben vermutet. Und dort wo keine Schrauben verwendet wurden, waren die einzelnen Teile oft so kompliziert ineinander gesteckt, das ich Zweifel hatte, die Kiste jemals wieder zusammen zu bekommen. Irgendwann war das Auto dann doch zerpflückt und es konnte mit dem Entlacken begonnen werden.

Logisch, dass Gerhard über jeden einzelnen Arbeitsschritt bestens informiert sein wollte, schließlich war es ja sein Baby.


Den eingebrannten Lack bekam ich problemlos mit Abbeizer aus dem Baumarkt ab. Die Metallteile (und auch nur die!) in ein Gefäß gelegt, das nicht aus Plastik ist, dann dick mit Abbeizer eingepinselt und über Nacht im Freien ziehen lassen.

Am nächsten Morgen konnte der alte Lack problemlos abgezogen werden, was noch drauf war, wurde mit Sandpapier abgeschliffen.


Die anschließende Lackierung erfolgte nach dem bewährten Muster mit Tamiya Grundierung und hellblauen Sprühlack von Multona aus der Dose.


Die beiden seitlichen Zierleisten, die aus Plastik gemacht sind, mussten vor dem Abbeizen natürlich entfernt werden, da das Zeug Kunststoffteile auflöst.

Ich habe die Leisten dann vor dem Lackieren wieder auf die blanken Metallteile geklebt, mitlackiert und anschließend mit Chromfolie nachverchromt. Das sieht sauberer aus, da die sehr zerbrechlichen Teile beim Abbauen immer etwas an Glanz verlieren (vorsichtig ausgedrückt).

Und schon konnte alles wieder zusammengebaut werden. Als erstes waren die Scheiben dran. Die Frontscheibe musste von außen in die Öffnung gesteckt werden und passte hervorragend in den vorverchromten Rahmen.

Die beiden Seitenscheiben-Teile mussten aber von innen nach außen in die Öffnungen gepresst werden, wobei mir das erste von zwei Missgeschicken passiert ist. Die Scheiben passten so perfekt in die Rahmen, dass sie mit einem leisen „Klick“ in die Öffnungen schnappten. Und zwar so perfekt, dass mir am unteren Rand des Rahmens der Lack abplatzte. Also Scheiben wieder raus, die Schäden mit Lack und Pinsel ausgebessert, verschliffen und poliert. Dann der zweite Versuch, mit dem Ergebnis, dass hierbei wieder Lack abplatzte und zwar jetzt großflächiger als vorher.

So ein Mist! Da habe ich die Scheiben aber an Ort und Stelle gelassen, die Macken wieder mit dem Pinsel ausgetupft und basta! Man sieht´s zwar leicht – egal!


Dann kamen die Türen und Hauben an die Reihe. Schon beim Zerlegen ist mir aufgefallen, dass die Türen schief sitzen und schlecht schließen. Um das zu beheben, hätte ich Korrekturen an der Metallkarosserie und den Scharnieren vornahmen müssen, was mir aber doch zu heikel war. Also wurden die beiden Portale zugeklebt – sieht besser aus!


Der nächste Patzer, der das Modell fast ruiniert hätte, ist mir beim Einbauen der zweiteiligen Heckklappe passiert. Die obere Hälfte der Klappe öffnet ja nach oben und ist mit einem Scharnier von innen unter das Dach geschraubt. Ich also ein Schräubchen geschnappt, ins Loch gesteckt und losgeschraubt. Was ich nicht bemerkt hatte, war, dass es sich um verschieden lange Schrauben handelte, die nur einen Gewindegang länger waren als die anderen. Ich hatte natürlich eine zu lange Schraube erwischt und die Schraube fast durch´s Dach gedreht. Daraufhin habe ich alle Schrauben weggeworfen und sämtliche Hauben verklebt. Jetzt hat das Dach leider eine kleine Beule, die aber nur dann auffällt, wenn man ganz genau hinschaut.

Das Interieur gab nur wenig Anlass zum Meckern. Das überraschenderweise richtige 150 Armaturenbrett und Lenkrad waren leider mit Nomad Sitzen und Türverkleidungen kombiniert.

Also wurden die Polster kurzerhand glattgeschliffen und mit dem gleichen Material wie der Teppich beflockt. Die Sitzbänke sehen jetzt aus wie Stoffsitze und passen perfekt zum einfachen Grundmodell.

Die restlichen Anbauteile passten perfekt, die Bodenplatte erhielt neue Bohrungen für die Achsen, da ja das Modell wieder auf normale „Meereshöhe“ gebracht werden sollte. Dann noch neue, normale Felgen und Reifen, die aus der Teilekiste stammen und fertig war ein sehr seltenes Modell in diesem Maßstab.


Es ist also durchaus reizvoll, wenn man es einmal andersherum versucht. Nicht immer Serienmodelle in Lowrider oder Customs verwandeln, sondern einmal aus einem Lowrider ein absolutes Serienmodell herstellen!

Es muss nicht immer der übliche Weg sein!

Modell, Text und Bilder: Robert Eiber, Feucht bei Nürnberg


Danke nochmals an Gerhard Hoffmann, der mir das Basismodell geschenkt hat. 

Es ist toll, solche Freunde zu haben!

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Kommentare: 2
  • #1

    Gerhard (Freitag, 04 September 2015 19:43)

    Ja, lieber Robert, wenn ich sehe, mit welchem Engagement Du diese Seite betreibst und in welchem Tempo Du so tolle Modelle auf die Beine stellst, fällt es mir leicht, mich von dem einen oder anderen Teil zu trennen, von dem ich weiß, dass es bis zum Sankt Nimmerleinstag auf meinem Speicher verfaulen würde - und besonders dann, wenn es in Dein bevorzugtes "Station Wagon"-Beuteschema passt! Es freut mich, dass aus diesem hässlichen Teil ein so schönes Modell geworden ist und ich danke Dir nochmals dafür, dass Du keine Arbeit und Mühen scheust, dem harten Kern der US Car-Modellbauer immer wieder atemberaubende neue Modelle zu präsentieren - lass bloß nicht locker!!!

  • #2

    Oliver Löbert (Freitag, 11 September 2015 11:12)

    Dem kann ich mir nur anschliessen. Wenn Robert nicht wäre dann hätte ich wahrscheinlich von meinem tollen Hobby schon längst Abstand genommen. Er motiviert einem immer wieder weiterzumachen auch wenns mal schlecht läuft und man keine Lust mehr hat.
    Danke Robert für all die tollen Modelle die Du hier immer wieder in einem unglaublichem
    Tempo raushaust.