Possibility-Fiction Bugatti

Possibility-Fiction Bugatti

 

Bugatti Typ 50 Renntransporter

 

Maßstab 1:24

Possibility-Fiction Bugatti

 

Die Idee hatte Dieter Rieke, Künstler und Architekt. In einer Autozeitung wurden Zeichnungen angeboten, zu kaufen für einen guten Zweck. Noch mehr davon konnte man auf seiner Webseite sehen.

Was wäre, wenn Bugatti auch Nutzfahrzeuge gebaut hätte?

Als Beispiel gezeigt wurde ein Pferdetransporter für Pferdeliebhaber Ettore auf Royale-Basis, ein Möbelwagen auf Typ 50 Basis für Möbeldesigner Rembrandt Bugatti und ein Renntransporter für Ettores Sohn Jean auf Basis eines Bugatti Atlantic.


Letzterer faszinierte mich sofort, ich befasste mich näher damit und klopfte das Projekt auf Machbarkeit ab. Auf der Zeichnung steht ein Rennwagen vom Typ 59 auf der Ladefläche. Der Typ 59 ist geringfügig größer als ein 35B. Noch dazu gibt’s momentan keinen im korrekten Maßstab. Aber der 35B war verfügbar von der Fa. Revellogram (Monogram). Auch Franklin Mint hat einen gemacht.

Der Bugatti 35B war der erfolgreichste Rennwagen aus Molsheim und fuhr die meisten Siege ein. Das Modell wurde 1966 von Monogram herausgebracht und unterscheidet sich geringfügig von seinen div. Wiederauflagen von Monogram und Revell, die im Lauf der Jahre immer wieder mal erschienen.

Die erste Inkarnation beinhaltete eine „Grundplatte“ aus grünem Schaumgummi, der sich im Lauf der Jahre zu grünen Krümeln zersetzte. Des weiteren war ein Stück Leitplanke und drei Strohballen aus Polystirol dabei.

Am Auto selbst war der aerodynamisch verkleidete Rückspiegel Nr. B59 auf der Beifahrerseite dabei, den ich schon anfertigen wollte, als ich den Bauplan der Erstausgabe betrachtete und daraufhin nach dem winzigen Ding an den Gießästen zu suchen begann. Die Zeiten von Lautenschlager und Co. waren längst vorbei und es wurden die Rennen ohne Schmiermaxe und ohne zweite Brooklandsscheibe gefahren.



Auch der Ur-Bauplan weist eine Besonderheit auf. Dort ist nämlich ein Chassis ohne Karosserie abgebildet, mit dem Hinweis, dass manche Modellbauer die schöne Detaillierung ohne Verkleidung bauen möchten.

Das wollte ich auch. Leider fehlte der Tank. Im Bugatti Standardwerk von Tragatsch ist eine Phantomzeichnung abgebildet, die zeigt, wie der Tank aussehen sollte. So habe ich einen angefertigt. Nun ist das Teil komplett. Die Straßenausführung steht schon etliche Jahre in der Sammlung. Das Rollingchassis und die Rennausführung entstanden anlässlich des Renntransporters. Franklin Mint’s 35B ist schon wegen der Räder vernachlässigbar!


Franklin hatte auch einen Atalante und Burago einen Atlantic. Beide aus Metall, was die Zerschneiderei erheblich erschwert hätte – aber beide erschienen mir als Transporterbasis als zu zierlich. Die Ladefläche sollte lt. Zeichnung zwischen die hinteren Kotflügel eingesenkt werden. Die Ladedeckbreite und  -länge steht aber fest durch Radstand und Spurbreite des Rennwagens. Dadurch wäre die Breite im Verhältnis zu den Fahrerhausproportionen zu groß und das Ganze unharmonisch geworden. Als ideale Basis erschien mir der Typ 50 von Heller und so erstand ich zwei davon. Genug Stoff um einen dreiachsigen Transporter zu bauen.


