1953 Oldsmobile 88

1953 Oldsmobile 88 2 Door Hardtop 

 

Rocket 88

 

MCW Resin Kit, Maßstab 1:25


Ich habe irgendwie ein Händchen dafür, mir immer die heftigsten Projekte aus meiner Sammlung anzutun.

Wenn es kein R&R ist, dann wirds wie in diesem Fall ein Model Car World Resin Kit. Ich habe schon so über die R&R Sachen geschimpft, aber die MCW Kits sind in Wirklichkeit nur marginal besser, wenn überhaupt. Wenn man so einen MCW Kit aus der Schachtel holt, dann fällt einem sofort auf, dass alle Teile rohes Resin sind. Und wenn ich roh schreibe, dann meine ich auch roh im Sinne von rauh und unbehandelt. Das heißt aber, dass die eigentlichen Chromteile auch blank sind.

Man hat somit auch die Aufgabe die Stoßstangen und Radkappen zum Beschichten zu bringen wenn, man ein ordentliches Modell bauen will und nicht nur Silberfarbe im Alulook, was für mich keine Alternative ist. Da ich aber regelmäßig Chromaktionen organisiere, ist das nicht das größte Problem. Beim zweiten Blick auf die Teile fällt einem auf, dass, wie schon erwähnt, die Oberfläche einer Mondlandschaft im Maßsstab 1/25 gleicht. Ich habe keine Ahnung ,wie man so grob gießen kann aber es liegt die Vermutung nahe, dass die Silikonform aus der dieses Modell entstand, schon ihre beste Zeit hinter sich hatte und kurz vor der Ausmusterung stand. 3 Schichten Grundierung und eine stundenlange Schleiforgie konnten das Problem beheben. 

In dieser Phase wurde auch gleich die obere Chromspange des Grills entfernt, um sie mitsamt der vorderen und hinteren Stoßstange zum Verchromen vorzubereiten. Man hätte die angegossene Spange vom Grilloberteil auch mit Bare Metal folien können aber ich wollte den perfekten Partnerlook zur unteren Stoßstange haben. Die Löcher die beim Herausschneiden entstanden, habe ich mit  2K Spachtel aufgefüllt und auch gleich den unteren Bereich der komplett fehlenden Frontmaske neu aufgebaut. Vorher hatte man keine Möglichkeit die Stoßstange sauber zu fixieren. Das wäre beim späteren zusammenbauen nicht gutgegangen.



Viele Details wie der seitliche Chromschmuck oder die Rücklichteinfassungen waren ungenau oder nicht seitengleich. Auch die seitlichen Fenderskirts hatten irgendeine Form, die mit den Vergleichsbildern aus dem WWW wenig Ähnlichkeit hatten. Kurz und knapp gesagt, musste jedes Detail oder jede Fläche Korrekturen über sich ergehen lassen.

Nichts blieb unberührt an den Außenkonturen und Oberflächen. Immer wieder kamen neue Baustellen dazu, wenn ich mir Referenzbilder anschaute. Irgendwann war der Body dann lackierbereit und eine letzte Passprobe mit dem Interior, dem Chassis, den Bumpern und dem Grill verlief positiv.

Wenn man jetzt meint, dass der Rest ein Kinderspiel war, der irrt gewaltig.


Auch das Chassis und das Interior hielten gewaltige Überraschungen für mich bereit. Das Interior war von den Türinnenflächen einem 2 Door Sedan nachempfunden. Blöderweise hatte ich aber ein 2 Door Hardtop. Nun, wenn ich es schon mal mache, dann richtig. Also Seiteninnenflächen glätten und neu aufbauen nach Vorbildfotos. Türgriffe und Fensterkurbeln musste ich auch Scratch neu herstellen wie auf dem Bild zu sehen. Das Armaturenbrett und die Sitzflächen waren glücklicherweise einmal korrekt und zu gebrauchen. Übrigens musste ich die Interiorwanne anfangs mit Heissluftfön auf die entsprechende  Breite und Form bringen, da sonst ein millimeterbreite Spalte zur Karosserie zu sehen gewesen wären. Für die Instrumente und den Lautsprecher mit Uhr auf der Beifahrerseite, mussten wieder verkleinerte Bilder aus dem WWW herhalten, weil Details an den Teilen selber nicht vorhanden waren. 



 

 

Das Chassis kam mit einer zweiflutigen Auspuffanlage daher, was völlig falsch war und mir viel unerwünschten „Spaß“ mit dem Dremel bescherte. 


Was ich überhaupt noch nicht erwähnt hatte war, dass alle Teile mit einer ziemlich starken Fischhaut vom Gießen daherkamen. So auch bei den zahlreichen Motorteilen, die mich ursprünglich dazu bewegten einen sichtbaren Motorraum zu gestalten. Das Projekt gab ich aber auf, als mich die kpl. fehlenden Details der Feuerwand zum Nachbilden gezwungen hätten. Mein Entschluss: Die Haube bleibt nun zu! 

Die beiligenden Radkappen waren irgendein Abguss aber hatten in keinster Weise Ähnlichkeit mit den Originalen. Da im 53er GM Modelljahr die Radkappen von Oldsmobile und Cadillac ziemlich ähnlich waren, konnte ich mir Resinabgüsse aus dem Ebay USA besorgen, die zufällig ein Händler dort anbot.

 

 

 

Diese habe ich dann gereinigt und geglättet in Molotow Chrom getaucht, was dem Edelstahl Effekt sehr nahe kommt. 


