Chrysler ´61: Wild Things

Die Chrysler-Modelle des Jahres 1961

 

CHRYSLER `61: WILD THINGS

 

Jo-Han/XEL, amt/smp, und Modelhaus im Maßstab 1:25 

Eine höchst subjektive Betrachtung des Chrysler-Jahrgangs 1961, dargestellt mit Modellen von Jo-Han/XEL, amt/smp und Modelhaus im Maßstab 1:25.

 

Das Jahr 1961 

Was für ein unglaublich kreatives Autojahr! Auf dem Autosalon in Genf präsentierte Jaguar eines der schönsten Automobile aller Zeiten, den E-Type, Volvo brachte seine Stil-Ikone, das grandiose P 1800 Coupe, auf den Markt und Mercedes-Benz stellte der etwas barock geratenen Heckflosse das zeitlos elegante W 111 Coupe zur Seite. Die italienischen Designer wie Pininfarina, Ghia, Bertone, Frua oder Michelotti befanden sich auf dem Höhepunkt ihrer Kreativität und schufen unsterbliche Formen für Ferrari, Maserati, Alfa Romeo, Lancia und Fiat. Das deutsche Automobil-Design löste sich langsam von den amerikanischen Einflüssen und fand unter anderem in der „Linie der Vernunft“ von Ford zu einem eigenen Stil.

In Amerika selbst schienen die extremsten Auswüchse der wilden ´50er Jahre 1961 überwunden zu sein. General Motors und Ford fanden in diesem Jahr zu geraden, klaren Linien unter vergleichsweise sparsamer Verwendung von Chromschmuck zurück und wiesen so eindeutig den Weg in das neue Jahrzehnt. Nur bei Chrysler schien die Zeit stehen geblieben zu sein, ja, sich sogar rückwärts zu drehen…

Virgil Exner: Genie oder Wahnsinniger? 

In der Retrospektive stellen die völlig überdrehten ´61er Formen von Plymouth, Dodge und Imperial eher einen Rückfall in die späten ´50er dar als eine Wegweisung in die ´60er Jahre. Das verwundert umso mehr, als Chryslers verantwortlicher Design-Chef Virgil Exner mit der zweiten Auflage des von ihm entwickelten „Forward Designs“ 1957 das gesamte Automobil Styling Amerikas maßgeblich beeinflusst hatte. 

Im Vergleich zu den schwerfälligen, übermäßig mit Chrom behangenen Fahrzeugen des Hauptkonkurrenten General Motors und den backsteinhaften Karosserien von Ford stellten die klaren, eleganten und fließenden Linien, die riesigen Glasflächen und die hoch aufragenden Heckflossen des 1957er Chrysler-Jahrgangs eine echte Design-Revolution dar. Das ließ sich schon daran erkennen, dass die Formen von Dodge. DeSoto, Chrysler und Imperial in der Ära der zwingenden jährlichen Modellwechsel drei Jahre lang mit nur geringen kosmetischen Veränderungen im Programm bleiben konnten. 

Mit am besten lässt sich der Einfluss von Virgil Exners Forward Look auf die gesamte amerikanische Automobilindustrie am 1959er Jahrgang von General Motors erkennen. Die Designer von Chevrolet, Pontiac, Oldsmobile, Buick und Cadillac stellten 1956, also mit dem Erscheinen des Chrysler-Jahrgangs 1957, ihre Entwicklungsarbeiten an den geplanten ´59er Modellen schlagartig ein. Nach dem Willen des GM Design-Chefs Harley Earl hätten diese noch massiver und chrombeladener ausfallen sollen als 1958 und wären damit ein Stück weiter in´s Hintertreffen geraten. Der legendäre General Motors Jahrgang 1959 orientiert sich also bei näherem Hinsehen und Vergleichen eindeutig an den ´57er Chryslern und führt deren Design-Ideen bis an die Grenzen des Machbaren weiter. 

