1971 Ford Maverick Racer

1971 Ford Maverick "Racer"

 

Faux Mustang oder „Cobra Coupé Mach 0,75“

 

Umbau Jo Han, Maßstab 1:25

Den Ford Mustang mochten wir immer schon alle, besonders die, die damit aufgewachsen sind, wie ich. Nicht unbedingt im Straßenbild (und schon gar nicht in Wien), aber zumindest bei uns im Kinderzimmer von Corgi (mit den wunderbar photogeätzten Drahtspeichenrädern) oder später von Matchbox und natürlich als Modellbausatz.

Im Film haben wir ihn später in Lelouch’s „Un Homme et une Femme“ (Rallye-Mustang, besonders in der Szene beim Test in der Steilkurve von Montlhéry) und natürlich in „Bullitt“ bewundert.

 

Diverse Mustang-Studien waren mir ein Begriff, nicht aber unbedingt der Mach1 Concept von 1966. Als ich ihn im Internet gesehen habe, wollte ich ihn zumindest in der Vitrine haben. Idee war, einen Revell-Bausatz zu besorgen und munter zu customizen, mache eh immer meine Version, kein naturgetreues Modell. Dann habe ich erfahren, dass unser lieber George Barris / Ed Roth / etc., Günther, dafür einen Resin-Kit samt Basisfahrzeug auf Lager hat. Also, da konnte ich mit meiner geplanten Eigenversion natürlich kein Leiberl mehr reißen…

 

Ergo ein anderer Zugang. Als notorischer Liebhaber kleiner oder zumindest kompakter Autos fand ich ja den Mustang ab 1970 immer zu sehr über sich hinausgewachsen. Aus heutiger Sicht sicher ein toller Donnerkeil, aber ich hab’ halt meine eigene Vorstellung.

 

Und da war ja noch ein völlig verpatzter JoHan-Maverick Drag-Racer im Kindheitsfundus. Den also „in die Werkstatt geholt und los geht’s.“

Das Zerlegen, Entlacken und Body Putty (war’s damals) rauskratzen hat dann gezeigt, wie sehr das Ding in Mitleidenschaft gezogen war (mea culpa). Die Radausschnitte hatte ich vor 50 Jahren richtig grob „ausgehackt“, um Platz für die größeren Räder zu machen. Da war fast ein Neubau, also zumindest starkes Customizing angesagt. Damit der Plan:

 

  • wegen breiterer Reifen und neuer Heckansicht einmal ordentliche Kotflügelverbreiterungen.

  • weil mir der „kleine“ Maverick immer noch ziemlich groß erschienen ist, habe ich gleich einmal den hinteren Überhang um die Hälfte gekürzt.

  • damit Neubau des Hecks, konnte ich gleich Überbleibsel meines Plymouth-Duos verwenden

  • Dach kräftig gechoppt, nach Vorbild des Mach1 Concept und dabei gleich das Heckfenster vergrößert.

  • genauso die hinteren Seitenscheiben verschlossen, um den seitlichen Tankverschluß zu ermöglichen.

  • den 427er Bigblock habe ich rausgeschmissen (wird woanders Platz finden) und durch einen übriggebliebenen 289er Cobra ersetzt. Der konnte dann auch hinter der Vorderachse eingebaut werden, bessere Gewichtsverteilung, Fahrdynamik gewonnen

  • da das Modell schon ordentliche Innenkotflügel hatte, habe ich die einfach verbreitert und unter der weitgehend rudimentär gebliebenen Vorderpartie hervorschauen lassen. Die wollte ich eigentlich nach dem Entwurf des Mach1 Concept (es fanden sich Zeichnungen im Net, ob es aber wirklich umgesetzt wurde bezweifle ich) als Flip-Frontend gestalten, aber der Frontspoiler hat mir die Ausrede für eine doch einfachere, konventionelle Motorhaube in einem leicht demontablem Vorbau gegeben, da sonst der aerodynamische Druck auf den Spoiler von einem normalen Haubenverschluss kompensiert hätte werden müssen. So kann der Vorbau aufwendiger verankert werden. Wie es auch z.B. der Lancia 037 hatte.
    Das ganze gibt auch ein bisserl Hot-Rod-Look.

  • der Tank ist gedanklich unter das erhöhte Podest gewandert, wo ehemals die Hecksitzbank war

  • die Hinterradaufhängung der Starrachse wurde auf Coil-Overs mit 4 Lenkern umgestellt, für Blattfedern war kein Platz mehr, soweit das halt im Halbrelief der JoHan-Bodenplatte darstellbar ist, außerdem sollte es ja wie das Mach 1 Concept eher ein Roadracer denn ein Dragster werden.

  • vorne gleich ein Neubau mit doppelten Dreiecksquerlenkern mit Coil-Overs und Zahnstangenlenkung.

