1966 Duesenberg

Sechs Eigenbau-Versionen des ´66er Duesenberg von Renwal, Maßstab 1:24

 

ALLES AUF DIE SECHS!

6-mal ´66 Duesenberg – wie könnten die legendären Duesenberg Phaetons, Town Cars, Limousinen und Roadster aus den ´30er Jahren im Sinne Virgil Exners 1966 ausgesehen haben?

Nach seinem überstürzten Weggang von Chrysler im Jahre 1961 stylte Virgil Exner, dem die Welt automobile Meilensteine wie den ´57er Chrysler-Jahrgang verdankt, auf Selbstständigen-Basis Motorboote, Kühlschränke und Gebrauchsgegenstände des täglichen Lebens für die Industrie. Seine große Passion galt jedoch weiterhin dem Automobil und so ergriff er 1965/66 nur allzu gerne die Gelegenheit, für den damals hoch innovativen Bausatz-Produzenten Renwal eine Serie fiktiver Automodelle im Maßstab 1:25 nach den großen Vorbildern der ´20er und ´30er Jahre zu gestalten.


Die Grundidee dabei war, die unvergessenen Namen dieser Epoche wie Duesenberg, Packard, Pierce Arrow, Stutz, Bugatti, Jordan und Mercer wieder aufleben zu lassen und sie formal in das Jahr 1966 zu transponieren. Wer wäre für diese Aufgabe besser geeignet gewesen als Virgil Exner, der schon in seiner aktiven Zeit bei Chrysler Anleihen bei den Klassikern der ´30er Jahre genommen hatte, unter anderem die freistehenden Scheinwerfer des Imperial von 1961?

Und so erschienen in den Jahren 1965/66 bei Renwal insgesamt sieben Bausätze der oben genannten Marken unter dem Label: “´66 Advanced Showing – A Modern Version of a Great Classic Car - A Revival by Renwal”, alle im Maßstab 1:25. Wie bei Renwal üblich, war die Machart dieser Kits eher einfach, mit relativ dicken Wandstärken, einer oft fragwürdigen Passgenauigkeit der Teile und rustikaler Detaillierung. Den Zeichen der Zeit folgend, gab es die Kits auch in abgespeckter Version für die Slot Car-Piste zu kaufen.

Heute, 50 Jahre danach, sind diese Plastik gewordenen Zukunfts-Visionen selbst schon wieder Bausatz-Klassiker, entsprechend schwer aufzutreiben (es gab nie Wiederauflagen dieser Kits!) und teuer. Umso reizvoller ist die Vorstellung, die Ideen Virgil Exners weiter zu entwickeln und diese “Custom Cars” in der Formensprache der ´30er Jahre noch einmal abzuwandeln – hier geschehen am Beispiel von sechs (!) Renwal Duesenberg-Kits!

 

Duesenberg Phaeton

Die größte Nähe zur Bausatz-Basis zeigen die beiden Duesenberg Phaeton-Modelle.

Allerdings präsentiert sich die Bausatz-Karosserie grundlegend anders als das sehr schön gestaltete Deckelbild des Kits, so dass auch hier grundlegende Änderungen, vor allem an der Front und der Finne am Heck, vorgenommen werden mussten. Für eine Duesenberg- Replik schlichtweg inakzeptabel sind auch die Renwal-Einheitsräder, die beim goldfarbenen Modell durch Einzelanfertigungen der Manufaktur Flechsig aus Münschen einschließlich der dazu gehörigen korrekten Nabenabdeckungen ersetzt wurden.

Das  zweifarbig weiß/braune Modell empfindet das Farbschema des klassischen Duesenberg nach und steht auf den voll verchromten Rädern eines Jada-Customs. Weitere Änderungen betreffen die durch Teile aus anderen Bausätzen aufgewerteten Innenausstattungen und die Motor-Detaillierung.


 

Duesenberg Town Car

Solcherart “warm gelaufen”, konnte es an den ersten größeren Umbau gehen, das Duesenberg Town Car. Das hintere Abteil der Phaeton-Karosserie wurde mit dem verkürzten und verbreiteten Dach eines ´36 Ford-Modells von Monogram abgedeckt, um eine moderne Version der klassischen “Town Car”-Form zu erhalten. Weitere Änderungen wurden wiederum an der Front und insbesondere am Heck vorgenommen. Hier wurden die Rücklichter eines Chevrolet Impala-Bausatzes im Maßstab 1:32 von Gunze Sangyo in die Bügel-Stoßstange eines T-Buckets von Revell eingearbeitet und sorgen so für eine gänzlich neuartige Rückansicht.


