1965 Buick Riviera Custom Blue Pearl 2

1965 Buick Riviera Custom Blue Pearl 2

 

Aus drei mach eins

 

 

AMT- Kunststoffbausatz, Maßstab 1:25

So kann´s einem gehen, wenn man mal wieder völlig unmotiviert im Internet nach Bildern für ein zukünftiges Custom-Projekt sucht!

Geplant war für den kommenden Winter, evtl. den 65er Buick Riviera zu customizen. Das Auto bietet ja unendlich viele Möglichkeiten es umzubauen, von einer Targa-Version, über Cabrios, bis hin zum Station-Wagon – hat es alles schon gegeben.

 

Fast hätte ich das Projekt schon abgeschrieben, als ich auf ein Bild stieß, das mich sofort begeisterte: Eine blaue Flunder im Boattail-Stil, extrem schlank und clean, der Buick Blue Pearl!


„So muss meiner auch werden“ war die erste Reaktion. Doch je länger ich das Auto betrachtete, umso deutlicher wurde mir, dass das für mich als Custom-Neuling eine Nummer zu heftig war. Also erst mal auf Eis gelegt.

Doch dann kam Günther!

Bei einem unserer leider viel zu seltenen Treffen, habe ich ihm ganz beiläufig ein Bild vom Blue Pearl unter die Nase gehalten. Die Reaktion hätte ich mir eigentlich denken können.

Günther, der personifizierte Plasik-Customgott, der ja praktisch aus Nichts die tollsten Modelle zaubert, war sofort Feuer und Flamme. „Das geht“ war die Antwort auf meine Frage, ob sowas überhaupt zu machen sei. „Da machst das weg und dort das hin und dort breiter und hier länger“ -

Günther hat sofort damit begonnen, in Gedanken das Projekt umzusetzen.

Als ich daraufhin immer noch zögerte kam der Satz, der alles auslöste:

 

„Wenn du ihn nicht bauen willst, dann mach ich ihn halt!“

Wie bitte??

Moment, Moment!

Das war doch eigentlich mein Baby. Und das sollte ich mir jetzt wegnehmen lassen? Von wegen!

„Und den bau ich doch!“ war meine Trotzreaktion. Nach einem kurzen Hin- und hergeplänkel haben wir uns darauf geeinigt, dass wir ihn beide zeitgleich bauen.

Dass dabei zwei unterschiedliche Lösungen entstehen würden war auch klar, denn jeder von uns hatte andere Vorstellungen vom fertigen Modell.

 

Gleich am nächsten Tag ging´s los: Den Bausatz vom Riviera rausgekramt, dazu noch zwei Karosserien von der 63er Splitwindow-Corvette (einmal ein ausgeschlachteter Kit und eine bereits gebaute Jugendsünde) dazugelegt, und los ging eine wüste Sägerei und Schnitzerei.

 

Vom Riv wurde das Dach und der Kofferraum entfernt, während von den Corvetten nur die Dächer benötigt wurden


Die Dächer wurden voreinander geklebt, in der Mitte mit Evergreen-Streifen verbreitert und mal so grob in den Body geheftet. Die links und rechts entstandenen Lücken mit Evergreen-Platten verschlossen, die hinteren Kotflügel mit Plastikstreifen erhöht, die Kotflügelenden mit Teilen aus der Wühlkiste verlängert, die Custom-Teile aus dem Kit an die Front angepasst – fertig war schon mal der grobe Rohbau. Wobei das Wort „grob“ schon fast zärtlich klingt, für das, was da vor mir stand...


Was dann kam, war selbst für mich mit ziemlich genau 40 Jahren Modellbauerfahrung (hey, Jubiläum!) das Krasseste, was ich auf dem Gebiet erleben durfte.

Auf den Tipp von Günther (da isser wieder) hin, habe ich die bestehenden Löcher, Kanten, Falze und Beulen mit flüssigem Kunststoff aufgefüllt und ausgeglichen. Dafür wurden alte Gießäste zerschnippelt und in Nitro-Verdünnung aufgeweicht.

Nach dem Motto „viel hilft viel“ hatte ich mir viel zu viel von dem Zeug hergestellt, außerdem war mein Flüssigkunststoff viel zu dünnflüssig.

Da ich ausgerechnet gelbe Gießäste aufgeweicht hatte, sah das Ganze aus wie Rotz und stank außerdem noch grauenvoll.

 

Ich habe also den gelben Schleim in mehreren Durchgängen und Schichten auf die betroffenen Stellen aufgetragen und nach dessen Durchtrocknung mit dem ganz groben Sandpapier (z.T. 120er Körnung) alles halbwegs in Form gebracht.


