1977 Cadillac Coupe DeVille

1977 Cadillac Coupe DeVille

 

Downsized

 

Jo-Han Snap-Kit, Maßstab 1:25

„Downsizing“ - DAS Schlagwort bei General Motors für den Jahrgang 1977. Erstmals seit dem zweiten Weltkrieg, immerhin seit 32 Jahren, waren die neuen Modelle kleiner als die Vorgänger. Gründe waren einerseits die beiden Ölkrisen der 70er Jahre, andererseits aber auch ein, wenn auch langsames, Umdenken der amerikanischen Kunden. Die neuen Autos sollten einfach leichter und damit sparsamer werden.

Was bei Buick und Cadillac noch verhältnismäßig harmlos ausfiel, bei den Mittelklassereihen wie Chevrolet, Pontiac und Oldsmobile waren die Einschnitte weitaus krasser. Vergleicht man z.B. den 76er Caprice mit dem 77er Jahrgang, erschrickt man fast, wie sich die Autos veränderten.

Bei Cadillac war nach dem Wegfall der Calais-Reihe, jetzt der DeVille das Einsteigermodell, sieht man mal vom kleineren aber teureren Seville ab. 25cm kürzer als der Vorgänger, rund 22cm weniger Radstand, dafür 7cm höher und 340 kg leichter und nur als Sedan und Coupe zu haben.

Als Motor war ein V8 mit sieben Liter Hubraum erhältlich, die Leistung lag bei 180, bzw. 195 bhp.

Bereits 1980 wurde dieses Aggregat durch einen Motor mit nur noch sechs Liter Hubraum ersetzt

und ab 1981 gab es für den Caddy zusätzlich sogar einen 5,7Liter großen Diesel.

Ein Diesel in einem Cadillac – für mich unvorstellbar!


 

1977 Cadillac Coupe DeVille

Das gezeigte Modell entstand aus einem original 1977er Snap-Kit von Jo-Han, bei dem die wenigen Teile, die der Kit beinhaltete, (theoretisch) ohne Klebstoff einfach ineinander gesteckt werden können.


Theoretisch deshalb, weil einfach nach 40 Jahren auch noch so perfekt gefertigte Teile etwas die Form verlieren und man dann doch mit etwas Kleber nachhelfen sollte, bzw. sogar muss. Lange bevor ich mit dem Bau des Modells beginnen konnte, mussten die arg zerkratzten Chromteile wieder aufbereitet werden. Das heißt, dass zuerst der alte Chrom ab musste. Dies gelingt immer am besten mit Backofenreiniger, dick eingesprüht ist nach kurzer Zeit der Chrom ab. Um die Neuverchromung kümmerte sich wie so oft Oli, der da eine Firma an der Hand hat, die die Teile für relativ kleines Geld wieder perfekt hinbekommt.

An dieser Stelle einmal vielen Dank an Oli, der sich immer die Mühe und Arbeit macht, die Teile hin- und her zu fahren, zu kontrollieren und ohne Verlust wieder abzuliefern.

Ohne Dich wären wir aufgeschmissen...

Nachdem also der restaurierte Chrom wieder da war, konnte es losgehen.


An der Karosserie waren wenig Vorarbeiten nötig, lediglich ein paar kleine Vertiefungen am Heck

mussten verspachtelt und verschleift werden. Anschließend wurde wieder mit Tamiya grundiert und dann mit Multona lackiert.

Beim Lack habe ich mich für eine mittleres Blaumetallic entschieden, kombiniert mit einem hellgrauen Vinyldach.


Die Entscheidung fiel diesmal sehr schwer, da Cadillac für die 77er Modelle eine riesige Auswahl an Lacken und Vinyldach-Farben anbot, sogar metallic-farbiges Vinyl war im Angebot!


Zum Schluss noch eine Schicht 2K-Klarlack drüber und fertig!


Sehr viel Aufmerksamkeit und Arbeit benötigten diesmal die Scheiben, die sehr stark zerkratzt waren und so eigentlich unbrauchbar waren.

Mit stundenlangem Polieren mit Unipol, ich glaub, es waren sechs Poliergänge, waren die Teile dann doch wieder wie neu und konnten eingesetzt werden. Der Innenspiegel stammt aus der Teilekiste und nachdem der eingeklebt war, konnte mit dem Innenleben weitergemacht werden.

