1967 AMC Ambassador DPL

1967 AMC Ambassador DPL


Wenn zwei das Gleiche tun…


Jo-Han, Maßstab 1:25

Das 67er AMC Ambassador Cabriolet von JoHan ist öfter durch meine Hände gegangen, war offenbar beim „Kober“ (ihr wisst, das traditionellste Spielzeuggeschäft in Wien, das leider auch schon seit Jahren nicht mehr existiert), dem damaligen lokalen JoHan Dealer zahlreich vorrätig. Insgesamt 3x, 2x in meiner Jugend gebaut und so im Fundus geblieben, und dann habe ich nach 5 Jahrzehnten einen originalen, unbebauten Kit im Keller gefunden.

Den anzurühren, habe ich mich lange nicht getraut. War ja irgendwie eine Zeitkapsel.

Bei Robert war er dann doch in besseren Händen. 

 

 

Wir haben daher ein Parallelprojekt beschossen:

 

Stock

In´s Rollen gekommen ist das ganze Projekt durch regen Kontakt über Whatsapp zwischen Christian und mir. Thema war der 67er AMC Ambassador von Jo Han. Christian erzählte mir, dass er einen bereits gebauten hat, den er auf seine Weise umbauen möchte. Und außerdem noch einen originalen Cabrio - Kit, den er zum Umbauen nicht hernehmen möchte und den ich haben könnte.

Und da der Scheibenrahmen gebrochen war und die Windschutzscheibe unbrauchbar sei, könne ich den Kit einfach so haben.
An dieser Stelle nochmals meinen herzlichen Dank an Christian, irgendwie werde ich wohl die Gelegenheit haben, mich zu revanchieren…

Christian war es auch, der dann die Idee hatte, dass wir doch beide unsere Modelle gleichzeitig und parallel nebeneinander her bauen könnten. So kam es dann auch, kaum nachdem das Paket aus Österreich bei mir eingetroffen war, wurde als erstes der Scheibenrahmen mit viel Gefühl, Geduld und Plastikkleber wieder in seine ursprüngliche  Form gebracht. Die Scheibe selbst habe ich dann doch aus einem 68er Kit entnommen, wenn ich den mal baue, muss ich die mir dann selbst machen.

Der Bau selbst war reine Routine: Grundiert mit Tamiya, lackiert mit einem ganz hellen Blau von Edding, überzogen mit einer Schicht 2K-Klarlack.
Das Interieur lackiert mit Felgensilber aus der Dose, abgesetzt mit einem hellen Gau von Revell, der Boden mit dunkelgrauen Viscose-Focken beflockt.

Das Fahrwerk samt Motor wurde einfach nur schwarz lackiert – die Jo-Han Motoren sind eh nicht der Hit…


Das grüne Coupe ist ein Kauf bereits aus den 1980er Jahren und wurde auch in dieser Zeit bereits von mir gebaut. Indiz dafür ist die etwas raue Lackoberfläche, da ich damals noch mit normaler Auto-Grundierung gearbeitet habe, was sich mit dem Plastik leider nicht immer vertragen hat…


Das Coupe hatte von Haus aus schon ein Vinyldach (ja!) und wurde ohne irgendwelche Veränderungen aus der Schachtel gebaut. 
Die beiden bilden ein sehr schönes Pärchen und sind der krasse Kontrast zu Christians Modellen. Aber das war ja genauso beabsichtigt…


 

Speedster

Nachdem ich die Windschutzscheibe als Muster mit dem Bausatz mitgeschickt hatte und dieses gebaute Exemplar auch schon Motor und Getriebe einem früheren Projekt gespendet hatte, war klar, das wird nicht Stock, eher Custom.

Mich haben die auf großen Cabrios basierenden Speedster-Studien wie der 1964 Dodge Charger Roadster Concept und der Dodge Topless Charger von 1968 schon immer gereizt, irgendwie cool diese eigentlich unnötig riesigen Zweisitzer.

Als Antrieb hatte ich vom zum Faux Mustang mutierten Maverick einen Big Block mit Getriebe übrig, wie auch die Räder. Diesmal wollte ich es mir ohne große Carrosserie-Modifikationen einfach machen und so ein schnelles Projekt gewährleisten.

 

Mit den schönen Fächerkrümmern hat der ziemlich große Motor aber nicht in den Motorraum gepasst. Also Konzeptwechsel, angeregt durch den Mittelmotor-Charger für „Fast and Furious 9“.

