1967 Cadillac Eldorado Custom

1967 Cadillac Eldorado Custom

 

Taildraggger

 

Jo-Han Umbau, Maßstab 1:25

Christian Vana

 

Vorstellung (falls so usus und gewünscht):

 

Ich bin ein echter Wiener, dort geboren und habe bis vor 3 Jahren dort gelebt, nun etwas südlich von Wien in Baden. Wien ist inzwischen zu wenig autogerecht.

Seit frühesten Kindestagen liebe ich Autos, seit meinem Matchbox-Koffer mit 3, also vor fast 61 Jahren, sind die Autos halt immer größer geworden, bis zu 14m x 2,55m x 4m. Ich entwickle Nutzfahrzeuge, die Maßangabe war ein Doppeldecker-Bus, einmal ein Auto, das ich vom weißen Blatt Papier an entwickeln durfte.

Da ich eigentlich immer Renn- und Sportwagen bauen wollte, habe ich mir nach einer längeren Pause vor etwa 25 Jahren wieder den Modellbau als Ventil dafür zurückgeholt. Dort kann man ja unabhängig von Kosten und Regularien seine Träume ausleben. Technische Plausibilität ist für mich allerdings schon berufsbedingt wichtig.

 

Mit 6 habe ich mein erstes Modellauto (Revell 1:32) selbstständig (als Glue-Bomb) gebaut, es folgten unzählige Airfix-Sackerln,  mein erster 1:25er war der Beatnik Bandit von Revell; das und Jo-Han haben mich für die Amerikanischen Driving Culture geöffnet, obwohl meine Vorliebe kleinen Autos gilt. Bin ja mit den Rallye-Siegen des echten Mini-Coopers aufgewachsen.

Der Caddy-Custom:

 

 

Das Ding ist ein früher selbständiger Versuch, ein Custom Car zu bauen. Hinausgehend über die in den Kits angebotenen Customizing-Features oder irgendwelche Show-Rod-Kits. Ausgangsbasis ist natürlich ein Jo-Han Customizing Kit, der vom  1967er Eldorado. In meiner Modellbaupause lag der irgendwo halbgebaut jahrelang rum, hätte -vergeblich- eine Rennversion (am berühmten BMW CSL orientiert) werden sollen. Was also tun damit?


Natürlich liegt immer die Versuchung nahe, es vielen Roddern und Customizern gleichzutun und die einzigartige Antriebseinheit irgendwo anders zu verwenden. Aber einen -sehr klassischen- Hot Rod Roadster hatte ich mir damals gerade aus verschiedenen Resten gebaut und in der 2. Hälfte der 1990er kam das Interesse an klassischen Customs wieder auf, zuerst vor allem an den 40er und 50er Taildraggern. So ein Taildragger ist natürlich mit Frontantrieb noch viel logischer, da zieht er ja wirklich das Heck nach. Und das sollte man auch sehen

 

 

 

Also big and littles, aber verkehrt, hier gehören die breiten Slicks vorne hin, dafür braucht man aber wirklich breite Radhäuser, lieferten die Kotflügel eines Jo-Han Ambassador-Rests (der dann wieder noch einen „modernen“ Rod Roadster ergab, nix verkommen lassen). Darum auch vorne breiter als hinten.


Top-Chop, eh klar, stärkerer Rake der Windschutzscheibe. Und das Stufenheck war mir zu bieder, also von den Mercury Leadsleds beeinflusst, musste ein Fließheck her, mit einer Finne á la Tatra 87 drauf. Im Vergleich mit einem meiner Lieblings-Amis, dem 67er Plymouth und einigen, uns in den Proportionen vertrauten, Europäischen Autos sieht man, niedrig ist er geworden.

Um alle Chlichés zu bedienen gehören eigentlich noch Fins dazu, aber bei einem Taildragger? Also nach unten als Verlängerung der hinteren Kotflügel und innen, um die Auspüffe einzurahmen, ein bisserl im Stil der Ejektoren der Rennwagen zur Bauzeit dieses Modell-Autos.

Sorry, an die hier üblicherweise gezeigte Perfektion, die ich immer bewundere, reicht mein Caddy nicht heran, aber die ursprünglichen echten Customs waren auch so unperfekt zusammengeschustert, dass man bei der Restauration heute zwischen Haltbarkeit und Originalität abwägen muss.

