1956 Imperial Southampton

1956 Imperial Southampton

 

„I´ll do my very best“

 

 

Resin-Kit, Maßstab 1:25


„Ill do my very best“

Mit diesem berühmten Satz, den der sturzbetrunkene Butler James der greisen Miss Sophie in dem Sketch „Dinner for one“ entgegenlallt, begann der ganze Spaß.

Auslöser des Ganzen war eine ganz unschuldige Frage an Oli, was ich denn als nächstes Modell bauen sollte. Der 70 GTX war fertig und ich hatte die Qual der Wahl. Oli´s Antwort kam wie aus der Pistole geschossen: „Entweder den 56er Dodge oder den 56 Imperial. Wobei der Imperial hätte schon was. Aber der Kit ist dermaßen mies...“

Und schon hatte er mich an der Angel: „Wenn er glaubt, ich bringe das nicht hin, dann hat er sich aber geschnitten!“

Also das Teil hervorgekramt, ausgepackt und am liebsten wieder eingepackt. Freunde, ihr werdet mich nie mehr über R&R – Kits schimpfen hören, dieses „Ding“ übertraf in Sachen mieser Qualität alles, was mir in über 40 Jahren Modellbauerei untergekommen ist.

Aber gesagt ist gesagt, ich warnte Oli aber mit dem oben erwähnten Zitat schon mal vor, dass es nie ein Showwinner werden würde.

 

Auch seine Befürchtung, dass ich hinterher ihm meine Freundschaft kündigen würde, war nicht ganz unbegründet... ;-)


Und los ging´s!

Bevor ich mich der Karosserie zuwenden würde, habe ich mich erst einmal über die vordere Stoßstange hergemacht. Denn wenn die nichts werden sollte, hätte ich eh alles vergessen können.

Der Resin-Kit war von einem Ebay-Anbieter, der die Sachen scheinbar zuhause in der Küche von Hand gießt. Er beinhaltete die Karosserie, Haube, Unterboden, vom Interieur die Seitenteile, beide Sitzbänke, Armaturenbrett, vordere Stoßstange, die Rückfahrscheinwerfer und die beiden Rücklichter. Alles andere konnte vom Möbius Chrysler 300 verwendet werden.

Die Stoßstange war total verzogen, auf der rechten Seite fast 3mm schmäler als links, die runden Gehäuse für die Blinker standen auf kleinen Halterungen und waren vom Durchmesser viel zu klein – kurz gesagt: Komplett unbrauchbar!

Also musste das Möbius-Teil entsprechend umgebaut werden (Schnelldurchlauf): Die seitlichen Hörner weggefeilt und durch die Resinteile an der richtigen Stelle ersetzt. Die runden Gehäuse für die Blinker aus Evergreen-Röhren aufgeklebt, zuvor jedoch entsprechende Vertiefungen in die Stoßstange gefeilt. Anschließend entsprechende Gläser eingesetzt und die Gitter aus Evergreen-Streifen aufgeklebt. Danach alles verspachtelt und verschliffen und mit BMF und Molotow verchromt.

 

Was sich jetzt wie ein Spaziergang ließt, war ein tagelanger Kampf mit den Teilen und meiner Motivation. Ist aber doch gut gegangen...



Jetzt konnte es mit dem Body weitergehen. Was auf den ersten Blick ja ganz passabel aussah, war auf den zweiten Blick das Grauen. Die Karosserie war an allen drei Achsen entlang verzogen, am schlimmsten entlang der Hochachse, von oben betrachtet krumm wie eine Banane. Ich weiß gar nicht mehr wie oft das Teil im heißen Wasser gelegen ist und ich versucht habe, die Karosserie halbwegs in Form zu bekommen. Zuvor habe ich noch mit dem groben Dremel-Aufsatz die Karosseriewände dünner gehobelt, sonst hätte ich nichts ausrichten können. So war z.B. das Windleitblech zwischen Motorhaube und Scheibenrahmen auf der Fahrerseite 1mm stark, auf der anderen Seite 6mm!

Irgendwann, nach gefühlt mehreren Jahren, war dann aber doch alles soweit, lackiert werden zu können. Zuvor noch die papierdünne Resin-Haube gegen die vom Chrysler ausgetauscht und los ging´s!

