The George Jetson Jet
Scratch built
Selbstgebaute Karosserie mit einigen Bausatz-Teilen, Maßstab 1:25
„Unverhofft kommt oft“
Diese Redensart stimmt tatsächlich! Ich habe vor einiger Zeit schon völlig unbedarft in einer US-Car-Zeitschrift geblättert, in der ein Bericht über den ehemaligen Auto-Designer G. Gordon Davis abgedruckt war. Darin auch einige Skizzen und Zeichnungen von ihm, von denen mich eine aus dem Jahr 1957 sofort in Schnappatmung versetzte. Eine rote Flunder mit zwei ovalen Kühleröffnungen, seitlich daneben die Scheinwerfer und hohen, spitzen Heckflossen. Das Teil hatte den Namen „Red Hemi Concept“.
So etwas in der Art musste ich auch haben! Aber wie? Was nimmt man da als Ausgangsbasis her? Genau: Nichts! Also selber machen...
Ich habe sehr lange gezögert, irgendwie habe ich mich nicht getraut. Aber einige meiner Modellbaukumpels und einer ganz besonders („mach mach, mach!“) haben so lange in mich eingeredet, dass ich dann doch nachgegeben habe.
„Ich fang mal an, aufhören kann ich ja immer noch“. Wobei, wer mich kennt, der weiß, dass ich Sachen, die ich anfange, immer fertig mache. Egal, wie...
Los ging´s mit einem 2,5cm Leerrohr und einer 1mm Evergreen-Platte.
Das Rohr wurde in zwei gleichlange Stücke gesägt, diese wurden dann der Länge nach aufgeschnitten und dann um ca. 3mm abgeflacht wieder zusammengeklebt um eine leicht ovale Form zu bekommen.
Vier zurechtgeschnittene Evergreen-Platten wurden dann jeweils oben und unten zwischen die Röhren geklebt. Eine irre Messerei, dass auch der Abstand vorne und hinten gleich ist!
Die seitlichen Tuben, die die Scheinwerfer und die Rücklichter aufnehmen sollten, sind aufgeschnittene Evergreen-Röhrchen, mit Plasiksheet dazwischen, in die richtige Form gebracht.
Anschließend wurde dann die Öffnung für das vorgesehene Interieur, welches vom 57 T-Bird stammt, ausgebohrt und verschliffen. Ebenso die Öffnung auf der Unterseite, da ja das Interieur später von unten eingesetzt werden wollte, außerdem sollten da auch noch Teile vom T-Bird Fahrwerk mit den Rädern eingebaut werden.
Dann noch die Custom-Heckflossen vom 59 Imperial an ihre Stelle geklebt und fertig war der Rohbau.
Was sich jetzt im Zeitraffer ließt, war tatsächlich eine wilde und anstrengende Fummelei, mit vielen Rückschlägen. Aber dann war´s irgendwann doch soweit, dass ich mit dem Spachteln und Schleifen anfangen konnte.
Wieviele Durchgänge ich benötigte, erspare ich uns lieber...
Nachdem mehrere Grundierungsschichten drauf waren, wurde lackiert. Ich habe mich, der alten Zeichnung entsprechend, auch für ein kräftiges Rot entschieden.
Die Luftein- und -Auslässe sind mit BMF beklebte Evergreen-Riffelbleche. Die wurden in Form gefeilt und von der unteren Öffnung her durch die Röhren nach vorne und hinten an ihren Platz geschoben und von innen festgeklebt.
Das Interieur stammt ja vom 57er Thunderbird und wurde weiß lackiert, der Boden und Teile der Seitenverkleidung hellbraun beflockt.
Pedale und Lenkrad gibt es keine, das „Fahrzeug“ wird ganz spacig mit einem Joystick bewegt.
Kleine Anekdote zwischendurch: Da ja das Interieur von unten eingesetzt werden musste und die Karosserie von unten gesehen, vorne und hinten gleich aussieht, habe ich doch das Innenteil verkehrt herum eingeklebt! Zum Glück ist es mir noch rechtzeitig aufgefallen!
Die Scheibe stammt ebenfalls vom Thunderbird und wurde nach deren Anpassung an die Karosserie, gaaanz vorsichtig aufgeklebt um ja nicht den Lack zu beschädigen. Hat leider nicht ganz geklappt, so musste ich an einer Stelle etwas ausbessern.
Die Scheinwerfer stammen von einem ausgeschlachteten 58 Edsel, die Rücklichter sind aus der Wühlkiste.
Ich will euch nicht mit den vielen, und zeitraubenden Detailarbeiten langweilen, das war nur eine grobe Zusammenfassung der Arbeiten.
Welchen Namen soll das Teil bekommen?
Nach langem Überlegen und vieler Vorschläge von Außen, ist mir dann aber eine meiner Lieblings-Comicserien, nämlich „The Jetsons“ eingefallen. Diese, aus dem Jahr 1962 stammende Serie verkörpert perfekt das damalige Space-Age Feeling.
Und dessen Familien-Oberhaupt George Jetson bewegt sich mit einigen ähnlichen Fahr- oder Flugzeugen durch die Serie.
Ich finde, dass meine rote Flunder doch perfekt in die Serie passen würde.
Wie schaut´s aus George? Probeflug gefällig?
Robert Eiber, Großschwarzenlohe
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Christian (Mittwoch, 10 September 2025 21:40)
Einfach genial, den schrägen Entwurf eines Designers von vor 68 Jahren frisch in 3D entstehen zu lassen. Noch dazu ohne digitale Methodik, sondern mit den Mühen des traditioneller Handwerkskunst.
