1949, 1950, 1951 Ford

1949, 1950, 1951 Ford Custom

 

The Shoebox-Ford

 

 

AMT und Modelhaus Conversion, Maßstab 1:25

Nun ist es ja so, dass vor allem die automoile Kundschaft für alles Neues, Andersartiges oder Ungewohntes, sofort mehr oder weniger schmeichelhafte Spitznamen parat hat.

Man denke nur an die Thunderbirds der späten 50s und frühen 60s, die als Squarebird und Bulletbird in die automobile Geschichte eingingen.

Oder an den deutschen Ford 17m P3, den jeder nur als „Badewanne“ kennt. Beispiele gäbe es in rauhen Mengen.

So war es auch Ende 1948, als die neuen Ford-Modelle für den Jahrgang 1949 vorgestellt wurden, Aufgrund seiner Karosserieform wurden die Jahrgänge 1949 – 51 als Shoebox-Ford (Schuhschachtel) veralbert.

Völlig zu Unrecht, denn das völlig neue Karosseriedesign war eine kleine Sensation: Weg von den bauchigen, nur hilflos kaschierten Vorkriegskarossen, hin zu modernen Formen. Keine aufgesetzten Kotflügel mehr, sondern glatte, elegante Pontonformen

Der Erzfeind Chevrolet brauchte tatsächlich sechs Jahre länger, um die alten Formen über Bord zu werfen, dann aber richtig!

 

Technisch behielt man aber die alten Motoren bei, einen Reihensechser mit 95 Pferdchen und einen V8 mit recht asthmatischen 100 PS. Das sollte sich aber erst 1955 bemerkenswert ändern, als die Leistungen so langsam Richtung 200 PS gingen.

1949 Ford Club Coupe

Eigentlich wollte ich ja ein, in grauer Vorzeit bereits gebautes Modell, restaurieren. Leider ließ sich der uralte Lack mit der bewährten Bremsflüssigkeit-Tauchbadmethode nicht erweichen, so dass ich auf einen neuen Bausatz zurückgreifen musste.

Der bereits zerlegte Alt-Bausatz werde ich dann für ein bevorstehendes Custom-Projekt verwenden...

Von wegen neuer Bausatz: Bei dem hier verwendeten Kit ist eigentlich nur die Schachtel neu, der Bausatz selbst hat schon mehrere Jahrzehnte auf dem Buckel und taucht in unregelmäßigen Abständen immer mal wieder in den Katalogen auf.

 

Leider merkt man dem Bausatz sein Alter auch an, denn es gibt sehr viele Gießgrate und überschüssiges Material zu entfernen.

Ansonsten bereitete der Kit wenig Probleme, einzige Ausnahme war die Windschutzscheibe, die von der Breite her nicht recht passt.

 

Lackiert habe ich das Auto in einem unscheinbaren aber doch eleganten Hellbeige, der Innenraum ist zeittypisch hellgrau bemalt.


Die wunderschönen Weißwandreifen waren beim Kit schon enthalten, so blieb mir das Bemalen mit Modellbaufarben erspart. Wird eh nie so hundertprozentig gleichmäßig...


 

1950 Ford Convertible


Auch der AMT-Bausatz vom 50er Cabrio hat ein ähnlich biblisches Alter und wurde von mir bereits in den 1980er Jahren gebaut. Auch diese alte Modell sollte eigentlich restauriert werden, mit dem gleichen Ergebnis wie beim 49 Coupe. Also ab damit in die Teilekiste und einen „neuen“ Kit besorgt.

Der Unterschied zwischen 49 und 50 liegt in einem leicht veränderten Grill im Bereich der Blinkleuchten, geändertes Haubenemblem und -Figur, geänderten Griff am Kofferraumdeckel, versenkten Tankeinfüllstutzen und leicht verändertes Lametta am Armaturenbrett.

 

 

Das größte Manko am Cabrio-Bausatz ist, dass der Rahmen an den seitlichen Ausstellfenstern fehlt.

 

Die Scheibchen sind zwar dabei, aber warum auf den Rahmen verzichtet wurde – ich weiß es nicht. So musste ich also mit Evergreen-Streifchen die Rähmchen selber bauen und die Klarsichtteile dementsprechend anpassen. Eine lustige Arbeit, die mir nur unter Einsatz von Sekundenkleber gelungen ist.

Eine weitere Eigenart des Cabrios ist, dass der vordere Scheibenrahmen als separates Einzelteil in die Karosserie zu kleben ist.

