1964 Cadillac DeVille Coupe und Cabrio

1964 Cadillac DeVille Coupe und Convertible

 

Von Anfang an dabei

 

 

Jo Han, Maßstab 1:25


Es gibt wenige Modelle in meiner Sammlung, die mich schon seit Beginn meiner Auto-Modellbauerei begleiten, wie der jetzt vorgestellte 1964 Cadillac DeVille von Jo Han. Und hier vor allem das Convertible.

Damals, in den 1980er Jahren, gab es die Jo Han Kits der „USA Oldies“ Serie ja noch bergeweise in den Spielzeugläden für wenig Geld zu kaufen.

Ganz kurz für unsere jüngeren Leser: Spielzeugläden waren Geschäfte in denen man Spielzeug und vor allem auch Modellbausätze noch selbst kaufen konnte (sorry, das musste einfach sein...). Heute, in unserer digitalen Welt, sind diese Läden ja so gut wie ausgestorben. Ich kenne hier in Nürnberg nur noch ein richtiges Spielwarengeschäft, der hat aber keine Kits mehr im Angebot.

Wobei mich der 64 Caddy zuerst gar nicht interessierte, da ich mir selbst eine Baujahrbegrenzung von 1960 auferlegt hatte. Irgendwann bin ich aber dann doch zur Besinnung gekommen und habe mir die ganzen Jo Hans zugelegt. Gott sei Dank, denn kurze Zeit später waren diese Modelle weg vom Fenster.

Aber ich hatte nur das Cabrio und das wurde dann auch sofort gebaut: In Metallicblau mit dem Pinsel aufgemalt! Damals beherrschte ich die Pinsellackierungen in Perfektion (Gerhard hat das heute immer noch perfekt drauf), aber Metallic mit dem Pinsel – man kann sich vorstellen, wie das aussah.

Aber egal, so stand das Modell lange Zeit in meiner kleinen Sammlung im offenen Regal, und staubte langsam aber sicher ein. Also wurde das Teil nach einigen Jahren zerlegt und „restauriert“. Immer noch pinsellackiert, diesmal in einer Art Lachs mit dunkelrotem Interieur. Sah schon besser aus! Und so verbrachte das Cabrio rund 25 Jahre in diesem Zustand in der Vitrine.

 

 

 

 

Ganz links auf dem Bild sieht man das Cabrio mit der blauen Erstlackierung!


In der Zwischenzeit hatte ich aber bei Ebay beide 64er Cadillacs, also Cabrio und Coupe, für relativ kleines Geld im Doppelpack ersteigert, mit dem Hintergedanken, doch beide mal „richtig“ zu bauen.

 

Es hat aber dann doch noch viele Jahre gedauert, bis ich mir die beiden Kandidaten zur Brust genommen habe.


Begonnen habe ich mit dem Cabrio und hier habe ich mich wieder an die Anfangszeit erinnert und das Modell in Metallicblau lackiert. Diesmal aber etwas heller als damals, was mir jetzt besser gefällt. Verwendet habe ich Autolack von Duplicolor, was aber gar nicht so einfach war, denn der Lieferant hat fast einen Monat gebraucht, bis er die Lacke (auch das Rot für das Coupe) liefern konnte. Und da alle Läden geschlossen waren, hieß es warten (richtig, ich schreibe vom Frühjahr 2020).


Versiegelt mit mit 2K-Klarlack, machte die Lackierung der Karosserie keinerlei Probleme.

Dafür brachte mich die Lackierung des Innenraums fast zum Wahnsinn.

Jo Han hatte damals in den 80ern den Wahn besessen, die Kits in farbigem Kunststoff zu gießen. So war mein Cabrio in knalligem Blau gegossen. Wer schon mal versucht hat, farbigen Kunststoff weiß zu lackieren, der ahnt was ich durchgemacht habe.

Begonnen habe ich mit zwei Schichten Tamiya Grundierung in weiß, darüber dann vier(!) Schichten Seidenmatt weiß und immernoch waren die Kanten und Sicken blau zu sehen. Ich habe daraufhin einfach die Stellen weiß mit dem Pinsel übermalt und dann noch eine fünfte Schicht weiß drübergenebelt. Jetzt passt´s!