Das Interieur habe ich in der gleichen Farbe wie das Vinyldach lackiert, nämlich ein hellgraues Seidenmatt aus dem Baumarkt. Das simulierte Holz am Armaturenbrett und in den Türverkleidungen habe ich mit Revell-Seidenmatt dargestellt und die beiden Hebel an der Lenksäule für Blinker und Automatik sind aus dünnem Wickeldraht. Dazu wurden vorher auf beiden Seiten der Lenksäule entsprechend dünne Löcher eingebohrt, in die dann die Drahtstifte eingeklebt werden konnten. An deren Enden noch kleine Kleckse Kleber als Griffe, bemalt – fertig!

Weitaus mehr Arbeit machten die dünnen Chromleistchen in und um die Holzteile in den Türverkleidungen. Hier habe ich mit dem Lineal hauchdünne Streifen Bare-Metal-Folie ausgeschnitten und die dann unter viel Gefluche und Zittern aufgeklebt. Das Problem ist, dass so dünne Chromstreifen oft nicht mehr so kleben bleiben wie sie sollen. So musste jedes Leistchen mehrmals ausgeschnitten und aufgeklebt werden, bis alles so an seinem Platz war, dass man es lassen konnte. Eine lustige Fummelei – und das mal vier!

Der Teppich wurde mit dunkelgrauem Viscose beflockt und fertig war das Innenleben, das übrigens perfekt unter den Body passte.


Der nächste Schritt waren die Chromteile am Heck und an der Front. Die meiste Arbeit hier waren die Gummileisten an den Stoßfängern darzustellen. Da hier zwei Gummileisten übereinander angebracht sind, war es gar nicht so einfach, diese halbwegs gerade und gleichmäßig zu bemalen. Ich habe mir so geholfen, dass ich den Bereich von der Oberkante der oberen Leiste bis zur Unterkante der unteren Leiste komplett mit Revell-Seidenmatt bemalt habe und dann den eigentlich verchromten Bereich zwischen den beiden Leisten mit einem dünnen Streifen Chromfolie überklebt habe.


Zum Schluss noch das einteilige Unterteil schwarz lackiert und die Räder mit den Speichenattrappen montiert. Hier gab es noch ein kleines Problemchen, die Felgen wollten nämlich nur mit Gewalt in die Reifen passen. Ich habe mir so geholfen, dass ich einfach mit dem Dremel die Öffnungen in den Reifen vorsichtig soweit erweiterte, bis die Felgen ohne Spiel in die Reifen gedrückt werden konnten.

Jetzt noch die fertige Bodengruppe unter das Auto montieren – denkste! Die Bodengruppe wird hier – typisch Jo-Han – mit vier kleinen Plastikzapfen, die in entsprechende Öffnungen an der Unterseite der Karosserie gesteckt werden, angebracht. Dummerweise waren aber die Löcher zu klein für die Zapfen. Also durfte ich an dem fix und fertig lackierten und montierten Modell die erwähnten Löcher aufbohren. Ist aber zum Glück gut gegangen, so dass auch dieses Teil noch passend montiert werden konnte.

Es müssen also nicht immer eine Unzahl von Teilen sein, um ein sehr schönes Modell auf die Räder zu stellen.

Leider sind einige Hersteller aktueller Bausätze der Meinung „viel hilft viel“ und packen in ihre Kits über hundert Einzelteile, die dann oft nicht richtig passen und uns Modellbauer an den Rand der Verzweiflung bringen.

Dass es auch anders geht, hat die leider viel zu früh verschiedene Firma Jo-Han bewiesen, die mit nur einer Handvoll Teilen, sehr sehr schöne und stimmige Modelle produzierte.

So auch dieser Caddy, der aus nur 20 Teilen besteht...


Modell, Text und Bilder: Robert Eiber, Feucht bei Nürnberg

Kommentar schreiben

Kommentare: 2
  • #1

    Oliver Löbert (Sonntag, 02 April 2017 19:16)

    Ein Modell aus einer Ära die ich nicht so favorisiere aber trotzdem ein sehr schönes Modell.
    Die Farbwahl ist wie immer genial und macht das Modell zu einem Blickfang auch wenn die Formen dieses mal nicht so spektakulär sind wie z. B. bei Fahrzeugen aus den 50ern.

  • #2

    Reinhold (Montag, 03 April 2017 10:26)

    Ich schließe mich Olli´s Meinung an. Richtig tolle "Ludenschleuder" aus der Zeit als ein Cadillac noch "richtig" aussah. Ein Jo-Han Kit mit Metallic-Lackierung möchte ich auch mal wieder gerne machen. Hab nur etwas Bammel nach den schlechten Erfahrungen mit dem 68´Chrysler; da hatte sich ja die 1. Lackierung in Blau-Metallic leicht - und beim 2. Mal die champagne-gold-farbene Lackierung ganz arg in das Plastik reingefressen (daher schließlich die weiße Lackierung).