In Anbetracht dieser Tatsachen erscheint es umso verwunderlicher, dass bei Chrysler nach dem großen Paukenschlag von 1957 zunächst kein richtungsweisendes Design mehr entstand. Aus heute nur mehr schwer nachvollziehbaren Gründen, wie dem Wechsel des Konzern-Chefs, internen Querelen und nicht zuletzt dem Mangel an zukunftsträchtigen Ideen lassen sich bereits die Formen der 1960er Modelle von Plymouth, Dodge, DeSoto und Imperial im Vergleich zu 1957 eher als Rück- denn als Fortschritt interpretieren.

Der legendäre Satz Virgil Exners „We are building fins, until someone shows us something better“ – „Wir bauen Heckflossen, bis uns jemand etwas Besseres zeigt“ , zeugt nicht zuletzt von einer gewissen Arroganz und der Verdrängung der Tatsache, dass die Käufer der Flossen schon 1960 überdrüssig waren. Wenn man bedenkt, dass der Chrysler-Jahrgang 1961 mit den üblichen drei Jahren Vorlauf bereits 1958 – also kurz vor dem Höhepunkt der Heckflossen-Hysterie - entwickelt wurde, wird klar, dass Exner das Opfer einer grandiosen Fehleinschätzung des Marktes wurde – wenn der Kunde keine großen Heckflossen mehr will, bauen wir eben noch größere! Was 1959 durchaus ein Riesen-Erfolg hätte werden können, war 1961 nur noch ein Riesen-Flop! 

Bereits 1957 beschäftigte sich Virgil Exner mit der erhofften Nachfolge seines revolutionären Forward-Designs, den „Fender Blades“, wie sie erstmals am Valiant von 1960 erschienen, diesmal allerdings für alle Modelle des Chrysler-Programms. Doch die schlechten Verkaufszahlen der Jahrgänge 1960 und ´61 – die nicht nur dem gewöhnungsbedürftigen Styling, sondern auch Rost- und Qualitätsproblemen durch die Umstellung auf selbsttragende Karosserien geschuldet waren – schwächten seine Position. Die Fender - 2 - Blades erschienen 1962 nur an den Plymouth- und Dodge-Modellen, alle anderen wurden hastig ihrer Heckflossen beraubt und als „Plugged Chicken“ (O-ton Virgil Exner) weiter gebaut. Exner selbst verließ den Konzern im November 1961.

Die Modelle des Chrysler-Jahrgangs 1961 in 1:25

 

Für die Entwicklung und die Fertigung der Werbemodelle des ChryslerJahrgangs 1961 waren die Firmen Jo-Han (Plymouth, Dodge, Chrysler) und amt/smp (Valiant, Imperial) zuständig, die daraus dann die entsprechenden Annual-Kits ableiteten. Für die im Dezember 1960 endgültig eingestellte Marke DeSoto gab es keine ´61er Promotionals mehr – umso erfreulicher ist die Tatsache, dass der leider nicht mehr aktive Resinmodell-Hersteller Modelhaus eine hervorragende 1:25er Replik des ´61er DeSoto im Programm hatte.

Plymouth Valiant und Fury


Das zum Modelljahr 1960 eingeführte Compact Car Chrysler Valiant wurde wegen seines außergewöhnlichen Stylings mit dem dominanten TrapezKühlergrill und den stark betonten Kotflügelkanten vom Publikum und der Fachpresse begeistert aufgenommen und wechselte für 1961 unter das Dach der Plymouth Corporation. Wesentliche Änderungen zum Vorjahr waren lediglich andere Zierleisten-Verläufe und die Einführung des 2-door Hardtop Coupes als neue Karosserieform. Der Valiant sowie sein 1961 präsentiertes Schwestermodell Dodge Lancer (von dem es erst 1962 einen Revell-Bausatz gab) zählen zu letzten Meisterwerken Virgil Exners. Wenn der ChryslerVorstand seine Idee, diese Formen über die gesamte Modellpalette weiterzuführen, nicht abgelehnt hätte, wäre alles mit Sicherheit anders gekommen. 

 

 

Interessanterweise stellt das Friction-Promo der amt-Schwestermarke smp wie 1960 den 4-door Sedan des Valiant dar, der Annual-Bausatz aber das zweitürige Hardtop Coupe.


