1939 Lincoln Zephir Custom

1939 Lincoln Zephir Custom

 

Mind Sneaker

 

Flintstone Resin, Maßstab 1:25

 

Das Märchen vom hässlichen Entlein das in einen wunderschönen Schwan verwandelt wurde

Es begab sich im Jahre des Herrn Anno Domini 2019 zur schönen Maienzeit zu Ansbach, in der Plastik Kapelle vom Junker Oliver, die vor gar kunstfertig erschaffenen Kleinodien schier platzen will, dass sich dortselbst einige Mannen versammelten um das allfällige G-Treffen zu zelebrieren.

Auch die Anwesenheit meiner Wenigkeit ward wohlgelitten und ich durfte selbigen Ortes mein Dasein fristen! Alsogleich erblickte ich auf seinem Schaffensaltar ein, auf den ersten Blick gar hässlich verunstaltetes Dingelchen, bei dem ich aber sofort erkannte, dass sich daraus ein gar trefflich funkelndes Schmuckstück fertigen ließe, wenn man mich nur ließe.

Großherzig überließ er mir das hässliche Entlein und auch Junker Robert verzichtete großmütigerweise auf sein Erstkaufsrecht !

Nächtens zu Hause auf meiner Burg angekommen, wollte ich nur schnell im Verließ den Kühlergrill entfernen, der irgendwie schief hingekleistert auf dem viel zu feisten Grilluntergrund pappte.

Laut dem edlen Meister Flintstone sollte es ein 39er Mercury Coupe sein, ich glaube aber, dass es ein 39er Lincoln Zephir ist.

Meister Fintstone liebt das Ränkespiel der Namensvertauschungen, vermutlich um das Urheberrecht und die Liezenzgulden zu umgehen.

Zum Beispiel wurde bei ihm aus Count Dracula Grand Pa Muster der Count Rockola und ähnliche Namensänderungen zuhauf.

Nachdem ich mir beinahe meinen linken Zeigefinger, beim Versuch den Grill-Untergrund komplett herauszuschneiden, amputiert hatte, passte der Grill nunmehr saugend in die Lücke, ohne Tücke.

Frohgemut suchte ich nunmehr mein Schlafgemach auf, bevor es dem Morgen graute!


Am nächsten Tag zerlegte ich in weniger Zeit, als das Satteln eines Rosses benötigt, das restliche Gefährt.

Der unbekannte Faber hatte einen gar seltenen 40er Ford Rahmen mit Innenleben in die Resinkarosse gestopft. Ich vermute es sind rare 40er Ford Cabrio Innereien von Monogram. Motor war keiner drin, sondern eine Reliefplatte mit Ölwannen Andeutung, von deren Abstammung ich aber keinerlei Ahnung habe, bestimmt ist sie aber nicht von der edlen Firma Monogram.

Ich selbst besitze kein Monogram Cabriolet und kann deshalb nicht vergleichen, denke aber, dass ich die Herkunft richtig geweissagt habe!

Die Vorderräder hinwiederum sind AMT 40er mit Ford De Luxe Radkappen, für einen Zephir völlig ungeeignet.

Hinten frühes Lindberg/Aurora? beliebig Schuhwerk, alles mit großen Mengen Kleister verpfuscht. Einzig noch dazu zu gebrauchen, es durch den Abtritt ins Vergessen zu werfen.

Mein letzter Humpen Nitro erledigte das schwarze Trauerspiel im Nu und nach dem Abzahnbürsteln und waschen kam ein gar liebreizend anzusehendes Gedicht aus Resin zum Vorschein. Itzo konnte ich augenblicklich mit der Wiederauferstehung beginnen.

Alsogleich erwählte ich mir aus der 40er Ford Kammer einen AMT Coupe Bausatz und zwar den mit dem Blauen Gefährt auf dem Deckelgemälde. Er wurde ja in den vergangenen Äonen immer wieder mal von den Plastik Krämern für ein paar Kreutzer feilgeboten. Sogar Lindberg hatte ein 40er Coupe aus AMT Formen in grellem Pink verbrochen, das ich in einem Toleranzanfall erworben habe.

In die hinteren Kotflügel fräste ich schräge Langlöcher um darin versenkte T-Bucket Roadster Rücklichter einlassen zu können. Justament die gleichen die der Lil Vette Bucket Roadster am Allerwertesten trägt.

 

Diesesmal habe ich die Rücklichtwarzen mit einem 2,5mm Bohrer rausgebohrt, dortselbst sitzen nun vier 59er Cadillac Raketen Rücklichter aus einem geplünderten Monogram Coupe Kit.


Um die Finsternis nach vorne zu durchdringen, trägt er 37er Ford Teardrop Scheinwerfergläser außen, die saugend in die vorhandenen Öffnungen passen. Von Innen habe Ich die dazugehörigen Reflektoren eingeklebt. Die 40er Ford Scheinwerfer, die er etliche Jahre ertragen musste, waren einer der größten Fehler die man der unschuldigen Schönheit antun konnte.

