Art Deco Bugatti Royale

Bugatti Royale

 

Art Deco forever

 

Bandai, Maßstab 1:16

 

ART DECO FOREVER!

Was vor vielen Jahren als Trilogie geplant war, umfasst heute insgesamt 12 Art Deco-Pretiosen in 1:16, von denen wir an dieser Stelle die Nummern sechs, sieben und acht präsentieren wollen…

Wie immer bildete auch für die folgenden Modelle der Bugatti Royale von Bandai im Maßstab 1:16, ein mittlerweile sehr selten gewordener Kit, die Basis, wobei immer weniger Teile dieses Bausatzes Verwendung fanden. Jedes einzelne Modell folgte dabei auch weiterhin in Form und Funktion einem bestimmten Thema und bestach so nicht nur durch die Kreativität der Gestaltung, sondern auch durch die Qualität der handwerklichen Ausführung. Wer die bisherigen Vorstellungen von Woodgatti, Blackgatti, Batgatti, Belle Vue und eXtremegatti verfolgt hat, wird außerdem eine deutliche Steigerung der Formensprache und des Fertigungsaufwandes feststellen, die Siegfried Hagen immer weiter entwickelt und perfektioniert. Hier also seine nächsten drei Art Deco-Modelle zum Genießen und Staunen!

DER SURFGATTI

Mit seinen unglaublich lang gestreckten Linien, den voll verkleideten Rädern und der überaus attraktiven Kombination der Lackierung in Kupfermetallic mit den hellen Holz-Akzenten präsentiert sich der Surfgatti in überragender Eleganz. Die gesamte Erscheinung ordnet sich dem Thema „Surfing USA“ unter: Als Grundform dient ein Kombi mit großer Ladefläche, der genug Platz für alle Utensilien bietet, die man für einen sonnigen Tag am Strand braucht, und auf dem flach gehaltenen Dach lassen sich zwei Surfbretter festschnallen. Außerdem findet sich das Grundthema in der winzigen Kühlerfigur eines Surfbretts wieder, das sich auch auf dem „Continental Kit“ am Heck erkennen lässt. Und last but not least steht das Modell auf der Grundplatte in Form eines Surfbretts, in das die Bezeichnung „Surfgatti“ eingelassen ist.



Während die fließenden, teilweise gegenläufigen Linien der Kotflügel, des Karosserie-Aufbaus und der Seitenfenster von höchster Eleganz geprägt sind, unterstreichen die zur Lackierung kontrastierenden, hellen Holzeinlagen diesen Eindruck noch intensiver. Wie bei seinen anderen Modellen spart Siegfried Hagen aber auch hier nicht mit überraschenden Technik-Gimmicks: Die Türen lassen sich auf einer Schiene nach außen ziehen und dann nach hinten drehen, um den – zugegebenermaßen etwas mühsamen – Einstieg zu ermöglichen. Dadurch wird auch der Blick in das mit Leder, Teppichboden und zahlreichen Instrumenten ausgestattete Interieur frei, das ein Kunstwerk für sich darstellt.

Am Heck lässt sich das Continental Kit komplett abnehmen, um das Öffnen der Heckklappe zu ermöglichen. Diese schwingt nicht etwa konventionell nach oben oder der Seite, sondern wird – korrespondierend zu den Türen – ein Stück weit herausgezogen und dann nach rechts gedreht, um den Zugang zum großzügig bemessenen Laderaum freizugeben. Das alles ist zwar keineswegs besonders praktisch oder alltagstauglich – ebenso wenig die voll verkleideten Vorderräder, die nur einen minimalen Lenkeinschlag ermöglichen und so eigentlich nur das Geradeausfahren erlauben – aber wer denkt denn bei diesen vollendeten Formen und Farben an so schnöde Dinge wie Alltagstauglichkeit? Und so stellt der Surfgatti in dieser an Highlights wahrlich nicht armen Art Deco-Sammlung ein weiteres herausragendes Meisterstück dar!