  • hinter der Achse findet noch eine Reserveradmulde Platz

  • und natürlich Auspuff als Side-Pipes, gemäß des Futuristischen Manifests: „Wir erklären, dass sich die Herrlichkeit der Welt um eine neue Schönheit bereichert hat: die Schönheit der Geschwindigkeit. Ein Rennwagen,  dessen  Karosserie große  Rohre schmücken, die Schlangen mit explosivem Atem gleichen. …ein aufheulendes Auto, das auf Kartätschen zu laufen scheint, ist schöner als die Nike von Samothrake.“ Und die geben den offenen Seiten des Frontteils erst Sinn.



Es ist natürlich darüber zu streiten, ob er den geänderten Mustang-Grill aus einem 1:32-er Modell zu recht trägt oder nicht, aber ich fand, Motivation und starke Änderung sowie der hoffentlich innewohnende Sportsgeist erlauben das.

 

Letztendlich soll ja der Mustang II (Kompakt, aber nicht das was für mich einen „Mustang“ richtig verkörpert, auf der gleichen Plattform wie der Maverick entstanden sein. Im Vergleich zu einem echten Mustang und einem kleinen FIAT 128 Coupé zeigt sich das Auto schon eher als kompaktes Muscle-Car in der Mustang-Liga, auch wenn er 1/4 kürzer als ein 1969er Mustang ist. Daher der Name „Cobra Coupé Mach 0,75“

Jetzt könnt ihr euch vielleicht vorstellen, warum es, obwohl von Robert und mir dazwischen schon ein paar mal angekündigt, so lange gedauert hat. Perfekt sind die Oberflächen wieder nicht, aber sonst hätt’s noch länger gedauert. Für mich ist’s gut so.

Christian Vana, Baden bei Wien

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Kommentare: 4
  • #1

    Reinhold (Montag, 13 September 2021 09:12)

    Grundsätzlich find ich die Idee, den Maverick mit dem Mustang zu "verwurschteln" höchst interessant, weil ich den Bruder vom Maverick (71´er Mercury Comet Dragracer) auch im Schrank habe und noch net genau weiß was ich draus machen soll. Respekt vor den zahlreichreichen Veränderungen, die Du umgesetzt hast. Aber als passionierter Stock-Bauer tät ich mich schwer als Customizer, weil mir zum Einen die Ideen und die Erfahrung nebst "Skill" zum radikalen Umbau fehlen und zum Anderen die Überwindung, ein Auto anders zu bauen - als wie es gehört (und zwar wenn möglich "stricktly Stock"). Aber habt bitte noch a bisserl Geduld mit mir. Vielleicht - eines Tages...???

  • #2

    Günther (Montag, 13 September 2021 12:09)

    Gefällt mir gut der Maverang oder Musterick. Die umgedrehte Plymouth Stoßstange und der
    Sidepipe Kotflügel im Kotflügel sind ganz heiße Custom Ideen. Sidepipe Snakes die hinter
    dem Vorderrad hervorkriechen liebe ich schon seit Jahrzehnten.Initialzündung dafür war
    1951 das Showcar von Pegaso, die "Tea Rose" auf dem Pariser Autosalon.Eines meiner
    Lieblingsautos, seit der Zeit` vor´ meinem "Stapellauf".
    Auf gehts Christian "keep the good Work going" !

  • #3

    Christian (Montag, 13 September 2021 20:55)

    Carissimi, zuerst Danke, daß ihr über die von den Photos gnadenlos gezeigten Imperfektionen hinwegseht. Sieht man realen Modell viel weniger, fast nicht auf normale Distanz.
    Reinhold, während des Baus sind mir fast „seriennahe“ Versionen untergekommen, wie der Maverick Shelby, wie wär’s mit einem Mercury Comet GT?
    Und natürlich der „ Maverick Runabout“, http://justacarguy.blogspot.com/2018/04/maverick-runabout.html.
    Der Meine sollte wirklich anders werden und mußte es auch, so wie ich ihn in meiner Jugend ausgehackt hatte. Vielleicht hätte ich mich bei einem anders lädierten Fundstück zu einem Runabout nach dem Showcar aufgeschwungen. Aber auch Bone Stock ist doch sehr OK. Robert hat von einer Luxus-Version gesprochen, vom Mercury muß es da doch noch was mehr überdrüber gegeben haben? Das weißt Du sicher besser. Hast Du Teileprobleme bei der Stock-Ableitung?
    Stock-Lenkrad und sogar das übergebliebene Heckspitzel kannst Du gerne haben. Daraus würde ich höchstens eine Rudimentcarrosserie für eine moderne T-Bucket-Version machen…
    Günther, meinst Du den Pegaso Z-102 Cupola? Der ist supersteil, um nicht noch Treffenderes zu sagen. Aber über sowas, selbst nur davon inspiriert, traue ich mich nicht drüber. Wenn ich Deine Autos sehe, kommt mir der Faux Mustang eh fast spießig vor…
    Herzliche Grüße, Christian

  • #4

    Christian (Montag, 13 September 2021 21:00)

    PS: die Plymouth Stoßstange ist gar nicht umgedreht, war im Kit so vorgesehen. Und die Kotflügel, habe ich jetzt eingesehen, waren vielleicht von einem frühen Ferrari Testarossa 1957 inspiriert, war mir aber nicht bewusst, habe einfach pragmatisch gebaut.