1960 Edsel Ranger

1960 Edsel Ranger Coupe

 

Schwanengesang

 

 

Modelhaus Resin, Maßstab 1:25

Eigentlich war das Ende der Marke Edsel schon beschlossene Sache, als Ende 1959 die 1960er Edsel-Modelle vorgestellt wurden.

Die Ford-Leute hatten sich alles ganz anders vorgestellt, als sie für 1958 die Marke Edsel, positioniert zwischen Ford und Mercury, der Käuferschar vorstellten.

Zuvor wurden zig Millionen Dollar in die Entwicklung, Produktionsstätten und Händlernetz versenkt, was im Nachhinein betrachtet, Ford fast in den Ruin getrieben hatte.

Nein, am Design hat es nicht gelegen, dass der Edsel floppte, auch wenn es immer wieder behauptet wird.

Schuld daran war eher, dass der Edsel in eine US-Wirtschaftskrise hinein geboren wurde, in der sowieso schon viel weniger Autos als sonst gekauft wurden.

Zudem war eine völlig neue Marke zwischen Ford und Mercury total überflüssig, die Kundschaft interessierte sich einfach nicht dafür.

Der größte Grund jedoch für das Scheitern waren gravierende Qualitätsmängel, als Ford nachbesserte, war das Kind schon in den Brunnen gefallen.

Das 1959er Modell, wurde von Design her etwas „entschärft“, auch die Qualität war besser. Aber da wollte schon keiner mehr einen Edsel kaufen.

 

Das 1960er Modell, eigentlich nur ein aufgedonnerter Ford Galaxie, wurde zwar noch angeboten aber bereits nach insgesamt 2580 Exemplaren war Schluss.


Das Modell ist ein Resin-Kit von Modelhaus, der Karosserie, Interieur, Chrom und Heckscheibe beinhaltete. Eigentlich ja auch noch Frontscheibe, Räder und Reifen, dazu aber später mehr.

Die Qualität der Teile war Modelhaus – typisch gut, nacharbeiten muss man immer. So auch hier, es mussten noch die Fensteröffnungen nachbearbeitet werden und auch ein leichter Verzug der Karosserie wurde beseitigt.

Nachdem der Body mit Tamiya grundiert war, konnte lackiert werden. Das Dach wurde Pastellweiß eingenebelt, für die Karosserie habe ich mir unbedingt „Bronze Rose Metallic“ eingebildet, Was gar nicht so einfach war, denn diese Farbe ist eigentlich nicht zu bekommen. Aber nur „eigentlich nicht“, denn ich bin dann bei Renault fündig geworden! Es gab für die letzte Twingo-Generation ein Sondermodell, lackiert in „Rose-Boheme-Metallic“, was den Originalfarbton fast perfekt trifft.

 

Gekauft dann über Ebay incl. 2K-Klarlack.

Die Farbe ließ sich wunderbar auftragen, jedoch der Klarlack machte unerwartet heftige Probleme. Zum einen war er nach mehreren Tagen noch immer nicht fingertrocken, zum anderen hatte er den Farblack angegriffen. Also alles wieder mit Nitroverdünnung abgewaschen und den ganzen Lackiervorgang wiederholt, diesmal mit anderem Klarlack.


Nachdem der Chrom mit BMF fertig war, ging es an die Scheiben...

Ich hatte mir ja mal eingebildet, dass unter den Edsel ganz einfach der Ford von AMT passt, da ja das gleiche Auto und die gleichen Maße. Demnach sollte ja auch die Frontscheibe passen.

Denkste! Der Ford ist um einiges breiter ausgefallen, sodass vom AMT-Kit nichts passt.

So, die Heckscheibe war drin aber woher nehm ich jetzt die Frontscheibe? Die hatte ich, genauso wie die Räder, meinem Edsel Kombi verpasst, in dem Glauben, die jetzt fehlenden Teile einfach bei Modelhaus nachbestellen zu können. Da das ja jetzt nicht mehr geht, war ich aufgeschmissen.

Geholfen hat mir dann mein Freund Oli, der hatte nämlich kurz vor Modelhaus-Ende sich noch einen ganzen Berg von tiefgezogenen Frontscheiben gekauft. So wurde er dann auch in seinem Scheiben-Zimmer fündig und hat mir die Scheibe von einem 62er Ford überlassen, die perfekt passte.

Das Interieur wurde mit Revell Hellgrau und Fleischfarben bemalt, der Boden und die riesige Hutablage mit Viscose beflockt. _Hier habe ich etwas geschummelt, das Fleischfarben war mir zu hell und das Hellbraun der Flocken zu braun. Also habe ich den Boden und die Ablage vor der Heckscheibe fleischfarbig bemalt und dann hellbraun beflockt. So vermischen sich optisch beide Farben und der Ton passt perfekt!