Die 2 Farblackierung des Bodys geschah mit Acryllack aus der Dose, worüber kpl. eine Schicht mit 2K Lack auch aus der Dose kam.

 

Die abschließenden Arbeiten hielten dann nochmal eine ganz besondere Überraschung für mich bereit. Die Decals, die dem Kit beilagen, waren sehr schlecht gedruckt und hätten mir die ganze Optik kaputt gemacht.

Model Car Garage hat aber für den 50er Oldsmobile von Revell ein Ätzteileset im Programm, das genau die richtigen Embleme besitzt. 

Als ich mir zum Schluss das Hood Ornament genauer ansah fiel mir auf, dass es nur irgendeiner Phantasie entsprungen sein kann. Da stimmte nichts! Nun musste ich auch noch ein Hood Ornament neu aufbauen was ich noch nie gemacht hatte. Es gelang mir meiner Meinung aber ganz gut und dieses wurde dann ebenfalls in Molotow getaucht, um einen Chromeffekt zu erhalten. 


Nun bin ich endlich stolzer Besitzer eines 53er Oldsmobile, auch wenn der Weg dahin sehr lang und steinig war.

Ach ja, meine abschließende Empfehlung zum Kauf eines solchen Kits, der bei MCW noch in der offiziellen Liste steht: Bitte die Bilder vom Rohbau genau studieren und dann selber entscheiden, ob man sich diesen Aufgaben gewachsen sieht. Wenn ja, dann steht am Schluss wirklich ein einzigartiges Modell vor einem.

 

 

Die immer wieder am Schluss stehende Frage ist: Was kommt als Nächstes?  Sie wurde mir gleich bei unserem letzten großen Treffen von meinen Bastelkollegen einstimmig beantwortet. Es wird wieder ein Resin Kit von Modelhaus. Mehr wird noch nicht verraten.

Modell, Text und Bilder: Oliver Löbert, Ansbach

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Kommentare: 7
  • #1

    Christian (Sonntag, 08 November 2020 12:44)

    Schaut aus wie echt in Concours-Restauration und war wohl fast ebensoviel Aufwand wie eine 1:1-Restauration, zu dem Ergebnis zu kommen.
    Ziehe beeindruckt meinen Hut, herzliche Gratulation, Christian

  • #2

    rainer (Sonntag, 08 November 2020 16:14)

    wieder ein hervorragendes Modell. Da kann man nur staunen. Besonders wenn man die Entstehungsgeschichte liest. So spannend kann kein Krimi sein.
    Herzlichen Glückwunsch zu diesem wunderschönen Old's.
    es grüsst ein beeindruckter -rainer-

  • #3

    Oliver Löbert (Sonntag, 08 November 2020 17:50)

    Leute ihr seid so klasse mit euren tollen und wertschätzenden Kommentaren. Das macht die ganzen Mühen und Bastelschmerzen wieder wett. Danke Euch! Im Endeffekt bin ich nun auch ganz stolz auf das Ergebnis und der Olds bekommt jetzt einen Ehrenplatz zwischen seinen Verwandten von 50 und 55 in der Vitrine.

  • #4

    Reinhold (Montag, 09 November 2020 08:02)

    Da hatten wir ja nochmal Glück, dass wir diesen fantastischen Olds noch vor dem Lockdown bewundern konnten. Wenn man das fertige Modell sieht, kann man gar nicht abschätzen, welche Mühe und Aufwand Du investiert hast. Tolles Modell, einfach wunderschön gebaut - weiter so!

  • #5

    Günther (Montag, 09 November 2020 19:46)

    Dem gesagten kann Ich mich nur anschließen. Wenn man durch das Tal der Tränen durch
    ist, ist das Ziel noch mal so strahlend schön. Glückwunsch zum Traumteil auch von mir.

  • #6

    Gerhard (Montag, 09 November 2020 21:04)

    Wir durften den phantastischen ´53er Oldsmobile von Oliver ja schon in der Entstehungsphase mitverfolgen und wissen daher, dass die oben beschriebenen Probleme beim Bau nur die Spitze des Eisbergs waren - umso bewundernswerter, was Oliver im Endergebnis daraus gemacht hat!
    Gerade die frühen ´50er Jahre-Autos sind im Maßstab 1:24/25 bausatzmäßig hoffnungslos unterrepräsentiert, so dass die Liebhaber dieser Jahrgänge fast zwingend auf Resin-Kits ausweichen müssen. Allerdings ist es nicht jedem gegeben, aus den oft schauderhaften Resinbatzen so tolle Modelle zu zaubern wie Oliver und Robert - das ist ein Alleinstellungsmerkmal dieser Website und dürfte in der Form ziemlich einmalig sein!

  • #7

    Oliver Löbert (Dienstag, 10 November 2020 16:49)

    Ich kann mich nur wiederholen und danke sagen für die netten Worte hier. Das ermuntert mich natürlich gleich wieder ein Resin Projekt zu starten was mich aber hoffentlich nicht wieder zu solch heftigen Massnahmen zwingt wie bei dem MCW Kit. Die meisten von Euch wissen schon worum es sich handelt. Ich wurde ja regelrecht einstimmig dazu überredet beim letzten grossen Treffen (unser Ersatzfrankfurt) vor dem erneuten Lockdown. Wer hätte sich zu träumen gewagt das einmal ein Virus Einfluss auf unsern Modellbau hat.