Nachdem dann die Form des Modells wieder erkennbar, die Öffnung für das Rücklicht ausgesägt und die beiden Heckfenster vergrößert waren, wurden die betroffenen Stellen nochmals mit 2K-Feinspachtel ausgeglichen und die ganze Fuhre nass verschliffen.

Und dann konnte auch schon die erste Schicht Grundierung drauf! Nach deren Trocknung sind natürlich noch zahllose, kleine Macken aufgetaucht, die auch wieder verspachtelt werden wollten.

 

 

 

Nach der dritten Grundierungsschicht passte dann alles.


Beim Lack habe ich mich für ein etwas dunkleres Blaumetallic als beim Original entschieden, dass es keine 1:1 Kopie werden sollte, war ja von Anfang an klar. Die Farbe stammt aus der Multona Palette, versiegelt mit zwei Schichten 2K-Klarlack.

 

Zum Glück hat die Lackierung auf Anhieb geklappt, alles nochmal ablaugen hätte bedeutet, dass die ganze Spachtelei nochmal gemacht werden müsste.


In der Zeit, in der der Lack trocknete, habe ich mich über die Stoßstangen gemacht. Die vordere wurde aus dem Stock-Teil herausgesägt, komplett entchromt, mit Feile, Schleifpapier und Spachtelmasse solange bearbeitet, bis das Teil soweit fertig war, um verchromt zu werden.

 

Zuerst habe ich ja gedacht, ich kann das Teil mit Molotow – Chrom behandeln. Das Zeugs taugt leider für große Flächen nur bedingt, da selbst nach mehreren Tagen Trocknungszeit die Oberflächen nicht 100%ig grifffest sind. Ein paarmal angefasst und man hat wieder matte Stellen in der Oberfläche. Also alles wieder runter und die Stoßstange mit Bare-Metal verchromt.  


Die noch filigranere Heckstoßstange wurde ebenfalls aus dem Stock-Teil herausgesägt. Durch die geänderte Hecklinie passte das Teil leider nicht mehr und musste in insgesamt fünf Einzelteile zerlegt werden. Die dabei entstandenen Spalten wurden in mehreren Durchgängen mit viel Spachtelmasse ausgeglichen, anschließend auch hier mit Chromfolie verchromt. Dass mir dabei das Teil einmal zerbrochen ist, und ich wieder von Vorne beginnen durfte, sei nur so am Rande erwähnt. Befestigt habe ich ich beide Stoßstangen mit dünnen Drahtstiften, was dabei alles schief gelaufen ist, will ich lieber nicht erwähnen...


Das Rücklicht stammt aus der Teilekiste und wurde etwas verkürzt, das Innenteil herausgeschnitten und durch ein rotes Transparentteil ersetzt.

Der Grill entstand aus einem zerschnippelten 67er Charger Grill. Das Original hat ja vertikale Streben hinter denen sich die Scheinwerfer verstecken. Mir sieht das etwas zu sehr nach 65 Pontiac aus, deshalb habe ich mich für eine senkrechte „Elektrorasierer“-Version entschiden.

 

Die Windschutzscheibe stammt aus dem Bausatz, sie musste nur etwas zurecht gefeilt werden und passte tadellos.

 

Die beiden Heckfenster sind aus Evergreen-Material selbst hergestellt.


Das Interieur wurde nur mild gecustomized.

Die Hauptarbeit bestand darin, die Wanne nach der Rücksitzbank nach hinten zu verlängern und dem Verlauf des Daches anzupassen. Die einzigen Custom-Teile sind das Armaturenbrett und das wunderschöne Lenkrad aus dem Bausatz.

 

Teile des Armaturenbretts und die Flächen in den Türen, die beim Stock Riviera mit Holz belegt sind, habe ich mit in Wagenfarbe lackierter Chromfolie veredelt.

 

Ansonsten ist das Innenleben in einem Elfenbein-Ton gehalten, der Boden und die Hutablage sind hellblau beflockt.


Der Unterboden wurde fast unverändert von Serien-Modell übernommen, lediglich am hinteren Ende habe ich ein paar Millimeter abgeknipst, damit es unter den Body passte.

Die wunderschönen Felgen mit den Weißwandreifen hat mir Günther spendiert (danke nochmals!). Die sehen aus wie die echten Blue Pearl Räder und stammen aus einem anderen Custom-Bausatz.

Sorry, Günther – aus welchem, habe ich leider vergessen...

 

Zum Schluss noch die beiden Auspuffenden und das Haubenemblem angebracht und fertig war ein Custom-Modell, von dem ich nicht gedacht hätte, es jemals selbst herstellen zu können.

Danke an meine Freunde für die Motivation und die leichten Tritte ich den Hintern...

