1959 Ford Country Sedan

1959 Ford Country Sedan

 

„Nervous Breakdown“

 

Jimmy Flintstone und R+R Resin, Maßstab 1:25


Frage: Ist es Euch auch schon mal passiert, dass sich ein Modell partout nicht bauen lassen will?

Dass es sich mit allen Tricks und Gemeinheiten dagegen wehrt, ja sogar soweit geht und vor lauter Hass dem Modellbauer gegenüber zum Äußersten geht und Selbstmord verübt?

Nein? Mir schon! Nämlich mit einem R+R Resin-Kit eines 59er Ford Country Sedan.

Schuld an allem sind ja wie immer die anderen. So hatte mein Modellbau-Spezl Reinhold mich schon seit längerer Zeit darum „gebeten“, doch endlich mal eines seiner Lieblingsmodelle, nämlich den 59er Ford Station Wagon, zu bauen. Und da dieses Auto auch mir sehr gut gefallen hatte (bis dahin jedenfalls noch), hat er da offene Türen eingerannt. Der Kit lag von R+R Resin im Regal, so konnte es also losgehen...

(Nein Reinhold, Du kannst nichts dafür, war alles meine Schuld)

Der Resin-Kit machte einen relativ guten Eindruck, sodass nur wenig Vorarbeit nötig war. So war auch alles zur Grundierung vorbereitet, ich wollte die Karosserie nur nochmal im Gegenlicht nach Unebenheiten kontrollieren, als mir das Resinteil aus ca. 1,5m Höhe aus den Händen sprang und auf dem Boden landete.

Was bei Kunststoff schon ungesund ist, ist bei Resin eigentlich tödlich.

Das Ergebnis war auch das, dass auf der linken Seite alle Dachholme durchgebrochen waren.

Wie ich mich da gefühlt habe, könnt Ihr Euch vielleicht denken.

Dass noch schlimmer kommen sollte, wusste ich da noch nicht...

Erster Suizidversuch, konnte aber reanimiert werden...


Also die Pfosten mit Sekundenkleber wieder auf den Body geklebt, was auch richtig gut gehalten

hat.

So konnte jetzt die übliche Lackierprozedur mit Grundierung, Glanzlack und Polieren über die Bühne gehen. Als Farben hatte ich mir Cremeweiß und Hellgelb ausgesucht, beides aus dem Multona-Sprühdosen-Programm.

Auch das Polieren ging reibungslos von der Hand, so konnte bald schon mit dem Verchromen mit Bare- Metal begonnen werden.

Und ich war auch schon fast fertig damit, als das Modell sich zu einem zweiten Selbstmordversuch entschloss und mir wieder aus ca. 1,5m aus den Händen hüpfte.

Mit dem Ergebnis, dass die bereits reparierten Dachholme wieder durch waren und dazu noch die Karosserie von der Scheibe bis zum vorderen Rand der Motorhaube zerbrochen war: Totalschaden!


Wer das Lied „Nervous Breakdown“ von Eddie Cochran aus dem Jahr 1958 kennt, weiß, wie ich in dem Moment drauf war. Soll ich lachen oder heulen? Den ganzen Müll durch´s geschlossene Fenster werfen und mich gleich hinterher?

Ich habe der ganzen Schrott eingepackt und erst mal weggesperrt. Nachdem nach ein paar Tagen der erste Frust vergessen war, konnte es dann aber doch wieder weitergehen. Da die R+R Karosserie ja zerstört war, besorgte ich mir den Body von Jimmy Flintstone Resin, die restlichen Teile hatte ich ja vom R+R-Kit noch.

Bei der Lackierung habe ich mich dann zu dem Weiß für ein kräftiges Rot entschieden, was dem Auto auch gut steht und die farblichen Kontraste besser betont. Auch dann wieder poliert mit Unipol und verchromt mit Bare-Metal-Foil. Nachdem alles unfallfrei funktioniert hatte, war mir schon um einiges wohler...


Bei den Scheiben – für mich jedesmal der absolute Horror – gab es auch dieses mal wieder Probleme. So passte die beiliegende Windschutzscheibe, wie erwartet, nicht in den Body. Auch die Scheibe des Revell-Retractabe Kits passte nicht. Zum Glück fand ich aber in einem Modelhaus- Bausatz eine zweite Scheibe, die gerade so passte.