 

Das ist wahrscheinlich auch der Grund, weshalb das fertige Interieur nicht mehr ganz genau in die Karosserie passte. Das Innenleben wollte um einige Millimeterchen weiter nach hinten versetzt eingebaut werden.


Das hatte zur Folge, dass dadurch auch der Unterboden dementsprechend angepasst werden musste, damit zum Schluss alles an seinem Platz war.

 

Ansonsten gibt der alte Kit wenig Rätsel auf. Lackiert in einem Dunkelblaumetallic von Multona, innen hellbraun-hellbeige bemalt.


 

1951 Ford Convertible

Die größten optischen Retuschen der drei Baujahre sind am 51er Jahrgang zu erkennen: Komplett neuer Kühlergrill und Haubenfigur, geänderte Rücklichter, mehr Chrom im Bereich der Rücklichter, die seitlichen Zierleisten wurden verlängert und ziehen sich um das gesamte Heck herum, neues Armaturenbrett und Lenkrad, abermals ein anderer Griff am Kofferraumdeckel sowie geänderte Türverkleidungen.

 

Die Basis für dieses Modell ist das 50er Cabrio, die nötigen 51er Teile sind ein Conversion-Kit von Modelhaus

Auch hier gab es die beim 50er Modell erwähnten Probleme mit den Seitenfenstern und dem schlecht passenden Interieur.

 

Die seitlichen Leisten wurden mit Evergreen verlängert und an den Übergängen verspachtelt und verschliffen. Auch die Chromleistchen an den Türpappen wurden mit Evergreen entsprechend verändert.


Die meiste Arbeit machte hier das Armaturenbrett. Den Modellhaus-Teilen lag zwar ein solches Teil bei, was sich aber als Dash vom 56 Dodge entpuppte! Es gibt zwar eine gewisse Ähnlichkeit im Bereich der Armaturen, aber eigentlich so nicht zu gebrauchen. So durfte ich aus den Armaturen eines 56er Dodge und eines 50er Ford, ein komplett neues Armaturenbrett mir selbst schnitzen:

Links und rechts die Rundungen weggefeilt und alles rechts mit einem Teil vom Ford verlängert, Dort den Übergang verspachtelt und an beiden Seiten neue Befestigungskanten angebracht. Dann die Dodge Armaturen komplett weggeschliffen, den Tacho vom Ford ausgeschnitten und passend auf das Dodge-Teil geklebt und verspachtelt. Anschließend kleine Löcher für die versenkten Schalter und Knöpfe gebohrt, Stecknadeln als Schalter durchgesteckt und von hinten verklebt. Das Radio vom Ford ausgesägt und aufgeklebt und zum Schluss das Handschuhfach neu graviert.

 

Ein Heidenspaß!

Lackiert wurde die Fuhre mit einem Rest Hellrot, den ich noch von meinem 47er Plymouth Cabrio übrig hatte.

 

Innen bemalt in Elfenbein, Rot und Schwarz.

Zum Schluss gab es dann noch einen kleinen Schockmoment, als ich die Rücklichter abringen wollte. Ich war immer der Meinung, dass die 51er Rücklichter sich nur in der Strucktur des Glases verändert hatten. Tatsächlich sind die aber auch größer als die 50er Teile und passten nicht so recht auf den Karosseriesockel. Sollte ich deshalb das ganze Modell zerlegen und mait allem nochmal von Vorne anfangen? Nö, ich hab die Teile einigermaßen mittig ausgerichtet, so dass es nicht gleich auffällt...

Jetzt habe ich also endlich mein Shoebox-Trio, wobei ja noch ein 49er Woody und ein 50er Crestliner im Regal liegen. Und das Custom-Projekt will auch angefangen werden.

 

Kommt schon noch...


Robert Eiber, Feucht bei Nürnberg

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Kommentare: 7
  • #1

    Günther (Sonntag, 22 November 2020 16:22)

    Eins Zwei Drei , der Robert ist ganz vorn dabei...Ein Superschönes Trio infernal
    Von den Shoebox Fords kann man nicht mal eben Einen bauen, es müssen immer mehrere
    auf einmal entstehen .Ich habe Seinerzeit Fünf auf einmal gebaut , die jetzt auf einem
    Revell Peterbild Autotransporter wohnen.Bin schon auf den Woody und den
    Crestliner gespannt

  • #2

    Oliver Löbert (Sonntag, 22 November 2020 18:34)

    Robert wie er leibt und lebt. Wenn Andere mal ein Modell bauen oder nicht mal das schaffen (ich meine damit z.B. Meinereiner :-) dann baut Robert mal schnell eine ganze Baureihe weg und das dann auch noch in super Qualität. Ich werde wohl nie an Roberts Performance herankommen obwohl ich das müsste wenn ich mir meine Bausatzwand so anschaue. Der Crestliner wäre dann noch das Sahnehäubchen in diesem Trio. Modelhaus bot da sogar einen eigenen 1950er Ford Crestliner Conversion Satz an der aus Body, Interior, Lenkrad und Radkappen bestand. Kann man natürlich auch alles selber modifizieren bis auf die speziellen Radkappen.da wirds dann schwierig.

