1958 Edsel Custom

1958 Edsel Custom

 

The "Batsel"

 

Umbau AMT Kunststoffkit, Maßstab 1:25

Der 58 Edsel wird ja oft gerade wegen seines Designs verschrien, „hässlich, am Geschmack vorbei, ordinär...“. Und meistens ist der senkrechte Grill der Stein des Anstoßes.

Da es bei mir mal wieder Zeit für einen Custom war, hatte ich mir den Edsel dafür auserkoren. Aber wie und was daran verändern?

Auch das Internet war hier zuerst wenig hilfreich, lediglich tiefergelegt und irgendwelche kreischenden Lackierungen, war mir zu langweilig. Bis ich dann auf eine Bleistiftzeichnung stieß, die wohl irgendjemand auf einer Autodesign-Seite gaudihalber ins Netz gestellt hatte.

Ein Edsel mit drei senkrechten Grills! Ich war sofort begeistert davon und wusste auch gleich, dass mein Custom so aussehen sollte, lediglich in die äußeren Öffnungen mussten die Scheinwerfer hinein.

 

Komischerweise ist seitdem das Bild im Netz verschwunden, ich habe es nicht mehr wieder gefunden.

Also habe ich mir noch zwei weitere Edsels zum Ausschlachten besorgt, bei beiden das komplette Grillteil ausgesägt und bei meinem Modell anstelle der Scheinwerfer angeklebt. Was jetzt nach „mal schnell“ sich anhört, war tatsächlich eine tagelange Spachtel- und Schleiforgie.

 

Da ja beim Original der waagerechte Grill sich auf die Seiten herumzieht, mussten hier die entstandenen Löcher mit Evergreen verschlossen werden.


 

Auch das Dach wurde geändert, hier wurden die Customteile eines 63er Thunderbird an das Edsel Dach angepasst. Auch hier wieder ein wildes Gehobel, bis alles passte.


Dann ging´s ans Heck! Der originale Edsel ist ist mir persönlich am Hintern viel zu unspektakulär. Da müssen Flossen hin! Zum Glück ist der 59 Imperial ein wahres Füllhorn an Custom-Flossen aller Größen und Längen, die ich dann auch am Edsel verbaute. Ich habe die höchsten Flossen, die im Kit beilagen, genommen, sie schräg nach hinten verlaufen lassen und sie dann am unteren Heckbereich zu einem „V“ zusammengeführt. Zuerst war ich noch etwas skeptisch, aber nachdem alle meine „Modellbaukollegen“ hell begeistert davon waren, habe ich es dann doch so gemacht.


 

Der Kofferraumdeckel wurde dem Verlauf der Flossen angepasst, Zuerst wollte ich die Kanten nur eingravieren, was aber total in die Hose ging. So musste ich den Deckel ausschneiden, alles begradigen und wieder einkleben.


Das Interieur ist eine wilde Mischung aus der Wanne mit den Sitzen von einem ausgeschlachteten 66er Thunderbird und dem angepassten Armaturenbrett vom Edsel. Da das Dash breiter ist als die T-Bird Wanne, musste ich hier einiges an den Seiten abnehmen. Außerdem wurden das Armaturenbrett und die Hutablage um einiges verlängert, damit dann alles nahtlos in den Edsel passte.

 

Lackiert mit einem Grün-Metallic, das sich später auch am Fahrzeugheck wiederfindet. Der Boden wurde mit gelben Viscose-Flocken bestäubt.


Die Scheiben stammen vom 58 Edsel (vorne) und vom 58 Thunderbird von Monogram (hinten).


 

Vor dem Lackieren habe ich noch aus einer Laune heraus, kleine, schräg laufende Flösschen auf die Motorhaube geklebt, das mir die Front noch etwas zu langweilig erschien.


Der Unterboden mit dem Fahrwerk stammt unverändert vom Edsel, lediglich die Räder wurden tiefer in die Radhäuser geklebt.

Lackiert ist das Modell in „Exploit Gelb Metallic“ von Fiat aus den 90er Jahren und Grün-Metallic von Multona.

Die Rücklichter sind aus den Edsel-Grill-Mittelteilen gemacht. Die Gläser dazu sind zurechtgefeilte Klarsichtteile, die mit rotem Transparentlack eingefärbt wurden. Die Rückfahrscheinwerfer sind die Einlagen der Stoßstangenhörner, mit BMF verchromt und weiß bemalt.

Die Stoßstangen sind eigentlich die beiden vorderen Teile, sie passen hinten aber auch perfekt.

 

Zum Schluss noch das „V“, ein Chromteil aus der Wühlkiste, lediglich in Winkel gekürzt, damit es den gleichen Winkel wie die Flossen hat.