 

Und jetzt wartet die komplette Modellbauwelt nur noch auf den „Blue Pearl 3“ vom Günther. Der wird mit Sicherheit wieder ein Hammer, der alles andere in den Schatten stellt.

 

Es bleibt spannend...

Modell, Text und Bilder: Robert Eiber, Feucht bei Nürnberg

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Kommentare: 5
  • #1

    Oliver Löbert (Donnerstag, 29 August 2019 17:46)

    Erster (Kommentar).....was für eine Ehre! Robert greift nach den Sternen, den Custom-sternen! Man mochte meinen nachdem Robert den 58er Impala Killer Custom und den Tuck and Roll Excess im 60er Adonis abgeliefert hat das jetzt nichts mehr Besseres kommen kann. Weit gefehlt.... es kam noch extremer! Das Ergebnis ist hier zu sehen. Ein unglaubliches Modell aus mehreren "Fetzen" Plastik und Spachtel regelrecht "zusammengemörtelt" und danach mit Schleifpapier und viel Liebe veredelt.
    Danach in schönstes Metallicblau gehüllt und in Klarlack getaucht bis einem vor lauter staunen die Spucke wegbleibt. Alexander Brothers, Gene Winfield, George Barris , Robert Eiber... mehr geht nicht! Oder... was kann jetzt noch kommen?

  • #2

    Reinhold (Freitag, 30 August 2019 07:54)

    Wahnsinn Robert! Sich so viel Mühe zu machen. Bin schon froh, wenn ich mal wieder irgendwas zustande bring! Konnte das Modell ja schon vor kurzem sehen, ist wirklich hervorragend gelungen. Im Gegensatz zu manch anderen Customs, die auf Ausstellungen zu sehen sind, sieht dieser auch sehr stimmig aus, das schafft nicht Jeder. Auch die ausgewählte Farbe passt perfekt. Und das mit der Gießastpampe - von dem ich schon mal gehört habe - ist wirklich eine ausgezeichnete Idee. Ist jedenfalls besser, als Spachtelkitt zu verwenden, der nach einiger Zeit schrumpft und man unschöne Sicken sieht.

  • #3

    Gerhard (Freitag, 30 August 2019 18:01)

    Abgesehen vom super gelungenen Modell des "Blue Pearl" (war ja bei Robert eh klar, dass er nur Plastik vom Feinsten abliefert!), ist es immer wieder schön zu sehen, wie sich die Spezialisten der "Community" gegenseitig motivieren und zu Höchstleistungen antreiben. Seit es diese "Plastikachse" Wasserburg - München - Nürnberg - Fürth - Ansbach gibt, entstehen ständig neue, unglaubliche Modelle aller Stilrichtungen, von "Strictly Stock" über "Mild Custom" bis hin zu unglaublichen "Hot Rods" und "Wild Customs". Und das Schönste daran: Jeder akzeptiert den anderen genau so, wie er ist und baut, es gibt keine Nietenzähler- und Besserwisserei und keinerlei Neid oder Missgunst, wie man es woanders viel zu oft sieht. Und genau so muss es sein: Im Vordergrund stehen der Spaß und die Freude an diesem schönsten Hobby der Welt, das die Modellbauer miteinander verbindet und zu immer neuen Highlights antreibt. Es macht richtig Spaß mit Euch, Leute, bleibt so, wie Ihr seid!!!

  • #4

    rainer (Samstag, 31 August 2019 09:20)

    da kann ich mich Gerhard nur -vollumfänglich- anschließen. Es bewahrheitet sich: -chrome-and-fins- zu lesen war ein guter Entschluß. Beachtlich wie sich alle ins Zeug legen, ihr Wissen und Können schildern und herrliche, interessante Artikel abliefern. Ich verfolge die weitere Entwicklung gespannt und bin für kommende Knaller gewappnet.
    herzliche Grüße

  • #5

    Günther (Sonntag, 01 September 2019 17:10)

    knee deap in trouble I`m in--- Leider ist der Blue Pearl 3 immer noch nicht über das Rohbau Stadium hinaus, aber Dank Roberts Corvette Reste Spende bin ich aus dem gröbsten raus und muß nicht Die unberührte Guru 63er Corvette Spende zerschneiden.Wegen Arbeitsüberlastung (Duell Truck zieht sich,Dodge 880 nähert sich dem Ende) konnte der Blue Pearl 3 noch nicht fertiggestellt werden.Robert ,der Blue Pearl 2 ist der Hammer und ich freu mich wenn meiner nur halb so gut wird.Gurus Kommentar kann ich mich nur vollumfänglich anschließen und weiter versuchen Gas zu geben. Bis bald auf diesem Sender