Der noch als Curbside-Bausatz ausgeführte „3 in 1 Customizing Kit“ entstammt einer eigenen „Compact Car“-Serie, in der auch der Ford Falcon/Ranchero, der Mercury Comet, der Pontiac Tempest und der Chevrolet Corvair erhältlich waren. Die zu der Zeit unvermeidlichen Customteile wurden dem „King of Customizers“, George Barris, zugeordnet und durch einen Überrollbügel sowie Startnummern-Decals als „Racing Parts“ ergänzt. M


Mehr Informationen zum ´61er Valiant und seinem Zwillingsbruder, dem Dodge Lancer von 1962, gibt es in dieser Rubrik unter dem Titel „Black and White“. Vom 1961er smp-Valiant gab es nie eine Wiederauflage.

Unter den Chrysler Fullsize-Cars von 1961 fiel der Plymouth dadurch auf, dass er als einziger keine Heckflossen mehr trug. Frühe Prototypen-Bilder zeigen allerdings, dass die Designer eine mittige Heckflosse nach Art des Pontiac Club de Mer vorgesehen hatten, die von der Hutablage aus durch das Heckfenster bis an das Ende des Kofferraums verlief. In der Serie zeugten nur noch die rudimentären Reste dieser Finne in der Mitte des Kofferraumdeckels von jener grandiosen Idee. Ansonsten stellten sowohl die wirr gestaltete Front mit den willkürlich gebogenen und angeschrägten Kanten, der unruhige Kühlergrill in Verbindung mit dem geriffelten Mittelteil der Stoßstange (die der Zigarrenablage eines überdimensionalen Aschenbechers ähnelt) als auch die eigenwillige Anordnung der Rücklichter in den beulenartig eingezogenen hinteren Kotflügeln keine Sternstunde des Automobil-Designs dar.


Das Friction Promo und der Bausatz des Plymouth Fury 2-door Hardtops stammen diesmal von Jo-Han. Vom gleichen Hersteller wurden außerdem Promotionals eines Plymouth Taxis und eines Plymouth Police Cars angeboten, alle noch aus dem verzugsfreudigen Acetat-Kunststoff gefertigt.

 

 

Der Annual-Kit erschien als „Build 3 Ways“-Bausatz in Stock-, Custom- und „Drag or Track“-Version. Auch die Bausätze der Full Size Cars besaßen 1961 bei Jo-Han noch keine Motornachbildung, aber immerhin schon Innenkotflügel sowie sauber bedruckte Weißwandreifen. 



 Auch vom Jo-Han ´61er Plymouth Fury-Bausatz gab es nie eine Wiederauflage.

Dodge Dart Phoenix

Schon der 1960er Dodge war mit seinem zerklüfteten Kühlergrill und – insbesondere als Polara – seinen wie nachträglich aufgesetzt wirkenden, gefühlt viel zu früh endenden Heckflossen etwas gewöhnungsbedürftig. Für 1961 setzten die Dodge-Designer aber noch einen drauf: In dem krampfhaften Bestreben, etwas Neues zu schaffen, drehten sie die ´60er Heckflossen einfach um, so dass diese ihren höchsten Punkt bereits auf Höhe der C-Säule erreichten, ließen sie dann schräg nach hinten abfallen und führten sie in einem scharfen Bogen wieder zurück in das hintere Seitenteil. Beim Dodge Dart lagen die Rücklichter in einem schmalen Gehäuse unter dem runden Flossen-Abschluss, der Polara trug sie in einer großen, verchromten Aussparung in der Rundung des Heckflossen-Abschlusses. Immerhin war die Front des ´61er Dodge so gelungen, dass sie 1962 beim Dodge Custom 880 noch einmal recycelt werden konnte (siehe auch den Bericht „Project 880“ in dieser Rubrik).


 

 

Das Friction Promo und der „Build 3 Ways“-Annual Kit von Jo-Han stellten 1961 den Dodge Dart Phoenix als zweitüriges Hardtop Coupe dar, ein weiteres Promo-Modell wurde als „Police Car“ angeboten.