Die Heckscheibe musste jedoch mit dem R+R-Teil belegt werden, da alle Versuche, die gebogene Scheibe selbst herzustellen, scheiterten. So wurde das durchsichtige Plastiksheet immer an den Rundungen trüb und milchig. Ich werde aber irgendwann eine Lösung finden müssen, da ich für andere Station Wagons noch gebogene Heckscheiben brauche. Dass das R+R-Teil nicht richtig passt, ist ärgerlich aber nicht zu ändern.

Das Interieur, das noch mit dem Lenkrad und der Lenksäule aus dem Revell-Kit ergänzt wurde, musste vor dem Einbau noch mit dem groben Werkzeug, wie Feile und 200er Schleifpapier, in Form gebracht werden, passte dann aber ganz gut. Ich benutze hier immer Uhu Hart zum Kleben. Der ist relativ dickflüssig und verschließt auch mal kleine Spalten und Stellen, die keinen Kontakt zueinander haben. Doch Vorsicht: Der Kleber zieht Fäden, die auf lackierten Flächen Schaden anrichten können.


Bei der Frontmaske habe ich mich für das Resin-Teil entschieden. Zuerst wollte ich die vom Revell- Kit verwenden, da hier separate Scheinwerfergläser zur Verfügung standen, leider war aber der alte Chrom angelaufen und somit unbrauchbar.


Beim Chrom am Heck habe ich aber dann doch die Teile vom Revell-Kit verwendet, da hier, anders als beim Resin-Teil, die Rücklichter und die Stoßstange getrennt gegossen sind. So sieht es einfach besser aus, als wenn die Rücklichter auf der Stoßstange sitzen.


Der Unterboden ist wie immer bei meinen R+R-Modellen, eine fürchterliche Flickschusterei. So musste hier die Bodengruppe in drei Teile zersägt werden, um sie wieder passend unter die Karosserie zu bringen. Anschließend wollten die drei Teile natürlich entsprechend wieder einander angepasst werden. Danach wurde alles mit schwarzer Farbe angepinselt, damit der Pfusch nicht allzu sehr auffällt.

Die kompletten Räder stammen übrigens vom Revell-Kit, ebenso die Kotfügelornamente, die Spiegel sind aus der Teilekiste.


Wenn die anfänglichen Kappeleien zwischen dem Modell und mir nicht gewesen wären, wäre der Bau dieses Resin-Modells relativ problemlos gewesen.

Lasst Euch also von einem zickigen und bockigen oder eigensinnigen Modell nicht entmutigen.

Wir haben noch immer gewonnen!

 

Modell, Text und Bilder: Robert Eiber, Feucht bei Nürnberg

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Kommentare: 3
  • #1

    Oliver Löbert (Donnerstag, 11 Februar 2016 19:49)

    Schön ironisch beschrieben Robert. Kaum zu glauben das einem der gleiche Fehler an einem Modell zweimal passiert. Egal, Ende gut alles gut.

  • #2

    Gerhard Hoffmann (Mittwoch, 30 März 2016 20:17)

    Habe mich beim Lesen köstlich amüsiert - nein, keine Schadenfreude, sondern gleich gelagerte Erinnerungen! Bei einem fertig gebauten (!) Annual (!) des 1964er Plymouth Fury Convertible von Jo-Han wollte ich nur noch die Öffnung für das Hood Ornament ein bisschen vergrößern, damit das Ding gut reinpasst. Ein leichter Druck zuviel, und die ganze Motorhaube zersprang wie Glas in zig Teile - irreparabel und der Tod dieses wunderschönen (und nicht gerade billigen) Modells - shit happens!

  • #3

    Reinhold (Dienstag, 16 August 2016 13:02)

    Hallo Robert, will nur mal probieren, ob ich auch einen Kommentar schreiben kann. Daher hab ich mir das Modell von Dir rausgesucht, was mir neben dem 59´Chevy HT am besten von Deinen Modellen der letzten zeit gefällt. Gruß Reinhold