1960 Buick Invicta
Buick´s all time best
AMT Annual-Kit und Modelhaus Resin-Kit, Maßstab 1:25
Bezeichnet als „Bester Buick aller Zeiten“ ist der 1960er Buick genau das. Der Wagen wurde in der traditionellen Buick-Art gestylt mit angenehm skulptierten Seitenflächen und geschmackvoll konturierten Heckflossen. Das verleiht ihm einen soliden, sicheren Look – so sehr gewüncht für ein Mittelklasseauto.
1960 kehrte Buick zurück zu seinem offiziellen Markenzeichen, zu den Portholes am vorderen Kotflügel, die für viele Jahre ein wichtiger Teil des Buick-Images waren. 1958 und 1959 fehlten sie, wurden aber 1960 auf vielfachen Kundenwunsch wieder installiert.
‚Ein Buick ist kein Buick ohne Portholes an den vorderen Kotflügeln‘ wurde als Meinung eines langjährigen Buick-Fans kolportiert. Und das ist die reine Wahrheit, wie das Kundeninteresse und der steigende Enthusiasmus mehr und mehr jeden Tag zeigen für „Buick’s All Time best“, den 1960er Buick.
Das ist der Lobgesang von der AMT-Corporation als Einleitung für die 1960er Buick Hardtop-Bauanleitung. Auch für mich ist der 60er eines der schönsten US-Cars und mich störte schon lange, dass gerade dieses Modell in meiner kargen Sammlung fehlte. Ich meine in gebauter Form, als Bausatz hatte ich schon länger welche
Das Coupe ist ein Holthaus Resin und ich habe es vor ca. 15 Jahren in einer rotweinlastigen Nacht-und Nebel-Session auf Anraten eines dabei gewesenen Automodellexperten lackiert.
Mit BMF verzuckert wurde es im Zuge eines Deals einige Jahre später von einem anderen Experten (nämlich dem Guru), um dann für mindestens ein Jahrzehnt im Dunkel der Geschichte zu verschwinden.
Vor kurzem habe ich’s dann nicht mehr ausgehalten und los ging’s. Freundlicherweise hat mir besagter Guru einen Originalprospekt leihweise zur Verfügung gestellt, den ich mir ca. 10 x farbkopiert habe. Hat sich im Zuge der Baumaßnahmen als nahezu unbezahlbarer Vorteil herausgestellt.
Die abgebildeten Sitzbänke sind ca. 1 : 25 und ich konnte aus den Kopien - nach erfolglosen Versuchen das Sitzbankdesign mit dem Pinsel aufzutragen – eine Inneneinrichtung stricken.
Beim Holthaus-Kit gibt’s keinen Motor und so schickte mir der Christian aus England einen ausrangierten Buick Nailhead, der jetzt im Coupe für scheinbaren Vortrieb sorgt.
Das gilt auch für das Originalcoupe, aus dem ja hier ein Cabrio wurde.
Coupe? Cabrio?
Ja was denn nun? Nachdem das rote Coupe fertig war, kam der unbezwingbare Wunsch auf, neben das Coupe nun das Cabrio zu stellen.
Abba isch abe gar keine Cabrio!
Das einzige was seit mindestens 25 Jahren rumlag war ein originales AMT Coupe in nahezu unberührtem Zustand. Nach Überwindung riesiger Skrupel entschloss ich mich: Also gut, Rübe ab.
Das hat mir fast körperliche Schmerzen bereitet. Immerhin reden wir hier von mindestens 150 US$, abgesehen von der Verfügbarkeit.
Aber zwei Coupes machen keinen Sinn, noch dazu wollte ich jenes Fahrzeug bauen, das der Guru im Original besessen hatte und das mir schon in den 80ern so gut gefiel.
Die Ausstellfenster blieben stehen, ansonsten habe ich den Windschutzscheibenrahmen abgeschnitten und abgefeilt. An seine Stelle trat nach dem Lackieren ein verchromter Scheibenrahmen, der dem Monogram 59er Impala Coupe beiliegt, samt Sonnenblenden. Völlig nutzlos beim Coupe, aber allein dafür liebe ich diese Firma von Herzen.
Die Verdeckabdeckung ist aus dem 65er Mercury Kit und musste umfangreich gekürzt, gefeilt und gespachtelt werden, da sie im Riffellook gestaltet war und die Riffeln mussten weg.
Lacquer is not recommended for polystyrene plastic because it attaks the plastic and causes ‚crazing‘. Technical Tips and Hints to the Modeler aus der Bauanleitung.
Bisher habe ich alle meine Annuals mit Kunstharz lackiert, aber beim Convertible stehen die Farben fest: Moosgrünmetallic von VW und Weiß.
Also, Kunstharz ist raus. Das zeigte auch ein Lackierversuch auf der abgesägten ‚Rübe‘. Intensives Brainstorming mit mir selbst führte zu einem ungeliebten, aber nötigen Ergebnis: Das ganze Ding mit Baremetalfoil überziehen!