Vom Annual-Kit, der die Teile für eine Stock-, eine Custom- und eine Renn-Version enthielt, gab es nie eine Wiederauflage. 

Immerhin produzierte der Jo-Han-Ableger XEL in den ´80er Jahren mit den alten Formen eine Wiederauflage des ´61er Dodge Dart Phoenix Coupes in vier Farben: Weiß mit roter Innenausstattung, Rot mit weißem Interieur, Hellgrün mit beigem Innenraum und Beige mit hellgrüner Ausstattung.

Obwohl Dodge 1961 ein Dart Phoenix Convertible anbot, gab es davon kein 1:25er Modell. Das hier abgebildete Cabriolet entstand aus der XELWiederauflage, wobei die sehr schlichte Basis tiefgreifende Änderungen über sich ergehen lassen musste. Nach der Amputation des Daches wurden die Motorhaube und der Kofferraumdeckel ausgeschnitten, um eine eingehendere Detaillierung zu ermöglichen. Das Fahrgestell mit dem richtigen Radstand sowie die Motornachbildung stammten vom 1962er Dodge Dart aus der USA Oldies-Serie von Johan, wobei das Fahrwerk nach hinten verlängert werden musste. Die beim Cabrio gut einsehbare Innenausstattung fällt bei XEL viel zu flach aus; sie wurde zersägt und mit Plastiksheet tiefer gestaltet. Weitere Zusatzarbeiten betrafen die nicht vorhandene Feuerwand, den vorderen Karosserie-Abschluss inklusive Kühler, die Sonnenblenden und natürlich die aus dem Ersatzteillager stammende Abdeckung des geöffneten Verdecks. Mehr Informationen zur Verfeinerung des 1961er Dart Phoenix-Modells von XEL liefert der Bericht „Reverse Fins“ in dieser Rubrik..


DeSoto 

Das unrühmliche Ende der jahrzehntelang bestens eingeführten Marke DeSoto kam nach nur mehr ca. 3000 gebauten ´61er Modellen im Dezember 1960. Die Expansion von Dodge nach oben (Polara) und die Programm Erweiterung von Chrysler nach unten (Newport) ließen einfach keinen Raum mehr für die Traditionsmarke, die bis dato die Lücke zwischen Dodge und Chrysler perfekt ausgefüllt hatte. So unglücklich wie das Ende von DeSoto war auch das Styling des ´61er Jahrgangs: Wie immer auf der Chrysler Karosserie basierend, trug der letzte DeSoto eine extrem unharmonisch wirkende Front mit einem geteilten Kühlergrill und den schräg gestellten Chrysler-Scheinwerfern, die dazu überhaupt nicht passen wollten. Die eigentlich stimmige Chrysler-Heckansicht wurde durch ein plump gestaltetes Chromteil als Flossenabschluss und äußerst eigenwillige Rückleuchten entstellt.


Die letzten DeSoto-Bausätze und -Promos fertigte Jo-Han für den 1960er Adventurer im Maßstab 1:25, für 1961 gab es dergleichen nicht mehr. Dass die US Car-Liebhaber trotzdem nicht auf den letzten DeSoto verzichten müssen, verdanken sie Don Holthaus, dessen Firma Modelhaus eine perfekte Resin-Replik dieses tragischen Helden anbot. 


Der fabelhafte Bausatz enthält eine hervorragend detaillierte und sauber gefertigte Karosserie mit separater Motorhaube samt Feuerwand und Kühler, eine korrekte Innenaustattung einschließlich Armaturenbrett und Lenkrad, den Nachguss einer ´62er Chrysler-Bodenplatte, alle Chromteile einschließlich richtiger Radkappen in bestmöglicher Qualität und passgenaue, tiefgezogene Klarsichtteile inklusive rot-transparenter Rücklichter. Die Achsen, die Felgen-Innenteile und die Reifen müssen in eigener Regie ergänzt werden. Die Abbildungen des gebauten Modells zeigen, dass der Holthaus-Kit qualitativ den besten PlastikBausätzen ebenbürtig ist. Ein ausführlicher Bericht über diesen Bausatz findet sich in dieser Rubrik unter dem Titel „Endstation“.