Das größte Problem kam zum Schluss, nämlich der Unterboden mit Motor und die Räder, Fahrwerk war beim Kit ja keines dabei und das vom AMT-Ford passte nicht, weil zu breit.

Ich habe mir dann aus den Untiefen der Wühlkisten ein Fahrwerk eines ausgeschlachteten 57er Ford geangelt, was die richtige Breite und vor allem auch den richtigen Radstand hat.

Auch die vier gleichen Reifen habe ich mir aus der Teilesammlung zusammengesucht, woher die sind – keine Ahnung.

Aber die Radkappen waren auch bei Ebay USA, wo ja immer mal wieder auch einzelne Teile verkloppt werden, nicht zu bekommen. Und einen kompletten originalen Annual-Kit nur wegen der Radkappen zu kaufen und zu schlachten – also so verrückt bin nicht mal ich.

Aber mein Hilferuf bei meinen Modellbaufreunden fand bei Günther Gehör. „Jaja, die gieße ich Dir ab, kein Problem. Das mach ich für Dich“

Das mit dem „kein Problem“ war wohl doch nicht so, nach mehreren Anläufen und angeblich lautem Gefluche hat es dann doch geklappt und ich konnte die Teile persönlich in Empfang nehmen.

Ich habe dann die Felgen im Rohzustand in die Reifen gesteckt, die dann auf die Achsen geklebt und erst zum Ende die Radkappen mit Molotow Chrom und einem sauberen Pinsel verchromt.

 

Die beiden Spiegel innen und außen sind aber dann doch vom AMT-Ford...

Ich war ja schon fast fertig mit dem Auto, da hat mich mein Freund Gerhard beim Telefonieren darauf aufmerksam gemacht, dass beim Modell die Türschweller zu schmal sind, sodass die Seitenlinie unharmonisch wirkt. Zuerst skaptisch, musste ich dann aber doch feststellen: Der Mann hatte (wie eigentlich immer) recht! Also habe ich mir wieder aus der Teilekiste zwei Chromblenden hergesucht und aufgeklebt. Jetzt passt die Höhe und die Blenden waren auch beim Original optional erhältlich.

 

Danke Gerhard, für den Tipp!!

So steht er jetzt vor mit, der 60er Edsel. In genau meiner Wunschfarbe, einer Frontscheibe vom 62er Ford, einem Fahrwerk, das zu einem anderen Auto gehört, fremden Reifen und selbstgemachten Radkappen.

Unser Hobby ist manchmal ganz schön schräg...

 

 

Danke nochmals an Oli und Günther für die Teilebeschaffung!

Modelle, Text und Bilder: Robert Eiber, Feucht bei Nürnberg

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Kommentare: 8
  • #1

    Michi (Donnerstag, 04 Juni 2020 16:49)

    Hi Robert�,
    Der Edsel ist Dir wirklich gelungen, vor allem unter diesen Umständen. Die Farben der Karosserie und des Interieurs passen Sehr gut ��.
    Auch Deine Beschreibung des Projekts und die Geschichtsdaten zum Edsel find ich top�.
    Wieder ein schönes Teil für Deine Sammlung
    Bis bald��‍♂️
    VG Michi

  • #2

    Günther (Donnerstag, 04 Juni 2020 18:29)

    Hallo Robert
    Wieder mal ein echter "Robert", Gratulation zum solide-souveränen zurechtfingern nach
    der üblichen Massenproblembewältigung. Das Ergebnis entschädigt für so manche
    Nervenkrise.Und der -will-haben-Effekt- ist natürlich auch wieder vorhanden

  • #3

    Reinhold (Freitag, 05 Juni 2020 07:52)

    Ich kann mich den Kommentaren nur anschließen: wieder mal ein wunderschönes Modell eines meiner Meinung nach leider völlig zu Unrecht wenig beachteten Vertreters des letzten Edsel`s, der im Vergleich mit dem Mercury des gleichen Baujahrs doch um vieles attraktiver wirkt. Und die Farbkombi Rose metallic / weiß harmoniert perfekt mit dem Innenraum. Einfach super geil!