Eine weitere Eigenart dieser Jo Han Kits der USA Oldies Serie war die, dass die beim Herstellen einfach mal andere Teile von anderen Baujahren in die Kits geworfen haben. So sind bei allen 64er Cadillacs dieser Serie die Vordersitze vom 68er Baujahr dabei. Was nicht weiter schlimm wäre, wenn die 68er nicht ein völlig anderes Polsterdekor hätten.

 

Zum Glück hat mein Kumpel Oli in den Untiefen des Internets einen Menschen gefunden, der die richtigen Sitze in Resin nachgegossen hat. Jetzt passen auch die Vordersitze zur Rücksitzbank.


Der Zusammenbau selbst ist bei den Kits von Jo Han ja eine Kleinigkeit, da die sehr überschaubare Zahl von Teilen perfekt zusammenpasst.

Und auch die Aufgabe, das farblich lackierte Zwischenteil im Kühlergrill und den Innenseiten an den Scheinwerfern, wurde in altbewährter Weise erledigt: Einfach ein Stück BMF in der Wagenfarbe lackieren, nach dessen Antrocknung entsprechend ausschneiden und aufkleben. Aber bitte nicht warten, bis die Farbe ausgehärtet ist. Denn sonst lässt sie sich nicht mit der Folie biegen und bricht.

 

So war also mein alter Kumpel, das 64er Cabrio, wieder fertig und ich konnte mich dem Coupe widmen.



Das Coupe war absolut neu für mich, deshalb war die Vorfreude auf das Modell entsprechend groß. Auch, dass das Modell in Weiß gegossen war, sollte die Lackierung einfacher werden lassen, als beim Cabrio.

Ich hatte aber die Rechnung ohne den Lack gemacht. Nach der üblichen Tamiya Grundierung lackierte ich das Modell mit einem Rotmetallic von Auto-K. Dann einfach stehen und trocknen lassen. Nach der Durchtrocknung war das Entsetzen riesig, denn der Lack hatte sich übelst in das Plastik gefressen – die Oberfläche sah aus wie 500er Schleifpapier. Außerdem hatten sich die Metallicpartikel entlang der Flussspuren im Kunststoff ausgerichtet, sodass der Lack zig verschiedene Schattierungen aufwies.

Was nun? Ablacken und nochmal von vorne, mit der Gefahr, dass es dann wieder genauso aussieht? Ich habe lieber das Modell mit 600er Papier nass glattgeschliffen und dann mit einem Lack eines anderen Herstellers nochmal lackiert.

Jetzt sind halt insgesamt sieben Schichten Lack drauf, dafür passt´s!

 


Dafür machte das Interieur keine Zicken beim Bemalen, da ja weißes Kunststoff. Ich habe mich hier für ein helles Beige entschieden, lackiert mit Seidenmattlack aus dem Baumarkt (Renovo).

Der Boden wurde, wie auch beim Cabrio, mit Viscose beflockt.

Was ich geändert habe, ist die Neigung des Armaturenbretts. Klebt man es so zusammen, wie es vorgegeben ist, steht der Armaturenträger zu steil nach oben, sodass das Lenkrad fast waagerecht steht. Also an der Innenraumwanne den Winkel am Befestigungspunkt etwas abgeflacht und schon sieht´s besser aus.

 

Auch das Problem mit den falschen Sitzen wurde mit den Resinteilen, die ich ja auch schon im Cabrio verbaut habe, beseitigt.


 

 

 

 

Das Einfärben des Mittelstegs im Kühlergrill wurde, wie bereits beim Cabrio, mit lackierter BMF erledigt.


Ein Phänomen fast aller 64er Jo Han Caddys gibt es aber doch noch. Zum einen schlecht sitzende Rücklichter in den Flossen und bei fast jedem dieser Modell ist immer eine Flossenspitze abgebrochen. So musste auch beim Coupe die rechte Flosse mit Evergreen und spachtel nachmodelliert werden.


So, jetzt habe ich das Pärchen endlich zusammen. Wenn die beiden auch wieder 35 Jahre, wie Cabrio bisher, durchhalten, ist alles in Ordnung.


