1962 Dodge Dart 440

1962 Dodge Dart 440 Hardtop und Convertible

 

Das hässliche Entlein

 

Jo-Han "US-Oldies" - Serie, Maßstab 1:25

Über die Geschichte des 62´Dodge 440 braucht man den eingefleischten Mopar-Fans hier ja nichts mehr zu erzählen. Nur so viel: Es ist aus heutiger Sicht schon nachvollziehbar, warum sich der Dodge damals nicht gegen seine Konkurrenten behaupten konnte (gilt auch für den 62` Plymouth). Er war im Vergleich deutlich sichtbar kleiner geraten und vor allem das sehr gewöhnungsbedürftige Styling ging meilenweit am Kundengeschmack vorbei. Die Kundschaft verlangte nach immer größeren Autos getreu dem amerikanischen Motto „big is beautiful“ und die Zeit der überschwänglichen und verschnörkelten Karosserien der End-Fünfziger war jetzt ebenfalls vorbei. Von nun an galten die von Ford und GM eingeführten klareren, geraden Linien zeitgemäßer, als das überdrehte Styling von Plymouth und Dodge. So wurden die beiden Marken von ihren vormals mehr oder weniger recht guten Platzierungen in den Verkaufsstatistiken auf hintere Ränge verdrängt.


Ich hatte früher auch so meine Probleme mit den 62`Dodge und Plymouth von Johan und hatte es fast schon bereut, mir die beiden Modelle zugelegt zu haben. Das Plymouth Cabrio hab ich schon Anfang der 90er Jahre gebaut – damals in metallic-türkis mit rosa (!) Innenausstattung, ist daher heutzutage trotz nachträglicher Umlackierung innen in Grün und Weiss nicht mehr vorzeigbar - und vor ca. 20 Jahren das hier auch gezeigte 62`Dodge 440 HT Coupe.

Das Dodge Cabrio hatte ich damals nun wirklich keine Lust zu bauen, daher versauerte es jahrzehntelang unbeachtet im Schrank. Bis ich vor kurzem im Internet auf ein Exemplar stieß, das außen in hellem Grau und innen in einem dunkleren Rot lackiert war. Jetzt gefiel es mir plötzlich und so wurde der Bau des Cabrios beschlossen. Beim weiteren Stöbern im Netz fiel mir ein Cabrio auf, dass außen auch hellgrau war und innen aber in mittelblau. Noch besser - dachte ich, so kann ich die restliche Farbe vom im vergangenen Jahr gebauten 58´Plymouth noch verwenden.


Bei weiteren Recherchen fiel auf, dass Johan beim Interieur des Dodge bei der Wiederauflage aus den 70ern schon mächtig geschlampt hatte. Lenkrad und Armaturenbrett entsprachen so gar nicht den Vorbildfotos und auch die Seitenteile sahen im Bausatz anders aus als in Wirklichkeit. Die Sitze konnte man mit viel Wohlwollen so grade nach akzeptieren. Was also tun? Das Lenkrad ließ sich mit vorhandenen Mitteln nicht abändern, so hab` ichs halt so belassen wie es ist. Das falsche Armaturenbrett (Johan hat das aus dem 63´Dodge Polara beigelegt!) gefiel jedoch gar nicht, weshalb ich mir Gedanken über eine Annäherung an die korrekte Instrumententafel machte. Nach intensiver Suche im Ersatzteilfundus wurden schließlich Teile gefunden, mit denen eine Anpassung ans Original möglich war: Das Handschuhfach entstand aus einem umgearbeiteten Armaturenbrettteil aus einem 54´Chevy von Revell und der Lautsprecher aus dem von einem 50´Chevy Pickup von AMT, der natürlich erheblich dünner gefeilt werden musste. Die Rundinstrumente unterm Tacho sind auch Teile aus dem Ersatzteillager. 

Aus Platzgründen konnten allerdings nur 5, anstatt 7 eingebaut werden – war so schon eine recht fummelige Angelegenheit. In den Seitenteilen hatte ich zunächst die beiden Zierleisten aus Evergreen Plastik eingeklebt und anschließend die Armstützen samt Türöffner aus dem Seitenteil eines anderen Modells. Weil aber die Innenwanne auch zu flach ausgefallen ist, fällt natürlich auch der Abstand von der eingegossen vorderen Sitzbank zur Oberkante des Seitenteils viel zu gering aus und somit lagen auch die Zierleisten und die Armstützen zu eng beieinander. Daher hab ich mich entschieden, die Zierleisten wieder zu entfernen und nur die Armstützen beizubehalten.


Nachdem das Interieur fertig war, bereitete der Rest keinerlei Probleme mehr. Und die Chromteile waren für Johan fast schon untypisch in recht gutem Zustand. Lediglich die Verchromung der 8 gerundeten, auf einer waagrecht sitzenden Zierleiste angebrachten Zierelemente an den hinteren Seiten entpuppte sich als eine ziemlich fummelige Angelegenheit und musste mehrmals wiederholt werden, bis alle zur Zufriedenheit passten.

