1968 Chevrolet Corvette 427

1968 Chevrolet Corvette Roadster 427 L-88

 

Corvette Fever

 

Revell, Maßstab 1:25

Little red Corvette…Baby you´re  much too fast – ooh – little red Corvette, you need a love, that´s gonna last“…

Der Popsong von Prince (der sich später auch TAFKAP oder schlicht „Symbol“ nannte) erschien Anfang 1983 gerade zur Umstellung von der C3 auf die C4 Corvette Baureihe und war einer seiner größten Hits in den 80ern. Was sich scheinbar nach einem Loblied auf GM´s berühmten Sportwagen anhört – und ich bin mir sicher, dass Prince dabei die C3 im Sinn hatte - bezieht sich in Wahrheit aber auf eine kurze Affäre mit einer heißblütigen Frau mit unzähligen „Vorbesitzern“ - „… „cause i felt a little ill, when i saw all the pictures of the jockeys that were there before me“. Die Anspielung ist jedoch durchaus nachvollziehbar. Schließlich soll so Manchem schon beim Anblick der sexy Formen der C3 nicht nur der damals obligatorische Schnurrbart („Pornobalken“) gewachsen sein!

Corvette C3 Story:

Die C3 hatte bei Produktionsbeginn im Spätherbst 1967 mit massiven Anlaufschwierigkeiten zu kämpfen und wurde daher erst Anfang 1968 ausgeliefert. Hauptsächlich wurden die teils schlechte Verarbeitungsqualität und die anfänglichen Kühlungsprobleme bei den Big Block Motoren bemängelt. Das beengte Platzangebot, die unzureichende Innenraumbelüftung und schlechte Sicht nach hinten bei geschlossenem Verdeck oder beim aufgesetzten Hardtop stießen ebenso auf Kritik, wie der nur von innen zugängliche „Kofferraum“, der eigentlich nur ein Ablagefach hinter den Sitzen war. Bei eingeklapptem Verdeck (wenn vorhanden!) war keine Gepäckmitnahme möglich. 

Übrigens kein Witz: Chevrolet lieferte den Roadster serienmäßig entweder mit Verdeck oder abnehmbaren Hardtop aus. Wollte der Kunde beides haben, musste Aufpreis bezahlt werden. Selbst an die Vinyldach Liebhaber hat Chevrolet gedacht. Es haben sich jedoch nur wenige Kunden für diese Ausführung beim Hardtop entschieden. Das innovative System mit den unter einer aufklappbaren Abdeckung vor der Windschutzscheibe befindlichen, ausfahrbaren Scheibenwischern funktionierte auch nur in frostsicheren Gebieten zuverlässlich. Obwohl die Corvette weiterhin als Sting Ray bezeichnet wurde, verschwand der Name von der 68´er Karosserie, um erst wieder im Folgejahr zusammengeschrieben als Chromschriftzug über den nun ebenfalls verchromten seitlichen Kiemen wieder aufzutauchen.

Allen Nachteilen zum Trotz war die C3 aber vom Start weg ein durchschlagender Erfolg, denn die neue Corvette begeisterte nicht nur durch ihr schnittiges, haifischartiges (Coke-Bottle-) Design, sie beeindruckte auch durch das breite Angebot an Motoren, angefangen vom 327´er mit 300 PS bis zum 427´er mit 435 PS. Die Option L-88 leistete sogar 560 PS und wurde von Chevrolet daher nicht für den herkömmlichen Straßeneinsatz empfohlen. Das perfekt schaltende 3 bzw. 4-Gang-Getriebe, das für amerikanische Verhältnisse gute allgemeine Handling und natürlich die fantastischen Fahrleistungen kamen ebenso bei Testern und Kunden sehr gut an. 