 DER BUGATTI GRANDE NATION

Bevor wir uns dem nächsten Modell, dem Bugatti Grande Nation, zuwenden, müssen wir alles bisher Gesehene und Gelesene aus dem Gedächtnis löschen und uns diesem spektakulären Objekt völlig unvoreingenommen nähern. Hier ging es nämlich nicht mehr um vollendete Formen, harmonische Eleganz oder ein perfektes Finish, sondern um das genaue Gegenteil: Ein möglichst abgerocktes Erscheinungsbild und zahlreiche makabre Details, die ein ungewohntes und unkonventionelles, aber in sich total stimmiges Modell ergeben. Der Name „Grande Nation“ leitet sich übrigens von der in den französischen Nationalfarben gehaltenen Grundplatte her und soll sicher auch (mit Recht!) ein wenig Stolz über das gelungene Modell ausdrücken.

Es spricht eindeutig für die Fantasie und die Kreativität von Siegfried Hagen, dass er sich mit dem Grande Nation so kompromisslos von seinem bisher praktizierten Stil lösen konnte und so viele überraschende Details sowie neue Techniken in dieses Modell integrierte. Die übergeordnete Thematik ist die eines „Rat Cars“ (= Ratten-Auto), eine eigene Bewegung innerhalb der Oldtimer-Szene, die sich durch teilweise künstliche Alterung und Abnutzung ihrer Fahrzeuge ganz bewusst von der Hochglanz-Fraktion abzusetzen versucht.

Beginnen wir mit der Karosserie des Grande Nation. Sie besteht aus einem Holzgerüst, das mit 0,02 Millimeter dünnem Blech verkleidet und dann mit Batteriesäure behandelt wurde, um echten Rost zu erzeugen. Wie die Abbildungen zeigen, ist dieses Vorhaben mehr als gelungen; gleichzeitig demonstriert das Modell die Vergänglichkeit alles Irdischen, denn es wird sich über die Jahre hinweg ganz langsam in kleine Rostpartikel auflösen…


Die zahllosen phantasievollen, teilweise auch makabren Details des Modells an der Front, im Innenraum, am Anhänger sowie dessen Kupplung und dem Motorrad einzeln aufzuzählen, würde den Umfang dieses Berichts sprengen – hier sei dem Leser eine eingehende Betrachtung der Bilder ans Herz gelegt. Ein bisschen Art Deco muss allerdings auch hier sein und findet sich an den voll verkleideten Rädern des Anhängers, natürlich ebenfalls kunstvoll gealtert. Das Motorrad war einst das Fertigmodell einer Harley Davidson von Maisto im Maßstab 1:18 und wurde mit den per Heißluftföhn in Form gebrachten Knochen eines maßstäblich korrekten Kunststoff-Skeletts zum Thema passend umgebaut.



Noch ein paar Details am Rande: Die Installation des Stacheldrahts auf dem vorderen Teil des Anhängers erforderte vom Erbauer einen hohen Blutzoll: Er stach sich mit den spitzen Enden während des Einbaus mehrmals in den Finger, so dass dieses Modell im wahrsten Sinne des Wortes „unter Blut, Schweiß und Tränen“ entstand. Der Bugatti Grande Nation war im Übrigen ein Geschenk von Siegfried Hagen an den Autor dieser Zeilen zu einem runden Geburtstag – fast möchte man sich wünschen, dass die Zeit (noch) schneller vergeht, damit der nächste Runde mit ähnlichen Geschenken möglichst bald kommt!

DER BUGATTI MIRAGE

Nach dem kurzen Ausflug in die Welt des Rosts und der Skelette kehren wir mit dem Bugatti „Mirage“ wieder zurück zu den opulenten Art Deco-Formen, deren Eleganz und Ausgewogenheit nicht mehr zu steigern ist. Inspiriert wurde der Mirage von den Renntransportern der frühen Jahre wie der legendären Eigenkonstruktion von Mercedes-Benz, mit der die Silberpfeile von Rennen zu Rennen gebracht wurden. Die Basis dafür bildete wie immer der Bugatti Royale-Bausatz von Bandai in 1:16, von dem allerdings nur noch wenige grundlegend überarbeitete Elemente wie der Rahmen, der Motor, der Kühlergrill, Teile der Kotflügel und die Räder übernommen wurden.


