1960 Ford Custom Adonis 2

1960 Ford Custom Adonis 2

 

Tuck around the clock

 

Umbau 1960 Ford Starliner AMT, Maßstab 1:25

Tja, so kanns gehen, wenn man wie ich, mal wieder völlig planlos auf der Suche nach irgendwelchen Tipps im Internet herum surft, wie man denn einen 60er Ford customizen könnte. Es gibt zwar zahllose Beispiele, aber entweder zu extrem oder zu zahm, einfach nix was mir gefallen hat.

Bis ich auf eine Heckansicht stieß, die mich umgehauen hat! 

Das Teil auf dem Foto hieß Ford Adonis und ich wusste sofort: So, oder so ähnlich musste auch mein Ford werden!

Doch zuerst ein kleiner Blick auf die Geschichte des Originals: Im Jahre 1960 kaufte sich ein gewisser Herr Bill Whitstone einen nagelneuen 1960 Ford Starliner, mit dem Plan, ihn „etwas“ customizen zu lassen. Er brachte das Auto zum „Alexander Bothers Custom Shop“, um es dort umbauen zu lassen. Die Alexander Brothers waren in den 50er und 60er Jahren eine weltweit angesehene Customschmiede, die selbst heute noch die Customscene beeinflusst.

Was mit leichten Veränderungen begann, artete zum Schluss in einen Komplettumbau aus. Die Front wurde völlig neu gestaltet, versehen mit schräg stehenden Scheinwerfern und einem Plexiglasgrill, das Heck mit selbstgemachten Rücklichtern in einem ovalen Heckabschluss und ebenfalls einem Plexiglasgitter. Auch der Innenraum wurde verändert, das komplette Interieur war mit weißem Tuck´n´roll Leder ausgekleidet. Zum Schluss noch eine kirschrote Metalliclackierung drauf und der Adonis war fertig. 

So debütierte er dann 1961 auf der Detroit Autorama Show und gewann aus dem Stand heraus den Preis als bester Custom.

Die nächsten paar Jahre wurde der Adonis zu verschiedenen Shows und Ausstellungen herumgereicht und dann Mitte der 60er Jahre verkauft. Was ihm aber gar nicht bekommen ist, es gibt Bilder im Netz, die ihn seiner Heckflossen beraubt (!!!) und blau lackiert zeigen. So wurde das arme Auto immer weiter vernachlässigt und schließlich verschrottet.

Doch auch diese Geschichte hat ein Happy-End, denn als in den neunziger Jahren ein gewisser Herr John Schleicher durch ein altes Magazin-Cover auf das Auto aufmerksam wurde, war er fest entschlossen, den Adonis original wieder auferstehen zu lassen. Er besorgte sich einen kompletten 1960er Ford und in Zusammenarbeit mit den Alexander Brothers und dem Besitzer von damals, Mr. Whitestone, entstand ein Adonis-Klon, wie er 1961 in Detroit debütierte.

Das Auto schlug auf den Custom-Shows ein wie eine Bombe und gewann zahlreiche Preise.

Seit 2017 ist der Adonis wieder im Besitz von Mr. Bill Whitestone, dem Mann, der 1960 alles ins Rollen brachte.


Doch zurück zum Modell.

Zuerst wurden an der Karosserie sämtliche Embleme und Griffe entfernt, auch das geriffelte Alublech nach dem hinteren Radlauf wurde abgeschliffen und verspachtelt.

Die beiden Karosserieteile vorne und hinten, die den Chrom ersetzen, sind Custom-Teile vom 64er Mercury-Kit von AMT. Diese beiden Teile und die dazu gehörigen Einsätze sind in der Bauanleitung sogar als „Adonis“ benannt. Was natürlich Quatsch ist, denn es gab nie einen Mercury Adonis.

Das Problem war nur, dass diese Teile an den Mercury passten, aber nicht an den Ford. Am Heck ging es noch halbwegs, da konnte ich mit viel Spachtelmasse die Form anpassen, vorne aber war grobes Werkzeug angesagt. Hier habe ich große Teile der Karosserie abgetrennt, das Customteil halbwegs angepasst und dann die entstandenen Löcher mit Plastik-Sheet aufgefüllt. Anschließend alles mit noch mehr Spachtel verschlossen und dann schleifen, füllern, schleifen, füllern... Am Heck wurden dann noch die neuen Rücklichter mit Evergreenstreifen unter die Heckflossen gepappt. Hier bin ich zum ersten mal (und nicht zum letzten mal) vom Original abgewichen, denn die Leuchten beim echten Adonis haben mir jetzt nicht so gefallen. Irgendwann hat es dann aber gepasst und es konnte grundiert werden. 