Vorne wurden die waagerechten Grillteile entsprechend gekürzt, an der Schnittfläche mit Evergreen abgegrenzt, dort mit Molotow bepinselt und eingeklebt. Die Grillstreben im Mittelteil ist ein zurechtgefeiltes Customteil aus der Teilekiste, das in den kleinen Rahmen eingepasst wurde.

Auch die beiden Scheinwerfer sind Edsel-Grill-Mittelteile, Dort wurden angepasste Custom-Scheinwerfer vom AMT 65 Riviera eingeklebt. .

 

Die Stoßstangen vorne sind aber wieder die Originalteile. Ich habe sie mittig durchgesägt und entsprechend den Scheinwerfer-Ausschnitten angepasst.

Eigentlich sollten vorne ja noch grüne Flammen-Decals drauf, die haben sich aber im Wasserbad in klitzekleine Teile zerlegt, bzw. waren milchig und grau.

Was sich hier so leicht liest, war in Wahrheit ein über zwei Monate langer Kampf mit allen Widrigkeiten, die der Plastikmodellbau so auf Lager hat. Und auch mit mir selbst, da mich mehr als einmal der Mut verlassen hat.

Jetzt hoffe und bete ich, dass die Spachtelflächen, Nähte und Fugen so bleiben und es mir nicht so geht, wie beim Meinhattan. Der befindet sich nach fast einem Jahr nach Fertigstellung noch immer in der Selbstzerstörungsphase, 2K-Spachtel und Kunststoff vertragen sich noch immer nicht.

 

Zum Heulen...

Modell, Text und Bilder: Robert Eiber, Feucht bei Nürnberg

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Kommentare: 5
  • #1

    Günther (Mittwoch, 16 September 2020 20:10)

    Sahneteil !!! Ich durfte die Entstehung Voyeuristisch begleiten und war vom Fleck weg begeistert. Unser Tuck `n Roll King steigert sich von Custom zu Custom, auch wenn er
    nicht gerade Tuck `n Rolliesiert.
    Grandiose Arbeit---

  • #2

    Reinhold (Donnerstag, 17 September 2020 07:59)

    Robert, das ist einfach umwerfend! Hätte Ford damals den Edsel so ausgeliefert, wäre es bestimmt ein überragender Verlaufserfolg geworden�
    Ich hoffe und bete mit dir zusammen, dass das rattenscharfe Gerät auch weiterhin so bleibt und nicht zum negativen Nachahmer des Meinhatten wird...

  • #3

    Oliver Löbert (Donnerstag, 17 September 2020 11:04)

    Neudeutsch "Voll krass"...mehr fällt mir dazu nicht mehr ein. Es gibt keine Wörter mehr im deutschen Sprachgebrauch die nur annähernd die extreme Formensprache die Robert seinen Customs verpasst widergeben. Immer wieder schafft es Robert noch einen "obendrauf" zu setzten obwohl man jedesmal meint es geht nicht mehr. Roberts Motto: "Geht nicht gibts nicht" scheint hier jedesmal zu wirken. Genug Floskeln verwendet... ich weis nicht wie oft ich es schon geschrieben habe: Was soll jetzt noch kommen? Jetzt bin ich mir sicher...es kommt noch viel mehr :-)

  • #4

    Gerhard (Donnerstag, 17 September 2020 19:23)

    Harley Earl und Virgil Exner würden sich im Grabe umdrehen, wenn sie den "Batsel" sehen könnten - ganz einfach deshalb, weil sie diese endgeniale Heckflossen-Form mit dem Riesen-V im Kofferraumdeckel an ihren eigenen, gewiss nicht phantasielosen Showcars nie verwirklich haben. Da hast Du wieder etwas ganz Einmaliges geschaffen, lieber Robert, und ich rate Dir, dieses Stilmittel als Patent anzumelden, damit nicht jemand anderes damit die große Kohle macht...;-)
    Ganz großes Custom-Kino im Stil der frühen ´60er Jahre, dieser Batsel, handwerklich perfekt umgesetzt und aus jedem Blickwinkel atemberaubend - so muss Customizing sein und die Community darf sich hoffentlich noch auf viele solcher Highlights aus dem Designstudio Eiber freuen...

  • #5

    Christian (Freitag, 18 September 2020 23:45)

    Lieber Robert!
    Wirklich schön und trotz aller Exaltiertheit, die ein Custom ja haben muß, sehr harmonisch geworden. Nicht nur die Designer, auch Antoni Gaudì wäre begeistert gewesen. Und die Flossen hätten Produktschützer wie Ralph Nader vielleicht vorzeitig in den Ruhestand oder ins Kloster getrieben. Die Alexander Brothers wären vor Neid erblasst.
    Aber vielleicht stößt jemand bei Google Bilder drauf und baut es 1:1 nach, wie mit der Monogram Black Widow geschehen.
    Gefällt mir bei jedem Anschauen besser, Gratulation. Wird noch ein echtes Custom and Rod Build Off hier.
    Herzliche Grüße, Christian