Der Rahmen wurde um 25 mm verlängert, indem Rahmenteile von beiden an unterschiedlichen Stellen durchgesägt und zusammengeklebt wurden. Außerdem wurde das zweite Rahmenheck angefügt. Nach der Kröpfung für die Hinterachsaufnahme verbreiterte sich der Rahmen auf jeder Seite um 6 mm. Auch die Achsen wuchsen um 6 mm auf jeder Seite. Die Halbachsen sind beim Original am Cotal Differential/Getriebegehäuse angeflanscht. Mit angefertigten Buchsen (6 mm) gelang die Verbreiterung elegant und glaubwürdig. So konnten die Originalaufhängung und Viertelelyptigfedern beibehalten werden. Natürlich mussten auch die Kardanwelle und der Auspuff verlängert werden.



Das Fahrerhaus besteht aus dem gekürzten T50-Viersitzer, der mit Teilen des zweiten ergänzt wurde, da bei der Rückwand des T50 durch das Einsinken zwischen die Kotflügel im Gegensatz zum Pickup die unteren 10 mm fehlen und mit Rundungen in alle Richtungen ergänzt werden mussten. Auch die Elypse auf der Seite sollte ohne Knick – aber verkürzt – erhalten bleiben. Dazu musste das Dach an anderer Stelle als die Türen durchgeschnitten werden, wegen der Dachrundung, der Elypse und dem Fensterausschnitt und überhaupt.

Der Ladeflächenunterbau besteht aus aufgebohrten Evergreen U-Profilen und Evergreenstripes. Eine Arbeit zum Verrücktwerden wegen der 1000 Löcher. Ich wollte eine Bootsdeckladefläche aus Mahagoni und Raminholzlatten wie auf einer Yacht. Das Holz gibt’s im Schiffsmodellbaubedarf. Unter der Ladefläche befindet sich ein Einschub für die Laderampen und das Reserverad. Der Wagen ist bis zur A-Säule serienmäßig.


Die Lösung von Heller für die Motorhaube gefiel mir absolut nicht. Darum habe ich, um sie vorbildgerecht aufklappen zu können, ein Motorhaubenscharnier-band von einem geschlachteten Bugatti Royal von Franklin Mint auf die erforderliche Länge gekürzt und mit Stabilit Express angeklebt. Die Motorhaubenseitenteile klappen – dank selbstgefertigter Gelenke aus Stecknadelbolzen – wie es gehört nach innen.

Auch die ewiglangen Kotflügel sind mit der Unterschiedlich-Durchschneide-Methode verlängert worden und gehen elegant in die hinteren Kotflügel, die aus allen gedrittelten Originalen und Diesem und Jenem bestehen, über.


Der Aufwand für das Ganze lässt sich mit Worten nur schwer beschreiben.

Auch der Tank wurde mit Teilen vom Zweiten vergrößert und die Zuleitung nach hinten gezogen.

Die Dreifarben-Lackierung brachte mich fast an meine Grenzen.


War es der ganze Aufwand wert? Für eine Fiktion? Ich glaube schon, denn original gibt’s ja nix und erst 3- Dimensional sieht man genau, was wäre gewesen wenn?


Modelle, Text und Bilder: Günther Eberhardt, München

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Kommentare: 1
  • #1

    rainer (Samstag, 07 Oktober 2017 11:37)

    Gibt's des a....
    Günther kann auch anders (nicht nur M...backes) er zieht sämtliche Register, daß einem schwindlig wird. Na ja, die rechte und die linke Hand des ....
    mit diesem Renntransporter hast Du ein weiteres Highlight gesetzt. Angefangen von der fundierten Recherche bis zum Ausmerzen des mangelhaften Hauben-Scharniers von Heller. Mir war es ein echtes Vergnügen Deinen Beitrag zu lesen.
    Und bitte, laß nicht locker !!