 

Ich hatte von Anfang an nicht vor, den originalen Adonis 1:1 zu kopieren, was eh nicht möglich war, weil ja schon die Front- und Heckteile wesentlich kantiger ausfallen, als beim Original.

So habe ich auch bei der Farbwahl geschummelt und mir ein dunkleres Rotmetallic ausgesucht, als es in Echt lackiert wurde.


In der Zeit, in der der Lack trocknete, konnte ich mich an die beiden Karosserieeinsätze an Heck und Front machen.

Die Heckblende ist auch wieder ein Customteil vom Mercury. Sie wurde mit sehr stark verdünnter, roter Modellbaufarbe bepinselt, um den Grillcharakter hervorzuheben. Auch der Plexiglasgrill darauf ist vom Mercury, der wurde mit farblosem Klarlack auf das Chromteil „geklebt“. Klarlack deshalb, um die Transparenz zu erhalten.

Dort, wo beim Original die Rückleuchten sitzen, habe ich Custom-Teile vom Mercury eingesetzt, oben die Rückfahrscheinwerfer eingeklebt und unten mit Adernendhülsen den Auspuff eingesetzt. Zuletzt noch mittig das Nummernschild eingeklebt und fertig war das Heckteil.

 Das Nummernschild ist übrigens selbstgemacht, es gibt im Internet eine Seite, auf der man sich Nummernschilder selbst zuammenstellen kann. Ich habe mich nach einigen Probeläufen dann für Mississippi ´60 und den Namen „Adonis 2“ entschieden. 


Der Einsatz an der Fahrzeugfront ist komplett selbstgemacht.

Zuerst habe ich ein passendes Teil aus Evergreen ausgeschnitten und in Form gefeilt. Dann die Kühleröffnung ausgeschnitten, um die beiden Hälften einen dünnen Rand aus Plastikstreifen geklebt und dann beide Teile weiß lackiert. Anschließend die beiden Hälften locker in die Karosserieöffnung gesteckt und den Kühler dann von hinten auf die beiden Hälften aufgeklebt. Dieser Arbeitsgang musste in der Karosserie gemacht werden, damit die drei Teile auch wirklich in der richtigen Form bleiben und nicht verrutschen. Zum Glück ist alles gut gegangen, so konnten jetzt die flacher gefeilten Scheinwerfer aufgeklebt werden, nachdem deren Rückseiten mit Folie verchromt waren.

 

Der Grill selbst ist zum einen mit Folie verchromte Evergreenstreifen und zum anderen ein in seine einzelnen Stäbe zerlegter, zweiter Plexiglasgrill, der schon am Heck Verwendung fand.

Die Stäbe und Steifen wurden alle einzeln mit Klarlack auf den Rahmen geklebt – eine irre Fummelei!


Nachdem die beiden Teile an ihrem Platz und auch schon die Scheiben eingesetzt waren, dachte ich, das Schlimmste überwunden zu haben.

Falsch gedacht!

Denn ich hatte die Rechnung ohne das Interieur gemacht! Der originale Adonis hat eine wunderschöne, schneeweiße Innenausstattung – komplett im Tuck´n ´roll Stil.


Ich hatte mir aber über das Innendrin noch überhaupt keine Gedanken gemacht – irgendwie weiß halt...

Da hat mir aber mein Freund Günther (der Custom-Gott in 1:25 himself) einen dicken Strich durch die Rechnung gemacht, als er mich fragte: „Den machst aber schon im Tuck´n´roll Stil innendrin!?“

Na toll!

Ich hatte bis dahin noch keinerlei Erfahrung mit so einer Arbeit, ich wusste ja noch nicht einmal, dass es so etwas überhaupt gibt!

Aber da musste ich jetzt durch! Also habe ich mich kurz darauf, hinter einem Berg 1,5mm breiter Evergreen-Halbrundstäben versteckt, an meinen Tisch gesetzt und einfach mal angefangen. Um es vorweg zu sagen, ich habe fast 7 Meter Evergreenstreifen in das Auto gepappt!! 


Beklebt wurden die Oberseite des Armaturenbretts, die komplette vordere Sitzbank, die komplette hintere Sitzbank, die Hutablage und die beiden Seitenteile.

Eine absolut verrückte Arbeit! Ich habe zwei Wochen lang jeden Tag rund eine Stunde (länger hältst du es nicht aus) Streifchen aufgeklebt, zum Teil verschliffen und verspachtelt, angepasst und wieder Streifchen aufgeklebt, usw.


