1959 Mercury Commuter & Park Lane

1959 Mercury Commuter Station Wagon und Park Lane Convertible

 

„America´s liveliest luxury car“

 

R+R-Resin Kit und AMT Craftsman-Kit, Maßstab 1:25

„So, welches Modell baue ich als Nächstes?“ Diese oder ähnliche Fragen tauchen immer dann auf, wenn ein Modell erfolgreich fertiggestellt wurde. So auch diesmal, nachdem der 59 Ford Kombi im Regal verstaut war. Mal wieder was aus den 60s oder 70s? Oder was aus den 40er Jahren wäre auch mal wieder an der Reihe gewesen.

Da erzählte mir mein Modellbau-Spezl Oli, dass er zur Zeit sein Glück an einem 59er Mercury Hardtop-Coupe versucht. 59er Mercury? Auch nicht schlecht! Davon hab´ ich doch den Kombi!?

Es wäre doch bestimmt lustig, wenn wir beide zeitgleich das fast identische Modell bauen würden. Außerdem ist der Mercury eine prima Ergänzung zum eben erst fertiggestellten 59er Ford Kombi. Und wie es der Zufall will, hatte mein Freund Gerhard ein paar Tage nachdem ich den Kombi angefangen hatte, mir ein passendes Cabrio unter die Nase gehalten, zu dem ich einfach nicht nein sagen konnte...


Die 59er Mercurys sind für meinen Geschmack wunderschöne Autos, sehr elegant und für 1959 relativ zurückhaltend gestylt. Ford hatte sich sowieso, egal ob bei Ford selbst, Mercury, Edsel oder Lincoln, bei der endfünfziger Heckflossenhysterie sehr zurückgehalten (mal vom 57er Lincoln abgesehen). Die anderen Design-Kapriolen wurden dafür gnadenlos mitgemacht oder sogar schamlos übertrieben, siehe 58er Edsel oder 57-58 Mercury. Die Hinterteile dieser Autos möchte ich aber eher als Skulpturen und nicht als Flossen bezeichnen.


Die Mercury-Palette umfasste drei Modellreihen: Monterey, Montclair und Park Lane. Daneben waren natürlich auch wieder Station Wagons zu haben, die Commuter, Voyager und Colony Park getauft wurden, letzterer wieder mit wunderschöner Holzattrappe an den Flanken. Die Topmodelle Park Lane gab es als Hardtop Sedan, Hardtop Coupe und Convertible, das aber nur rund 1200 mal verkauft wurde. Noch seltener ist der hier gezeigte, 2-türige Commuter Wagon mit nur rund 1000 produzierten Exemplaren.


 

1959 Mercury Commuter 2-dr Station Wagon

Das Modell ist ein Resin-Kit von dem nicht mehr existierenden Hersteller R&R (woher auch sonst?) und wieder im Maßstab 1:25 gefertigt. Der Kit beinhaltet Karosserie, Innenraum mit Armaturenträger, Front- und Heckchrom, Unterboden und die Scheiben. Der Rest wie Lenkrad, Felgen und Reifen wurden extra bei Modelhaus nachbestellt.

Um es vorweg zu nehmen: Das Modell machte erstaunlicherweise relativ wenig Probleme, wobei bei R&R „relativ“ vorsichtig zu gebrauchen ist.

Als Lackierung habe ich mich für ein helles Rosa-Metallic mit dem Namen „Cool Rose“ entschieden, die vom Honda Jazz stammt und extra übers Internet bestellt wurde.

Diese Farbe deshalb, weil Oli sein Coupe in genau der gleichen Farbe lackieren wird.


Der Lackaufbau erfolgte in den gleichen Schritten wie immer und auch die Schleif- und Polierorgie nahm wieder mehrere Stunden in Anspruch.



Zu meinem großen Erstaunen passte die beigelegte Frontscheibe tadellos in die Karosserie, was mir bei R&R noch nie passiert ist.


Dafür waren die Seitenscheiben zu kurz und auch die Krümmung passte nicht zur Karosserie. Die Teile wurden aus Evergreen klar 9005 selbst hergestellt und eingeklebt.

Den Innenraum habe ich in der gleichen Farbe wie außen lackiert, kombiniert mit einem selbst gemischten Graurosa. Der Boden ist mit weinroten Viscose-Flocken „beflockt“ (blödes Wort) und passt hervorragend zur Außenhaut.