Ein Auto komplett nach eigenem Entwurf, ist es trotz Inspiration durch Herrn Davis, ist doch unser aller Traum. Du hast es uns allen vorgemacht, noch dazu mit solch einem Dreamcar, gratuliere. Und wesentlich eleganter als Herrn Jetsons Gefährt. Der steigt sicher sofort um.
Dürfen wir von Dir weiter solche Träume erwarten oder erwartest Du von uns Nacheifern? Das wäre eine hohe Herausforderung.
Gerhard (Mittwoch, 10 September 2025 21:45)
Ja, wir alle wissen: Robert sagt nicht nur, er macht!!! Als die Idee mit dem völlig scratch gebauten Custom aufkam, war ich - wie manch anderer auch - erst mal skeptisch. Meine doch sehr Stock-lastige Phantasie fand einfach keinen Anhaltspunkt für eine Form und schon gar nicht für Teile, mit denen sich so ein Projekt realisieren lassen würde. Allerdings war mir auch klar, dass Robert nicht locker lassen würde, bis das Ding auf seinen Rädern steht...
Und da ist er nun, der "George Stetson Jet"! Auf den ersten Blick wirkt er richtig süß, fast wie vom Kinderkarusell oder aus dem Autoscooter gesprungen. Erst der zweite Blick (und die Lektüre von Roberts Bericht, in dem sicher nicht alle aufgetretenen Probleme beschrieben sind) offenbart, was da für eine geniale Idee und welches modellbauerische Können dahinter stecken. Wieder mal "Hut ab" für Dein Durchhaltevermögen und Deine Fähigkeit, eine Vision auch ins Modell umzusetzen. Da freu´ ich mich schon auf das nächste gemeinsame Custom-Projekt, auch wenn ich gegen die Customgrößen Robert und Günther kaum eine Chance habe ...
Reinhold (Donnerstag, 11 September 2025 09:33)
Jetzt haste die nächste Stufe im Modellbau erreicht: selber was zu machen was es nicht zu kaufen gibt. Allein schon die Idee dazu haben und die Vorstellung in die Praxis umzusetzen find ich sensationell! Und dann ist das UFO auch noch mit absoluter Perfektion gebaut, ohne sichtbare Ansetzkanten und Übergänge. Das ist nicht selbstverständlich, verglichen mit manch anderen Exponaten in Modellbauforen oder auf Ausstellungen. Mit dem Ding aus einer anderen Welt oder aus ferner Zukunft erfreust du sicher nicht nur automobile Custom-Bauer, sondern auch eingefleischte Sience-Fiction-Fans (so wie mich). Die Leopardenfell bezogenen Sitze und Innenverkleidungen finde ich auch sehr charmant. Schade, dass kein Bild vom Fahrgestell/Räder gezeigt ist. Sind da vielleicht sogar WW-Reifen verbaut worden? Oder handelt es sich gar um ein Luftkissenfahrzeug?
Robert (Donnerstag, 11 September 2025 10:37)
Danke für die netten Worte, ihr macht mich fast etwas verlegen.
Reinhold, von unten schaut das Teil jetzt nicht so prickelnd aus, Ich habe die T-Bird Fragmente mit den Rädern auch nur eingesetzt, dass das Modell nicht wie eine Flunder komplett flach auf dem Boden liegt.
mikeof55 (Donnerstag, 11 September 2025 20:33)
Hallo Robert,
Also als Dauer-Skratch-Bauer (You know..) kann ich sehr genau ermessen, was Du uns bei Deinem Bericht so alles verschwiegen hast. Alleine so eine Idee in die Formen von Rohteilen (also Röhren, Evergreen-Stäben, ...) zu zerlegen, erfordert schon einige Phantasie und gelingt nicht immer auf Anhieb. Rückschläge sind bei derartigen Arbeiten unvermeidbar.
Also echt: Hut ab, beide Daumen hoch und mach weiter so!!!
Oliver Löbert (Montag, 15 September 2025 10:32)
Wie Reinhold schon erwähnt hast...the next step! Aus dem Nichts heraus etwas bauen was es
nicht gibt und wofür es Nichts als Basis gibt. Scratch! Dazu gehört eine Portion Mut und sehr viel Selbstvertrauen. Als Vorlage nur ein eindimensionales altes Bild mit Frontansicht.
Der Rest ist nur Fantasie und pures Handwerk. Auf in den Baumarkt und los gehts.
Wie kann man nur so ungeniert an so ein Projekt rangehen?
Ich würde es mir nicht zutrauen. Da hab ich noch einen weiten Weg dahin....
Ich bin ganz ehrlich, als ich die ersten Bilder sah dachte ich mir das kann doch nix werden.
Jetzt hast mich eines Besseren belehrt und das Ding (wie man es auch immer nennt)
ist toll geworden. Für die Ausstellung ein absoluter Blickfang und für die Ewigkeit ein neuer Meilenstein in deiner Modellbauhistorie.
Ich hab es schon öfters hier erwähnt, was soll jetzt noch kommen?
Aber Robert schaffts immer wieder den Maßstab neu zu setzen und er wird es auch weiter tun :-)
Oliver (Montag, 15 September 2025 10:56)
Falls sich jemand dafür interessiert, der Designer G. Gordon Davis von dem Ausgangsbild
hat ein Interview gegeben welches man auf Youtube anschauen kann.
Das Vorlagenbild von Roberts Projekt steht dabei direkt ganz vorne und sehr gut sichtbar auf seinem Tisch.
Scheinbar hat es auch für ihn eine grosse Bedeutung in seiner Karriere.
Hier der Link:
https://www.youtube.com/watch?v=4_2oi-xh6EM
Sigi (Sonntag, 28 September 2025 19:43)
Mein Lieber Künstler! Absoluter Respekt und Hochachtung von Diesen Projekt!!!! Freuen uns Riesig,das wir uns bald sehen!!!��