Nachdem dann die Teile fertig waren, der Termin beim Psychotherapeuten ausgemacht war und auch meine Sehstärke sich um mindestens zwei Dioptrien verschlechtert hatte, waren die Teile bereit zum Lackieren.

Zuerst mit Tamiya grundiert und dann zwei Schichten weiß Seidenmatt aus dem Baumarkt drüber – fertig. Nachdem das Interieur dann zusammengesetzt und eingebaut war, war ich für die ganze Plackerei entschädigt!

Ich weiß, Eigenlob stinkt, aber es sieht einfach g... aus!

Der Rest wie Fahrwerk und die ganze Technik war eigentlich Routine, lediglich die Radhäuser habe ich oben aufgeschnitten, damit für die Räder nach oben hin mehr Platz ist und das ganze Auto tiefer liegt.

Die Felgen stammen übrigens auch wieder vom 64er Mercury.


Auch wenn mein Adonis-Modell vielleicht etwas unspektakulär daher kommt, mir persönlich gefällt er einfach riesig!

Vielleicht auch deswegen, weil ich weiß, wieviel Arbeit drinsteckt.

Und es geistern auch schon neue Custom-Ideen in meinem kleinen Köpfchen herum: Wie wärs mit einem 57er Chrysler 300 mit drei Heckflossen?

Das ist dann aber wieder was für den nächsten Winter....

Modell, Text und Bilder: Robert Eiber, Feucht bei Nürnberg

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Kommentare: 4
  • #1

    ChV (Samstag, 23 März 2019 21:03)

    Coooool, schön geworden. Ist ja lustig, ich erinnere mich noch an diverse Kits aus USA, die immer ordentlich Custom-Teile beinhalteten, imc und andere, nicht zu vergessen, Jo-Han. Habe noch zwei, einer ist sogar unberührt...
    Aber bis dann entweder der naturgetreue oder der eigen inspirierte Custom oder Rod wirklich so ist, wie es sein soll, ist noch viel Mühe nötig. Es bleiben auch viele schöne Teile zu anderer Verwendung über. Hab’ so einen Versuch, Traumauto aus der Schrottverwertung, bereits auf Modellversium gezeigt. Garantiert alles andere als perfekt, mir fehlen Zeit, Geduld und wohl auch Geschicklichkeit, aber vielleicht die Anregung, mehr der eigenen Phantasie zu vertauen, was hier in diesem Forum sicher nicht nötig ist.
    Nochmals herzliche Gratulation, Christian

  • #2

    Günther (Samstag, 23 März 2019 21:30)

    Ein Traum in Cherry and White Vom one and only Tuck`n`Roll King.
    Ich durfte ihn ja schon live geniesen.Der einzige Wermutstropfen bei der ganzen Geschichte
    ist der , dass er leider in der falschen Sammlung steht.
    Ansonsten , wenn ich den Adonis auf einer Rangliste von 1 - 10 einordnen müßte würde ich ihm eine 12 verpassen !!!
    Glückwunsch zu dem Teil Herr King

  • #3

    Gerhard (Sonntag, 24 März 2019 00:13)

    Ein ´57er Chrysler 300 mit drei Heckflossen!!! Wenn ich mir Deine drei bisherigen Custom Cars, den ´57er Ford, den ´58er Chevy und eben den hier gezeigten ´60er Ford anschaue, lieber Robert, dann läuft es mir bei der Vorstellung des Tri-Fin-Chryslers jetzt schon kalt über den Buckel hinunter! Das muss ja wieder ein Traumteil werden, ganz nach dem Motto: Was ist besser als zwei riesige Heckflossen? Natürlich drei riesige Heckflossen! Wie schafft es ein "Strictly Stocker" bloß, so viel Kreativität zu entwickeln und das Ganze auch noch so sauber und exakt auszuführen? Das bleibt Dein Geheimnis, Robert, Hauptsache, wir dürfen weiterhin an den unglaublichen Ergebnissen teilhaben!

  • #4

    Oliver Löbert (Sonntag, 24 März 2019 11:02)

    Sensationell! Ich hatte ihn schon selber in der Hand und war sprachlos wie alle Plastikgötter an jenem denkwürdigen Tag vor dem Plastikaltar in der heiligen Plastikammer zu Feucht. Nachdem der King of Rock n Roll Elvis Presley ist kommt nun der neu gekrönte King of Tuck n Roll Robert Eiber der Erste.