Chrysler New Yorker und 300 G

1961 gliederte sich das Programm der Marke Chrysler in die Serien Newport, Windsor, New Yorker und 300 auf. Das Einsteiger-Modell Newport als billigster Chrysler verdrängte den bis dato gebauten Saratoga, der New Yorker blieb das luxuriöseste Fahrzeug und die unangefochtene Spitzenstellung im amerikanischen Automobilbau gebührte dem Chrysler 300 G mit 400 und mehr PS Leistung. 

Der seit 1957 beim Chrysler 300 verbaute und seit 1960 in allen Modellreihen präsente Trapez-Kühlergrill wurde 1961 einfach umgedreht und von schräg stehenden Doppelscheinwerfern flankiert – eine sehr attraktive Lösung, die es bereits bei Lincoln von 1958 bis ´60 gab und die von vielen Customizern in ihr Programm aufgenommen wurde. Wie im Vorjahr begannen die Heckflossen auch 1961 auf der Höhe der vorderen Ausstellfenster, diesmal mit einem kühnen Knick in der Mitte der Türe. Die extravaganten „Boomerang Taillights“ am Ende der Heckflossen wichen 1961 einem eher konventionell gestalteten Chromteil, das den Rückfahrscheinwerfer beherbergte, die Rücklichter selbst zogen sich unmittelbar über der Stoßstange um die Kotflügelecken herum. Insgesamt erzielten die Chrysler Designer mit relativ geringem Aufwand einen großen Effekt – unter anderem ließen sich beispielsweise die hinteren Türen der 4-door Hardtops und Sedans unverändert vom Vorjahresmodell übernehmen. 


Die einzige Karosserie-Variante, die 1961 auch in den Maßstab 1:25 verkleinert wurde, war das New Yorker 2-door Hardtop Coupe von Jo-Han - 6 - als Friction Promo und „Build 3 Way“-Bausatz. Der Kit enthielt eine grün gespritzte, hervorragend detaillierte Karosserie, eine ganze Reihe von zeitgemäßen Customteilen wie zusätzliche Heckflossen, Louvres, Sidepipes, Fender Skirts, Spot Lights, Antennen, einen eigenen Custom-Grill und spezielle Custom-Felgen. 


Von diesem Bausatz gab es nie eine Wiederauflage, weil die Formen aller Wahrscheinlichkeit nach zum 1962er Modell umgearbeitet wurden.

Das abgebildete 1961er Chrysler New Yorker Convertible-Modell entstand aus einem „Builder“, also einem bereits gebauten, aber noch restaurierbaren Modell zu einem – im Gegensatz zum super raren Annual-Kit - noch tragbaren Preis. Der rote 300 G wurde in den ´90er Jahren von Bill Coulter als Fertigmodell angeboten, später fand sich das Modell als Resin-Kit in zweifelhafter Qualität bei R&R Vacuum Craft. Ein ausführlicher Bericht zu diesen beiden und anderen ´61er Chrysler-Modellen findet sich in dieser Rubrik unter dem Titel: “1961 Chrysler – Sixties Classics, Teil 5“.

Imperial Crown Convertible

Wie bei einem großartigen, mehrgängigen Menü könnte man auch bei diesem Bericht sagen: „Das Beste kommt zum Schluss!“: der 1961er Imperial, ein Automobil, an dem sich die Geister schon bei seinem Erscheinen schieden. Verglichen mit seinen unmittelbaren Konkurrenten im Luxus-Segment, dem gradlinigen, eleganten 1961er Cadillac und dem schlichten, aber doch eindrucksvollen Lincoln Continental wirkte der Imperial wie ein Relikt aus einer anderen Zeit. Virgil Exner hatte versucht, den Geist der ganz großen Klassiker aus den ´20er und ´30er Jahren mit ihren riesigen verchromten Scheinwerfern wieder auferstehen zu lassen und damit eine der extravagantesten Fahrzeugfronten der jüngeren Automobilgeschichte geschaffen: Vier komplett verchromte Einzelscheinwerfer sitzen in zwei tiefen Kotflügel-Höhlen zu beiden Seiten des Kühlergrills, korrespondierend dazu hängen zwei freistehende, ebenfalls verchromte Rückleuchten-Gehäuse unter den hoch aufragenden, im Vergleich zu den restlichen Karosserie Proportionen hoffnungslos überdimensioniert wirkenden Heckflossen. 