Das größte Problem stellten die Rücklichter dar. Beigelegt waren zwar zwei rosa-farbene Resin - Batzen, die aber völlig unbrauchbar waren. Also mussten die Teile aus Plastik-Sheet selbst hergestellt werden, die dann mit Bare-Metal-Foil verchromt werden wollten um dann zum Schluss mit transparentem rot übermalt zu werden. Was sich hier so easy anhört, war ein Kampf mit mehreren Versuchen.


Die Chromteile passten auch ganz gut an die Karosserie, wobei hier immer mal mehr, mal weniger heftige Korrekturen nötig sind. Logischerweise vor dem Lackieren!


Damit der Unterboden unter das Auto passte, musste, wie immer bei solchen Kandidaten, getrickst und geschummelt werden. So wurde das Teil in drei Teile zersägt, hier und dort mit der Kneifzange ein Stück abgeknipst und dann unter der Karosserie wieder zusammengeklebt. Sieht furchtbar aus – sieht doch keiner!

So entstand in relativ kurzer Zeit wieder ein weiteres, seltenes Teil in meiner Station-Wagon-

Sammlung.

 

1959 Mercury Park Lane Convertible

Dieser, von Gerhard abgeluchste Bausatz, ist ein Kunststoff-Kit von AMT und stammt aus der Craftsman-Serie aus dem Jahr 1965, also auch schon über 50 Jahre alt. Dass es sich um kein Original-Annual von 1959 handelt erkennt man daran, dass der Kit in einem grellen Gelb gegossen ist, Annuals waren weiß.

Eigentlich ist es immer ein Risiko, solche uralten und schon mal gebauten Modelle zu kaufen. Die Vorteile bei dem Modell waren, dass das Auto komplett war, die Chromteile neu beschichtet waren, die Windschutzscheibe in einem neuwertigen Zustand gewesen ist, außerdem waren noch neue Rücklichter und Fender-Ornamente von Modelhaus dabei.

Der einzige Nachteil war der, dass die Karosserie selbst in einem, vorsichtig ausgedrückt, schlechtem Zustand war.

Die Oberfläche war total uneben und sehr stark vernarbt, fast so, als hätte man Säure darüber gekippt. Ich sag´s mal so: Bei einem aktuellen oder noch erhältlichen Kit hätte ich mir die Arbeit nicht gemacht. Aber bei so einem 50 Jahre alten Schätzchen ist jede Sekunde Arbeit ein Vergnügen.

Als erstes habe ich mit 400er (!) Schleifpapier die oberste Plastikschicht abgetragen um die hässlichen Narben zu beseitigen. Auf den großen und ebenen Flächen ging es noch halbwegs, in den Sicken und entlang der Chromleisten war dies sehr schwierig, bzw. unmöglich, wollte ich nicht die ganzen Zierleisten mit wegschleifen.


Danach das Teil komplett mit Feinspachtel überzogen und mit 1000er Schleifpapier nass abgeschliffen.

Anschließend grundiert und nochmals nass geschliffen, um es dann nochmals zu grundieren.


Beim Lack habe ich mich für ein blasses Gelb entschieden, was dem Original-Lack sehr nahe kommt.

Leider ist mir beim Polieren des Lacks der rechte Ausstellfenster-Rahmen zerbrochen. Ich durfte also die abgebrochenen Teilchen mit viel Geduld und Schweiß auf der Stirn an die bereits fertig lackierte Karosserie kleben. Deshalb habe ich auch erst die Scheibe eingeklebt und dann den Rahmen verchromt, sonst wären mir die Teile wieder um die Ohren geflogen.


Den Innenraum habe ich in einem hellen Goldmetallic lackiert, die Sonnenblenden und die Verdeckabdeckung beige bemalt und den Boden, ebenfalls beige, beflockt (da ist es wieder, mein Lieblingswort).


Der Zusammenbau gestaltete sich absolut problemlos, alles passte wie angegossen zueinender, lediglich rund um die Scheinwerfer musste ich noch vor dem Lackieren ein paar ausgebrochene Stellen mit Evergreen-Teilen ausbessern.

Zum Schluss den schon lackierten Boden mit vier Schräubchen unter die Karosserie geschraubt–

fertig!


Also Gerhard, falls Du noch weitere solcher alten „Builder“ loswerden willst oder musst, ich hätte

da einen dankbaren Abnehmer an der Hand...

 

Und jetzt warten alle eigentlich nur noch auf Oli´s Coupe ;-))


Modelle, Text und Bilder: Robert Eiber, Feucht bei Nürnberg

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