 

Duesenberg Roadster

In den ´30er Jahren boten verschiedene Karosseriebauer der zahlungskräftigen Kundschaft Roadster auf verkürzten Duesenberg-Fahrgestellen an. Einer der prominenten Besitzer eines solchen SJ-Roadsters war Clark Gable, dessen grau/orangefarbenes Cabriolet unsterblich geworden ist. Beim hier gezeigten Modell wurde das hintere Passagierabteil der Phaeton-Karosserie eliminiert, die Speichenräder (Zurüstsatz von CMC) aufgezogen und ein sportlicher Seitenauspuff konstruiert. Die Front zieren freistehende Scheinwerfer, die denen des ´61er Imperial nachempfunden wurden.

 

Duesenberg Limousine

Die größte modellbauerische Herausforderung stellten die beiden Duesenberg-Limousinen dar, galt es doch, die unnachahmliche Anmutung der Exner-Karosserie durch ein festes Dach nicht zu zerstören. Nach langer Suche fiel die Wahl auf das Dach des Rolls Royce Silver Cloud II, einem ehemaligen Hubley-Bausatz, den es von diversen anderen Herstellern (Entex, Revell) bis in die ´90er Jahre hinein noch gab. Dieses Dach musste allerdings um 6 mm verkürzt und um 5 mm verschmälert werden, um zu passen.

Im bislang letzten Modell dieser Serie, der dunkelgrün-metallicfarbenen Duesenberg- Limousine kulminieren sämtliche Erfahrungen und Erkenntnisse aus dem Bau der anderen Modelle. So wurde der Radstand um 2,5 mm nach hinten verlegt bzw verkürzt, das Gleiche geschah mit dem vorderen Radlauf. Den hinteren Radlauf verkleinert ein Chromeinsatz, die doppelten Rücklichter wurden auf Röhrchen gesetzt, um weiter nach außen zu rücken.


Erstmals fand ein originaler Duesenberg-Kühlergrill von Monogram Verwendung, allerdings in der Höhe gekürzt und mit einer starken Neigung nach vorne an die verlängerte Frontpartie gesetzt. Das Windlaufgitter eines ´59er Cadillac (ebenfalls Monogram) mit verkürztem unteren Scheibenrand bildet den Übergang von der Frontscheibe zur Motorhaube, während die seitlich angebrachten “Flex-Exhausts” die außenliegenden Auspuffrohre des klassischen Duesenbergs imitieren.


Die Streifen über den Kofferraum wurden eliminiert, der Body dafür über die hintere Stoßstange hinaus verlängert und die unten liegende Finne am Heck stärker heraus modelliert. Das Heckfenster des Rolls Royce-Dachs wurde vergrößert, im Gegenzug dazu mussten die Türen umgraviert werden, um eine schmälere B-Säule zu erhalten. Das Modell steht auf “Sombrero” Rädern von Jada, im Innenraum machen sich verschmälerte und speziell angepasste ´59er Cadillac-Sitze breit.

Die Krönung der Serie sind natürlich die für alle Umbauten in einem aufwändigen Photoshop-Verfahren extra angefertigten Bausatz-Schachteln im Renwal-Stil. Mittlerweile gibt es längst neue Ideen für andere Modelle auf der Duesenberg-Basis, zum Beispiel einen Six-Wheeler mit Reihen-Zwölfzylindermotor. Allerdings scheitern derlei Exzesse im Moment an der Verfügbarkeit von Renwal-Bausätzen – es gibt einfach keine mehr und wenn, dann zu Mondpreisen, die keiner mehr zahlen kann (will?). Also bleibt es erst mal bei dieser kleinen, aber feinen Renwal-Duesenberg Serie und der Frage, ob Virgil Exner die kleinen Juwelen von da oben auch so gut findet......???

Modelle: Günther Eberhardt, München

Text und Bilder: Gerhard Hoffmann, Bachmehring

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