1958 - 1969 Rambler American

1958 - 19569 Rambler American

 

 ALL AMERICAN

 

Rambler American-Bausätze von Jo-Han im Maßstab 1:25 

Von 1958 bis 1969 prägte der Rambler American das Programm des viertgrößten Automobilherstellers der USA. Jo-Han begleitete die zweite und dritte Generation des Compact Cars mit Promotionals und Bausätzen im Maßstab 1:25.

DER RAMBLER AMERICAN

 

In unserer nostalgisch verklärten Vergangenheits-Betrachtung bestand das Angebot der amerikanischen Automobilhersteller in den späten ´50er und frühen ´60er Jahren nur aus riesigen, chrom- und flossenbehangenen Straßenkreuzern. Dabei wird oft und gerne übersehen, dass es damals sehr wohl auch ein starke Gegenbewegung gab, die das überdimensionale Wachstum und den enormen Benzinverbrauch dieser Saurier vehement verurteilte.

Diese Verfechter von mehr Sparsamkeit und weniger Platzverbrauch hatten in den frühen ´50er Jahren nahezu keine andere Möglichkeit, als auf Importfahrzeuge wie den VW Käfer, den Renault Dauphine oder englische Roadster auszuweichen. In diese Bresche sprang 1958 der kleine, aber ungemein innovative und von den „Großen Drei“ unabhängige Hersteller Rambler.

DIE ERSTE GENERATION 1958 BIS 1960

 

Nachdem der notorisch klamme Hersteller Rambler kein Geld für eine Neukonstruktion aufbringen konnte, entsann man sich des noch unter dem Firmennamen „Nash“ entwickelten Nash Ramblers, der 1955 nach dem Ende von Nash und Hudson eingestellt worden war.

Dessen Karosserie mit den typischen verdeckten Rädern wurde geschickt modifiziert, indem sie größere Radauschnitte, einen anderen Kühlergrill und zusätzliche Zierleisten erhielt. So stand der erste Rambler American, den es zunächst nur als zweitürigen Sedan in drei Modellreihen gab, für das Modelljahr 1958 bei den Händlern.

 

 

Angetrieben wurde das für amerikanische Verhältnisse extrem kurze und schmale Fahrzeug mit der selbsttragenden Karosserie von einem ReihenSechszylinder mit 90 PS, der Verkaufspreis lag knapp unter 1800.- Dollar, also in der Region des VW Käfers. 


 

Der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten: In den ersten 12 Monaten wurden über 42.000 Rambler Americans verkauft. Für 1959 ergänzte ein Two Door Station Wagon das Programm und Rambler verkaufte über alle Modellreihen insgesamt fast 364.000 Autos – ein „All Time Record“! 


Im darauf folgenden Jahr 1960 umfasste das Rambler American-Programm bereits drei Serien (DeLuxe, Super und Custom), in denen jeweils ein Two Door Sedan, ein Station Wagon und ein Four Door Sedan (siehe Abb.) zu Preisen ab 1780.- Dollear angeboten wurden

DIE ZWEITE GENERATION 1961 BIS 1963

 

Mit einer gänzlich neu gestalteten Form und dem kleinsten Cabriolet auf dem Markt überraschte Rambler die Fachwelt und das Publikum zum Modelljahr 1961. Radstand und Gesamtlänge blieben zwar unverändert, aber die neuen, gestreckteren Linien sowie der dominante Trapez-Kühlergrill wurden allgemein mit Wohlwollen aufgenommen. Motorseitig blieb es zunächst noch bei den ReihenSechszylindern, die 90 bzw. 125 PS leisteten. 

1962 brachte wenig Änderungen, erstmals tauchte jedoch die Typenbezeichnung „400“ auf. Für das Jahr 1963 wurden die bisherigen Modellbezeichnungen in Rente geschickt und durch Zahlenkombinationen ersetzt: 220, 330 und 440 kennzeichneten die jeweiligen Serien, wobei letztere außer den Two- und Four Door Sedans sowie dem Station Wagon ein Hardtop Coupe und das Convertible enthielten.