 

Ich habe mich für ein mittleres Grünmetallic von Duplicolor und ein weißes Dach entschieden, überzogen mit 2K-Klarlack


Die Scheiben! Da ja die Basis für den Resin-Kit der Chrysler von Möbius ist, sollten eigentlich die Scheiben problemlos passen, da beide Dächer identisch sind.

Denkste!

Irgendwie sind die Scheibenrahmen etwas höher als beim Plasikkit, sodass jeweils am oberen Rand ein 1mm breiter Rand zu sehen war. Da hat mir der Günther mit dem Tipp weitergeholfen, es doch mal mit Micro Kristal Klear zu versuchen. Danke, Günther, hat geklappt! Man sieht´s zwar immer noch etwas, aber zumindest die Spalten sind zu. Braucht wohl noch etwas Übung...

 

 

Am Unterboden waren massive Änderungen nötig, da beim Imperial der Radstand länger ist, als beim Chrysler. Dummerweise hat der Hersteller die Karosserie und den Boden mit Rahmen an unterschiedlichen Stellen verlängert, sodass Body, Boden und Interieur in keinster Weise zusammenpassen konnten. Ich habe daraufhin das vordere Rahmenteil vom Chrysler auf das Resin-Unterteil geklebt, damit wenigstens der Radstand stimmt, dann noch die Aufnahmepunkte für die beiden Sitzbänke und die beiden Innenseitenteile geändert und alles weiter nach hinten versetzt.


Das Interieur war auch sehr arbeitsaufwändig. Das Armaturenbrett und das Lenkrad stammen vom Chrysler, da identisch. Auch die Resin-Seitenteile konnten fast unverändert verwendet werden. Dafür waren beide Sitzbänke ein Fall für die Tonne. Was man sich dabei gedacht hat, solche unförmige Batzen als Sitze zu verkaufen, ist mir ein Rätsel. Also habe ich die Chrysler-Sitze genommen, die Sitzflächen abgefeilt und selbst mit 1mm Evergreen-Streifen das feine Grundmuster hergestellt. Übung damit hatte ich ja schon durch das Tuck´n´Roll Interieur beim Ford Adonis.

 

Dann noch hauchdünne Sitzflächen draufgeklebt und mit Polster-Decals verfeinert. Bemalt ist das Innenleben wieder mit Revell-Seidenmatt in grün und weiß.



Nachdem unten, oben und innen zusammengesetzt waren, konnte noch der Chrom, die beiden Grillhälften (Chrysler), Scheinwerfer und die hintere Stoßstange mit den beiden Rückfahrscheinwerfern montiert werden.

Was noch fehlte, waren die Rücklichter. Und genau diese beiden Teilchen hätten fast das gesamte Modell ruiniert.

Es waren nämlich insgesamt vier Teile dabei, die man mit reichlich Fantasie als Rücklichter hätte erkennen können. Ich habe also, in Ermangelung einer Alternative, die Teile soweit hergerichtet und aufgeklebt.

Um Gottes Willen! Völlig unmöglich! Die Teile waren viel zu groß und klobig, das sah aus, als hätte man zwei Polizei-Winkerkellen senkrecht auf das Auto geklebt.

 

Also wieder runter damit und alles selbst gemacht. Die beiden hauchdünnen Sockel aus Resin konnten verwendet werden, der Rest ist Eigenbau, Die Gehäuse sind aus 4,8mm Evergreen-Röhren und die vorderen Spitzen sind zurechtgefeilte Auspuffstücke. Alles mit Sekundenkleber zusammengeklebt und mit BMF und Evergreen verchromt. Die roten Rücklichter selbst stammen aus der Wühlkiste.

                  Vorher:

                      Nachher:



Aber ich habe es geschafft! Noch kein Stock-Modell meiner kleinen Sammlung hat so viel Arbeit gemacht, wie dieser Imperial. Und ich war echt manchmal soweit, alles hinzuschmeißen.

Danke an meine Freunde, die zum Teil gebettelt haben, dass ich nicht aufgebe.

 

Äh, Oli – ich wünsche Dir schon jetzt viel Spaß, solltest Du das Modell jemals bauen wollen, denn den Kit hast Du ja auch.

Und deine Angst, dass ich Dir die Freundschaft deswegen kündige, ist unbegründet.

 

Da musst du schon mit anderen Sachen ankommen...