So viel Übertreibung war selbst den Kitsch gewohnten Amerikanern zu viel: Trotz seiner zugegebenermaßen in dieser Klasse unübertroffenen Fahreigenschaften bewerteten Publikum und Fachpresse den ´61er Imperial als „to wild“ und sorgten damit für die schlechtesten Verkaufszahlen der letzten Jahre - insgesamt wurden nur 12.300 ´61er Imperials verkauft, davon ca. 420 Convertibles. Für Virgil Exner bedeutete dieses völlig abgehobene Automobil, dessen Form ihren besonderen Reiz gerade aus der Ansammlung extremster Widersprüche bezieht, gleichzeitig Höhe- und Endpunkt seiner Karriere. Vor allem aber stellt der ´61er Imperial einen beredten Zeugen seiner Zeit dar – einer Zeit, in der es nicht um Verbrauchs- oder Abgaswerte ging, sondern in erster Linie darum, sich durch die Form seines Automobils von der Masse abzugrenzen. Und das ist – als späte Rehabilitation – Virgil Exner mit diesem Imperial wirklich gelungen! 

Wie beim Valiant war amt/smp auch beim Imperial verantwortlich für die Umsetzung in den Maßstab 1:25. Das Angebot bestand aus zwei Friction Promos des Hardtop Coupes und des Convertibles sowie den davon abgeleiteten Annual-Bausätzen, die als „Customizing Kits“ erschienen. Beide Bausätze weisen auf den ersten Blick eine einmalige Besonderheit auf: Nie wieder waren auf einem Deckelbild und den Seitenteilen zwei Konkurrenzfabrikate, in diesem Fall der Lincoln Continental und der Imperial, einträchtig nebeneinander zu sehen! 


Die Ausstattung der beiden Kits orientierte sich voll am Zeitgeist: Neben den üblichen Customteilen wie Continental Kit, Fender Skirts, Louvres, Sidepipes, Custom-Felgen, Roll Pans, Spot Lights und Antennen enthielt das ´61er Imperial Convertible ein Carson Top sowie Decals für ein „Official 500 Mile Race Pace Car“. Damit versuchte man, aus der wachsenden Popularität der „Indianapolis 500 Pace Cars“ Kapital zu schlagen, obwohl die Aufkleber aufgrund fehlender Angaben keinem speziellen Rennen zuzuordnen sind.

Beim „Hardtop Customizing Kit“ des 1961er Imperial gingen die amt/smp Entwickler noch einen Schritt weiter. Neben den bereits genannten Customteilen enthielt der Bausatz eine „Parade Car“-Version, die mit Trittbrettern, Haltegriffen für die Leibwächter und einem speziellen Dach mit Glaseinsätzen ausgestattet war. Als großes Manko beim Hardtop-Bausatz des ´61er Imperial erwies sich das als separates Teil beiliegende Dach, da sich am Übergang zur Karosserie im unteren Bereich der C-Säulen ein störender Spalt ergab, der mit viel Aufwand verspachtelt und verschliffen werden musste. Ein ausführlicher Bericht in dieser Rubrik befasst sich unter dem Titel „Imperial – The Finned Years 1960 – 1963, Teil 2“ unter anderem mit diesem Bausatz.