DIE DRITTE GENERATION 1964 BIS 1969

 

Eine völlig neue, äußerst gefällige und auch ein bisschen gewachsene Karosserie zeichnete den Rambler American-Jahrgang 1964 aus. Das Angebot wuchs auf insgesamt fünf Sedan-, zwei Station Wagon-, ein Convertible- und das Hardtop Modell an, die Preisspanne reichte von 1832.- bis 2320.- Dollar.


1965 gliederte sich das Rambler American-Angebot in vier Serien (220, 330, 440 und 440H) und insgesamt zehn verschiedene Modelle auf, die Motoren-Palette umfasste vier verschiedene Sechszylinder von 90 bis 138 PS. Der 440 Four Door Sedan kostete zu der Zeit bereits 2222.- Dollar.

Bis auf geringe kosmetische Änderungen und eine erneute Umstellung der Modellbezeichnungen (220, 440 und Rogue) brachten die Jahre 1966 und 1967 wenig Änderungen. 1968 war bereits das Ende der erfolgreichen American-Serie abzusehen: Die bisherige Modellvielfalt wurde auf nur mehr fünf Varianten zusammen gestrichen, darunter der Rambler American 440 Station Wagon und das Top-Modell Rambler Rogue Hardtop, jetzt auch mit V8- Motor erhältlich.


 

 

 

Das letzte Jahr des Rambler American, 1969, hielt noch einmal einen Paukenschlag bereit. In Zusammenarbeit mit dem berühmten Motorsport-Ausstatter Hurst wurden eine nicht näher bekannte Anzahl von Rogue Hardtops mit einem 390er V8 ausgestattet, der sage und schreibe 315 PS leistete. Damit waren 14 Sekunden auf der Viertelmeile mit Endgeschwindigkeiten von ca. 100 mph machbar, und das mit einem Auto direkt aus dem Händler-Showroom! 


Die Nachfolge des Rambler American trat unter der neuen Firmenbezeichnung „AMC“ (American Motors Corporation) der deutlich gewachsene AMC Hornet an. Ab 1971 gab es dann wieder einen Subcompact, dem AMC Gremlin, als Einstiegsmodell. Aber das ist wieder eine ganz andere Geschichte….. 

DIE JO-HAN-MODELLE DES RAMBLER AMERICAN

 

Ab dem Modelljahrgang 1961 begleitete Jo-Han den Werdegang des Rambler American mit Werbemodellen und Bausätzen im Maßstab 1:25. So gab es 1961 den - 3 - Rambler American Two Door Sedan als Friction Promo und als Curbside-Bausatz mit diversen Custom- und Racing-Teilen. Dieses Prinzip wurde für 1962 übernommen, diesmal für den Two Door Sedan und das Convertible.

Der „Build 3 Ways“-Kit enthielt bereits eine Menge zeitgenössischer Customteile wie Heckflossen, Fender Skirts, Louvres, ein Continental Kit sowie Roll Pans für vorne und hinten, aber auch Decals, einen Überrollbügel sowie eine Blower-Attrappe für die Rennversion).


Das Jahr 1963 markierte bei den Jo-Han-Compacts den Beginn einer neuen Bausatz Generation mit Motornachbildungen. Wieder waren es der Two Door Sedan und das Convertible, die als Friction Promos oder Kits offeriert wurden, die Bausätze weiterhin als „Build 3 Ways“. Interessantes Detail am Rande: Das Seitenteil der wunderschönen ´63er-Box zeigt neben einer Menge von Custom- und Racing-Teilen einen V8-Motor mit Crossover-Vergasern. Im Bausatz ist aber natürlich nur der Sechsylinder-Reihenmotor enthalten, Achtzylinder waren zu diesem Zeitpunkt im Rambler American noch ferne Zukunftsmusik. 


1964 stieg Jo-Han auf die flachen Schachteln für alle Bausätze um und bot das Two Door Hardtop sowie das Convertible des Rambler American als Friction Promo und Bausatz an. Dem Trend der Zeit folgend, wuchs die Anzahl der CustomTeile in diesen Bausätzen und umfasste jetzt auch andere Sitze, Mittelkonsolen, Lenkräder, Zusatzfelgen und Tonneau Covers bei den Cabriolets.