Dominantes Merkmal des Mirage sind die unglaublich dynamisch gestalteten, scheinbar nicht enden wollenden Kotflügel, deren breite, die Formen betonenden Chrom-Applikationen perfekt mit dem dunklen Blau kontrastieren. Dazu passend wurden die Fahrerkabine und die Wände der Ladefläche in einem hellen Blau gestaltet, so dass sich insgesamt ein überaus stimmiges Bild ergibt. Die Ladefläche ist mit Holzfurnier belegt und trägt den Schriftzug „Mirage“. Auch hier begeistern wieder zahlreiche wohl durchdachte und handwerklich einwandfrei ausgeführte Details den Betrachter: Die harmonisch in die vorderen Kotflügel integrierten Scheinwerfer, die freistehenden Rücklichter und Positionsleuchten, die unter der Ladefläche verborgenen, herausziehbaren Auffahrrampen und die in den französischen Nationalfarben gehaltene, abnehmbare Finne.

Der Mirage transportiert ein von Grund auf selbst konstruiertes und scratch gebautes fiktives Rekordfahrzeug, das in Anlehnung an die legendären Mercedes-Rennfahrzeuge in einem intensiven Silber lackiert wurde. Das formal an einen Flugkörper erinnernde Geschoss trägt einen stilisierten Bugatti-Kühlergrill, ist mit hunderten von einzeln (!!!) aufgebrachten Nieten verziert und steht auf den fein gearbeiteten Speichenrädern eines 1928er Mercedes-Benz Sonder Kabriolet-Bausatzes von Gakken im Maßstab 1:16. Die mit zahlreichen Lüftungsschlitzen versehene Heckhaube lässt sich abnehmen und gibt den Blick auf ein als Heck-Mittelmotor ausgelegtes Bugatti-Triebwerk frei, das die Hinterräder antreibt.

Auch die Cockpit-Verkleidung lässt sich entfernen und offenbart den mit Echtleder bezogenen Fahrersitz sowie das naturgetreu mit feinen Stoffstreifen umwickelte Lenkrad. Und wer bei aufgeladenem Fahrzeug das Führerhaus des Mirage abnimmt, sieht die stilisierte Bugatti-Nase des silbernen Renners zwischen den Vordersitzen herausragen – ein zusätzlicher Gag und ein weiterer Beweis für die schier unerschöpfliche Kreativität von Siegfried Hagen! Jedes der beiden Modelle verfügt über eine eigene Ausstellungsplatte, die beide im „Checkered Flag“-Design gehalten und mit maßstäblich korrekten, kleinen Werkzeugen verziert sind.


Fortsetzung folgt!

 

 

Modelle: Siegfried Hagen, Traismauer, Österreich

 

Text und Bilder: Gerhard Hoffmann, Bachmehring

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Kommentare: 3
  • #1

    Doc Martens (Donnerstag, 29 Mai 2025 11:06)

    Unglaublich! Die Ausführung der hagen'schen Modelle dürfte dem künstlerischen Anspruch Ettores mehr als gerecht werden

  • #2

    Günther (Donnerstag, 29 Mai 2025)

    Der Sigi, der Allergrößte. Schade, das er nie die Chance hatte ein Auto in 1:1 zu
    designen. Das wäre der Knüller. Immerhin haben Sie bei BMW/Rolls Royce ( Wie das genau
    zuging,weiß Keiner) sein ,von Ihm designetes, aus ebendieser Bugatti Reihe gestaltetes
    Showcar, nahezu 1:1 kopiert und als Rolls Royce Showcar vorgestellt. Die Herrschaften sollten
    sich schämen.Das Ding war genau Einmal ausgestellt und zwar in Frankfurt und dort müssen
    die Plagiatsbanditen fündig geworden sein. Sigi for President ! ! !

  • #3

    Christian (Donnerstag, 29 Mai 2025 18:56)

    Beeindruckend, er macht genau das, was die großen Carrossiers wie Sautchik oder Fignoni e Falaschi 1:1 gemacht haben, nur noch abgehobener. Eine eigene Carrosserie scratch bauen ist schon lange mein Wunsch, aber über eine recht kantige Gruppe6-Paraphrase bin ic/ auch 1:24/25 nicht hinaus gekommen, und natürlich die Verwertung einer Naßrasiererverpackung, die es hier in den Turbinengeschichten als Anmerkung gibt.
    Hut ab vor dem perfekten Handwerk, allein sich die Formen auszudenken ist schon Kunst, die Umsetzung noch viel mehr und höchste Handwerkskunst.