 

In der Auspuff-Kammer lagen just für den Zephir zwei gar fein verchromte, allerliebste Lakepipes, die nun unter dem Trittbrett henken. Auf selbigem ist güldene Pfauenaugen Folie als Trittschutz angebracht.

Der Edle Guru höchstselbst hat mir nebst 41er Lincoln Devotionalien (für den nächsten Art-Deco Lowrider, der mir schon im von der Medizin noch unentdeckten Bereich herumspukt) Radkappen überreicht, um sie als Glitzerzier anzubringen.

 

Die vorderen Stoßstangen sollten einen 57er Cadillac Eldorado Brougham krönen, wurden aber von mir aus dem Grill geschnitten und an die Zephir Front angepasst. Der Eldorado hat die schönsten Dagmar Dollies, die man sich überhaupt nur vorstellen kann und der Zephir trägt sie nun justament an der Stelle, an der sie auch die liebreizenden Mägdelein unseres schönen Königreiches stolz vor sich hertragen, nämlich vorne!

 

Die Spieglein gar fein, im Schweineschwänzchen Stil, wurden aus 0,5mm Injektionsnadeln und den runden Chromspiegelreflektoren des bereits weiter oben erwähnten, angezählten 59er Cadilliac Coupes gefertigt.

Nun zum Farbenspiel, das ich gar manigfaltig verschiedentlich aufgebracht habe.

Zunächst trägt er sittsam ein graues Unterkleid aus Haftgrund, damit die folgenden Lagen prunkvoller Farben gut henken bleiben. Darauf habe ich das gescherteste Gelb von Dupli Color aufgetragen, das ich finden konnte. Über diesem schmiegt sich eine Schicht Perlmuttlack vertrauensvoll an das Gelb und darüber eine Lage Diamant Glitzer und eine weitere Lage gar gülden glitzernder Effektlack, alles von Dupli.

Nach zwei Lagen 1K Klarlack verabreichte ich ihm den allfälligen Zuckerguss aus Bare Metall Foil, die ich mit zwei weiteren Lagen Klarlack für die Ewigkeit versiegelt habe.

Auch lagen in der Decal Kammer die perfekten Pinstripe Abziehbilder für den Kofferraum und die Fenderskirts, die vor den letzten Schichten Klarlack aufgebracht wurden.

Wo sie ursprünglich herstammen, ist mir leider nicht mehr erinnerlich. Eine Behandlung mit LMG-Polishing Kit ab Körnung 3600 aufwärts bis zu 12000 und abschließend Unipol gereichten ihm zum unvergleichlichen Glanz im Angesicht des Betrachters.


Junker Oliver, Deine Gute Tat gereicht Dir nun als Gönner und edlem Spender zu immerwährendem Glanz und Glorie.

Deinen Ruhm und Edelmut werden die Barden, Minne-und Bänkelsänger bis ans Ende aller Zeiten mit fester, lauter Stimme und hell klingenden Lauten und Schalmeien-Klängen immerdar preisen und lobsingen!


Modell, Text und Bilder: Günther Eberhardt, München

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Kommentare: 3
  • #1

    Gerhard (Sonntag, 16 Juni 2019 18:19)

    Auf die Idee muss man erst mal kommen: Einen Modellbau-Bericht im Stile eines Minnegesangs vorzutragen! Aber wenn das überhaupt jemand glaubhaft rüber bringen kann, dann unser Günther, der Meister des geschliffenen Wortes. Dazu muss man auch wissen, dass er diese Modell-Leiche innerhalb weniger Tage wieder zu neuem, strahlenden Leben erweckt hat - der Mann mit den güldenen Händen!!! Ja, der frisch angetretene Ruhestand tut ihm offensichtlich gut - und uns allen auch, wenn er weiterhin im Akkord so außergewöhnliche Modelle und Berichte veröffentlicht!

  • #2

    Oliver Löbert (Sonntag, 16 Juni 2019 19:09)

    Ich bin so froh an diesem ehrwürdigen Tag Günther dieses Kleinod überlassen zu haben. Bei mir wäre ihm niemals solch eine besondere Behandlung zuteil geworden. Nun hat es seine Bestimmung gefunden, ein neues Leben bekommen und ruht ab sofort für alle Ewigkeit im Zephir Zimmer (hihihi). Spass beiseite, ich habe alles richtig gemacht und Günther freut sich wie ein kleines Kind und ich mich natürlich auch. Der Text ist absolut genial und wir haben hier mittlerweile eine kleine feine Gemeinschaft von Modellbauern die hier nicht nur ihre einzigartigen Kunstwerke präsentiert sondern auch eine Plattform geschaffen die einen gewissen Unterhaltungswert hat der sich deutlich von den anderen Foren und Modellbauseiten abhebt. Das soll uns erst mal einer nachmachen! Danke Günther!

  • #3

    rainer (Dienstag, 18 Juni 2019 11:15)

    wieder ein echter "GÜNTHER"-Knaller.
    wie immer fundiert, informativ und amüsant. Macht richtig Freude zu sehen, wie Gunther seine Objekte präsentiert. Freu mich schon auf ----Weiteres.