Ein typisches Beispiel für die Folgen des Höhen-Platzmangels in den flachen Schachteln ist das abgebildete ´65er Rambler American 440 Convertible. Die Abbildungen zeigen einen in der Mitte eingedrückten (immerhin nicht gebrochenen!) Windschutzscheibenrahmen und auf der Fahrerseite einen gebrochenen Ausstellfenster-Steg. 


Dieses Manko blieb auch dem eigentlich letzten Bausatz der Rambler American-Serie, dem Kit des Jahrgangs 1966, erhalten, da auch er noch – sowohl als Hardtop Coupe als auch Convertible - in der flachen Schachtel beheimatet war.

Erst 1969 gab es bei Jo-Han wieder hohe Bausatz-Boxen, die das Problem der gebrochenen und verbogenen Teile in andere Karosserie-Bereiche verlagerten. 

HALT! werden die Kenner der Materie jetzt ausrufen, wieso soll 1966 der letzte Rambler American-Kit erschienen sein? Immerhin gibt es doch noch den ´69er Super Stock S/C Rambler auf American-Basis von Jo-Han! Das ist einerseits richtig, andererseits auch wieder nicht…

Im Zuge der Wiederauflagen der USA Oldies und anderer älterer Jo-Han-Kits, die in den ´70er und ´80er Jahren erschienen, kam auch der ´69er S/C Rambler auf den Markt. Es handelt sich dabei leider um ein sehr geschicktes Fake, denn Jo-Han nahm die letzte verfügbare Hardtop-Karosserie (also die aus dem Jahr 1966!), schliff die verräterischen Zierleisten ab, schwärzte den ebenfalls noch von 1966 stammenden Kühlergrill auf dem Deckelbild, fügte einen V8-Motor, die Hutze auf der Motorhaube und die rot/blauen Decals hinzu – fertig war der S/C, den es ja - siehe oben – nur 1969 gab.


In Anbetracht der Tatsache, dass Jo-Han die Modellbauer ja immer wieder mit „künstlerischen“ Freiheiten, vor allem in der USA Oldies-Serie, beglückte, ist dieser S/C-Schwindel nicht mal der Schlechteste. Das Stichwort „Schwindel“ trifft allerdings auch auf das abgebildete, gebaute Modell des 1966 Rambler American Convertibles zu, das als unvollständiger „Builder“ auf einer Modellauto-Börse für kleines Geld erstanden werden konnte.  


Die zeitgenössische Pinsel-Lackierung ließ sich gerade so eben mit dem LMG Polishing Set auf Vordermann bringen, für die Fehlteile wie die komplette MotorOberseite, das Lenkrad und die Verdeck-Abdeckung fanden sich in den diversen Ersatzteil-Zimmern nur annähernd passende Ergänzungen.


Trotz dieser Unzulänglichkeiten ist der kleine Rambler ein echter Hingucker geworden, zumal die Bausätze der American-Serie heute zu den ganz großen Raritäten des PlastikModellbaus zählen. Dies dürfte nicht zuletzt der Tatsache geschuldet sein, dass die Kits schon zum Zeitpunkt ihres Erscheinens keine allzu weite Verbreitung fanden – die meisten Modellbauer erlagen doch wohl (siehe oben!) dem Reiz der riesigen, chrom- und flossenbehangenen Straßenkreuzer….!!!

Modelle, Text und Bilder: Gerhard Hoffmann, Bachmehring

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Kommentare: 5
  • #1

    ChV (Sonntag, 15 Dezember 2019 18:32)

    Jo-Han, die Lieblingsbausätze meiner Jugend... Bei meinem Plymouth Hardtop kämpfe ich auch mit den Folgen der zu niedrigen Schachteln, gebrochene Scheibe, wenn auch 40 Jahre Lagerung im Keller da mitspielen dürften.
    Aber der Rambler ist toll, schönes Auto, schön wiedergegeben. Auf den SC wäre ich schon sehr gespannt. Als Kleinwagen-Addict, der am liebsten große Motoren drin hat. Wobei, aus meiner Sicht ist der Rambler eh nicht so klein, 4,5m das waren in Europa schon Limousinen zu der Zeit.
    Gratulation zu den seltenen Modellen und zum Ergebnis. Übrigens, eine zu öffnenden Kofferraum habe ich bei einem Jo-Han nie gesehen. Aber so viele Jo-Han Modelle gab es ja nicht in Wien, und die nur beim legendären Spielwarengeschäft Kober in der Inneren Stadt, das von 1886 leider nur bis 2016 existiert hat.
    Herzliche Grüße, Christian

