The Four Seasons

The Four Seasons

 

Frühling, Sommer, Herbst und Winter...

 

Umbau verschiedener AMT-Modelle, Maßstab 1:25

The Four Seasons

 

 

Die Serie "Vier Jahreszeiten" entstand schon Anfang der 1990er Jahre und begleitet mich seitdem immer mal wieder auf Ausstellungen.

Ein 2-Seiten-Artikel über diese vier Modelle ist im Oktober 1999 im "Modell Fan" erschienen.

 

Ich bin des Öfteren schon gefragt worden, wie ich denn auf so eine Idee komme - und musste gestehen, dass mich das "einfach mal so überfallen hat", oder anders formuliert, ich konnte es mir selbst nicht anders erklären, als dass meine Phantasie mit mir durchgegangen ist.

 

 

Zugegeben: Das tut sie immer mal wieder.


Der Frühling

Im Frühling startet das Jahr mit frischen Farben, die Wiesen erstrahlen in frischem Hellgrün, Feld und Waldboden stehen in voller Blüte.

 

Das Modell entstand aus dem Bausatz Pontiac Grand Prix 1965 aus der 'Prestige Series' von AMT

 



Änderungen an der Karosserie

Front- und Heckschürze sind die Custom-Teile aus dem Bausatz. Auf der Beifahrerseite habe ich eine breite Flügeltür bis Dachmitte ausgesägt und beweglich befestigt. Die Fahrertür blieb im Originalzustand.

 

Das Pflanzenrelief auf beiden Fahrzeugflanken, einer Blumenwiese nachempfunden, habe ich aus Plastikabrieb hergestellt, wie er beim Schleifen mit dem Schleifkegel entsteht.

Die Blüten sind entweder kleine Unkrautblüten, die ich an geeigneter Stelle aufgeklebt und mit Farbe hervorgehoben habe oder ganz einfach ein Klecks Farbe.

 

Der Farbauftrag

Die Lackierung erfolgte zunächst in Hellgrün; die bunten Sprenkeln entstanden durch sparsamen Einsatz der Airbrush mit gelb, rot und blau nacheinander gleich nach dem Grün in die noch nasse Grundfarbe. Die Integration der bunten Sprenkel in die Farboberfläche erledigte die noch nasse Farbe durch Verlaufen von selbst.

 

Das Interieur

 

Der Innenraum wurde zunächst aus Plastiksheet völlig neu aufgebaut.


Hinten entstand so anstelle einer Rücksitzbank eine flache, gepolsterte Liegefläche; "gepolstert" wurde sie mit einem Stück Papierhandtuch.

 

An dessen linker Seite unter dem Fenster entlang und dann im rechten Winkel hinter dem Fahrersitz verläuft eine Art Theke; als Mittelkonsole wird sie dann bis ins Armaturenbrett fortgesetzt. Auf die waagerechte Oberfläche habe ich mit dem Pinsel eine Holzmaserung imitiert. Das ging recht einfach: ich habe dazu verschiedene Brauntöne ineinander gemalt , bis ein Muster ähnlich einer Holzmaserung entstand. Nach dem Trocknen wurde das dann noch mit Glanzlack überlackiert.

 

Der Beifahrersitz stammt aus der Krabbelkiste (man könnte ihn sich sogar als drehbar vorstellen?). Hier steht er stark geneigt gleich einer Liege gegen die Fahrtrichtung.

 

Das Armaturenbrett ist die Custom-Version aus dem Bausatz; Grundfarbe ist wie bei der Karosserie maigrün mit bunten Tupfen - hier allerdings wurde mit seidenmatten Farben pinsellackiert.

 

Das Ungewöhnliche an diesem Modell sind allerdings die bunten Blumen, die insbesondere entlang der Kanten sprießen. Sie wurden zumeist aus getrockneten Unkraut-Blüten zusammengeklebt und mit Mattfarben bemalt.

Die Säule in der Mitte soll einen Baumstamm imitieren. Entstanden ist sie  aus einem dicken Gussast.

Der Dachhimmel ist als 'Himmel' blau mit hellgrauen Wolken gestaltet - wie sonst? Soll doch schönes Wetter sein!

 

 

Zum Abschluss des Frühlings das Modell nochmal auf seiner Präsentationsfläche:

Der Sommer

Im Sommer ist das Grün satter, die Pflanzenwelt voll entwickelt.

 

 

Auch der Sommer entstand aus einem 'Prestige Series'-Bausatz von AMT, diesmal der Pontiac Bonneville 1965.


Änderungen an der Karosserie

Nach Art eines 'Towncar' wurde der mittlere Dachteil ausgesägt; für Front und Heckabschluss kamen auch hier die Custom-Parts aus dem Bausatz zum Einsatz.

 

Die Lackierung

Den Sommer habe ich mit der gleichen Technik lackiert wie schon den 'Frühling', wenn auch mit einem dunkleren Grün als Grundfarbe und verschiedenen Grüntönen anstelle der farbigen Sprenkel.

