BUILDING THE BRUTE
DIE ORIGINALE
Die Basis für das Erscheinen der Letter Cars bildete die Einführung des „Hemi“-Motors im Jahre 1951, in dem das Aggregat zunächst noch moderate 180 PS leistete. Das erste richtige Kraftpaket erschien 1955 im Chrysler C-300 mit bereits 300 PS (daher der Name!). Verpackt wurde diese immense Power in der Full-Size-Karosserie des Chrysler New Yorker, die zur besseren Unterscheidung einen anderen Kühlergrill („Split Grill“) und nur sehr sparsamen Chrom-Zierrat erhielt. Trotz des erheblichen Fahrzeug-Gewichts spurtete der C-300 in 9 Sekunden von 0 auf 100 km/h und erreichte eine Höchstgeschwindigkeit von über 200 km/h.
1956 begann Chrysler mit den „Letter Cars“ und bezeichnete das Modell dieses Jahres offiziell als „300 B“. Die Motorleistung stieg auf 340 PS, mit dem ebenfalls angebotenen „Performance Pack“ sogar auf 355. Im darauf folgenden Jahr kam der „300 C“ in den Genuss der neuen, hoch eleganten „Forward Style“-Karosserie und wurde erstmals auch als Cabriolet angeboten. Wie zu erwarten stieg die Motorleistung auf bis zu 390 PS, die eine Spitzengeschwindigkeit von 230 km/h ermöglichten.
1955 und ´56 dominierten die Chrysler erwartungsgemäß die Rennstrecken der NASCAR-Serie, was deren Verantwortliche umgehend mit einer Reglements-Änderung beantworteten. So nahm kein Chrysler ab 1957 mehr an den Rennen der NASCAR-Serie teil, aber „The Brute“ blieb durch andere Sporterfolge und Rekorde trotzdem in aller Munde. Das Jahr 1958 sah äußerlich nur ganz geringe kosmetische Änderungen vor, die hauptsächlich die Rücklichter und das Design der Radkappen betrafen. Die größte Revolution spielte sich dagegen unter dem Blech ab: Erstmals war für den 300 D eine „Fuel Injection“ (Benzineinspritzung) erhältlich, was die Leistung des Standard-Motors auf 380 PS anhob.
Auch der Chrysler 300 E von 1959 veränderte sich äußerlich nur wenig und erhielt neue Rücklichter, einen etwas anderen Heckflossen-Abschluss und einen rot hinterlegten Kühlergrill. Zum größten Bedauern der eingefleischten Fans wurde der längst legendäre Hemi-Motor durch einen konventionell konstruierten 413 cu.in V8 ersetzt, der ebenfalls wie der Hemi 380 PS leistete. Damit waren die Weichen gestellt, die 400 PS-Marke zu reißen, was bereits 1960 beim 300 F geschah. Das in den Augen der Fans letzte „echte“ Letter Car war schließlich der 300 G von 1961, obwohl die Serie bis 1965 (300 L) fortgesetzt wurde.
1957 Chrysler 300C Convertible
„Irgendwann mal“ Ich glaube, diesen Spruch kennt jeder. „Irgendwann mal baue ich den 57er Chrysler“. Dieser Gedanke begleitet mich schon seit 1999, als AMT den Chrysler als Bausatz herausbrachte. Dass es jetzt doch soweit war, liegt daran, dass ich mittlerweile schon zum dritten mal, mir die Serie „Crime Story“ auf DVD anschaue. Dort fährt der Chef-Ermittler Michael Torello ein wunderschönes 57er Cabrio in schwarz, mit roter Innenausstattung. So musste meiner jetzt auch werden!
Das Coupe in ein Cabrio umzubauen, ist mittlerweile kein Hexenwerk mehr. Dach abgeschnitten, die Kanten vorsichtig geglättet und durch eine Verdeckabdeckung aus Resin von Modelhaus ersetzt. Die tiefschwarze Lackierung klappte leider erst beim zweiten Versuch. Die rote Innenausstattung gab es damals tatsächlich! Normalerweise waren die Lettercars innen ausschließlich in Hellbraun zu haben, auf besonderen Kundenwunsch war aber auch Rot erhältlich.