Und wie nicht anders zu erwarten, stürzten sich Tuner und Auto-Veredler von Anfang an auf die C3 und im Laufe der Zeit entstanden die heißesten Kreationen. Von der Streetmachine bis zum Dragster, vom radikal umgebauten Customcar bis zum Station Wagon oder gar Pickup – die Möglichkeiten schienen grenzenlos zu sein. Sogar in eine 3-achsige, innen plüschig und verspiegelt gestylte Stretchlimo wurde die C3 verwandelt. Mehr Porno ging nicht. Eine besonders wilde Customversion der C3 hat es sogar auf die Leinwand geschafft. Im 70´iger Jahre Roadmovie „Corvette Summer“ jagt der eigentlich als Yedi-Ritter berühmt gewordene Mark Hamill einer gestohlenen Corvette in Las Vegas hinterher – dieses Mal aber ohne Hilfe von Laserschwert oder geistiger Unterstützung durch Meister Yoda.

 

In unseren Breiten genoss die C3 allerdings nicht immer den besten Ruf – wurde sie doch oftmals mit Playboys, Kiezgrößen und anderen zwielichtigen Figuren aus der Halbwelt in Verbindung gebracht. Obwohl der Neidfaktor hierbei eine nicht unerhebliche Rolle gespielt haben dürfte.

Und nun zum Bausatz:

Die „New-Tool“ Version der 68´er Revell-C3 L-88 (Roadster) erschien1988 und wurde seither immer wieder mal aufgelegt. Optionen beinhalteten zunächst nur ein geschlossenes Soft- und Hardtop. Bei späteren Wiederauflagen kamen dann diverse Customteile und -Reifen, sowie die Stockhaube für die Smallblock Motoren und ein umfangreicherer Decalbogen hinzu. So kann man sich seine Corvette immer wieder neu zusammenstellen: offen oder geschlossen mit Verdeck oder Hardtop, 327´er oder 427´er Haube – oder die 427/L-88 Haube mit großer Hutze. Mir ist die aber zu pompös und verdirbt meines Erachtens das Erscheinungsbild.


Die beiliegenden Monogramreifen sind zu groß (passen besser für 1:24 Muscle-Car) und wurden daher gegen AMT-Reifen von einem aus den 90´iger Jahren stammenden Pickup ausgetauscht. Blöderweise verlaufen genau um die versenkten Türgriffe herum die Trennnähte. Trotz größter Vorsicht beim Abschleifen fielen diese bei der Aktion zum Opfer und mussten daher durch entsprechend bearbeitete Evergreen Teile ersetzt werden. Der Schwellerbereich unter der Zierleiste ist auf dem Bausatzschachtelbild verchromt, muss aber seidenmatt- bzw. mattschwarz sein. Also die beiden Teile abgebeizt, seidenmattschwarz lackiert und nur die Zierleiste mit BMF verchromt. 

Im Innenraum wären Decals für Anzeigen, Lenkradnabe und Mittelkonsole wünschenswert. Ich hab mir mit ähnlichen Decals für die Anzeigen in den großen Rundinstrumenten aus dem Fundus beholfen. Für das am Dashboard fehlende Radio wurde von einem alten Armaturenbrett ein passendes Teil herausgetrennt, von hinten hauch dünn abgefeilt und auf der Platte mittig unter den 5 kleinen Rundanzeigen angebracht. Der Fußraum wurde zur Abwechslung wieder mal beflockt.

Erstaunlicherweise passt von allen zur Verfügung stehenden Hauben die 427`er von einer ausgeschlachteten 69´er Coupe Corvette am besten. Die Stockhaube für die Ausführung der Smallblock Motoren geht so, muss aber wegen einiger Sinkmatten in der mittigen Nase gespachtelt und geschliffen werden. Die Verchromung der Abschlussleiste an der Windschutzscheibenunterseite wurde aber nicht vergessen – sie war bei der C3 nicht verchromt – wahrscheinlich wegen den schon erwähnten ausfahrbaren Scheibenwischern. Das brachte mich auf die Idee, dieses Mal auch die Gummidichtungen an den Chromeinfassungen anzubringen. Erst mit einem wasserfesten Stift geschwärzt und anschließend mit Mattlack überstrichen. Sind zwar etwas zu breit geraten, trotzdem bin ich mit dem Ergebnis ganz zufrieden. 