Was nach Wahnsinn klingt … führte letzten Endes zum gewünschten Ergebnis.
Plastik aus den 50ern bis zu den frühen 60ern von AMT oder SMP ist für Autolacke tabu, da es sehr empfindlich auf Lösungsmittel reagiert. Ich hatte keine Lust auf Kraterlandschaften.
1959 gab’s bei AMT / SMP keine Motoren. 1960 – bei der Premiere – haben sie sich richtig reingesteigert. Jeder Bolzen, jedes Nebenaggregat, jeder Filter wurde ausmodelliert. Desgleichen die Spritzwand, wo sogar die Hupe samt Kabeln und ein Superkühler nachgebildet ist.
Ein Niveau, das in den folgenden Jahren nicht mehr erreicht wurde. Es fiel wahrscheinlich den Rotstiftschwingern zum Opfer. Devise: Sieht man ja eh nie mehr.
Bei Beiden wurden die originalen Rücklichter nicht verwendet, weil meiner Meinung nach die aus dem 49er Ford von AMT besser sind. Es sind richtige 60er Buick Rücklichter und liegen dem Ford als Customalternativen bei. Muss man nur mit Molotov bemalen.
Das rote Original-Promo auf den Bildern gehört dem Guru und war brutal verzogen. Ich habe es mit ‚Innenbeton‘ wieder in Form gebracht, was man auf dem ‚von unten Foto‘ gut sehen kann.
Zum Coupe wollte ich noch als Tüpfelchen auf’s ‚I‘ ein Dealerdisplay haben.
Nachdem ich 3 x zum Farbkopieren gefahren bin hatte ich eine Mischung aus Original AMT Schachteldesign und BuickProspektkopien.
Auf allen 60er Schachteln wurde immer ein T-Bird abgebildet, nicht das Auto, das in der Schachtel schlummert. Ich habe den T-Bird durch Prospekt-Buicks ersetzt und aus Pappe, Tonpapier, Farbkopien und AMT-Aufklebern ein – meiner bescheidenen Meinung nach – stimmiges Freestyle-Dealer-Display kreiert.
So hat „Buick‘s all time best“ einen würdigen Platz um sich im Showroom die Reifen platt zu stehen. Vielleicht kriegt ja das Convertible auch mal eins?
Modelle, Text und Bilder: Günther Eberhardt, München
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Gerhard (Sonntag, 22 Juli 2018 21:26)
Es ist tatsächlich so: Wer die Schnauze voll hat von dem Hype um den eigentlich völlig unproportionierten ´59er Cadillac, dem gefällt der ´60er oder der noch elegantere Jahrgang ´61/´62 mittlerweile viel besser, ebenso der sehr viel schlüssiger gestaltete ´60er Chevy anstelle des übertriebenen ´59ers. Auch bei Buick steht der 1959er eher im Mittelpunkt des allgemeinen Interesses, obwohl der viel aufwändiger skulpturierte ´60er eigentlich das interessantere Auto ist - siehe oben!
Der im Text angesprochene echte ´60er Buick war ein LeSabre Cabriolet, das der Verfasser dieser Zeilen als engagierter US Car-Fan ca. 1984 (!) vor dem Schrottplatz rettete. Trotz der "Auffrischung" durch die an Günthers Modell richtig wiedergegebene Zweifarben- Lackierung war das Auto inwendig so verfault, dass es bereits nach zwei Jahren aufgegeben werden musste, weil sich eine weitere Restaurierung nicht mehr gelohnt hätte - wohlgemerkt, wir sprechen von 1986, als derlei Autos noch keine Oldtimer (den Begriff gab es noch gar nicht), sondern bestenfalls "oide Karrn" waren und keinen Wert wie heute hatten! Der Buick musste damals einem ´69er Cadillac Eldorado Coupe weichen, der "Weißen Wolke", mit der wir auf der Leopoldstraße in München Schwabing viel Spaß hatten - aber das ist wieder eine andere Geschichte!
rainer (Montag, 23 Juli 2018 10:09)
Jetzt aber.... Günther's massiver Medien-Auftritt.
Er kommt nicht nur im Doppelpack (siehe Buicks) daher, nein ein Drilling muß es sein.
Alles wieder sehr ausführlich und sehr kenntnisreich geschildert. Wirklich schöne und interessante Modelle. Wie vom Altmeister (Professor) nicht anders gewohnt.
Danke lieber Günther !!! tein
Günther (Sonntag, 29 Juli 2018 18:30)
Apropos "Weiße Wolke" lieber Guru! Wie Du Dich vielleicht erinnerst, war da was mit einer Lederausstattung, kreiert vom Dojen der Innenausstattungslederei und des Drive-Inn-Baues.
Soeben auf der To-Do-Liste weit nach oben gewandert. Demnächst zu sehen auf diesen
geschichtsträchtigen epochalen Seiten!