 

Betrachtet das Ding also bitte nachsichtig in dieser Tradition und seht es vor allem als meinen Diskussionsbeitrag zum Thema „dare to be different“. Diesem Motto widmet man sich hier auf der Chrome-and-Fins Homepage sowieso mehr als bei den Customizern „in echt“ oder manch Amerikanischer Show-Rod Modell Homepage, Respekt.


Christian Vana, Baden bei Wien

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Kommentare: 5
  • #1

    rainer (Mittwoch, 16 Dezember 2020 18:11)

    Leut', ich sag euch. Die Covid-19 Pandemie hat doch auch was Gutes. In letzter Zeit häufen sich die super-interessanten Beiträge auf '50s chrom-and-fins... (my favorite)
    Auch jetzt wieder dieser sehr schöne, (fast-) ergreifende Report über Vana's Custom-Caddy.
    Hat mir sehr gefallen und lässt mich auch künftig optimistisch bleiben.
    Danke !

    rmcrhromgOs

  • #2

    Gerhard (Mittwoch, 16 Dezember 2020 20:37)

    Ein Modell für die eingehende Betrachtung, zu komplex für den schnellen Blick. Immer wieder lassen sich in den verschiedenen Ansichten neue, überraschende Details entdecken, die schlussendlich meisterhaft zu einem überaus stimmigen Gesamtbild zusammengefügt wurden. Über den Sinn der Endzeit-Perfektion beim Modellbau lässt sich ohnehin trefflich streiten - das Ergebnis muss den Erbauer und den Betrachter in seiner gesamten Erscheinung ansprechen, das ist meiner Meinung nach viel wichtiger als der allerletzte Schliff im Detail. Der Custom-Caddy ist wirklich ein toller Einstieg, lieber Christian Vana, und hoffentlich sehen wir noch mehr so begeisternde Modelle aus dem schönen Baden bei Wien?!?!

  • #3

    Günther (Mittwoch, 16 Dezember 2020 21:16)

    Beim fassungslosen auf´s Bild starren finden sich immer wieder neue Details , die man vorher
    übersehen hat.Starker Stoff bei dem es nicht auf Hochglanz Perfektion ankommt. Das
    gesamt Bild und die Idee die durchschimmert, sowas zählt, sowas will Ich sehen.
    Das Ding hätte Ich gerne in meinem, kleinen Sammelsurium stehen.
    -CUSTOMISED BY CHV,- der neue Slogan für Customs die die Welt braucht.

  • #4

    Christian (Mittwoch, 16 Dezember 2020 22:03)

    Carissimi, vielen Dank für die Komplimente. Wollte einfach einmal was Wildes probieren und die Traditionen durch konsequente Umsetzung hinterfragen.
    Lieber Rainer, den hast Du nicht dem der Pandemie geschuldeten Rückzug ins Häusliche zu verdanken, er entstand bereits zu einer Zeit, als alle noch HIV für die größte Bedrohung hielten.
    Homeoffice ist oft produktiver als das Büro. Aber die Weihnachtsferien beginnen, da kann man sich ja mehr den schönen, kleinen Dingen widmen.

  • #5

    Reinhold (Donnerstag, 17 Dezember 2020 08:12)

    In letzter Zeit wird sich hier ja ständig gegenseitig überboten, wer denn nun den abgefahrensten und wildesten Custom Schlitten baut. Ich staune immer wieder, was die Kollegen für Ideen haben, auf die ich als alter "striktly stock" - Bauer nie kommen würde! Aber die Mischung machts - Stock and Custom - daher wird's auch nie langweilig und man ist gespannt, was als nächstes Modell hier aufschlägt. Für ein sog. "Frühwerk" sieht dein Caddy aber gut aus - auf den ersten (und zweiten Blick) hätte ich nicht erkannt, was die Ausgangsbasis für den Radikalumbau war. Und die angesprochene "Perfektion" kommt erst mit der Zeit - wobei das natürlich auch wieder Ansichtssache ist. Was für den einen perfekt ist, ist für manch anderen vielleicht nur unprofessionelles zusammen geschustere. Damit muss man leben können - Hauptsache man hat Spaß dabei. Und wir kochen doch alle bloß mit Wasser, oder?