Modelle, Text und Bilder: Robert Eiber, Feucht bei Nürnberg

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Kommentare: 4
  • #1

    ChV (Sonntag, 17 Mai 2020 22:27)

    Lieber Robert,
    Wie Du mir geschrieben hast, ein steiniger Weg, aber tolle Modelle sind draus geworden, wie immer.
    Ich habe ja JoHan in erster Generation erlebt, so war mein erstes Modell von ihnen der Caddy de Ville Coupé 1967. Leider nun in den Untiefen meiner Modellbauhistorie verschwunden. Die Bausätze waren damals beim Kober am Graben in Wien (traditionsreichstes Spielzeuggeschäft der Stadt, heute verschwunden) für ein 10-jähriges Kind natürlich billig...
    Die gute Nachricht ist nicht nur, daß mir einige originale JoHans zum Restaurieren geblieben sind, wie die Plymouth Coupés, sondern auch, daß es in Baden bei Wien noch ein echtes Spielzeuggeschäft gibt, wo ich schon vor 50 Jahren eingekauft habe und das für meinen Enkel (schraubt mit 4 schon Kinder-Revell) genauso ein Wunderland wie einstmals für mich ist. Manchmal hat er sogar einen passenden Bausatz auch für mich. Und ein ehemaliger Arbeitskollege betreibt in der nächsten Stadt ein echtes Modellbaugeschäft, hauptsächlich LGB, aber auch ein bisserl was in unserem Beuteschema.
    Ganz digital ist die Zukunft noch nicht.
    Herzliche Grüße und Gratulation zu diesen better-than-new Caddies, Christian

  • #2

    Gerhard (Montag, 18 Mai 2020 00:02)

    Kaum einer von uns alten Plastik-Haudegen aus der Gründerzeit hat nicht schon einen - meist sogar beide - dieser Caddys gebaut. Mehr oder (meistens) eher weniger gelungen, wanderten diese Modelle im Laufe der Jahre in den übervollen Vitrinen immer weiter nach hinten und gerieten so völlig unberechtigterweise vollkommen in Vergessenheit. Robert hat wieder mal alles richtig gemacht und diese schönen Modelle ganz nach vorne in den Fokus gerückt. Und siehe da: Die ehemals hässlichen Entlein entpuppen sich als schöne Schwäne, bei deren Anblick man sofort anfangen möchte, auch einen (oder zwei)´64er Cadillac(s) zu bauen. Gott sei Dank liegen ja noch ein paar dieser Kits auf Halde - zwar ganz hinten, aber nach vorne geholt sind sie schnell, siehe oben!!!

  • #3

    Reinhold (Montag, 18 Mai 2020 08:00)

    So einfach wie die Jo-Han´s zu bauen sind, so problematisch kann manchmal die Lackierung werden - erinnert mich stark an das 68´Chrysler Cabrio, das musste ich damals auch 3 X lackieren und zwischenzeitlich immer wieder ablaugen, weil sich die 2 ersten Lackierungen wie Säure ins Plastik gefressen hatten! Aber Du hast die beiden Caddy´s wieder einmal wunderbar hingekriegt, Kompliment Robert! Ich kann die beiden ja - zusammen mit den anderen Neubauten seit Frankfurt 2019 - bald in Natura bewundern. Freu mich schon tierisch drauf!!

  • #4

    Oliver Löbert (Mittwoch, 20 Mai 2020 19:18)

    Die 64er Caddys von Johan sind wohl eine der Ikonen des Automodellbaus der 80er Jahre. Damals noch in jedem Spielzeugladen in rauen Mengen zu finden und heute bei uns scheinbar ausgestorben.... ausser man betätigt sich im Ebay USA wo diese Kits noch gut zu bekommen sind. Robert hat wieder einen guten Job gemacht und die alten Buden grundsaniert und mit einer neuen schicken Fassade versehen. Auch der Innenausbau ist gelungen mit den neuen und korrekten Sesseln vorne. Nun können beide entspannt in die Vitrine von Robert einziehen und auf ein langes und entspanntes Dasein hoffen ohne nochmals eine weitere Renovierung über sich ergehen zu lassen. Das kann ich einfach mal so behaupten, denn ich war gestern bei Robert und habe sie beide in der Hand gehabt und muss sagen das beide ein echt hübsches Paar sind. An denen braucht man keine Hand mehr anlegen denn sie sind beide soweit fast perfekt und nicht besser hinzubekommen. Wer sich jetzt Sorgen macht wegen Corona.... 1 Freund darf man mittlerweile besuchen....Zwinker