Am Getriebe ein Differential integriert (durch den modularen Getriebeaufbau plausibel), den Innenraum hinter den Vordersitzen gekürzt und den Unterboden zwischen den hinteren Längsträgern ausgehackt. Hinten neue Radkästen und eine Einzelradaufhängung mit doppelten Trapezquerlenkern am Rahmen angebaut. Mit den kurzen Querlenkern gibt es zwar in Kurven deutliche Spur- und Sturzänderungen, aber auch Platz für die Fächerkrümmer am Motor. Dahinter passt noch ein Kofferraum.

Im ehemaligen Motorraum ein neuer Kühler am alten Platz, mir elektrischem Ventilator, zwischen den Radhäusern ein Querschott, dahinter ein weiterer Kofferraum, unter dem ein Tank, zu befüllen durch die Motorhaube. Die übrig gebliebenen Auspuffrohre im Relief sind nun zu den nötigen Kühlleitungen nach hinten mutiert.

Damit natürlich keine Kopfstützen, sondern ein Targabügel, der Motor bleibt offen im Heck, damit er präsent ist. Vorderradaufhängung bleibt Serie. Und natürlich ganz im Stil der Zeit ein hoher Flügel und ein Frontspoiler.

 

Also doch nicht so einfach und schnell.


 

Hot Rod Modern

Vom zweiten Gebauten Ambassador Cabriolet war aus irgend einem Grund nur noch die vordere Hälfte übrig, die vorderen Kotflügel haben als Verbreitungen im Taildragger Caddy Eldorado Verwendung gefunden. Also wirklich ein Rudiment.

 

Ich habe mich immer schon gefragt, warum auch Hot Rods mit sehr aktueller Technik unbedingt immer auf Autos der 30er und 40er aufgebaut werden. Dafür werden alte Relikte und Nachbauten für teures Geld gekauft. Warum nicht auf dem Schrottplatz nach jüngeren Relikten suchen, die es noch häufiger gibt? Kommt eh langsam als Trend.

Also vorne eine neue Einzelradaufhängung und hinten eine De Dion-Achse gebaut. Als Reverenz an die Klassik beide an querliegenden Blattfedern. Bug und Heck unter Verwendung von übrig gebliebenen Custom-Teilen eines anderen, längst dahingegangenen Bausatzes. Motor ist ein Hemi aus dem Fundus. Die überdimensionalen Auspufftöpfe und -rohre waren so verführerische Füller des Raums zwischen Vorderachse und Cockpit, mussten einfach sein.


Ist schon länger vor unserem Projekt entstanden, gehört aber hier auch dazu. Geht das im Vergleich mit dem Monogram-Klassiker „Black Widow“ nun als richtiger Hot Rod Roadster durch? Zumindest ein Versuch. Zeitgenössisch wurden in „Rod&Custom“ sogar die VW-basierten Buggies als Wiedergeburt des Amerikanischen Roadsters gefeiert.

Umbauten: Christian Vana, Baden bei Wien

Stock Modelle: Robert Eiber, Feucht bei Nürnberg

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Kommentare: 3
  • #1

    Günther (Mittwoch, 18 Mai 2022 19:53)

    Schönes Quartett. Alle Viere stehen wahrscheinlich , wieder , wie immer in der falschen
    Sammlung rum, dieses mal sogar in verschieden Ländern.Mit der großen Trommel würde
    ich gerne mal eine Runde drehen, wenn es den denn in 1:1 geben würde.
    Macht´s einfach so weiter, mein Beifall ist Euch sicher.

  • #2

    Reinhold (Donnerstag, 19 Mai 2022 11:00)

    Herzlichen Glückwunsch zum gelungenen Teamwork! 4 mal das gleiche Auto und doch jedes Mal anders. Als Stock-Fan gefallen mir die beiden vom Robert natürlich am besten - aber auch die orange Flunder vom Christian finde ich sehr interessant und einen gelungenen Radikal-Umbau. Ja, orange mit schwarz sieht schon geil aus!

  • #3

    Doc Martens (Donnerstag, 26 Mai 2022 10:07)

    Respekt, ich finde es höchst vergnüglich und interessant, wie man sich in unserem Hobby der selben Sache aus zwei so radikal verschiedenen Richtungen nähern kann. Da darf man doch hoffentlich mit der Fortführung dieser Herangehensweise in Zukunft rechnen?