 

Das Interieur

 

Die 4 Custom-Sitze entstammen direkt dem Bausatz; die originalen Seitenteile wurden mit Teilen einer Papierserviette überzogen und lackiert.


Die bunt gesprenkelten Sitzbezüge und die Bespannung von Armaturenbrett, Hutablage und Boden habe ich alle am Computer gemalt, auf Normalpapier gedruckt, dann passend ausgeschnitten und aufgeklebt. Gemalt habe ich sie pickselweise mit Windows Paintbrush und auf dem HP550C ausgedruckt. Der HP war damals der Status quo für Home Printer.

 

Die Pflanzen

Für die Pflanzen-Ranken im Rückfenster und der Windschutzscheibe habe ich Brennnessel-Blüten getrocknet - nach dem Trocknen piekst da nix mehr, dafür erwies sich das Material als reichlich spröde. Die Blüten wurden einfach in die benötigen Stücke zerbrochen, in der gewünschten Weise zusammengeklebt und dann mit reichlich seidenmatter Farbe bekleckert. Nach dem Trocknen habe ich sie dann an ihrem Platz fixiert.

 

Die ausladende Palme in der Mitte entstand aus einem Fotoätz-Bausatz, die Blätter sind also aus Metall. Hoffentlich kitzelt sie den Fahrer nicht gar zu sehr im Genick! Das soll die Konzentration auf die Straße doch merklich beeinträchtigen!

 

 

Außer der Palme sind alle Pflanzen wirklich  Pflanzenteile von diversen Gräsern, Blüten und dergleichen.

Nach dem Sommer kommt bekanntlich ...

Der Herbst

 

Erntezeit! Jetzt zeigt sich, was im Sommer gewachsen ist. Gleichzeitig zeigen die Blätter erste Anzeichen vom Ende der Saison - sie färben sich langsam rot, gelb und braun.


Ursprünglich war dieses Modell ein Chrysler 300 Convertible Promotional.

 

Allerdings hatte jemand mit viel zu viel Lack die Oberfläche gründlich  "verschlimmbessert". Mit reichlich Schmirgelpapier und neuer Farbe konnte ich das Modell soweit retten, dass es für die Rolle des Herbst zu gebrauchen war.

 

Die Karosserie

Das Modell wurde zum Pickup umgebaut. Dazu wurde der Kofferraum ausgesägt und in die so entstandene Lücke ein Pickup-Bed aus Plastiksheet hineinkonstruiert.

 

 

Das Dach entstand aus einem Custom-Teil aus dem Bausatz eines 1965 Lincoln aus AMT's 'Prestige-Series'. Front und Heck habe ich mit Custom-Teilen aus der Krabbelkiste verfremdet.

Farben

Grundfarbe ist ein selbst angemischtes Olivgrün. Die bunten Sprenkel habe ich auch hier wieder direkt nach Auftrag der Grundfarbe in die noch nasse Farbe gespritzt. Die größeren Flecken entstanden unter Zuhilfenahme einer Schablone, die feinen Sprenkel frei Hand aus großer Entfernung.

 

Interieur

Hier kam das originale Interieur des Chrysler zum Einsatz. Die einzige Änderung am Plastik ist der gestufte Planzenkasten in der Mitte des Rücksitzes aus Plastiksheet.

Er bekam allerdings die jahreszeitlich passende Bemalung in Gestalt eines Patchworks aus diversen Brauntönen - alles ist mit dem Pinsel aufgetragen.

 

An der Dachkante entlang wachsen Traubenranken mit Früchten - so richtig einladend zum Zugreifen während der Fahrt.

 

 

Die übrige Ladung stellt diverses Obst und Gemüse in Körben und Kisten dar. Obst aus Perlen, Grieß und Mohn, verschieden bemalt; die Behältnisse sind bemalte Eichel-Becher oder Kisten, aus H0-Zubehör zusammengeklebt.


Pflanzen, Obst und Gemüse

Das Laub entstand wie schon beim Sommer aus Brennesselblüten und (viel) Farbe, die dem spröden Material eine gewisse Stabilität verlieh.

 

Die Trauben sind Mohnkörner, die mit Weißleim um einen Plastikfaden geklebt wurden, beides dann natürlich mit Farbe versehen.

Die Herstellungsweise ist eigentlich ganz einfach: Die Plastikfaden habe ich wie üblich aus einem Stück erhitztem Gussast gezogen, davon wurde ein passend abgeschnittenes Stück zuerst in Weißleim gebadet und dann in die Schachtel mit Mohnkörnern getaucht. Was daran hängen blieb, verbringt jetzt sein Leben als Trauben-Darsteller.

 

Der Pfirsischbaum (oder was auch immer es darstellen könnte) in der Mitte des Rücksitzes entstand auf ähnliche Weise; nur dass die Früchte hier einmal als Sesamkörner oder ähnliches gewachsen sind.