Außerdem ist es fast unmöglich, 4 Reifen bei Johan zu finden, bei denen die aufgedruckten Weißringe rund und nicht oval sind. Aus mehreren Bausätzen hab ich mir die Reifen mit den am besten aufgedruckten Ringen rausgesucht.

 

Man soll ja schließlich beim Betrachten des sich drehenden Rades nicht Gaga werden!

Modelle und Text: Reinhold Schmidt, Fürth

Bilder: Robert Eiber, Feucht bei Nürnberg

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Kommentare: 3
  • #1

    Oliver Löbert (Sonntag, 28 Oktober 2018 15:15)

    Das Thema das die Interiors, Dashs und Lenkräder falsch sind hatten wir ja schon mal beim Gerhard. Leider habe ich das auch erst zu spät erfahren und konnte die korrekten Teile nicht mehr bei Modelhaus bestellen. Übrigens sind das nicht die einzigen USA Oldies von Johan wo das der Fall ist. Mittlerweile habe ich alles was nicht stimmt mit originalen Annuals mit korrekten Interiors ersetzt und die "Fälschungen" alle verscherbelt. Trotzdem, die Meisten wissen das eh nicht und somit fällts gar nicht weiter auf. Sehr schöne "hässliche Entlein" die du da auf die Räder gestellt hast.

  • #2

    Gerhard (Montag, 10 Dezember 2018 18:17)

    Hey Reinhold, Deine Modelle und Dein Bericht über den Bau der beiden ´62er Dodges gefallen mir ausgezeichnet! Nur der Überschrift "Das hässliche Entlein" kann ich keineswegs zustimmen, denn ich finde dieses "Fender Blade"-Design schlichtweg genial. Zugegeben dauerte es bei mir auch eine ganze Zeit, bis ich die atemberaubenden Proportionen des ´62er Dodge und die Dramatik der messerscharfen "Blades" in Verbindung mit dem dominanten Kühlergrill so richtig würdigen konnte. Umso mehr fasziniert mich dieses für damals äußerst gewagte Design heute, natürlich auch in Verbindung mit der Geschichte, die sich dahinter verbirgt. Eigentlich hatte Virgil Exner dieses dramatische Styling ab 1962 für die gesamte Chrysler-Palette vom Valiant bis zum Imperial vorgesehen - es gibt Bilder von Prototypen des ´62er DeSoto und des geplanten Imperials, da bleibt Dir die Spucke weg, so toll sind die! Dieses Styling hätte also durchaus die Chance gehabt, ein ebenso großer Wurf wie das "Forward Design" von 1957 zu werden, aber die Chrysler-Chefs wollten kein Design, das die gleichen Elemente von den Compacts bis hinauf in die Luxusklasse verwendete und zogen die Notbremse. Das kostete Virgil Exner einerseits den Job und führte andererseits dazu, dass das 1962er Styling von Dodge und Plymouth zur ungeliebten Eintagsfliege wurde. Und gerade das macht es in meinen Augen so wertvoll - nichts für ungut Reinhold, Deine Modelle sind gerade deswegen so super!!!

  • #3

    Reinhold (Dienstag, 11 Dezember 2018 07:56)

    Hallo Gerhard, vielen Dank für Deinen Kommentar. Hätte nicht mehr damit gerechnet, noch was über die beiden Modelle zu hören. Aber so war es bis vor Kurzem - ich hatte wirklich "bereut", den Dodge gekauft zu haben und er gefiel mir erst richtig, nachdem ich im Netz einige Fotos von gebauten Modellen sah. Schuld daran war aber eigentlich nicht die Karosserieform, sondern das "falsche" Interieur, was bei einem Cabrio naturgemäß ja noch deutlicher zur Geltung kommt, als bei einem geschlossenen Wagen. Erst nachdem ich mir Gedanken über die Verbesserung des Interieurs gemacht hatte, hab ich dann losgelegt. Die Überschrift bezieht sich auch nicht auf meine Einschätzung, sondern auf die die der Dodge und der Plymouth damals in der amerikanischen Öffentlichkeit hatten (sonst hätte ich den ja auch nicht gebaut, sondern verscherbelt). Heutzutage schließe ich mich Deiner Meinung an: einfach ein geniales und vor allem einmaliges Design! Dank auch für die weiteren historischen Infos über den Dodge - haben wir mal wieder was gelernt! Beide Modelle hatte ich übrigens in Frankfurt am Stand - sind die Dir da nicht aufgefallen? (s. Deine Mail). Wie alle Jahre wieder - kommt nicht nur das Christuskind, sondern auch die Zeit, wo basteltechnisch bei mir nichts läuft. Das liegt vor allem an der Arbeit - das "6-Tage-Rennen" hat wieder begonnen - und lackieren könnte ich wegen den niedrigen Temperaturen eh nicht. Aber wir sehen uns im Laufe von 2019 bestimmt alle wieder - das Frühjahr und der Sommer kommen ganz bestimmt!