  • #2

    rainer (Sonntag, 15 Dezember 2019 19:43)

    wieder ein toller, fundierter Beitrag von Gerd, der nicht zu Unrecht den Titel

    --- G U R U ---


    trägt.
    Das Modell ist wirklich Klasse geworden. Und sein unerschöpfliches Wissen ist phaenomenal. Wenn man jetzt noch bedenkt, was für JoHan-Schätze bei ihm gebunkert sind ! Sollten da noch weitere Sachen entstehen ???
    Die Zukunft sieht sehr vielversprechend aus.

  • #3

    Günther (Sonntag, 15 Dezember 2019 19:47)

    Schönes unscheinbares Schnuckelmodel, hast Du wieder gut hingefingert , Guru,
    Das Potential das in dem kleinen Ding steckt haben wir unabhängig voneinander
    sofort erkannt und Du hast die "sleeping Beauty" wieder aus dem Dornröschenschlaf
    geküsst.Gratulation, and keep the good work going !

  • #4

    Reinhold (Montag, 16 Dezember 2019 10:45)

    Gerhard beweist uns mal wieder, dass er der ungekrönte Messias unter uns Normal-Sterblichen ist mit seinem Fachwissen, Und was mich besonders freut, auch mal Berichte über nicht ganz so bekannte Marken wie hier die Rambler/American. Echt toll! Mir gefällt auch, wie Du das "gebrauchte" Cabrio mit viel Liebe und Hingabe wieder zum Leben erweckt hast! Von den Ramblern hab ich bisher nur den 69´SC gebaut - damals noch in Unkenntnis darüber, dass das nur ein Fake-Modell ist - einfach so wie ich mir die Normalversion vorgestellt habe - "stock-isiert" mit verschlossener Haube und Zweifarbenlackierung beige und das Dach in "burntorange"! Und irgendwelche Räder mit passenden Felgen dazu. Nun wartet nur noch der Classic 400 (TAXI) von 1962 darauf gebaut zu werden - irgendwann mal...?
    Ich wünsche Euch allen noch eine fröhliche Weihnachten und einen guten Rutsch ins Jahr 2020. Mal sehen, welche Überraschungen uns da so erwarten...

  • #5

    Gerhard (Montag, 16 Dezember 2019 16:54)

    Hallo chV, vielen Dank für Dein Interesse und den positiven Kommentar! Natürlich sind die Jo-Han-Bausätze und XEL-Modelle seit jeher auch meine Favoriten, zum Einen wegen ihrer Vorbildwahl, zum anderen wegen der - zumindest im Bereich der Karosserie - feinen Ausarbeitung und Detaillierung.
    Von den im Bericht beschriebenen Bausätzen wurde - mit Ausnahme des zum S/C umgearbeiteten ´66er American - leider kein anderer jemals wieder aufgelegt. Und - auch das wird Dir bereits selbst aufgefallen sein - alle Rambler- sowie Studebaker-Kits von Jo-Han sind eher größer als 1:25, während die Chrysler-, DeSoto- und Cadillac-Bausätze deutlich kleiner ausfallen. Ein Grund dafür könnte die Aufteilung der Planungs- und Entwicklungsarbeiten auf verschiedene Teams sein, die mit unterschiedlichen Vorgaben arbeiteten.
    Die ´64/´65 und ´66er Rambler American-Bausätze waren - mit Ausnahme des Turbine Cars tatsächlich die einzigen Jo-Han-Kits mit beweglichem Kofferraumdeckel. Da hat wohl der Druck der Konkurrenz Revell, amt, Aurora, Monogram und IMC, die ja seit 1963 bereits Bausätze mit beweglichen Türen und Kofferraumhauben anboten, dazu geführt, dass sich auch Jo-Han gemüßigt sah, nachzuziehen.
    "Keep The Fire Burning" - wir werden weiterhin alles daran setzen, auch 2020 wieder versunkene Plastikschätze zu heben und zu veröffentlichen. Es bleibt spannend!!!