Der Zusammenbau selbst gab keine Rätsel oder Probleme auf, so dass relativ fix, Mike Torellos Dienstwagen in der Vitrine stand.
1958 Chrysler 300 D Hardtop
Aus dem oben beschriebenen AMT-Bausatz des Chrysler 300 C lässt sich mit geringem Aufwand der 300 D von 1958 realisieren. Dazu müssen nur die roten Klarsichtteile der Rücklichter im oberen Teil um ca, ein Drittel gekürzt und rund gefeilt werden. Den oberen Heckflossen-Abschluss bildet das unveränderte Chromteil des Bausatzes.
Bei den ansonsten gleich gebliebenen Radkappen lässt sich anstelle des inneren Rings nun der äußere rot lackieren, um eine Unterscheidung zum Vorjahres-Modell herzustellen. Mit diesen minimalen Maßnahmen lassen sich zumindest die äußeren Änderungen nachvollziehen; nicht berücksichtigt sind dabei eventuelle Unterschiede im Motorraum oder bei der Innenausstattung.
1959 Chrysler 300 E Convertible
Nicht ganz so einfach gestaltet sich die Mutation des AMT-Chrysler 300 C in den 300 E des Jahres 1959. Immerhin bot AMT den ´57er Chrysler 300 auch in einer Custom-Version an, der exakt der ´59er Kühlergrill mit den Querstreben beiliegt, den man – rot hinterlegt - für den ´59er Jahrgang braucht. Das Heckteil mit den geänderten Heckflossen/Rückleuchten und der neu gestalteten Stoßstange findet sich dagegen an der Chrysler New Yorker-Promo-Wiederauflage von XEL.
Vom AMT-Bausatz wird also das Frontteil bis zum hinteren Türausschnitt verwendet, vom XEL-Promo das Heckteil mit den Flossen, den Rücklichtern und die hintere Stoßstange. Was zunächst ganz einfach klingt, hat – natürlich! – seine Tücken: Der XEL-New Yorker ist ein Viertürer, so dass einmal der hintere Türspalt verschwinden muss und zu anderen der Ansatz der Heckflosse (der beim Coupe gleich hinter der Tür liegt) zwangsläufig etwas weiter nach hinten rutscht.
Das Hauptproblem sind jedoch die unterschiedlichen Wölbungen der Karosserie-Außenseiten bei AMT und XEL. Sie erfordern insbesondere im Bereich der Schweller umfangreiche Korrekturen und machen auch eine Neugravur des hinteren Türspalts erforderlich. Immerhin besitzt der 300 E im Gegensatz zu seinen Vorgängern im Bereich der Türschweller eine Zierleiste, die sich gut mit Evergreen-Profilen nachbilden lässt und in der Chrom-Umrandung des hinteren Radausschnittes mündet.
Ein weiteres Problem stellt das rot/weiß/blaue „300“-Emblem auf den Seitenteilen dar, das 1959 erstmals vor die Hinterräder rutschte und daher nach vorne verlegt werden muss. Diese Verlegung mitsamt der Zierleiste zu bewerkstelligen, ist fast unmöglich; als einfachere Lösung bleibt, die Embleme aus den 300 C-Seitenteilen herauszutrennen, sie an ihrer neuen Stelle zu platzieren und die Zierleisten aus Evergreen-Profilen nachzubilden.
Damit ist ein schönes Trio entstanden, das die Entwicklung des „Biests“ von 1957 bis 1959 anschaulich darstellt. Wer noch weiter gehen will, greift zu den Moebius-Bausätzen des C-300 und des 300 B von 1955/56, um die Reihe nach hinten zu ergänzen. Von den Jahrgängen ´60 und ´61 („F“ und „G“) gibt es Resin-Kits und der 1962er 300 H stammt von Jo-Han aus der „USA Oldies“-Serie. So lässt sich dieses Milestone Car zur Freude der Modellbauer über acht Jahrgänge hinweg lückenlos nachvollziehen!
1957: Robert Eiber, Großschwarzenlohe
1958 -59: Gerhard Hoffmann, Bachmehring
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