 

Für die größeren Früchte, also Äpfel, Melonen u.a. dienten Holz- und Kunststoffperlen aus dem Bastelgeschäft.

Winter

 

Nach dem Herbst wird es kalt: Der Winter hält Einzug mit Frost, Schnee und Eis - zumindest lautet so die Legende. Erzwungenermaßen gönnt sich die Natur eine Verschnaufpause bis zum Beginn des nächsten Frühlings.

Auch für den Winter kam ein Bausatz aus AMT's 'Prestige Series' zum Einsatz, diesmal der Chevrolet Corvair.

                       

Die Karosserie

An der Front habe ich das "Advanced Custom"-Teil aus dem Kit verwendet; das Heck  wurde mit Custom-Teilen vom '66 Buick Riviera (Johan) verlängert.

Der Winter ist der einzige der vier, der technisch verändert wurde: Ein V8-Motor vom Revell-Ford-T Rod ersetzt den originalen Boxermotor, für angenehme Motortemperaturen sorgen zwei Kühler links und rechts vom Motor. Zu sehen ist davon allerdings nicht viel, weil die Motorhaube zugeklebt ist.

                       

Der Farbauftrag

 

Die Grundfarbe ist hier Revell's Seidenmatt weiß. Darüber habe ich anschließend auf den waagerechten Flächen als Schneebelag per Airbrush perlmutt Car-Color (von Revell; ist schon lange nicht mehr im Handel) in mehreren Schichten aufgetragen.


Die dickeren Eiszapfen an Front und Heck entstanden aus Clear Plastic Gußästen. Die wurden über einer Kerzenflamme erwärmt, dann etwas langgezogen und direkt an ihrem zukünftigen Platz in die gewünschte Form gedrückt, gezogen und gebogen. Die Zapfen an den senkrechten Flächen entstanden durch mehrfaches Auftragen von eingedicktem Glanzlack.

 

Die Tannen an den Seitenflächen sind mit Schablone und stark verdünnter Farbe gespritzt.

Das Interieur

 

Wieder einmal wurde das Originalbauteil aus dem Bausatz verwendet.

Die Fellbespannung auf den Sitzen entstand aus Spachtelmasse, die einfach (gar nicht so dünn) auf die Sitze aufgestrichen wurde. Den Pelz-Look habe ich danach durch Bearbeiten der halbgetrockneten Masse mit einem harten Pinsel erzeugt. An den Türen wurden Papierservietten aufgeklebt. Die Bemalung erfolgte in mattweis; die der Sitzfelle in matt hellgrau mit dunkelgrau.

 

 

Vor den Vordersitzen steht ein Ofen mit offener Tür und Feuer (bemalter und geschnitzter Teil eines Gussastes), Das Ofenrohr mündet durch das Dach ins Freie (ein über Kerzenflamme zurechtgebogener Gussast aus Clear Plastik, mit Silberfarbe angestrichen)

Eine kleine, mit roter Glasmalfarbe bemalte Glühbirne im unteren Teil des Ofens erweckt - bei angelegter Batterie - den Eindruck eines rotglühenden Ofens. Klar, dass der Ofen glüht - angesichts der fehlenden Seitenfenster hat er sicherlich recht viel zu heizen!

Zum Schluss noch ein Abschiedsbild mit allen vieren

Michael Diehl, Mörfelden

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Kommentare: 5
  • #1

    Günther (Montag, 30 Januar 2023 14:38)

    ... Wann wirds mal wieder richtig Sommer... ? oder auch der Sommer der ein Winter war !

  • #2

    Gerhard (Montag, 30 Januar 2023 15:50)

    Für jede Jahreszeit das passende Automobil - wer würde sich das nicht wünschen? Michael zeigt uns, wie das gehen könnte, natürlich auf der Basis adäquater US-Cars und im einzig wahren Maßstab 1:25 - phantastievoller Modellbau vom Feinsten in höchster Qualität! Hut ab, lieber Mike!!!

  • #3

    rainer (Montag, 30 Januar 2023 17:11)

    man kommt aus dem Staunen nicht mehr raus....
    Was in unserem Hobby alles möglich ist. Danke für den interessanten Beitrag.
    -vive la difference-
    Beste Grüße

  • #4

    Christian (Montag, 30 Januar 2023 18:56)

    Le Quattro Stagioni, einmal anders, weder Vivaldi, noch Hadyn konnten sich bei dem Thema zurückhalten, auch Boticelli hat mit seiner Primavera dran gerührt. Aber als „Themen-Custom“ ist das neu. Wesentlich origineller und ungleich eingängiger als die berühmten Themenbikes der Teutuls. Nicht abwegiger als viele Showrods.
    Und wirklich schön gebaut, gratuliere.

  • #5

    Doc Martens (Montag, 30 Januar 2023 20:34)

    Was die verwendeten Techniken und den umgesetzten Ideenreichum anbelangt, ist dieser Artikel eine absolute Goldgrube und sehr inspirierend. CHAPEAU!