So lässt sich der komplette Chrysler-Jahrgang 1961 mit all seinen sonderbaren Auswüchsen dank der beschriebenen Modelle im Maßstab 1:25 wunderbar nachstellen. Bei aller berechtigten Kritik an den teilweise skurrilen Formen der Plymouth-, Dodge-, DeSoto-, Chrysler- und Imperial-Fahrzeuge von 1961 muss der Verfasser dieser Zeilen trotzdem seine spezielle Vorliebe für ausgerechnet diesen Jahrgang zugeben – zum einen, weil er viele Jahre lang zwei der prägnantesten Chrysler von 1961, den Imperial und den New Yorker, besitzen und fahren durfte und zum anderen, weil die Chryslers dieses Jahres irgendwie den endgültigen automobilen Schlusspunkt unter die „wilden ´50er“ setzten. Und wenigstens ein kleiner Teil der in diesem phantastischen, unglaublichen Jahrzehnt herrschenden Unbekümmertheit und Aufbruchsstimmung würden uns heute bestimmt ganz gut tun….? 


Ein herzliches Dankeschön an alle Modellbauer, ohne deren überragende Fähigkeiten dieser Bericht nie zustande gekommen wäre:

 

1961er DeSoto : Oliver Löbert, Ansbach

1961er Chrysler New Yorker: Peter Neumann, Kiefersfelden

1961er Chrysler 300 G: Bill Coulter

1961er Imperial Crown Conv.: Peter Neumann, Kiefersfelden

 

Text, Bilder und alle anderen Modelle: Gerhard Hoffmann, Bachmehring

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Kommentare: 4
  • #1

    Günther (Sonntag, 29 Dezember 2019 13:04)

    Wunderschön . Seit Jahrzehnten sind alle mir bekannten "Hardcore-Fans" wie wild hinter
    den 61er Modellen her . Den Grund dafür beschreibt unser Guru hier sehr schön und
    anschaulich. Es war mal allerhöchste Zeit diesen Umstand , der ganzen restlichen Welt
    mitzuteilen.
    Da Capo lieber Gerhard

  • #2

    Oliver Löbert (Sonntag, 29 Dezember 2019 13:05)

    Ein allumfassender Bericht der 61er Chrysler Modelle in gewohnter Manier von Gerhard. Hier wird kein Detail ausgelassen und man spürt das Herzblut für dieses Thema. Ein kleiner aber feiner Resin Kit wird aber leider ausgelassen (wenn man die Resin Kits von Modelhaus inklusive den 61er Desoto dazurechnet). Der 1961er Dodge Polara von Modelhaus wird hier sehnlichst vermisst auch wenn es nur ein Ableger des Phoenix ist. Nun gehe ich mal davon aus das Gerhard diesen schönen Kit bewusst nicht erwähnt hat weil unser "Guru" kennt diesen Kit bestimmt, da bin ich mir zu 100% sicher.

  • #3

    rainer (Sonntag, 29 Dezember 2019 13:54)

    Wieder äußerst ausführlich und informativ dieser Beitrag vom... (na, von wem wohl) GURU. Und wieder, wie gewohnt mit tollen Abbildungen von den verschiedenen Erbauers der Modelle.
    Herzlichen Dank für das nachträgliche Weihnachtsgeschenk. Wenn das im Neuen Jahr so weiter geht, können wir uns alle 'von' schreiben. Alle guten Wünsche, uns 'Glücklichen' für die Zukunft !

  • #4

    Gerhard (Sonntag, 29 Dezember 2019 18:05)

    Lieber Oliver, Du hast natürlich recht, wenn Dir der Polara fehlt. Wenn ich in diesem Bericht aber noch auf alle anderen ´61er Typen hätte eingehen wollen (von denen es ja nur teilweise Resin-Kits gibt), müssten unter anderem auch der Doge Lancer, der Plymouth Valiant Station Wagon, der Plymouth Savoy und Belvedere, der Plymouth Fury Station Wagon, der Chrysler Newport, Windsor und der New Yorker Station Wagon sowie der Imperial Custom und Le Baron Erwähnung gefunden haben - das wäre einfach zu viel des Guten geworden! So habe ich mich bewusst auf das in meinem Fundus am besten verfügbare Modell von jeder Chrysler-Marke beschränkt, wie immer ohne jeden Anspruch auf Vollständigkeit. Wäre denn der ´61er Polara nicht eine schöne Herausforderung für Dich.....??