Da der Firewall ziemlich eng am Motorblock anliegt, sollte man vor der Endmontage auf die korrekte Passung der Anbauteile achten, sonst passt die Bodengruppe nicht in die Karosserie. Die winzigen Corvette Embleme an der Spitze und auf dem Tankdeckel hab ich abgeschliffen und durch Decals ersetzt, weil zum Bemalen hätte das meine optische Wahrnehmung und mein Feingefühl weit überschritten. Zum Schluss als kleines Gimmick noch ein zeitgenössisches „Playboy“ Cover auf den Beifahrersitz gelegt. Die Idee ist zwar nicht neu, passt aber perfekt zum Thema.

Wer nun Lust bekommen hat, auch mal die amerikanische Sportwagenikone zu bauen: Neben Revell hatten alle namhaften Modellbauhersteller die C3 im Programm. Monogram, AMT und vor allem MPC überschüttete in der Vergangenheit den Markt mit zahlreichen Streetmachine- und Custommodellen. So ist für jeden Interessierten etwas dabei.

 

Wäre dies übrigens nicht einer spannenden Story von unserm Bausatz-Guru wert?

Und ich spiele schon wieder mit dem Gedanken, die Prince Best-Of CD einzulegen und ein bestimmtes Lied aufzudrehen – wie in den good old days in den 80´igern…

„…i guess i should close my eyes, when you drove me to the place where your horses run free…little red Corvette, Baby you´re much too fast – yes you are…“

 

verdammt, ich krieg den Song einfach nicht aus dem Schädel!

Reinhold Schmidt, Fürth

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Kommentare: 4
  • #1

    Günther Eberhardt (Mittwoch, 28 Juli 2021 18:46)

    Allerfeinster Stoff über eins meiner Lieblingsthemen. Im Corvette Zimmer stehen etliche
    Verwandte von diesem "kleinen roten Schnuckelchen" . Die Ausgestaltung vom Armaturenbrett
    gefällt Mir sehr gut, auch sonst ist es ein Highlight-Premium Model geworden,wie ich ja schon vergangenes Wochenende feststellen durfte.Was kriegen wir denn nächste Woche für einen Augenschmauß zu sehen, Reinhold ?

  • #2

    Christian (Mittwoch, 28 Juli 2021 20:56)

    Super Modell einer wohl zurecht am längsten gebauten Corvette-Baureihe. Sehr schön geworden, lädt richtig zum Einsteigen ein.
    Mein Corvette-Held war die unglaubliche Greenwood-Renn-Corvette mit ihrem Auftritt in Le Mans. Die ist wirklich wie der Weiße Hai durch das GT-Feld gedüst. Ein unglaublicher breiter Krapfen…
    Corvette Summer fand ich als Film nicht so aufregend, wie auch das Auto, aber immerhin ein Car-Movie. Allerdings ist die Original-C3 viel schöner als dieses Custom-Dings.
    Gratuliere zu Deiner, müßte nur noch wachsen, damit man damit losfahren kann.
    Herzliche Grüße, Christian

  • #3

    Oliver Löbert (Sonntag, 22 August 2021 12:43)

    Supersauber gebaut und eine nahezu perfekte Lackierung, wenn nicht perfekt. Ich konnte zumindest beim letzten Treffen keine Fehler finden und war begeistert von dem Teil. Gerade just nach dem Treffen bei Robert fiel mir ein Bericht genau dieser Corvette Ära in die Hände und ich las mit Begeisterung den Text dazu. Interessant war die Tatsache das die L88 Option welche nur von ein paar wenigen privaten Käufern damals geordert wurde heute die begehrteste Variante ist und bis zu 6-stellige Beträge kostet. Dazu kam das man durch die extrem hohe Verdichtung dieser Motorausführung nur hochoktaniges Flugbenzin tanken konnte welches aber an der normalen Tankstelle nicht zu bekommen war. Somit war das Fahrzeug für den normalen Verkehr nicht wirklich geeignet. Ausser man hatte ein Fässchen von dem teuren Zeug immer irgendwo rumstehen. So, genug geschlaumeiert :-)

  • #4

    Christian (Montag, 13 September 2021 21:11)

    Später Nachtrag: https://www.motortrend.com/reviews/the-turbine-corvette-from-november-1979-issue, der Artikel gibt mir auch noch zu denken, eine Turbine vom Lotus-Indy-Racer habe ich ja noch herumliegen…