  • #3

    Christian (Sonntag, 22 November 2020 19:40)

    Sensationell, Du spielst in einer ganz anderen Liga als ich mir das je vorstellen könnte. Das Club Coupe vor allem bringt die Atmosphäre jener älteren Autos, die ich noch als Kind auf den Straßen Wiens gesehen habe, perfekt rüber. Waren natürlich keine Amerikaner, sondern eher z.B. Simca Arondes, aber in ähnlich gedeckten, eleganten Farbschemata. Wurde dann alles von den wilden 70ern weggespült.
    Glücklicherweise ist der 51er ein Cabriolet, sonst würde man das Armaturenbrett gar nicht so würdigen können. Toll einfach. Ein vorhandenes Auto darzustellen fällt mir immer schwerer als die Phantasie frei laufen zu lassen. Möchte aus dem noch ungebauten Fujimi Autobianchi A112 einen Serie3 oder älter, also ohne Plastik machen, wie es mein erstes Auto war. Schiebe ich immer zu Gunsten anderer Projekte auf.
    Es bleiben da, wenn ich richtig mitgezählt habe, zwei 50er Fords über? Bin auf die Customs daraus gespannt, oder einmal ein Gasser zur Abwechslung?

  • #4

    Gerhard (Sonntag, 22 November 2020 19:46)

    Hoch interessante Trios (oder sogar Quartette!) haben bei Robert ja schon Tradition, man denke nur an die ´51er Chevys, die ´59er Chevys (das waren sogar vier!) oder die ´59er Pontiacs. Andere sind, wie Oliver ganz richtig schreibt, schon froh, wenn sie endlich mal ein Modell fertig kriegen, aber Robert haut gleich drei oder vier in einer Reihe weg. Kannst Du mir die Heinzelmännchen, die für Dich bauen, bitte auch mal leihen, lieber Robert?
    Ansonsten ist gerade so eine Reihe aufeinander folgender Baujahre immer wieder besonders interessant, um die Evolutionsstufen eines Modells über einen längeren Zeitraum verfolgen zu können. Auch bei diesen Fords kann man im Detail sehr schön erkennen, wie sich im Verlauf der Jahre 1949 bis 51 sowohl außen als auch im Innenraum ganz langsam immer mehr Chrom und sonstiger Zierrat breit machte - eben der Anfang jener faszinierenden Entwicklung bis hin zu den völlig überladenen Straßenkreuzern der späten ´50er Jahre, die uns noch heute in ihren Bann schlägt und in der Geschichte des Automobils einmalig bleiben wird!

  • #5

    rAINER (Sonntag, 22 November 2020 20:01)

    Mit viel Freude hab ich diesen Shoebox-Report gelesen, um nicht zu sagen 'genossen'.
    Vielen Dank für diesen Beitrag !!!!

  • #6

    Michi (Sonntag, 22 November 2020 23:34)

    Sehr schön ist das Trio anzusehen, saubere Arbeit, das blaue Cabrio ist allerdings mein Favorit ��

  • #7

    Reinhold (Montag, 23 November 2020 08:44)

    Die alten 49´er und 50´er Fords (und der spezielle 51´er toppt die ganze Sache noch) gehören in jede Modellsammlung amerikanischer Klassiker, wie die späteren 56`er und 57´er Modelle! Das total falsche Armaturenbrett im 51´er fand ich schon sehr seltsam (is ja wie bei JoHan!) - aber die Lösung find ich sehr gelungen! Der 51´er wäre auch mein Favorit aus dem Trio. Aber was ist mit dem Goldbezug des Lenkradkopfes im 49´er passiert? Auf dem Foto von links außen drauf sieht es so aus wie ein Überzug aus Stoff - auf dem Foto nebendran siehts aber korrekt aus.
    Über einen Custom Ford haben wir ja schon gesprochen. Bin dieses Mal sehr gespannt, was Du draus kreierst! (?).