Modell, Text und Bilder: Robert Eiber, Feucht bei Nürnberg

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Kommentare: 6
  • #1

    Gerhard (Sonntag, 29 März 2020 16:20)

    "Ende gut, alles gut" - einen ´56er Imperial in der Sammlung stehen zu haben, rechtfertigt schon ganz besondere Maßnahmen! Welche genau hat Robert in seiner sehr anschaulichen Art und Weise exakt beschrieben, wobei man sich gut vorstellen kann, dass jeder andere an diesen Herausforderungen gescheitert wäre. Ein wirklich einmaliges Modell, sowohl von der Wahl des Vorbilds her, als auch von der Ausführung - Robert vom Feinsten könnte man sagen und darf gespannt sein, was uns als nächstes erwartet!!!

  • #2

    Michi aus Rosenheim (Sonntag, 29 März 2020 16:31)

    Für die Probleme und Schwierigkeiten, ist er sehr schön geworden und macht sich sicherlich gut in Deiner Sammlung.
    Großes handwerkliches Geschick hast Du gezeigt.
    Weiter so und hoffentlich hat der nächste Bausatz nicht solche Macken�

  • #3

    Günther (Sonntag, 29 März 2020 16:39)

    Ein "will haben , aber ja nicht bauen " Model vom Allerfeinsten.Für " Dr.Plastik und
    King of Tuck n`roll Robert aber ein "Klacks". Ein Highlight in einer Sammlung von
    Highlights. Auch ich bin gespannt wie`s weitergeht. Gratulation Robertla , das 64er
    Pärchen kommt dann ja in 14 Tagen spätestens in High Grade Premium Qualität !!!!

  • #4

    Oliver Löbert (Sonntag, 29 März 2020 17:17)

    Ich spielte also mit dem Risiko eine guten Freund und Bastelkollegen zu verlieren...aber nein! So schlimm wird's schon nicht kommen dachte ich mir. Das der Ausflug in die Resin Hölle noch schlimmer ausgehen könnte als bei meinem R&R Lincoln konnte ich mir wirklich nicht vorstellen. Nun denn... Verkäufer 2007frontier aus dem Ebay machts möglich solche Albträume zu erleben. Ich habe den Kit selber und auf den ersten Blick schaut er gar nicht so schlimm aus und deswegen war der Vorschlag von mir auch gar nicht so mit Hintergedanken.
    Robert ist ja ein erfahrener R&R Kit Modellbauer und insofern einiges gewohnt :-)
    Ein Schelm wer Böses dabei denkt....
    Nun zum Modell:
    Ein Traum in grün und weiß auch wenn vielleicht ein paar Details nicht so perfekt sind wie Robert es sich gewünscht hätte aber er hat es trotzdem durchgezogen. Wir werden diese Modell...und da bin ich mir ziemlich sicher kein zweites Mal irgendwo gebaut sehen. Das tut sich keiner an und wenn dann scheitert er irgendwann und es führt unweigerlich zur Aufgabe des Projekts.
    Ich bin stolz solch einen Bastelkollegen in meinem Freundeskreis zu haben der uns das Gegenteil beweist und Unmögliches möglich macht und durch seinen unerschütterlichen Ehrgeiz ein eigentlich hoffnungsloses Projekt mit so einem tollen Ergebnis zu Ende bringt.
    Höchstes Lob von mir für diese einzigartige Leistung!
    Ich werde dieses Modell definitiv in seiner Schachtel lassen!!!

  • #5

    Reinhold (Montag, 30 März 2020 07:58)

    Da ich den Kit nicht kenne, kann ich auch nicht mitreden über die Qualität des Objekts. Aber eins weiß ich: was Du so alles verbessern, verändern und vor allem auch selber anfertigen musstest - einfach unglaublich was daraus geworden ist! Wenn man die Bilder vom fertigen Auto betrachtet, kommt man als Laie niemals drauf, was Du alles tun musstest, um so ein einmaliges Schmuckstück zu kreieren. Habe größten Respekt vor deiner Kreativität und vor allem deinem Durchhaltewillen, wer von uns hätte sich das angetan? Ich mit Sicherheit net!

  • #6

    Robert (Dienstag, 31 März 2020 17:23)

    Hallo zusammen, danke für die lieben Worte, ihr macht mich fast ein wenig verlegen...
    Das nächste "Opfer" liegt schon auf dem OP-Tisch - eigentlich sind es ja zwei.