  • #4

    Oliver Löbert (Freitag, 05 Juni 2020 14:51)

    Robert baut mit Lichtgeschwindigkeit und gleichzeitig auf einem Level das einem fast schwindelig wird. Selbst grösste Lackierprobleme werden scheinbar weggebeamt und gänzlich ignoriert. In seiner obersten Modellzentrale in Feucht laufen schon wieder die Vorbereitungen für die nächste Plastik und Spachtelschlacht an. Robert rast von Modell zu Modell und der verdutzte und gemeine Modellbauer schaut nur noch und staunt. Langsam glaube ich das da nicht alles mit rechten Dingen zugeht. Sag mal Robert.....hast du vielleicht da kleine ausserirdische Männchen die dir Nachts die Modelle zusammenbauen? Spass beiseite...der Edsel war eigentlich ein Modell das ich mal vorhatte zu bauen und ist wunderschön mit dem hautfarbenen Interior. Nun setz dich wieder in dein Highspeedbuildingspaceship und baue mit "wahnsinniger Geschwindigkeit" weiter Modelle. Grüsse aus dem langsamen Ansbach

  • #5

    ChV (Freitag, 05 Juni 2020 19:45)

    Gratuliere, wie immer super gelungen, trotz der Resin-Kit-Tücken. Da ist ja Scratch Bauen auch nicht viel schlimmer und die Restauration alter „Glue-Bombs“ fast ein Spaziergang dagegen.
    Aber auch das Original muß ein höchst elegantes Auto gewesen sein. Bin schon auf den 1958er Edsel in der Pipeline gespannt. Ich muß dabei immer an die Anfangsszene Von „Herbie“ denken, wo der arme Edsel zur Metallskulptur mutiert (wird).
    Herzliche Grüße, Christian

  • #6

    Gerhard (Samstag, 06 Juni 2020 01:33)

    Gestern Flop, heute Top - das "Massensterben" amerikanischer Automobilmarken in den ´50er und ´60er Jahren (Kaiser, Frazer-Nash, Hudson, Packard, Studebaker, DeSoto, um nur einige zu nennen) hat eine Menge heute hoch begehrenswerter Fahrzeuge hervor gebracht. Ford hat sich im Übrigen sehr schnell von dem Edsel-Desaster erholt - schon ein Jahr später liefen neue Marketing-Studien für ein "Personal Sports Car" an, und der Jahrhundert-Erfolg des daraus hervor gegangenen Autos, des Mustang, ließ die Verantwortlichen die Pleite mit dem Edsel schnell vergessen...
    Ich hege nach wie vor den Verdacht, dass Don Holthaus für seinen Resin-Abguss des 1960er Edsel ein "slightly warped" Acetat-Promo als Master hatte. Selbst mit der zusätzlichen Schwellerleiste, die immerhin das zu niedrig geratene Seitenteil kaschiert, offenbart die direkte Seitenansicht immer noch eine ganz leichte "Bananen"-Krümmung. Immerhin ist Robert aber nicht so wie ich der naheliegenden Idee auf den Leim gegangen, das Fahrwerk des ´60er Ford Galaxie unter den Edsel zu stricken - das Ergebnis dieses Fehlers wäre eine viel zu breite Spur und die eines Highrollers würdige Bodenfreiheit gewesen - viel Arbeit für ein völlig unbefriedigendes Ergebnis! Aber hier ist trotz einiger anderer Probleme alles gut geworden - herzliche Gratulation zu diesem großen Wurf!!!

  • #7

    rainer (Samstag, 06 Juni 2020 10:07)

    gut daß der Laden (trotz Pandemie) weiter läuft. Und zwar in unverändert interessanter, fast spannenden Art und Weise.
    Ich bin nur ein (Zusammen-) Kleber der alten, einfacheren Schule. Mir sind aber die Abenteuer der fränkischen Resin-Heroen zu lesen, immer wieder ein Höhepunkt. Sie scheuen keine Hürde (und kennen wohl auch keine Skrupel). Auch fehlt es nicht an fachkundigen Kommentaren.
    Deshalb bin ich weiterhin als Kiebitz dabei und grüße ganz herzlich.

  • #8

    Robert (Samstag, 06 Juni 2020 15:46)

    Danke für die netten Worte, freut mich sehr!
    @Oli: Nein, keine grünen Männchen, die für mich bauen. Und auch kein Spaceship mit Zeitraffer, sondern drei Wochen Urlaub und viel Zeit für die Modelle.
    @Gerhard: Ich habe mit einem aufgelegten Lineal mal "nachgemessen", es ist so, dass die Gürtellinie ab der C-Säule nach hinten hin ganz minimal durchhängt. Weniger als ein Millimeter auf der gesamten Fahrzeuglänge. Ich denke, dass die zweite Zierleiste unterhalb das ganze Fahrzeug nur optisch etwas "durchbiegt".